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Veröffentlicht am 06.11.2019

Es las sich so gut, bis ich im Endspurt den Faden verlor

Das Herz der Zeit: Die Nacht der Eulen
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Allgemein:

Monika Peetz wurde vor allem durch die Romane um "Die Dienstagsfrauen" bekannt, ist eine etablierte Drehbuchautorin und Schriftstellerin. Mit der Zeitreise-Trilogie um Lena & Dante hat sie ...

Allgemein:

Monika Peetz wurde vor allem durch die Romane um "Die Dienstagsfrauen" bekannt, ist eine etablierte Drehbuchautorin und Schriftstellerin. Mit der Zeitreise-Trilogie um Lena & Dante hat sie sich zum ersten Mal im Genre der Jugendbücher versucht. Nun erschien der 2. Band "Das Herz der Zeit - Die Nacht der Eulen" im Oktober 2019 bei Rowohlt. Innerhalb der Geschichte versucht die fünfzehnjährige Lena mit dem Abenteuer in der unsichtbaren Stadt und deren Zeitreisenden abzuschließen. Doch einmal im Auge der Zeitreisenden, kann sie ihrem Schicksal nicht entgehen. Dantes Spur verliert sich im Nirgendwo und so muss ihre beste Freundin Bobbie herhalten, um den Chronometer zu verwahren. Doch Bobbies Neugier und Cleverness verfrachtet sie per Zeitsprung ins 19. Jahrhundert. Lena will ihre beste Freundin dort herausholen, doch ohne die Hilfe der Unsichtbaren kann ihr das nicht gelingen. Es folgt ein Deal mit der Zeitmeisterin, mit dem sie nicht gerechnet hat.

Mein Bild:

Der 1. Band "das Herz der Zeit - Die unsichtbare Stadt" hatte es mir wirklich angetan, dementsprechend war es logisch, dass der 2. Band mit seinen rund 400 Seiten in meinen Händen liegen wird. Bezüglich der farblichen Gestaltung bin ich allerdings immer noch entsetzt. Der ursprüngliche Plan war, meines Erachtens, ein dunkelblaues Cover und jetzt ist es rosa (!?). Ich finde, damit hat man dem Buch keinen Gefallen getan. Goldene Schrift, hellrosa Cover, irgendwie sieht es nicht nach einer gelungenen Farbkombination aus. Dafür hat man sich im Innenleben viel Mühe gegeben. Sobald man den Buchdeckel aufklappt erscheint erneut die Karte der unsichtbaren Stadt und ganz hinten wurden steampunkähnliche, mechanische Eulen illustriert, die auf die Grundregeln des Zeitreisens verweisen. Das schafft wiederum genau die richtige Atmosphäre.

Ich war ehrlich dankbar, dass die ersten Seiten des Buches unter dem Titel "Was bereits geschah" standen, denn es gingen bei mir doch Details des Vorgängerbandes über die letzten Monate verloren. Und ich liebe Monikas Art Informationen schnell und lebendig zu vermitteln. Ein paar wenige Seiten zu den Geschehnissen des letzten Bandes und ich war wieder voll im Bild. Es fühlte sich an, als würde ich die Rückblende einer Fernsehserie vor mir haben. Ihr versteht, was ich meine, oder?

Die nächste Überraschung war der eigentliche Start in die Geschichte. Fragt mich nicht warum, aber ich hätte nicht gedacht, dass das Buch genau in der Situation weitergeht, in der der 1. Band beendet wurde. Ich hatte einfach nicht das Gefühl, dass es eine tierische Cliffhangersituation war, aber nun gut, so verpasste ich rein gar nichts.

