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Veröffentlicht am 15.09.2019

Du bist ein kleiner Teil von über 7 Milliarden Menschen, bist du deshalb weniger wert als der Rest?

Auf der Suche nach dem Kolibri
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Allgemein:
Ava Dellaira wurde mit ihrem Buch "Love Letters to the Dead" bekannt. Ihre Schreibweise wirkt einmalig unter den vielen JugendbuchautorInnen und bleibt damit unvergesslich. Nun erschien im Sommer ...

Allgemein:
Ava Dellaira wurde mit ihrem Buch "Love Letters to the Dead" bekannt. Ihre Schreibweise wirkt einmalig unter den vielen JugendbuchautorInnen und bleibt damit unvergesslich. Nun erschien im Sommer 2019 beim Magellanverlag mit "Auf der Suche nach dem Kolibri" ein weiteres Werk von ihr in Deutschland. Innerhalb der Geschichte lernen wir die 17-jährige Angie kennen, die keinen blassen Schimmer davon hat, was sie mit ihrer Zukunft anfangen soll. Wie auch, wenn sie nur eine Hälfte ihrer Herkunft kennt? Ihr Vater ist vor ihrer Geburt gestorben, doch ihre Mutter hält jegliche Information zu ihm zurück. Warum? Genau das und noch viel mehr will Angie herausfinden. Im Gegenzug dazu darf der Leser in die Vergangenheit von Angies Mutter Marilyn eintauchen und erkennen, dass sie hart für ein Leben abseits des harten Hollywoodklischees gearbeitet hat.

Mein Bild:

Der Gedanke, dass Angie nur ein kleiner Teil von so vielen Menschen ist, beruhigt und fasziniert sie zu gleich, doch dadurch sieht sie sich auch als, ich würde sagen, unwichtig an. Was soll sie schließlich schon bewirken? Zudem stellt sie klar, dass zu jedem lebenden Menschen 15 Verstorbene hinzu kommen. Geister, die Angie umgeben und einer davon ist ihr Dad. Solche Inhalte gleichen Poesie und berühren mich. Trotzdem behaupte ich, dass die Geschichte nie zu gefühlsduselig wird. Dafür drückt der kompakte, personale Schreibstil einfach eine Dringlichkeit aus, die realistischer und je nach Emotion auch nicht bedrückender sein könnte. Ich gebe offen zu, ich musste damit warm werden und mich mit der Geschichte auseinandersetzen wollen.

Der Plot ist facettenreich über zwei Perspektiven erzählt. Zum einen Angies gegenwärtige Sicht, wie sie sich nach Los Angeles aufmacht, um ihre Herkunft näher zu ergründen. Zum anderen aus der Sicht von Angies Mutter, Marilyn, die mit 17 Jahren ein ganz anderes Leben als ihre Tochter führte und dabei Angies Vater James kennenlernte. Es gab wahnsinnig viele Fragen, die sich mir gerade zu Beginn der Geschichte stellten, allem voran: Lebt Angies Dad vielleicht doch noch? Ich kann euch sagen, dass diese Frage mich bis fast zum Schluss quälte und ich, wie Angie, jedem Hoffnungsschimmer entgegenfieberte.

Angie ist ein tiefgründiger Mensch, der nicht nur Angst vor der Zukunft hat, sondern auch den Sturm, der sie innerlich zu zerreißen droht, versteckt. Ihre Hautfarbe ist nicht die ihrer hellhäutigen, blonden Mutter und so wird sie auch öffentlich damit konfrontiert, nicht (immer) dazu zu gehören bzw. dass ihr ein Teil fehlt, der sie komplett macht. Ich wünschte ihr so sehr, dass sie da raus kommt. Denn umso mehr ich sie kennenlernte, umso mehr zeigte sich der Funke Lebensfreude einer ganz normalen Jugendlichen, die behütet und geliebt in einer Kleinstadt großgezogen wurde.

