Nile ist glücklich. Ihr Freund lässt sich scheiden und ist mit ihr zusammengezogen. Gemeinsam sind sie unterwegs, um ein Kleid für die Hochzeit zu finden. Doch während sie in der Umkleidekabine noch darüber lacht, dass eine andere Kundin das gleiche Kleid anprobiert, verschwindet Ben spurlos Er geht nicht mehr ans Telefon, ist wie vom Erdboden verschluckt. Nile malt sich die schlimmsten Szenarien aus und befürchtet, Ben hatte einen Unfall oder wurde sogar entführt.
Die Geschichte ist in der Ich-Form aus Niles Sicht geschrieben. Sie spricht in kurzen Sätzen. Überdurchschnittlich viele davon beginnen mit „Und“. Nile springt zwischen Gegenwart, ihren Ängsten sowie Beschreibungen ihrer Beziehung mit Ben hin und her. Insbesondere am Anfang des Buches kam dadurch ein „Blabla“ Stil auf. Es wirkte wie ein langer Monolog, bei dem man ab einem bestimmten Punkt den Faden verliert, weil es so viele Informationen und so viel Durcheinander ist.
In ihrer Verzweiflung sucht Nile Bens Noch-Ehefrau Flo auf und ab hier wird die Handlung richtig spannend. Die beiden Frauen sind überraschend schnell bereit, sich zusammenzutun um Ben zu finden.
Flo ist in dieser Geschichte die Einzige, die den Eindruck vermittelt, einen kühlen Kopf zu bewahren und rational zu denken.
Nile steigert sich immer mehr in die Situation hinein und hat in ihrem Leben definitiv zu viele Krimis gesehen. An manchen Stellen musste ich lachen, da ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand auf so verrückte Gedanken kommt.
Je weiter man liest, desto mehr kristallisiert sich heraus, dass Niles Beziehung zu Ben alles andere als gesund ist.
Obwohl Ben das Zentrum der Handlung ist, tritt er nicht persönlich in Erscheinung, so dass ich zwischendurch Zweifel an seiner Existenz hatte.
Seine Abwesenheit ist definitiv das, was die Spannung aufrecht hält und mich angetrieben hat, immer weiter zu lesen. Ich musste teilweise sogar dem Drang wieder stehen, einen kurzen Blick aufs Ende zu werfen, um hinter das Geheimnis zu kommen.
Zum Finale verwirrt die Autorin den Leser noch einige Male. Die Ereignisse überschlagen sich, weitere Personen betreten das Spielfeld und gleichzeitig spielt Niles Fantasie immer mehr verrückt.
Das Ende kommt einerseits als Schock, ist aber gleichzeitig so unlogisch und unwahrscheinlich, dass es mich etwas enttäuscht zurücklässt.
Mir gefällt, dass die Autorin dem Leser überlässt, das Gelesene zu interpretieren. Nur kommt mir die offensichtliche Lösung äußerst unrealistisch vor.
An „Atme!“ mochte ich insbesondere das hohe Erzähltempo und dass ich mitfiebern konnte, obwohl mir die Hauptfigur nicht sympathisch ist. Dafür, dass hier im Grunde nur zwei Personen vorkommen (Nile und Flo) überzeugte der Krimi auf jeden Fall durch Spannung und Kurzweiligkeit.
Nur hätte das Ende gerne etwas glaubhafter sein dürfen.