Die Autorin bleibt den wechselnden personalen Perspektiven der jugendlichen Charaktere treu, die nach wie vor gut auseinander zu halten sind. Vor allem wechselte der Schwerpunkt von Lena, die im letzten Band im Mittelpunkt stand, zu ihrer besten Freundin Bobbie. Oh, ich liebe Bobbie! Das Mädchen mit dem Pixiecut, das nerdiger kaum sein kann und für die, die sie liebt alles tut. Jedoch steht sie im Schatten ihre talentierten Freundin Lena. Egal, ob Bobbie bei etwas Erfolg hat oder nicht, im Endeffekt ist es immer Lena, die im Rampenlicht steht. Ja, es ist ein Klischee, aber ich konnte mich gut damit identifizieren, denn wenn wir ehrlich sind, in der Realität gibt es diese Bilder oft genug. Doch Monika Peetz schiebt Bobbie vom Schatten ins Licht und das auf zum Buch passende Weise, in dem sie sie aus ihrem alten Leben in ein Neues, nur eben 200 Jahre früher verfrachtet. Wo andere sich vor Angst in die Hose machen, entwickelt Bobbie eine Faszination und einen Mut, der für diese Zeit mehr als untypisch ist. Ich hatte so einen Spaß!

Das Setting des 19. Jahrhunderts hat mir am meisten gefallen (sicherlich auch, weil die Protagonisten dort viel Zeit verbringen. Mit einem charmanten, jugendlichen Bewusstsein erkannte ich mit den Protagonisten zusammen, dass Dinge wie Strom, Heizung, Telefon und Privatsphäre eigentlich absoluter Luxus sind, und das Frauenrecht ein Fremdwort ist. Ihr könnt euch vorstellen, was passiert, wenn junge Mädels aus dem 21. Jahrhundert das live erleben und das ein oder andere auf dem Kopf stellen. Die Folgen bleiben übrigens nicht unter Verschluss und werden später noch angesprochen.

Leider verblasste dafür der Aufenthalt in der unsichtbaren Stadt ein wenig. Die sogenannte "Nacht der Eulen" klang nach einem grandiosen Event, dessen Hintergrund erklärt wurde, aber es spielte, genauso wie die dazugehören Nebendarsteller, nur zu Beginn und am Ende eine Rolle. Das fand ich schade. Dafür tauchte ich noch mehr in die Aufgabe der Zeitreisenden ein und fand es verrückt, auf was diese alles verzichten müssen. Ein Zwiespalt, der der Thematik ein Topping oben drauf setzte, und sich in einer Person manifestierte: Dante. Er hatte den Hauch eines normalen Lebens durch Lena spüren dürfen. Das allein hätte wohl schon gereicht, um dieses Buch richtig schön auszufüllen und auszuschmücken.

Nur stattdessen wurde noch mehr rein gepackt und ich verlor auf den letzten 100 Seiten den roten Faden. Ich hätte es nicht gebraucht, dass Lenas Familiengeschichte noch einmal hoch geholt wird und die Heldin des letzten Bandes damit zu einer Dramaqueen mutiert, die sich nebenbei für Dante noch ein Bein ausreißt. Ich war tatsächlich froh, dass Lena nicht die ganze Zeit im Vordergrund stand. Ebenso verstehe ich die Entwicklung der Zeitmeisterin nicht - von eiskalt und zielgerichtet ins Gegenteil überzugehen, macht in meinen Augen keinen Sinn. Der absolute Höhepunkt war zwar sehr spektakulär und ließ den Bösen viel Raum, aber ich empfand es als zu gewollt.

Ich dachte schon, dass das im Endeffekt DIE Schlusssituation überhaupt sei, aber dann kam Bobbie wieder. Meine kleine, zarte, kluge Bobbie, die mich mit ihren Ideen glücklich macht. Es kam zu einem Cliffhanger, der es soooo in sich hat. Mein Kopf schrie förmlich "What!?" Ihr könnte es euch denken: Der 3. Band wird auch gelesen. Das kann ich mir nicht entgehen lassen.