Marilyns Leben war mit 17 ganz anders. Sie wird von ihrer Mutter Sylvie dazu verdonnert, deren nie wahr gewordenen Hollywood-Träume zu leben oder es zumindest zu versuchen. Marilyn ist sehr diszipliniert, aber nur, um ihr Leben bald in die eigene Hand nehmen zu können und nicht als lebendige Requisite zu enden. Das hat mir gefallen, obwohl ich an ihrer Stelle aufgrund diverser Widrigkeiten schon längst aufgegeben hätte. Doch Marilyn kämpft für eine Zukunft mit James, der ihr gehörig den Kopf verdreht und sie darin bestärkt sich nicht alles gefallen zu lassen. Mir war das an mancher Stelle zu viel rosarote Brille. Vor allem, weil James kein leichter Charakter ist, sich anfänglich nicht entscheiden kann und mir sein On-Off-Getue tierisch auf die Nerven ging.

Alltagsrassismus spielt in beiden Handlungssträngen eine Rolle. Jedoch nahm dieser zu Marilyns Zeit mehr Platz ein und das auf erschreckende Art und Weise. Ich habe absolut kein Verständnis dafür, wie man mit so lieben Menschen wie James Familie so schändlich umgehen kann. Die Emotionen luden sich förmlich in mir auf. Ava Dellaira haut damit die Fakten auf den Tisch, ob es weh tut oder nicht. Das ist gut und wichtig! Mir gefiel nur nicht, dass das Thema genutzt wurde, um schrittweise im Drama zu enden. Ich hatte das Gefühl, den Bericht bereits in den Nachrichten zu hören.

Die letzten Seiten des Buches führten beide Protagonistinnen zusammen. Ich war den Tränen nahe, denn beide hatten ihr Päckchen zu tragen, Fehler gemacht, ihre Gefühle eingeschlossen und nie verarbeitet. Es sind keine Wunder geschehen und blieb realitätsnah. Ava Dellaira bewies damit dem Leser gegenüber Fingerspitzengefühl, denn meiner Meinung nach, hätte es nicht anders ausgehen dürfen.

Fazit:
Zwei Jugendliche, zwei Generationen und eine Suche nach sich selbst. Ava Dellairas realitätsnaher Jugendroman beweist mit einer Portion Fingerspitzengefühl, was es ausmacht, wenn sowohl Mutter als auch Tochter wissen, wohin sie gehören.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Sei du du selbst, das ist mutig!

Flying High
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Mein Bild:

Der bittere Beigeschmack des Slogans "Sei mutig" kam mit einem bösartigen Cliffhänger im 1. Band. Mir blieb einfach nichts anderes übrig, als auch den 2. Band zu lesen. Gesagt, getan, über ...

Mein Bild:

Der bittere Beigeschmack des Slogans "Sei mutig" kam mit einem bösartigen Cliffhänger im 1. Band. Mir blieb einfach nichts anderes übrig, als auch den 2. Band zu lesen. Gesagt, getan, über 400 Seiten lagen vor mir. Wie bereits bekannt, gibt es hier ebenso eine Triggerwarnung, die man ernst nehmen sollte!
Neben der Playlist zur Story, fiel mir vor allem die Widmung auf: "Für alle, die die Dunkelheit kennen. Ihr seid nicht allein. Ihr seid niemals allein.". So wenige Worte, so viel Bedeutung. Und ich weiß, dass es genug Menschen gibt, denen es schwer fällt, sich genau das immer vor Augen zu halten. Dieses Empfinden sollte mich auf den kommenden Seiten noch regelrecht überrollen.

Doch zunächst war mir vor allem die Auflösung der Cliffhanger-Schlüsselsituation aus "Falling fast" wichtig. Ich fieberte aus Chase Ich-Perspektive einfach nur mit. Natürlich war mir bewusst, dass diese angsteinflößende, bedrohliche Situation positiv aufgelöst werden muss, sonst hätten die nächsten 380 Seiten keinen Sinn, aber wie war die Frage! Wie? Ein wenig überrascht bin ich dann doch gewesen und ein paar Seiten später traf mich die Wahrheit bzw. die Realität erst einmal richtig.

