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Veröffentlicht am 05.10.2019

Ein magisches Abenteuer!

Waldo Wunders fantastischer Spielzeugladen
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Inhalt: Lennart Lindenbaum, kurz Lenni genannt, lebt mit seiner Mutter in dem 2. Stock eines 300 Jahre alten Hauses. Unter ihm wohnt Waldo Wunder, der in Erdgeschoss einen alteingesessenen Spielzeugladen ...

Inhalt: Lennart Lindenbaum, kurz Lenni genannt, lebt mit seiner Mutter in dem 2. Stock eines 300 Jahre alten Hauses. Unter ihm wohnt Waldo Wunder, der in Erdgeschoss einen alteingesessenen Spielzeugladen betreibt. Früher war Lenni häufiger dort, jetzt fährt er aber lieber mit seinem BMX-Rad und fühlt sich zu alt für Spielsachen. Als er ein Paket bei Herrn Wunder abholen muss, fragt dieser Lenni, ob er für ein paar Tage auf seinen Laden aufpassen könne. Er müsse dringend etwas erledigen. Lenni willigt ein und schaut in der nächsten Zeit häufiger im Laden vorbei. Bevor Herr Wunder geht, warnt er Lenni noch eindringlich, auf keinen Fall die dritte Schublade von rechts seines Ladentisches zu öffnen. Irgendetwas geht in dem Spielzeugladen vor. Nachts hört Lenni laute Geräusche aus dem Laden, morgens steht das Mobiliar plötzlich anders als am Vortag. Und: Wohin und warum ist Herr Wunder überhaupt verreist? Was hat es mit dem mysteriösen Paket und der Schublade auf sich? Besonders hervorzuheben ist auch der Aktivteil am Ende des Buches. Hier finden sich vier kleine Rätsel bzw. Spiele, die sich thematisch um den Spielzeugladen drehen. Auch gefielen mir die cartoonartigen schwarz-weiß Abbildungen sehr.

Schreibstil: Die Geschichte wird sehr anschaulich erzählt, sodass man sich gut in die Handlung hineinversetzen kann. Besonders gefiel mir die Beschreibung des Spielzeugladens mit seinen unterschiedlichen Abteilungen. Die Sätze sind nicht allzu komplex und der Handlung ist leicht zu folgen. Die Handlung ist durch die zu Beginn aufgeworfenen Fragen außerdem durchweg spannend.

Persönliche Meinung: Die Figuren sind durchweg sympathisch und lebensnah dargestellt. Auch lässt die Erzählung einzelne Fragen offen, die in Folgebänden geklärt werden können. Besonders gut gefielen mir auch einzelne (mechanische) Ideen rund um das Thema „Spielzeug“. Ich hoffe, dass die geheimnisvolle Welt der Spielzeughändler weiter ausgebaut wird! Außerdem gibt es auch noch viele interessante Figuren, die für weitere Bände eine größere Rolle spielen können, sodass die Idee der Autorin viel Potential für weitere Bände besitzt. Ich gebe allerdings „nur“ vier Sterne, da die Handlung – für Erwachsene und auch ältere Kinder/Jugendliche vergleichsweise vorhersehbar ist. Auch das große Geheimnis um die dritte Schubblade wird eher ernüchternd aufgelöst. Gerade jüngere Kinder (zwischen 8 und 10 Jahre) werden die Geschichte aber lieben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Handlung
  • Lesespaß
  • Fantasie
Veröffentlicht am 02.09.2019

Ein Muggel in der Suppenküche

Hotel der Magier (Hotel der Magier 1)
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Inhalt: Der Protagonist, Seth Seppi, ist Küchenjunge in dem abgelegenen Hotel „Zur letzten Chance“. Als sich eine exklusive Gästegruppe ankündigt, läuft der Küchenbetrieb auf Hochtouren. Besonders für ...

