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Veröffentlicht am 08.09.2019

Wiedersehen mit der Familie Hayes

Für immer Rabbit Hayes
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Erst vor wenigen Monaten habe ich Anna McPartlins Bestseller „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ gelesen und dachte mir, dass ein Davie und Juliet Spin-off eine tolle Idee wäre. Deswegen war ich begeistert, ...

Erst vor wenigen Monaten habe ich Anna McPartlins Bestseller „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ gelesen und dachte mir, dass ein Davie und Juliet Spin-off eine tolle Idee wäre. Deswegen war ich begeistert, als ich gesehen habe, dass es tatsächlich eine Fortsetzung geben wird.
„Für immer Rabbit Hayes“ schließt nahtlos an den Vorgängerroman an. Zu Beginn werden Rabbits letzte Minuten noch einmal wiederholt, diesmal aus der Sicht ihrer Mutter Molly. Anschließend begleiten wir die Familienmitglieder nach Hause und erleben sie in den ersten Stunden und Tagen ihrer Trauer.
Da ich das erste Buch wie bereits erwähnt erst kürzlich gelesen hatte, waren mir die Charaktere noch vertraut und es fiel mir sehr leicht, in die Geschichte hineinzukommen. Die ersten 150 Seiten sind so traurig und haben mich teilweise so berührt, dass ich den Tränen nahe war.
Nach der Trauerfeier macht die Handlung einen Sprung von einem Jahr und ab hier fing es an, dass ich den Roman leider etwas langatmig und wenig fesselnd fand. Erzählt werden die selben Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven, wodurch es zu Überschneidungen und Wiederholungen kommt. Am interessantesten war noch, wenn Erinnerungen an Rabbit und ihre große Liebe Johnny auf den Tisch kamen, aber im Grunde war dies nur ein Aufguss aus dem ersten Buch.
Ganz zum Schluss, auf den letzten 50 Seiten konnte mich die Handlung noch einmal packen und am Ende schloss ich den Roman tatsächlich mit den Tränen in den Augen.

So schön, wie es war, der Familie Hayes ein zweites Mal zu begegnen, muss ich trotzdem sagen, wenn der erste Teil einfach 200 Seiten länger gewesen wäre, wäre es perfekt gewesen. So wurde sehr viel Drama aufgebaut um die Seiten zu füllen und trotzdem war mir die Handlung zwischendurch zu langweilig, so dass ich nur 3 Sterne geben kann.

Veröffentlicht am 07.09.2019

Am Rande einer Panikattacke

ATME!
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Nile ist glücklich. Ihr Freund lässt sich scheiden und ist mit ihr zusammengezogen. Gemeinsam sind sie unterwegs, um ein Kleid für die Hochzeit zu finden. Doch während sie in der Umkleidekabine noch darüber ...

Nile ist glücklich. Ihr Freund lässt sich scheiden und ist mit ihr zusammengezogen. Gemeinsam sind sie unterwegs, um ein Kleid für die Hochzeit zu finden. Doch während sie in der Umkleidekabine noch darüber lacht, dass eine andere Kundin das gleiche Kleid anprobiert, verschwindet Ben spurlos Er geht nicht mehr ans Telefon, ist wie vom Erdboden verschluckt. Nile malt sich die schlimmsten Szenarien aus und befürchtet, Ben hatte einen Unfall oder wurde sogar entführt.

Die Geschichte ist in der Ich-Form aus Niles Sicht geschrieben. Sie spricht in kurzen Sätzen. Überdurchschnittlich viele davon beginnen mit „Und“. Nile springt zwischen Gegenwart, ihren Ängsten sowie Beschreibungen ihrer Beziehung mit Ben hin und her. Insbesondere am Anfang des Buches kam dadurch ein „Blabla“ Stil auf. Es wirkte wie ein langer Monolog, bei dem man ab einem bestimmten Punkt den Faden verliert, weil es so viele Informationen und so viel Durcheinander ist.