Fazit:

Immer noch eine geniale Idee und ein Setting, dass mich in andere Zeiten führt und manche Erklärung zur Historie mitbringt, aber der Showdown war ne Nummer zu dramatisch und zu gewollt, sodass der ein oder andere Charaktere schlechter wegkommt. Für Leser, die Bücher aller Kerstin Gier und ein bisschen Steampunk mögen.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Zu viel Potenzial für einen Einzelband

Najaden - Das Siegel des Meeres
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Allgemein:

Mit „Najaden – Das Siegel des Meeres“ erschien 2018 das Debüt von Heike Knauber bei Blanvalet. Innerhalb der 600 Seiten entführt die deutsche Autorin den Leser in sagenumwobene Länder, in denen ...

Allgemein:

Mit „Najaden – Das Siegel des Meeres“ erschien 2018 das Debüt von Heike Knauber bei Blanvalet. Innerhalb der 600 Seiten entführt die deutsche Autorin den Leser in sagenumwobene Länder, in denen zwei königliche Heeresfürsten auf der Suche nach dem Siegel des Meeres einen Raubzug nach dem anderen begehen. Nach der Eroberung der Handelsstadt Glarnos entführen sie die junge Meliaé, die Tochter des Gilde-Ersten, in der Hoffnung, dass sie über wichtige Informationen bezüglich des Siegels verfügt. Doch nicht nur die Heeresfürsten haben Interesse an ihr, auch der Meeresfürst Miltiades ist hinter Meliaé her, um ihr zu zeigen, wer sie wirklich ist.

Mein Bild:

Über 600 Seiten Paperback mit einem maritimen Cover, das gefühlt schon nach Meerjungfrauen schreit, lagen vor mir. Der Klappentext las sich, als müsste eine Prophezeiung durch die Protagonistin erfüllt werden. So richtig straight ging es allerdings nicht auf dieses Ziel zu, getreu dem Motto „viele Wege führen nach Rom“. Dementsprechend habe ich eine durchwachsene Meinung zu dieser High-Fantasy-Geschichte und könnte endlos darüber philosophieren, aber ich versuche mich trotzdem zu fokussieren.

Heike Knauber hat einen fantastischen Schreibstil, der das Mystische mit dem Altertümlichen perfekt verbindet. Teilweise kam ich mir vor, als müsste ich eine Quest erfüllen, werde von Aufgabe zu Aufgabe geleitet und darf dabei Hafenstädte, tropische Inseln, den Meeresgrund und Wüstenpaläste besuchen. Die Beschreibungen sind bildreich, aber nicht zu ausgeschmückt, weil es hier definitiv reale Vorbilder aus verschiedenen Kulturen gibt. Ich hatte einfach das Gefühl, das mir das Ein oder Andere bekannt vorkam.

Ebenso vermischen sich griechische und orientalische Mythologien inklusive lebendig gewordener Sagengestalten und Legenden. Beispielsweise begegneten mir hühnenhafte Männer, die ihrem Äußeren einen Schakalkopf verleihen können, genauso wie Männer, deren Körper zur Hälfte Mensch, zur Hälfte Pferd sind. Und glaubt mir, das sind längst nicht alle Wesen in diesem Buch! Es gibt sogar ein Glossar dazu, in denen zusätzlich noch Götter, Orte und Gegenstände erklärt werden. Nicht zu vergessen die Karten auf den Innenseiten der Buchdeckel. Wer jetzt denkt, das ist alles, täuscht sich. Denn welteigene Legenden haben einen sinnbildlichen Touch von Prometheus, Medusa & Co.. Zudem musste ich den ein oder anderen Begriff, wie „Fibeln“ (Spangen, Halterungen für Gewänder) oder „Legat“ (Gesandter/Befehlshaber), googlen, weil ich mich einfach nicht auskannte. Im Klartext: Es war zu viel Historie und Mythologie für meinen Geschmack und unterbrach zeitweise den Lesefluss. Weniger wäre hier mehr gewesen.