Inhalt: Der Protagonist, Seth Seppi, ist Küchenjunge in dem abgelegenen Hotel „Zur letzten Chance“. Als sich eine exklusive Gästegruppe ankündigt, läuft der Küchenbetrieb auf Hochtouren. Besonders für Dr. Thallomius, der außergewöhnlich freundlich zu Seth war, legt Seth sich ins Zeug und bereitet einen exklusiven Nachtisch vor, den er zuvor in einem seltsamen schwarzen Buch gefunden hat. Dieser Nachtisch wird Dr. Thallomius allerdings zum Verhängnis: Jemand hatte den Nachtisch vergiftet. Die Frage nach dem Mörder scheint für alle Beteiligten schnell beantwortet zu sein: Da das Esszimmer zwischen Auftragen des Desserts und dem Verzehr desselben verschlossen war, muss – so die Auffassung der anderen Gäste – Seth Dr. Thallomius vergiftet haben. Seth macht sich nun (mehr oder weniger) allein auf die Suche nach dem Mörder. Dabei stößt er aber auf immer neue Fragen und mysteriöse Gegenstände. Was hat es mit der illustren Gesellschaft auf sich? Welche Rolle spielt Magie in dem Fall? Was erzählen die Wände (und warum reden sie überhaupt)? Wer sind die sogenannten „Vermissten, wahrscheinlich Explodierten“? Seth betritt eine magische, für ihn allerdings unbekannte Welt.
Erzählstil: Die Autorin erzählt sehr detailliert und altersgerecht. Besonders interessant fand ich die unterschiedlichen (magischen) Requisiten, die nach und nach eingeführt werden. Insgesamt ist die Erzählweise in zweifacher Art analytisch: Sie beginnt nicht nur mit einem rätselhaften Ereignis (der Mord), das Schritt für Schritt aufgeklärt wird. Die gesamte magische Welt, die in der Geschichte ausgebreitet wird, ist für Seth (und damit für die Leser*innen) zunächst rätselhaft und wird bei der weiteren Lektüre verständlicher. Zusammen mit den magischen Dingen, die ebenfalls nicht selbsterklärend sind, wird so Spannung aufgebaut.
(kleine) Kritikpunkte: Es werden eine Vielzahl von Figuren eingeführt, sodass man gerade zu Beginn der Geschichte manchmal etwas überlegen muss, wer nochmal wer war. Die Figuren haben auch alle sehr viel Potential, allerdings fokussiert die Handlung im Fortgang nur drei/vier dieser Figuren, sodass die meisten Nebenfiguren blass blieben und dadurch auch für die Handlung entbehrlich sind.
Persönliche Meinung: Abgesehen von kleineren Schwächen ist „Hotel der Magier“ ein gelungener Reihenauftakt. Weniger die Krimihandlung, als vielmehr die interessanten Figuren, die spannende Erzählweise und die magische Welt, die in Folgebänden wahrscheinlich noch weiter ausgefächert wird, haben mich begeistert. Auch werden längst nicht alle Fragen beantwortet (keine Angst: Der Mörder wird aufgedeckt!), sodass ich gespannt auf weitere Bände warte.

Veröffentlicht am 23.11.2025

16 spannende Weihnachtserzählungen, die man über einen längeren Zeitraum lesen sollte

Weich fällt der Schnee
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“Weich fällt der Schnee” versammelt 16 weihnachtliche Kriminalgeschichten von Ragnar Jónasson. Die meisten dieser Geschichten spielen in Island, wobei - durch die isländischen Weihnachtstraditionen (wie ...