In ihrer Verzweiflung sucht Nile Bens Noch-Ehefrau Flo auf und ab hier wird die Handlung richtig spannend. Die beiden Frauen sind überraschend schnell bereit, sich zusammenzutun um Ben zu finden.
Flo ist in dieser Geschichte die Einzige, die den Eindruck vermittelt, einen kühlen Kopf zu bewahren und rational zu denken.
Nile steigert sich immer mehr in die Situation hinein und hat in ihrem Leben definitiv zu viele Krimis gesehen. An manchen Stellen musste ich lachen, da ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand auf so verrückte Gedanken kommt.
Je weiter man liest, desto mehr kristallisiert sich heraus, dass Niles Beziehung zu Ben alles andere als gesund ist.

Obwohl Ben das Zentrum der Handlung ist, tritt er nicht persönlich in Erscheinung, so dass ich zwischendurch Zweifel an seiner Existenz hatte.
Seine Abwesenheit ist definitiv das, was die Spannung aufrecht hält und mich angetrieben hat, immer weiter zu lesen. Ich musste teilweise sogar dem Drang wieder stehen, einen kurzen Blick aufs Ende zu werfen, um hinter das Geheimnis zu kommen.

Zum Finale verwirrt die Autorin den Leser noch einige Male. Die Ereignisse überschlagen sich, weitere Personen betreten das Spielfeld und gleichzeitig spielt Niles Fantasie immer mehr verrückt.

Das Ende kommt einerseits als Schock, ist aber gleichzeitig so unlogisch und unwahrscheinlich, dass es mich etwas enttäuscht zurücklässt.
Mir gefällt, dass die Autorin dem Leser überlässt, das Gelesene zu interpretieren. Nur kommt mir die offensichtliche Lösung äußerst unrealistisch vor.

An „Atme!“ mochte ich insbesondere das hohe Erzähltempo und dass ich mitfiebern konnte, obwohl mir die Hauptfigur nicht sympathisch ist. Dafür, dass hier im Grunde nur zwei Personen vorkommen (Nile und Flo) überzeugte der Krimi auf jeden Fall durch Spannung und Kurzweiligkeit.
Nur hätte das Ende gerne etwas glaubhafter sein dürfen.

Veröffentlicht am 21.07.2019

Bizarr

Harz
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„Im weißen Zimmer war es dunkel, als mein Vater meine Großmutter umgebracht hat“. Schon der erste Satz von Ane Riels Thriller „Harz“ ließ mich erschrocken blinzeln. Ebenso verstörend geht die Geschichte ...

„Im weißen Zimmer war es dunkel, als mein Vater meine Großmutter umgebracht hat“. Schon der erste Satz von Ane Riels Thriller „Harz“ ließ mich erschrocken blinzeln. Ebenso verstörend geht die Geschichte weiter. Die 6-jährige Liv lebt mit ihren Eltern abseits vom Dorf in einem Haus mitten im Wald. Damit sie nicht in die Schule muss, wurde sie von ihren Eltern tot gemeldet.
Für Liv scheint dies nicht weiter sonderbar zu sein. Sie erzählt mit einer Selbstverständlichkeit von nächtlichen Raubzügen mit ihren Vater und ihrer Wohnsituation, dass man Gänsehaut davon bekommt.

In Rückblicken wechselt die Erzählperspektive zu Livs Vater Jens. Dieser Teil las sich nicht ganz so spannend und hatte einige Längen. Trotzdem ist es für die Handlung wichtig zu sehen, dass auch Jens einst eine ganz normale Kindheit und Jugend hatte, bis alles aus dem Ruder lief.

Die Leserstimme auf dem Einband beschreibt es eigentlich ganz gut. Man sympathisiert mit jedem Charakter. Niemand in diesem Buch agiert aus Bösartigkeit. „Harz“ ist vor allem eine Charakterstudie. Was passiert mit Menschen, die in völliger Isolation leben? Abgeschnitten von jeglichen Informationsquellen, Freunden, Input von anderen Personen...
Im Falle der Familie Harder führt diese selbstgewählte Lebenssituation zu einem immer größeren Realitätsverlust und einer zunehmenden Ausprägung von Ängsten und irrationalem Verhalten.
Ane Riel gelingt es, das Leben der Familie sehr real zu beschreiben, so dass einem bei der Vorstellung von all dem Gerümpel, Dreck und Gestank das Grausen kommt.