Hailees Verzweiflung, Scham und grenzenlose Traurigkeit ließen mich nicht los. Bianca Iosivoni trifft mit ihren Worten mitten ins Herz. Nicht verschnörkelt, nicht knallhart, aber tiefgründig genug, den Leser ein Verständnis für Hailees Innenleben zu geben. Ich fühlte mich als Nicht-Betroffene teilweise überfordert mit der Situation. Ich hatte wirklich das Bedürfnis helfen zu wollen, wünschte mir sehnlichst einen Hoffnungsschimmer für diese junge Frau.

Am besten konnte ich mich wohl mit Chase und den liebenswerten Nebendarstellern aus Fairwood identifizieren. Die Situation hat sie völlig unvorbereitet getroffen, auch hier kommen Schuldgefühle ins Spiel und eine Hilflosigkeit, bei deren Beschreibung ich nur zustimmen konnte. Allerdings enttäuschte mich Chase ziemlich. Der Mann zum Pferde stehlen, verfiel in alte Muster, flüchtete eingangs förmlich aus der Situation und zog sich damit noch mehr Probleme an Land. Einerseits ja, ich verstehe das. Andererseits bringt es niemanden weiter. Seine Art und Weise erinnerte mich an den männlichen Protagonisten Travis aud "Beautiful Disaster". Ihr merkt, ich bin zwiegespalten.

Ziemlich vorhersehbar waren für mich die zusätzlichen Hürden in Form von familiären, ich nenne es mal banal, Unstimmigkeiten. Es war natürlich schlimmer als das. Ich knirschte teilweise mit den Zähnen, war hin und her gerissen, auf welcher Seite ich stehen sollte. Bianca Iosovoni zeigte allerhand Aspekte auf, die sowohl Hailees als auch Chase Familie bedrückten. Damit gingen für die beiden Protagonisten immer die Fragen einher: Opfere ich mich selbst für die, die mein Leben lang für mich da waren oder zeige ich ihnen wer ich wirklich bin? Bin ich überhaupt mutig genug, zu zeigen, wer ich bin? Beide mussten die Antworten allerdings jeder für sich und getrennt voneinander finden.
Ich liebte die innerlichen Kämpfe, die Schritte, die Beide vorwärts und damit aufeinander zugingen und ich fluchte bei jeden Schritt, denen sie zurückwichen. Die Seiten flogen nur so vorbei, genauso wie Trauer, Verzweiflung, Kampfgeist, Lebenswille, Liebe und dass man nicht nur anderen, sondern eben sich selbst verzeihen muss. Ich bin übrigens froh, dass der 2. Band dem Slogan "Sei mutig" noch einmal einen anderen Touch verpasst hat.

Fazit:

"Flying high" setzt sich mit den bereits im 1. Band angeschnittenen Emotionen und Problemen intensiv auseinander. Ein New Adult -Roman, der die Lovestory nicht in den Mittelpunkt aller Handlungsstränge stellt - vorhersehbar ist und bleibt er aber trotzdem.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Was wäre, wenn es keine Frauen mehr gäbe?

Eve of Man (I)
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Allgemein:

"Eve of Man - Die letzte Frau" ist der Beginn einer dystopischen Fantasyreihe des britischen Autorenpaares Giovanna und Tom Fletcher. Der dtv-Verlag übernahm im Sommer 2019 die deutsche Veröffentlichung ...

Allgemein:

"Eve of Man - Die letzte Frau" ist der Beginn einer dystopischen Fantasyreihe des britischen Autorenpaares Giovanna und Tom Fletcher. Der dtv-Verlag übernahm im Sommer 2019 die deutsche Veröffentlichung der Geschichte um die 16-jährige Eve, die den Fortbestand der Menschheit sichern soll. Denn sie ist der erste Mensch weiblichen Geschlechts, der nach 50 Jahren geboren wurde und auch nach ihr folgte keine weitere Geburt eines Mädchen. Schon ihr ganzes Leben bereitet sie sich darauf vor diese Verantwortung zu tragen. Mit der Wahl eines Partners aus 3 Kandidaten soll ein finaler Schritt erfolgen. Doch durch ungeplante Ereignisse begegnet Eve Bram und die Mauern ihrer eigenen Welt bekommt Risse.