“Weich fällt der Schnee” versammelt 16 weihnachtliche Kriminalgeschichten von Ragnar Jónasson. Die meisten dieser Geschichten spielen in Island, wobei - durch die isländischen Weihnachtstraditionen (wie das Buchlesen am Heiligen Abend oder das Lauschen der Weihnachtsmette per Radio) sowie die schneereichen Landschaften - eine schön heimelige Atmosphäre erzeugt wird. Ein Highlight der Sammlung ist dabei insbesondere die Auftaktgeschichte “Ein Brief an den Weihnachtsmann”, die eine Familientragödie, dem spurlosen Verschwinden einer Tochter, erzählt; für Spannung sorgt dabei, dass der Charakter der Tragödie erst zuletzt offenbart wird. Sehr gefallen hat mir auch “Das Weihnachtsrätsel”: Eine Frau geht in einen Buchladen und lässt den Mitarbeiter ein Rätsel ihres verstorbenen Mannes lösen, das auf weihnachtliche Buchtitel verweist; das Lösungswort offenbart ein dramatisches Geheimnis. Daneben finden sich Geschichten, die sich um Entführungen drehen (“Keine Panik”, “Eine Weihnachtsgeschichte”, “4 mal 3,3”), Erzählungen, die sich mit traumatischen Kindheits-/Jugendepisoden beschäftigen (“Dinner for two”, oder emotional tiefergehend “Für diejenigen, die er nie in den Armen halten durfte”, “Tod einer Sonnenblume”) und kurze Texte, die Tragödien verschiedener Art behandeln (“Urlaubspost aus Island”, “Die Truhe” (ein Gespräch zwischen Freunden mit interessantem Twist), “Ein Augenblick am Meer” (sehr emotional!), “Meinen Agenten umbringen”, “Chet Baker in Reykjavík 1955, fast ausverkauft” (hier hatte ich das Gefühl, mir fehlt das nötige Hintergrundwissen zum Verständnis)). Zudem finden sich drei Kurzgeschichten, in denen mit Ari und Hulda bekannte Protagonisten aus anderen Krimis/Thrillern von Jónasson auftauchen: In “Weich fällt der Schnee” ermittelt Ari in einem seltsamen Fall: Eine ältere Frau erhält Briefe von ihrem Ehemann, der allerdings vor dreißig Jahren gestorben ist. “Es wird schön, wenn die Sonne aufgeht” ist zwar nicht direkt ein Kriminalfall, bietet aber interessante Einblicke in das Seelenleben von Ari. Zudem findet sich mit “Die Tochter” eine Hulda-Geschichte, in der die Protagonistin mit einer Vater-Tochter-Beziehung konfrontiert wird, die ihr zu denken gibt. Alle in der Sammlung vertretenen Geschichten sind aufgrund ihres analytischen Stils spannend erzählt; mehrfach laufen sie auf ein (mehr oder weniger) überraschendes Ereignis zu. Da man das analytische Muster allerdings so häufig liest, nutzt es sich mit der Zeit ab: Die intendierte Überraschung am Ende verpufft - je weiter man liest - mehr und mehr (was sehr schade ist, da die Geschichten für sich betrachtet wirklich ein großes Potential haben). Insgesamt kann ich die Anthologie besonders Island-Fans sowie Liebhaber*innen von spannenden Geschichten ans Herz legen - bedacht werden sollte allerdings, dass die Geschichten besser wirken, wenn man sie nicht allzu rasch hintereinander liest.

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Veröffentlicht am 09.05.2023

Ein Mystery-Roman mit vielen tollen Ansätzen, der mich aber nicht völlig überzeugen konnte

Der Geisterbaum
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Inhalt: Vor einem knappen Jahr wurde die Leiche von Laurens Vater inmitten des Waldes nahe Smiths Hollow gefunden. Obwohl es sich eindeutig um einen Mord handelte, ließ die Polizei die Ermittlungen im ...

Inhalt: Vor einem knappen Jahr wurde die Leiche von Laurens Vater inmitten des Waldes nahe Smiths Hollow gefunden. Obwohl es sich eindeutig um einen Mord handelte, ließ die Polizei die Ermittlungen im Sande verlaufen – absichtlich, wie Lauren meint. Nun scheint sich die Geschichte zu wiederholen: Wieder werden Leichen in der Nähe des Waldes gefunden, deren Todesumstände – ähnlich wie bei Laurens Vater – Rätsel aufgeben. Da Lauren befürchtet, dass die Polizei die Todesfälle erneut vertuschen wird, beginnt sie ihre eigenen Ermittlungen.