Der Dreh- und Angelpunkt dieses Buches sind die Kapitel aus Livs Sicht. Sie ist größtenteils ahnungslos, wie bizarr ihre Lebenssituation ist, da es für sie Normalität geworden ist. Für ihr Alter ist sie überraschend erwachsen und pragmatisch. In gewisser Weise sogar mehr als ihre Eltern.

Etwas befremdlich fand ich die Darstellung der Dorfbewohner, da die Kapitel aus Sicht des Gastwirts kindlicher geschrieben waren als die aus Livs Perspektive.

Analog zum ersten Satz des Buches gelang es Ane Riel auch den letzten Satz als absoluten Schocker zu formulieren, der mich direkt einen Moment lang sprachlos zurück ließ.

„Harz“ war für nicht wirklich ein Thriller, da sich die Spannung in Grenzen hielt, aber ich empfand eine bizarre Faszination, mehr über diese Familie herauszufinden.
Die Geschichte war anders als ich es erwartet hatte, jedoch in jedem Fall originell und hebt sich somit von den Büchern ab, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

Veröffentlicht am 29.03.2019

Ein Stück Vergangenheit

Was uns erinnern lässt
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Für „Was uns erinnern lässt“ habe ich mich interessiert, da es in meiner unmittelbaren Umgebung spielt. Der Rennsteig, Sonneberg, Coburg etc. sind alles Orte, die nur einen Katzensprung von mir entfernt ...

Für „Was uns erinnern lässt“ habe ich mich interessiert, da es in meiner unmittelbaren Umgebung spielt. Der Rennsteig, Sonneberg, Coburg etc. sind alles Orte, die nur einen Katzensprung von mir entfernt sind und so konnte ich mir die Umgebung sehr gut vorstellen.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart ist Milla, Sekretärin in einer Anwaltskanzlei, auf der Suche nach einem Lost Place für ihr Internetforum. Als ihr tatsächlich ein Fund gelingt, scheut sie allerdings davor, diesen publik zu machen. Sie kontaktiert die ehemaligen Besitzer und freundet sich schnell mit diesen an.

Parallel dazu wird die Geschichte der Familie Dressel erzählt, die mitten im Wald, in der Sperrzone der DDR leben. Dort sind sie allerhand Schikanen ausgesetzt. Allen voran, dass sie ihr Familienhotel nicht mehr eröffnen dürfen. Besuch zu empfangen ist nahezu aussichtslos und tägliche Passkontrollen stehen auf der Tagesordnung.
Es ist erschreckend, dass es solche Zustände vor nicht allzu langer Zeit tatsächlich in Deutschland gegeben hat und es ist kaum vorstellbar, dass Leute gezwungen waren, ein solch isoliertes Leben zu führen.
Die Familie Dressel, insbesondere die Kinder, sind es jedoch nicht anders gewohnt und ertragen ihr Schicksal. Die Hauptsache ist, dass sie in ihrem Haus bleiben dürfen.

Die Handlung fokussiert insbesondere auf dem Familienleben. Kinder werden geboren, wachsen heran, heiraten selbst. Der Roman umfasst eine Zeitspanne von nach dem zweiten Weltkrieg bis in die 70er Jahre, als die Dressels ihren geliebten Forst verlassen mussten und endet damit etwas abrupt.