Jedoch nicht nur dort! Die Story verlor sich in zu vielen Nebenhandlungen, wie urvölkermäßige Rituale, Familiendramen, blutige Auseinandersetzungen und Dreiecksbeziehungen, so dass ich mich irgendwann fragte, um was es hier eigentlich geht? Die Protagonistin Meliaé war mir dabei jedenfalls keine Hilfe. Ich verstand ihre Entwicklung kaum. Vom Zeitpunkt der naiven 15-Jährigen Handelstochter, die entdeckt, dass sie kein Mensch ist, gibt es einen gigantischen Zeitsprung von 4 Jahren, die mir im Endeffekt gefehlt haben. Denn, zack, ist sie eine amazonengleiche Heilerin im Urwald. Lustigerweise hat sie dabei ihre Naivität nicht verloren, why? In ihren Entscheidungen wurde sie erst gegen Ende selbstbewusster, bis dato rollte ich diverse Male mit den Augen.

Allem voran, weil sie ihre Rolle als Frau, die in dieser Welt sowas von nichts zu sagen hat und eigentlich nur als Objekt herhalten darf, akzeptiert. Es gab nur wenige Ausnahmen, in der sie die furchtlose und kluge Magiebegabte durchscheinen lässt. Das hat für mich nicht gepasst. Ebenso wie ihr männlicher Gegenpart Sayaf. Eine Heeresfürst mit Gewissen, der sich darin verrennt. Obwohl seine traditionell geprägten Beweggründe für mich einfacher nachzuvollziehen waren. Ein wirklich widersprüchliches Paar.

Mein Lichtblick in diesem Potpourri war der najadische Meeresfürst Miltiades: Stolz, loyal, klug und das Herz am rechten Fleck. Ich mochte ihn und finde, er ist der Einzige, der langfristig die richtigen Entscheidungen trifft. Überhaupt fand ich das Volk der Najaden furchtbar spannend. Leider verspricht der Klappentext zu viel, denn Najadis habe ich nie kennengelernt.

Trotz der Komplikationen, den Verlust des roten Fadens und der Vielzahl an Darstellern, muss ich der Autorin eines lassen: Langatmig ist die Story nicht. Es passiert tatsächlich immer etwas inklusive einiger Überraschungen. Schlussendlich taucht der rote Faden auch wieder auf (wer hätte es gedacht) und das Ende um Meliaé und Sayaf stimmte mich versöhnlich.

Fazit:

Für FantasyleserInnen, die einen Faible für griechische und orientalische Mythologien haben und gern über Umwege zum Ziel gelangen. Für mich war die Welt um das nicht gesehene Najadis zu komplex für einen Einzelband.

Veröffentlicht am 19.09.2019

Mehr Wissenschaft als Mensch

Hawking
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Allgemein:
Stephen Hawking war einer der populärsten Wissenschaftler der Welt. Er beschäftigte sich sein Leben lang mit der theoretischen Physik und versuchte den Fragen des Universums auf den Grund zu ...

Allgemein:
Stephen Hawking war einer der populärsten Wissenschaftler der Welt. Er beschäftigte sich sein Leben lang mit der theoretischen Physik und versuchte den Fragen des Universums auf den Grund zu gehen. Zudem versuchte Hawking sein Wissen so einfach wie möglich weiterzugeben. Sein Bestseller "Eine kurze Geschichte der Zeit" spricht jedenfalls dafür. Nun erschien Hawkings Biographie erstmals als Graphic Novel im Rowohlt-Verlag. Der Autor Jim Ottaviani und der Illustrator Leland Myrick erschufen mit "Hawking" einen anderen Blickwinkel auf den Wissenschaftler.

Mein Bild:
Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich Stephen Hawking bereits als Kind in den Nachrichten sah. Ich fand es verblüffend, wie er Bücher schreiben konnte trotz seines riesigen körperlichen Handicaps. Zudem verstand ich damals nicht wirklich, mit was sich der gute Mann beschäftigte. Vor 2 Jahren sah ich dann den Film "Die Entdeckung der Unendlichkeit". Diese Darstellung von Hawkings Lebensgeschichte traf mich wirklich emotional. Nicht nur er war der Kämpfer, auch alle anderen Menschen, die mit ihm zu tun hatten. Allerdings konnte ich mich nie dazu durchringen, seine Bücher zu lesen.