Persönliche Meinung: „Der Geisterbaum“ ist ein Mystery-Roman von Christina Henry. Es handelt sich um einen Stand-alone-Roman, der in sich abgeschlossen ist und zu keiner Reihe gehört. Die Handlung wird aus mehreren personalen Perspektiven (hauptsächlich unterschiedliche Bewohner*innen der Kleinstadt Smiths Hollow) erzählt. Die „Hauptperspektive“ ist die 14-jährige Lauren, die einerseits versucht, die Morde aufzuklären, andererseits aber auch mit einigen privaten Problemen zu kämpfen hat. Daneben treten u.a. die Perspektiven von Miranda (Laurens beste Freundin), Alejandro Lopez (ein Polizist, der gerade erst neu nach Smiths Hollow gezogen ist) und Richard Touhy (der Bürgermeister der Stadt). Die Handlung spielt im Jahr 1985 und besonders im ersten Viertel durchströmen den Roman schöne 80s-Vibes. Außerdem finden sich in „Der Geisterbaum“ Elemente verschiedener Genres. So erinnert die Grundstruktur an einen Krimi/Thriller, allerdings geht der Roman nicht darin auf. Zu der Krimi-/Thrillerhandlung gesellt sich eine schöne Portion Mystery, wobei diese hier stärker in Richtung Horror und weniger in Richtung Fantasy tendiert. In den Perspektiven von Lauren und Miranda spielen auch Coming of Age-Elemente eine größere Rolle (Die beiden sind eigentlich beste Freundinnen, entwickeln sich aber seit Beginn der Pubertät in unterschiedliche Richtungen). In diesem Kontext spricht der Roman zudem gesellschaftliche Probleme an. Eigentlich mag ich solche Durchmischungen verschiedener Genres sehr gerne; „Der Geisterbaum“ konnte mich in dieser Hinsicht aber nicht völlig überzeugen (Ich hatte insgesamt den Eindruck, dass hier zu „viel“ gewollt wurde, wodurch der Roman ein Stück weit zerfaserte). Auch die Handlung von „Der Geisterbaum“ war für mich eher durchwachsen. Der Roman beginnt sehr stark: Es passieren mehrere unerklärliche und seltsame Dinge, deren Ursprung/Zusammenhang man unbedingt erfahren möchte, weshalb man das Buch kaum beiseitelegen kann. Leider wird dann aber relativ abrupt und recht früh eine Erklärung für das Rätselhafte „eingefügt“, sodass die Spannungskurve abflachte (Es wird zwar nicht direkt alles offenbart, aber eine eindeutige Richtung vorgegeben, was den Mystery-Reiz schmälerte. Im Folgenden gibt es zwar noch einige atmosphärisch dichte Szenen und kleinere Überraschungen, die Handlung selbst wird aber zunehmend vorhersehbar). Der Schreibstil von Christina Henry hat mir sehr gut gefallen: Er ist anschaulich und sehr bildhaft, sodass greifbare und dichte Szenerien entstehen. Insgesamt ist „Der Geisterbaum“ ein atmosphärisch dichter, schön geschriebener Mystery-Roman mit wirklich spannenden und vielversprechenden Ansätzen. Das „Gesamtpaket“ konnte mich aber leider nicht in allen Punkten überzeugen.

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Ein wendungsreicher Kriminalroman vor historischer Kulisse

Der Tod und das dunkle Meer
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Inhalt: Batavia 1634. Ein Schiffskonvoi macht sich auf die strapaziöse, achtmonatige Reise nach Amsterdam. Mit an Bord der „Saardam“ ist der Meisterdetektiv Samuel Pipps, der kurz zuvor noch erfolgreich ...

Inhalt: Batavia 1634. Ein Schiffskonvoi macht sich auf die strapaziöse, achtmonatige Reise nach Amsterdam. Mit an Bord der „Saardam“ ist der Meisterdetektiv Samuel Pipps, der kurz zuvor noch erfolgreich einen wichtigen Auftrag für den Generalgouverneur Jan Haan ausgeführt hat. Doch Pipps betrat das Schiff nicht als gefeierter Held, sondern als Gefangener. Was er sich angeblich hat zu Schulden kommen lassen, weiß nur Haan. Auch sonst steht die Fahrt unter keinem guten Stern. Kurz vor der Ausfahrt aus dem Hafen sprach ein Aussätziger Verwünschungen über das Schiff aus – obwohl er keine Zunge besaß. Anfangs werden seine Worte noch als Geschwätz eines verwirrten Geistes abgetan, doch plötzlich finden sich auf dem Schiff seltsame Male. Die Matrosen sind sich sicher: Ein Dämon treibt sein Unwesen.