Mein Bild:

Als ich der Vorschau zu "Eve of Man" über dem Weg lief, bekam ich eine dezente Gänsehaut. Was wäre, wenn der Mensch durch die ganz simple Tatsache ausstirbt, dass Mutter Natur ihm die Frau wegnimmt? Mir fehlte zum Teil die Vorstellungskraft für so eine Situation, allerdings war mir die Heftigkeit dieser Thematik bewusst. Meine unbändige Neugier auf das Buch und die Hoffnung, dass die Lovestory nicht so viel Platz einnimmt, ließ mich der Buchpost nur so entgegenfiebern.

Der Prolog hatte schon irgendetwas Heldenhaftes, als würde man die Vorgeschichte von Herkules erzählen, bis er begann die Welt von Ungeheuern zu befreien. Das Einzige, was mir gegen den Strich ging, ist die Verwendung der typischen Babyfarben. Denn es gab dann nur noch babyblaue Säuglingsdecken in den Krankenhäusern, weil nur noch Jungen geboren wurden. ich finde es unpassend sich heutzutage in einem Jugendbuch mit diesem Klischee auszudrücken.

Danach werde ich gemächlich Stück für Stück über Eves Ich-Perspektive durch ihren Alltag geführt. Mir gefiel das wahnsinnig gut, wie beispielhaft Beschreibungen erfolgen. Ich meine, wer von uns würde beim Lesen darauf kommen, dass Damenmode so gut wie nicht mehr existiert. Schließlich wird es nicht mehr gebraucht. Es gab viele logische Kleinigkeiten, an die gedacht wurde, dass ich einige kleine "Oh, na klar"- Momente hatte. Dazu mochte ich Eves Charakter von Beginn an. Ihr ist klar, welche Last auf ihren Schultern liegt, doch sie ist in ihrer Art lässig-modern eingestellt, auch an Schlagfertigkeit mangelt es ihr nicht, obwohl sie innerlich oft zweifelt. Jedoch geschieht das alles im Rahmen ihres Wissens und ihrer damit verbundenen Naivität, denn sie wird von der Außenwelt abgeschottet. Für mich als Leserin schrie Eves Leben nach einem in Watte gepackten Elfenbeinturm mit Manipulation ohne Ende, damit sie schön bei der Stange bleibt.

Endgültige Gewissheit darüber bekam über Brams Ich-Perspektive, der sich mit Eves abwechselte. Er stand für die reale (Außen)Welt, die für mich, trotz Vorahnung, überraschend schlimmer gezeigt wurde als gedacht. Ehrlich gesagt, war ich ziemlich erschüttert darüber, welche Ausmaße das Abhandenkommen der Frauen, sowie einige andere ungünstige "Umstände" auslösen können. Mir fehlte allerdings der Ursprung dieser Apokalypse. Es einfach auf Mutter Natur zu schieben ohne ins Detail zu gehen, macht in meinen Augen keinen Sinn, wenn die Folgen so detailliert aufgezeigt werden. Das World Building verdient definitiv eine tiefer gehende Historie.

Brams Perspektive war mir die Liebste von Beiden. Bei ihm geschieht mehr, er ist mutig und kann sich eine komplexe Meinung über Dinge bilden, weil ihm der Zugang zur Wahrheit nicht versperrt bleibt. Zumindest nicht offensichtlich genug versperrt bleibt. Außerdem kennt er Eve besser als ich zunächst annahm und das bescherte mir einen der ersten richtig großen Überraschungsmomente.