Zumindest bis dieses gut duftende Hardcover aus dem Rowohlt-Verlag vor mir lag. Das Lesebändchen in die 300 Seiten geklemmt, blätterte ich durch die zahlreichen Panels des Buches, die mit Stephen Hawkings Zustimmung entstanden sind. Ja, richtig, er wusste davon! Leider verstarb er 2018, so dass er die Graphic Novel nie zu Gesicht bekam. Zudem möchte ich betonen, dass sich Autor und Illustrator auch die ein oder andere Freiheit nahmen, um Dinge oder gar Personen zusammenzufassen und Details im Setting eher grobschlächtig zu behandeln (Welche Frau würde vor der Klagemauer ein kurzes schulterfreies Kleid tragen?).

Nichtsdestotrotz führte mich Stephen Hawkings Ich-Perspektive durch die Seiten. Ich glaube, gespürt zu haben, dass ein Teil seines Charakters durch die Worte zu mir rüber schwappten: Sarkasmus, Wortwitz, die Leidenschaft über Teilchen, "Schwarze" Löcher oder das Universum zu philosophieren, aber auch seine kühlere Art, wenn es um private Angelegenheiten ging.

Die Bilder unterstützten meine Einschätzung dahingehend sehr. Hawking lebte mehr in seiner als in der realen Welt. Mimik und Gestik der dargestellten Personen empfand ich als grob und kantig. Für mich zu wenig, um zu den gesprochenen Worten die Gefühle zu erkennen. Auch farblich glichen sich die Bilder oft. Der Illustrator hielt sich an Grundfarben wie grün blau oder rot, lediglich bei historischen Ausschnitten, zum Erklären wissenschaftlicher Theorien, bediente man sich einem "Sepia"-Ton.

Die Handlung selbst orientiert sich stark an der Chronologie des Wissenschaftlers. Geburt, Schulzeit, Studium, wann hatte er welche Ideen, Thesen oder Schriften entwickelt, inklusive vieler Skizzen, Diagramme und Erklärungen, in der Hoffnung, dass ich als Leser das Ganze verstehen würde. Sorry, das hat nicht funktioniert. Für Menschen, die sich für Physik und Astronomie interessieren muss das ein wahrer Schatz sein, für mich war es stellenweise zu langatmig, weil die Wissenschaft immens viel Platz einnahm.

Mir fehlte ein Großteil seines Privatlebens. Dieser Part wurde punktuell abgehandelt ohne viel ins Detail zu gehen. Beispielsweise wurde nicht einmal der genaue Begriff seiner Krankheit genannt. Ebenso ging sein Familienleben unter. Im Endeffekt glaube ich, dass Hawking aber genauso war. Er vernachlässigte sein Privatleben, ließ seiner Krankheit wenig Chancen ihn zu behindern und liebte seine Arbeit. Von dieser Seite betrachtet, ist die Graphic Novel definitiv gelungen. Jedoch vermisste ich persönlich den Menschen Stephen Hawking zu sehr.

Meine Highlights bestanden vor allem daraus, dass man Hawkings Wissensdurst und Leidenschaft oft unterschätzte, so dass sich die Reue darüber erst spät einstellte. Schlussendlich ist es schwierig Stephen Hawkings Leben auf so wenige Seiten zu brennen, keine Frage.

Fazit:
Mal eine etwas andere Biografie über den populären Wissenschaftler Stephen Hawking. Für LeserInnen, die sich gern mit den wissenschaftlichen Aspekten Hawkings kompakter beschäftigen möchten und dabei einen Hauch seines Charakters wahrnehmen wollen.

Veröffentlicht am 13.08.2019

Beim dritten Mal hat es nicht mehr so viel Spaß gemacht

DOORS X - Dämmerung
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Allgemein:

Mit dem Projekt „Doors“ gingen der Knaur Verlag und der berüchtigte Fantasy-Autor Markus Heitz einen alternativen Weg zur bekannten Buchreihe. Sie nannten es Staffel, Bücher, die gleich beginnen, ...