Persönliche Meinung: „Der Tod und das Dunkle Meer“ ist ein Kriminalroman von Stuart Turton, in dem sich Elemente der Gattung „historischer Roman“ finden. Turton wehrt sich zwar in seinem – recht eigenwillig geschriebenem – Nachwort gegen diese Bezeichnung, weil er bewusst nicht alles 100%ig historisch korrekt beschrieben hat, aber dennoch ist gerade im Mittelteil die Handlung eher historisch als krimimäßig. Erzählt wird die Handlung hauptsächlich aus den Perspektiven von Arent Hayes, dem Leibwächter und Freund Samuel Pipps, und Sara Wessel, der Frau des Generalgouverneurs. Bei der Beziehung von Pipps und Arent erinnert einiges an „Sherlock Holmes“. Pipps ist ein brillanter Beobachter und deduziert – wie Holmes – aus den kleinsten Beobachtungen die waghalsigsten, aber richtigen Schlüsse. Arent übernimmt die Rolle des Watson, des helfenden Sidekicks, der die berühmtesten Fälle des Detektivs verschriftlicht. Es gibt aber in „Der Tod und das Dunkle Meer“ einen gravierenden Unterschied: Pipps, der Meisterdetektiv, kann aufgrund seiner Gefangenschaft nicht ermitteln, sodass Arent und Sara die Rolle der Ermittlerfigur einnehmen und versuchen herauszufinden, was der Ursprung der mysteriösen Vorfälle auf dem Schiff ist. Die Handlung beginnt durch das Aufwerfen einiger Fragen bzw. das Schildern mysteriöser Umstände sehr spannend (um nur einzelne Fragen zu nennen: Warum wurde Pipps gefangen genommen? Weshalb kann der zungenlose Aussätzige reden? Was ist die „Phantasterei“, die von dem Schiff auf Geheiß von Haan transportiert wird?). Im Anschluss an den starken Anfang, fällt die Spannungskurve etwas. Nach dem ersten Auftauchen des Mals beginnen Arent und Sara mit ihren Ermittlungen, suchen den Ursprung des „Dämons“, treten aber auf der Stelle. Auch das Mal zeigt sich (zunächst) nicht wieder, sodass die Handlung mehr oder weniger stillsteht. Das Leben auf dem Schiff, das detailliert beschrieben wird, nimmt in diesem Mittelpart einen großen Raum ein. Für Spannung sorgt eher, dass die Vergangenheit einzelner Figuren beleuchtet wird und verborgene Beziehungen aufgedeckt werden. Generell sind die Figuren eine große Stärke des Romans. Einerseits besitzen sie eine schöne Dreidimensionalität, andererseits sind viele Figuren nicht das, was sie vorzugeben scheinen, wodurch die Handlung insgesamt an Wendungsreichtum und Überraschungsmomenten gewinnt. Nach dieser eher spannungsarmen Phase steigt die Spannungskurve wieder: Mysteriöse Begebenheiten nehmen zu, die Taktung der Morde ist höher, es kommt zu einigen wichtigen Aufdeckungen. Zuletzt nimmt auch das Ende (und damit die Auflösung) der mysteriösen Vorfälle einen großen Raum ein: Hier werden – auch wieder in Holmes-Manier – wirklich alle Fragen beantwortet, sodass die Handlung insgesamt sehr schlüssig und rund ist. Die Auflösung ist zwar nicht so bahnbrechend und „twistig“ wie der Schluss von Turtons „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“, aber dennoch sehr überraschend und nicht vollständig zu erahnen. Wie schon in „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ schreibt Turton metaphernreich und detailliert, sodass man in die Handlung hineingezogen wird und tiefenscharfe Bilder entstehen. Für mich konnte Turtons zweiter Roman nicht ganz an „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ heranreichen, was aber aufgrund der hohen Messlatte, die Turton mit seinem Erstling gesetzt hat, auch fast ein Ding der Unmöglichkeit ist und daher nicht so stark ins Gewicht fällt. Insgesamt ist „Der Tod und das Dunkle Meer“ aber ein wendungsreicher und gut durchdachter historischer Kriminalroman, der dreidimensionale Figuren besitzt und schön geschrieben worden ist.

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