Über einige Twists innerhalb des Plots steigt das Erzähltempo drastisch an. Ich merkte sofort, dass das gemütliche Leben im Elfenbeinturm zu wackeln begann. Mit jedem Kapitel gingen Eve und Bram einen Schritt weiter aus ihrer Komfortzone heraus. Freiheit, Selbstbestimmung, Wahrheit und Rebellion sind die passenden Stichwörter. Ich feuerte Beide innerlich an und hoffte inständig, dass sie zusammenfinden mögen!

Abgesehen vom modernen, apokalyptischen Worldbuiding bleibt mir vor allem Eves moralischer Konflikt in Erinnerung. Für mich als selbstbestimmte Frau ist die Vorstellung, von anderen als Spielball der Menschheit benutzt zu werden, absolut widerwärtig. Doch Eve ist für mich authentisch, weil sie es nicht anders kennt und dadurch über den ein oder anderen Zweifel hinwegsah. Die Frage ist doch: Denke ich an mich selbst und lebe mein Leben oder opfere ich mich für die Menschheit? Abschließend sei gesagt, dass sie, für mich, die richtige Entscheidung fällt, auch wenn dieser Band der Geschichte mit einem doch vorhersehbaren Cliffhanger endet.

Fazit:

"Eve of Man - Die letzte Frau"besticht durch eine außergewöhnliche moralische Thematik im Fantasyformat. Ein Roman, der gemächlich beginnt und zum Schluss mit nervenaufreibenden Tempo an Fahrt aufnimmt.

Veröffentlicht am 13.08.2019

Indiana Jones meets Sherlock Holmes im New York der 20er Jahre

Das dunkle Archiv
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Allgemein:

In der Reihe um „Die unsichtbare Bibliothek“ erschien 2018 mit „Das dunkle Archiv“ der 4. Teil im Bastei Lübbe – Verlag. Die Autorin Genevieve Cogman schickt ihre Heldin Irene Winters erneut ...


Allgemein:

In der Reihe um „Die unsichtbare Bibliothek“ erschien 2018 mit „Das dunkle Archiv“ der 4. Teil im Bastei Lübbe – Verlag. Die Autorin Genevieve Cogman schickt ihre Heldin Irene Winters erneut auf eine Mission, die gelingen muss, sonst verliert die Bibliothekarin alles. Was ist dran an dem Gerücht, dass ein Bibliothekar die Drachen bei der Suche eine Buches unterstützt? Es ist ein schwerwiegender Fehler sich in die politische Angelegenheiten eines magischen Volkes einzumischen und damit die Neutralität der Bibliothek in allen Parallelwelten gefährdet. Irene und ihr Lehrling Kai machen sich auf in "ein" New York der 20er Jahre, um dem vermeintlichen Bücherjäger zuvor zukommen.

Mein Bild:

Seit ich auf der Leipziger Buchmesse erfahren habe, dass ein 5. Band erscheinen wird, wusste ich, dass ich den 4. Band endlich lesen muss. Die über 400 Seiten Paperback erstrahlen in dem inzwischen bekannten historisch-verschnirkelten Look und einer Stadtansicht, die dieses Mal den Hinweis auf die Metropole New York gibt. Ein wenig erschrocken bin ich über die Pistolen, die nicht nur das Cover, sondern auch die Seitenzahlen und Kapitelüberschriften zieren. Die „Symbolik“ erschloss sich mir beim Lesen jedoch schnell, denn es geht mit ordentlich Munition zur Sache.

Im Klappentext wird damit geworben, dass es eine in sich geschlossene Geschichte ist und ich kann das bestätigen. Die Autorin hat es über Rückblenden und Nebendarstellungen geschafft, dass der Leser die Komplexität der Reihe erfassen kann ohne die Vorgängerbände gelesen zu haben. Details, die nicht in Gänze erläutert werden, spielen kaum eine Rolle.