Allgemein:

Mit dem Projekt „Doors“ gingen der Knaur Verlag und der berüchtigte Fantasy-Autor Markus Heitz einen alternativen Weg zur bekannten Buchreihe. Sie nannten es Staffel, Bücher, die gleich beginnen, sich aber jeweils in andere Richtungen bewegen. Der Leser muss sich an keine Reihenfolge halten oder die Reihe weiterlesen, um zu erfahren wie es endet. Das Konzept von „Doors“ wurde 2018 zum Erfolg und im Sommer 2019 erscheint die nächste Staffel.

„Dämmerung (X)“ beschäftigt sich erneut mit der Suche nach der vermissten Millionärstochter Anna-Lena, die in den Katakomben des alten Familienanwesens vermutet wird. Ein außergewöhnlicher Suchtrupp mit zwei Freeclimbern, einem Medium, zwei Wissenschaftlern und einem Personenschützer machen sich auf dem Weg, um Anna-Lena zu finden.
Jeder von ihnen trägt ein Geheimnis mit sich -sind sie wirklich das,
was sie zu sein scheinen? Als der Trupp vor mehreren altertümlichen
wirkenden Türen stehen, haben sie die Qual der Wahl. Durch welche
Tür werden sie gehen? Die Wahl fällt auf die Tür mit dem „X“,
eine vermeintliche Version der Zukunft, die durch digitale Volkswahlen bestimmt wird...

Mein Bild:

Ich habe mich auf das, für mich, letzte Buch gefreut, denn ich erhoffte mir, dass sich der Kreis aus offenen Fragen endlich schließt, in dem ich Antworten bekomme. Fehlanzeige, definitiv. Das Rätsel um die Türen, den ein oder Darsteller oder die betretenen Welten bleiben größtenteils ungelöst. Ich tippe darauf, dass es Absicht war, die Mysterien nicht komplett aufzulösen, um sich weitere Möglichkeiten offen zu halten. Trotzdem bin ich echt frustriert.

Wenigstens kann ich behaupten, dass „Dämmerung“ mein Lieblingscover aufweist. Ich mag die eingeprägten Motten und diese Science Fiction – mäßigen Ornamente um das gewohnte Schlüsselloch. Was soll ich sagen? Die Cover passen zur Story wie die Faust aufs Auge.
Auch der Beginn, der in jedem Buch identisch ist, liest sich selbst beim dritten Mal noch spannend und flüssig. Markus Heitz ist ein Schreib-Genie: Authentisch, originell, smart, einen Schuss Humor und gern blutig bzw. zeigt er Nerven aus Drahtseil, die seine Leser/innen nicht unbedingt besitzen. Langeweile kennt der Maestro nicht!

Aber die Protagonisten überraschten mich weniger, da der Geheimnisfaktor nicht mehr so riesig ist. Ich meine, ich kenne die Charaktere inzwischen ganz gut, von daher verliert jegliche zusätzliche Information ihren Reiz. Noch dazu werden bei den Protagonisten Klischees bedient, die mir in diesem Buch noch übertriebener vorkommen. Entweder ist mir das in den anderen Büchern nicht aufgefallen oder mich hat hier das seitenweise Ausholen der Lebensgeschichten einfach nur genervt.

Aufregend geht es im Plot zugange, der sich im Verlauf immer wieder in verschiedene Handlungsstränge splittete, um dann wieder
zusammengeführt zu werden, je nachdem, ob der Suchtrupp sich aus diversen Gründen trennt oder wieder zusammentrifft. Die Idee gefiel mir gut, da es turbulenter zur Sache ging, sich kleine
zwischenzeitliche Cliffhanger bildeten und die Seiten nur so dahin
flogen.