„Was uns erinnern lässt“ ist ein ruhiges Buch, dass mich leider weniger berührt hat, als ich erwartet hatte. Ich hatte auf mehr Einblicke in das Leben in der DDR gehofft. Überwiegend ging es hier um private Familiengeschichten.
Der Handlungsstrang in der Gegenwart konnte mich auch nicht so richtig überzeugen. Es kommt mir nicht realistisch vor, dass man einer fremden Person, die an der Tür klingelt, so freigiebig seine ganze Lebensgeschichte erzählt.
Millas Sohn Neo mochte ich allerdings sehr gerne.
Für meinen Geschmack hätte alles ein wenig fesselnder, emotionaler sein können, deswegen vergebe ich nur drei Sterne.

Veröffentlicht am 24.03.2019

Hatte mir etwas anderes vorgestellt

Schatten der Toten
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Krimis mit Polizisten, Journalisten oder Privatdetektiven im Mittelpunkt habe ich schon viele gelesen, über eine Tatortreinigerin jedoch noch keine. Ich stellte mir dies sehr innovativ und interessant ...

Krimis mit Polizisten, Journalisten oder Privatdetektiven im Mittelpunkt habe ich schon viele gelesen, über eine Tatortreinigerin jedoch noch keine. Ich stellte mir dies sehr innovativ und interessant vor und war deswegen sehr gespannt auf Elisabeth Herrmanns Buch „Schatten der Toten“. Ziemlich schnell stellte ich allerdings fest, dass dieser Krimi etwas ganz anderes ist, als ich mir vorgestellt hatte und Enttäuschung machte sich breit.
Judith Kepplers Beruf ist für den Verlauf der Handlung komplett irrelevant. Sie könnte genauso Sekretärin, Taxifahrerin oder Verkäuferin sein. Bis auf in den ersten beiden Seiten erleben wir sie nie bei ihrer Arbeit und der Tatort hat auch nichts mit der Handlung zu tun.
Hier geht es nicht um die Aufklärung eines Mordes sondern um Judiths private Geschichte. Diese hat in den beiden Vorgängerromane bereits ihren Lauf genommen.
Mir waren die ersten beiden Teile nicht bekannt, die wichtigsten Rahmendaten werden im dritten Band noch einmal zusammen gefasst, so dass ich gut mitgekommen bin. Trotzdem würde ich empfehlen, die Serie der Reihe nach zu lesen.

Judith Keppler ist eine Protagonistin, die mir schnell sympathisch wurde. Sie lebt ein Einsiedlerdasein und wirkt nach außen sehr unnahbar, trotzdem kristallisiert sich schnell heraus, dass unter der harten Schale ein weicher Kern schlummert. Sie sorgt sich um ihren erkrankten Chef und kümmert sich um die Halbwaise Tabea. Sie setzt sogar Himmel und Hölle in Bewegung um den Vater des Mädchens zu finden, als es ins Krankenhaus muss.
Hätte sich der Roman einzig und allein um Judith gedreht, hätte ich sicherlich noch einen Stern mehr vergeben.

Die zweite Hauptfigur, Isa Kellermann, konnte ich leider weniger gut leiden. Nach dem Tod ihrer Mutter verfolgt Isa nur noch ein Ziel, sie möchte Bastide Larcan – Judiths Vater – finden und mit ihm abrechnen. Dabei geht sie buchstäblich über Leichen, schreckt vor Sabotage und Landesverrat nicht zurück.
Dieses Wirrwarr aus den verschiedenen Geheimdiensten, sei es Stasi, KGB, BND oder Mossad war mir persönlich zu viel und zu konfus. Ich gestehe, dass ich Isas Kapitel ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch überflogen habe und hoffte, dass wir schnell wieder zu Judith wechseln. Der Showdown ist dann auch extrem blutig und actiongeladen.

Meiner Meinung nach kommt diese Serie nicht an die um den Anwalt Vernau oder Sanela Belara heran. Ich fand „Schatten der Toten“ okay, aber die Begeisterung blieb aus. Die beiden Vorgänger werde ich eher nicht lesen. Der Cliffhanger am Ende von Band 3 mach mich jedoch schon irgendwie neugierig, wie es nun noch weiter gehen könnte, so dass ich einem 4. Buch eine Chance geben werde.