Zudem hat mich Genevieve Cogman wieder einmal mit ihrer Logik und ihrem Einfallsreichtum überrascht. Sie nutzt einfach den Zugang zu Parallelwelten um außergewöhnliche Geschichten zu erschaffen. Politisch neutraler Ausgangspunkt ist dabei immer die unsichtbare Bibliothek, die ihre Bibliothekare aus verschiedenen Gründen auf Bücherjagd in magische oder auch solide Welten schickt. Nichts scheint unmöglich! Dabei spielen zwei Völker in diesen Welten eine wesentliche Rolle: Zum einen die Elfen, die für das Chaos und Drama stehen, zum anderen deren Feinde, die ordnungsliebenden Drachen (die in diesem Band übrigens eine größere Rolle intus haben). Beide Parteien beeinflussen jene Welten politisch wie auch magisch. Neben diesen trifft der Leser natürlich auch auf Menschen, aber ebenso können Vampire und Werwölfe ins Spiel kommen. Klingt skurril, macht jedoch einen heiden Spaß.

Allerdings verwirrte mich der Einstieg in Form einer E-Mail-Korrespondenz aus der Biblitohek. Mir leuchtete der Inhalte erst später ein und ich finde, dann kann man diese Art von Prolog auch sein lassen. Dewegen empfehle ich, lasst es weg, lest die Mail zum Schluss und begebt euch lieber gleich zu Kapitel 1, denn das hat es in sich: Rein ins Abenteuer ohne Vorgeplänkel!

Erneut begleite ich die Bibliothekarin Irene Winters, deren Loyalität zur unsichtbaren Bibliothek auf die Probe gestellt wird. Sie ist ein bemerkenswerter Charakter mit dem Herzen am rechten Fleck. Ich bin der Meinung, dass sie mehrere zeitliche Epochen in einer Person vereint und ein absolutes Ausnahmetalent in der Bücherjagd ist. Ich vergöttere sie, sie is the one and only Booknerd. Irene kann zudem, ohne mit der Wimper zu zucken, in die verschiedensten Rollen schlüpfen und trotzdem sehe ich sie selbst immer durchblitzen. Ich zitterte, lachte und war gebannt wie Irene, ob man ihr die jeweilige Rolle abkaufte oder nicht – Ein Katz und Mausspiel!

Und ich sage euch, das ganze Buch war ein Katz- und Mausspiel, denn sie und Kai wurden von den verschiedensten Gruppen verfolgt, die entweder einer höheren Macht oder einfach "nur" Kriminellen angehörten. Das Setting spielte dabei eine wesentliche Rolle. Die Autorin greift den Puls der 20er in New York filmreif auf. Flüsterkneipen, Prohibition, Gangster mit Knarren, bestechliche Polizisten, die typische Mode, prall gefüllte Straßen, aber ebenso Vorurteile und eine gewisse Rücksichtslosigkeit. Trotzdem ging mir die ständigen Verfolgungsjagden nach einer gewissen Zeit auf die Nerven. Weniger davon hätte nicht geschadet, dafür mehr Bezug zum Buch und die Bibliothek(en)! Das titelgebende Archiv spielt nämlich kaum eine Rolle. Das fand ich dermaßen schade, vor allem weil der Klappentext doch genau das versprach.

Unterbrochen werden die Verfolgungsjagden und Verhöre nur durch die Darstellungen der Protagonisten, die allesamt gelungen sind, wenn auch manchmal stereotypisch daherkommen. Ich hatte Bilder vor Augen und könnte selbst die Nebencharaktere sehr genau beschreiben.

Von unserem Dream-Team Kai und Irene ganz zu schweigen. Die Dialoge der Beiden leben von Charme, einen smarten Austausch und davon, dass Irene als Kais Vorgesetzte die Hosen anhat. Nicht zu vergessen, das Knistern, das spürbar in der Luft hängt.