Doch mit der Zeit beschlich mich ich das Gefühl, dass sich der Autor in den Verwirrungen seines eigenen Plots verlor. Die Situationen wurden bizarr, unerklärlich und verloren an Struktur. Selbst die
Protagonisten drehen teilweise so am Rad, dass ich das nicht für
glaubwürdig erachte. Pauschal behaupte ich, dass Viktor, der
Freeclimber und die gesuchte Anna-Lena die einzig Vernünftigen in
dieser ganzen Story sind.

Ein weiteres Indiz für die Plotverwirrungen hinterlässt die Reise in
die, im Klappentext angekündigte, Zukunftsversion. Ich bin es von
den anderen Büchern gewöhnt, dass sich alles hauptsächlich in der
jeweiligen Parallelwelt abspielt. Leider, leider, leider befand ich
mich gerade mal um die 20 Seiten in diesem durchdigitalisierten Jahr
2049. Die Tür stand für mich quasi nur einen Augenblick lang offen,
wie ein Appetizer, der nach mehr verlangt. Die Version ist eine
gelungene futuristische Darstellung dessen, was in Zukunft sein
könnte. Der Aspekt von Volkswahlen und die Manipulationsmöglichkeiten begeisterte mich. Nur zu kurz.

Das Ende holte glücklicherweise wieder an Boden und Glaubwürdigkeit zu. Ganz gerissen ist der Twist auf den letzten Seiten, der das Ende noch einmal kippen lässt. Großes Kino.

Fazit:

Ein Adrenalinkick im Rausch der Seiten, jedoch zu viele Handlungsstränge, die sich nicht mehr auf das Wesentliche konzentrierten. Der Klappentext ist eine glatte Fehlinfo! Dennoch ist es etwas für Abenteurer und Mystic-Fans.

Veröffentlicht am 29.05.2019

Amie & Lex oder wie Sex den Plot übertüncht

KEEP
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Mein Bild:
Wie habe ich mich auf den lockeren, doch schon hemmungslosen Schreibstil von Helena Hunting gefreut. Den 1. Band „Stay“ habe ich weg gelesen wie nichts. Die Autorin hat ein Händchen dafür Klischees ...


Mein Bild:
Wie habe ich mich auf den lockeren, doch schon hemmungslosen Schreibstil von Helena Hunting gefreut. Den 1. Band „Stay“ habe ich weg gelesen wie nichts. Die Autorin hat ein Händchen dafür Klischees mit Humor und einer gewissen Leidenschaft zu verpacken, dass es mir als Leser einfach Spaß macht in die Geschichte einzutauchen. Ich kann dabei einfach abschalten. Dafür nehme ich es auch hin, dass so etwas im wirklichen Leben nie passieren würde. Ob „Keep“ meinen Erwartungen stand gehalten hat? Naja, leider nicht ganz.

Zunächst finde ich es klasse, dass man das Buch unabhängig von den anderen Bänden lesen kann. Wie es typisch in NA-Reihen ist, widmet sich jedes Buch einem anderen Pärchen aus der, ich nenne es mal, Clique. Wer, wie ich, den Vorgängerband gelesen hat, freut sich dennoch lieb gewonnene Charaktere in einer Nebenrolle wiederzufinden. Zudem gibt es Nebenstränge vom Vorgängerband, die fortgeführt werden. Aber keine Angst, es bedingt kein hochkomplexes Wissen um dem folgen zu können.
Der Einstieg in die Geschichte ist sehr gut gewählt, denn es ist der Abend, an dem Amie sowohl Lexington als auch Armstrong kennenlernt. Als Leserin wusste ich gleich, welchem Mann ich dem Vorzug geben würde. Doch Amie entscheidet sich anders und zack wurde ich per Zeitsprung zur Gegenwart 10 Monate später katapultiert. Die Autorin arbeitete innerhalb des Buches öfter mit Zeitsprüngen, in denen etwa Tage, Wochen oder gar Monate vergehen. Für mich war das entspannt, weil ich anhand der Gedanken der Protagonisten immer einen kurzen Abriss davon erhielt, was grob passiert war ohne, dass man sich in unnötige Details verlor. Ein Punkt für die Kurzweiligkeit der Geschichte.