Sprachlich ist die Story eine absolute Empfehlung. Sie liest sich leicht und verständlich, hat aber eine gewisse literarische Note aus einer anderen Zeit. Ich finde, das muss man genießen, obwohl die Story zu einem wahren Pageturner mutiert. Dafür sorgen Minicliffhanger am Ende der Kapitel und viele, nicht vorhersehbarer, Plottwists. Was wirklich unter keine Kuhhaut geht, waren meine Wünsche, die auf einmal in Erfüllung gingen. Wie ich das meine? Beispielsweise teilte sich der Handlungsstrang nach der Hälfte des Buches und ich wünschte mir einen Perspektivenwechsel, um alles miterleben zu können – Und zack, es kam so, ich war völlig überrascht, weil ich bis dato nur Irenes personale Perspektive kannte. Mir schien es so, als hätte die Autorin sich bereits vorab mit den Wünschen ihrer Leser beschäftigt.

Das Ende erstaunte mich, weil ich zuvor auf eine andere Fährte gelockt wurde. Umso zufriedener bin ich nun und freue mich auf den nächsten Band "Das tödliche Wort".

Fazit:

Unabhängig von den anderen Büchern der Reihe lesbar - Für Fantasy-Fans, die gern durch die Zeit reisen, rasante Verfolgungsjagden und komplexe Welten lieben. Für magische und spannungsgeladene Momente ist gesorgt.

Veröffentlicht am 13.08.2019

Nicht perfekt, aber mein persönlicher Überraschungspageturner

Falling Fast
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Allgemein:

Mit „Falling Fast“ beginnt erneut eine Reihe der bekannten deutschen New Adult – und Fantasyautorin Bianca Iosivoni. Der LYX-Verlag veröffentlichte die Geschichte erstmals im Juni 2019. „Sei ...


Allgemein:

Mit „Falling Fast“ beginnt erneut eine Reihe der bekannten deutschen New Adult – und Fantasyautorin Bianca Iosivoni. Der LYX-Verlag veröffentlichte die Geschichte erstmals im Juni 2019. „Sei mutig“, diese zwei Worte haben sich bei Hailee eingebrannt. So mutig wie ihre geliebte Schwester Katie war sie noch nie, doch das sollte sich ändern. Daher stieg Hailee vor 2 Monaten in ihren alten Honda und fuhr auf einen Roadtrip quer durch die Staaten. Sie hält sich an ihren Plan bis sie in der Kleinstadt Fairwood landet und die Verbindung zu dem attraktiven Chase alles verändert.

Mein Bild:

An „Falling Fast“ kommt keiner vorbei, ob man will oder nicht. Dabei stand das Buch noch nicht mal auf meiner Wunschliste. Zum einen, weil der Klappentext nicht so klang, als wäre es etwas Neues und zum anderen, auch wenn das Cover schön ist, frage ich mich, ob der Trend mit den Rauchwölkchen nicht langsam ausgedient hat. Doch das Schicksal wollte es so, dass ich mit dem Buch in der Hand bei einer Lesung von Bianca Iosivoni saß und neugierig wurde. Ich bereue es nicht in diese zarte, ganz wunderschöne Liebesgeschichte eingetaucht zu sein, Kritikpunkte habe ich dennoch.

Knapp 500 Seiten weist der 1. Band
dieser Dilogie auf, die mit „Flying High“ im Juli ihr Ende
findet. Schon die ersten Seiten des Buches sind erwähnenswert! Denn es gibt eine, ich nenne es mal, Triggervorwarnung, denn zur richtigen Triggerwarnung muss man nach hinten blättern, da diese Spoiler enthält. Die Warnung hätte von mir aus auch vorn stehen können, weil meines Erachtens keine Handlungsstränge gespoilert werden. Ich sehe es eher als allgemeinen Hinweis an.

Auf der nächsten Seite befindet sich
eine Playlist, die ich inzwischen hoch und runter höre, weil sie
eine verdammte gut Mischung aus Pop, Indie, Rock und Soul darstellt. Wer auch immer mit Playlists in Büchern angefangen hat: Gut gemacht! Ich bin Fan.

Zu Beginn der Geschichte musste ich
genervt aufstöhnen. Ich mag es einfach nicht, wenn der Prolog ein
Stück vom nahen Ende des Buches vorweg nimmt. Ich kann 1 und 1 sehr schnell zusammenzählen und spoilere mich dann fast selbst. Wem es bei so etwas ähnlich geht, lässt Seite 13 und 14 einfach außen vor, die kann man auch noch zum Schluss lesen.

Ansonsten bin ich richtig gut in die Story rein gekommen. Bianca packte die richtigen Vibes in Worte, sodass „Falling Fast“ für mich zum Pageturner wurde. Die Geschichte, aus Hailees und Chases Ich-Perspektive heraus erzählt, ist absolut mitreißend, lebendig, feinfühlig, aber auch unerbittlich. Zudem haben mir die Nebendarsteller wahnsinnig gut gefallen, weil sie nicht unbedingt in die Sterotypen von Kleinstadtbewohnern passen. Stattdessen stehen sie für eine vielfältige und offene Welt. Die Zeit ist also höchstens in den Gemäuern der heimeligen Kleinstadt stehen geblieben, aber nicht bei den Menschen. Zumindest wenn niemand mit den Traditionen bricht - einen Haken muss es ja geben.

Damit wären wir bei Chase, den äußerst attraktiven Anfangzwanziger, der irgendwann zwangsweise das Familienimperium übernehmen soll. Natürlich ist das nicht sein
einziges Problem. So manch „dunkles“ Geheimnis, das nur dem Leser
Stück für Stück offenbart wird, hätte ruhig länger in seiner
Schublade bleiben können. Überrascht hat mich davon nämlich
nichts. Trotzdem ist Chase ein Mann, der zu gut ist um wahr zu sein,
auch wenn er es selbst nicht sieht – absolut sympathisch. Mit ihm
kann man ganz bestimmt wundervoll seine Zeit verbringen.

Doch Hailee möchte eingangs die sinnbildliche Brücke, die beide durch ein trauriges Ereignis miteinander verbindet, nicht betreten. Allerdings sprechen wir ja von New Adult... Und ich liebte das Herantasten, das Knistern zwischen den Beiden, genauso wie die Slow Motions des Kennenlernens. Es wurde nichts überstürzt und doch sehnte ich DEN Moment herbei, der Chase und Hailee doch bitte in den 7. Himmel befördern sollte. Es war toll, ich spürte Spaß, Frustration, Liebe, Sturheit, alles, was zwei interagierende Charaktere ausmacht. Umwerfend!

Chase beschreibt Hailee als „selbstbewusste Frau mit einer schüchternen Seite“. Doch für Hailee kostet jeder Tag unter Menschen Überwindung, ihr Mantra „sei mutig“ befolgt sie bis zum Schluss. Introvertiert ist noch harmlos ausgedrückt, doch seit sie den Roadtrip vor 2 Monaten begonnen hat, fallen ihr die Dinge leichter, sie wächst förmlich über sich hinaus. Verrückt wie sie das in nur 2 Moanten geschafft hat. Versteht mich nicht falsch. Hailee ist schön, clever und man muss sie einfach gern haben, aber eine 180 Grad-Wende in so kurzer Zeit? Ich kann mich selbst gut mit ihr identifizieren, aber ich habe Jahre dafür gebraucht. Jahre, um offener zu werden, Dinge zu wagen und mir fällt es manchmal heute noch schwer Wünsche oder Kritik zu äußern.

Erst am Ende des Buches kaufte ich Hailee die plötzliche Veränderung ab, weil ich den Grund erfuhr, den ich in den letzten Zügen der Geschichte tatsächlich schon geahnt habe. Leider bekam dadurch der Slogan „Sei mutig“ einen bitteren Beigeschmack. Der dazugehörige Plottwist mündete in einen ultrabösartigen Cliffhanger, der nichts anderes bedeutet als weiterzulesen!

Fazit:

Ein absoluter Pageturner in Form einer zarten und emotionalen Liebesgeschichte mit wundervollen Darstellern. Trotzdem stolpert man über einige Klischees und betritt sensibles Terrain (Triggerwarnung).