Hinzu kam die Abwechslung in Form der knackigen Ich-Perspektiven von Lex und Amie, die ich ohne Probleme auseinanderhalten konnte (mal abgesehen davon, dass die Namen da standen). Ich habe einen ziemlich zwiespältigen Eindruck von Amie erhalten, der sich durch das komplette Buch zieht. Sie wankt immer wieder zwischen Kopf und Herz, Vernunft und Gefühl, Anziehungskraft und Willensstärke, begründet durch den Ruf ihrer in der Öffentlichkeit stehenden Familie und dass sie „Anarchie-Amie“ eigentlich hinter sich lassen möchte. Es ist mal wieder so typisch und schade zugleich, weil die Entwicklung der Protagonistin nur so dahinschleicht.

Ich war überrascht, dass Lexingtons Perspektive recht ausgewogen zu Amies war. Wenn ich mich recht erinnere, nahm in „Stay“ der weibliche Part mehr Platz ein. Jedenfalls wirkt Lex im Gegensatz zu Amie ziemlich entschlossen, drängt jedoch keine Entscheidung herbei. Er nimmt, was er kriegen kann, selbst wenn er dazu zeitweise zum Spielzeug mutiert. Ich mochte ihn die meiste Zeit für seine fürsorgliche Art und in vielen Zügen ist er zu perfekt, um wahr zu sein. Die wenigen „Makel“, die er besitzt, sind im Endeffekt nur dazu da, um ihm ein dunkles Geheimnis anzuhängen. Ich fand das unnötig, denn das Geheimnis war zu offensichtlich, unspektakulär und hat den Plot nicht bereichert.

Apopo Plot. Die erste Hälfte gefiel mir richtig gut: Tolle Szenen, zwei Menschen, die wunderbar miteinander agierten, Gefühle hervorriefen, mich zum schmunzeln brachten und nebenbei versuchten ihre Probleme entweder zu regeln oder eben zu vergessen. Dabei passierten irre klischeebehaftete Dinge, bei denen ich mich schon früher gefragt habe, wie die Umwelt wohl auf so etwas reagieren würde oder der Teufel im Detail versteckt bleibt, um das fassen zu können. Genau solche Situationen hat Helena Hunting unglaublich charmant umgesetzt – Bilder in meinem Kopf. Ich würde euch gern Beispiele nennen, aber das würde die besten Seiten des Buches spoilern, also lasse ich es.
Danach ging es, meiner Meinung nach, mit dem Plot bergab. Gefühlte 100 Seiten gab es nur noch sexuelle Handlungen. Heiß, verführerisch und wild, w-o-w, gingen jedoch bald über auf ordinär und provokativ. Mir war es egal, wie viel Schweiß floss oder Höhepunkte kamen, ich war trotz der übersprudelnden Leidenschaft genervt. Meine Güte, der Plot sollte doch aus mehr bestehen als die moderne blaue Lagune.

Mir ist außerdem aufgefallen, dass beide Protagonisten plötzlich super talentiert sind. Lex geschäftliche Probleme lösen sich in Luft auf und Amie scheint ein kreatives Organisationsgenie und Youtube-Star in einem zu sein. Was ist da passiert? Hat Bora Bora magische Kräfte heraufbeschworen?

Erst auf den letzten Seiten hatte ich wieder das Gefühl an Boden gewonnen zu haben. Der Genuss der kurzweiligen, dramageladenen Handlungsstänge stellte sich erneut ein. Schlussendlich kann ich sagen, dass „Keep“ ein meist unterhaltsames Liebesabenteuer war. Doch Helena Hunting hätte mit mehr Entscheidungsfreudigkeit auch mehr raus holen können als nur guten Sex.

Fazit:
„Reich, sexy und humorvoll“ wiegen den einfachen Plot und die Vorhersehbarkeit kaum auf. Trotzdem lässt sich das, Dank des lockeren Schreibstils, schnell vergessen.