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Veröffentlicht am 01.11.2019

Das Mädchen im Koffer

Moses und das Mädchen im Koffer
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Stefan Moses ist Kriminalkommissar bei der Hamburger Polizei. Er stammt aus einer vermögenden alteingesessenen Reeder Familie und doch ist er etwas anders. Denn er ist als kleines Kind allein aus Afrika ...

Stefan Moses ist Kriminalkommissar bei der Hamburger Polizei. Er stammt aus einer vermögenden alteingesessenen Reeder Familie und doch ist er etwas anders. Denn er ist als kleines Kind allein aus Afrika gekommen und wurde adoptiert. Seine frühkindlichen traumatischen Erlebnisse von Flucht und dem wochenlangen Aufenthalt im Bauch eines Containerschiffs verfolgen ihn noch heute. Aber Schwäche lässt er nicht zu und er reagiert unwirsch, wenn ihn seine Freundin auf seine Alpträume anspricht.

In dieser angespannten Situation kommt ein grausiger Fall auf ihn zu. Aus einem angeschwemmten Überseekoffer wird eine Mädchenleiche geborgen, geschminkt und gekleidet wie eine kleine Prinzessinnenpuppe.

Gleichzeitig wird ein weiteres Mädchen vermisst. Aber es gibt keine Gemeinsamkeiten, keine Verbindungen. Moses und sein Team arbeiten auf Höchsttouren, doch die Zeit ist gegen sie. Vor allem weil es keine Spuren zu geben scheint, bis ein kleiner Hinweis Moses auf eine Idee bringt.

Sehr spannend ist die Suche nach den kleinsten Hinweisen und wenn auch die Polizeiarbeit nicht immer ganz realistisch geschildert ist, wird der Spannungsbogen hochgehalten und steigert sich bis zum Ende noch einmal.

Das ist bereits der zweite Fall für Stefan Moses und die Figur hat mit all ihren kleinen Ecken und Kanten viel Potential. Auch wenn der Aufbau der Geschichte recht konventionell ist und auch die Nebenhandlungen nicht unbedingt originell sind. So gibt es natürlich eine kapriziöse Freundin, die nicht immer Verständnis hat, wenn Moses fast Tag und Nacht durcharbeitet und alles um sich herum seiner Arbeit unterordnet. Die Assistentin Helwig ist als kompletter Gegenentwurf gezeichnet. Sie kommt aus prekären Verhältnissen, ist von Kinderheim und Jugendamt geprägt und schießt schon mal übers Ziel hinaus. Zwischen dem vermögenden, großbürgerlich geprägten Moses und ihr knallt es schon mal.

Der Krimi hat mich gut unterhalten, die Sprache ist gut zu lesen und es wird farbig und temporeich erzählt. Besonders gespannt ist der Leser natürlich auf Moses Vergangenheit und das lässt mich schon neugierig auf den nächsten Band warten.

Veröffentlicht am 01.10.2019

Die Thalheim Schwestern

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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Mit „Wunderbare Zeiten“ findet die Geschichte um die Geschicke der Thalheims und ihres Modehauses eine Fortsetzung. Wir sind mittlerweile in den frühen Fünfzigern angekommen und dieser Band stellt nun ...

Mit „Wunderbare Zeiten“ findet die Geschichte um die Geschicke der Thalheims und ihres Modehauses eine Fortsetzung. Wir sind mittlerweile in den frühen Fünfzigern angekommen und dieser Band stellt nun das Leben der mittleren Schwester Silvie in den Vordergrund. Ganz im Gegensatz zu Rike, sieht sie ihre Bestimmung eher beim Rundfunk. Dort hat sie sich inzwischen einen Namen gemacht und ihre Sendung „Stimmen“ ist zu einem Erfolgsformat geworden.

Doch in ihrem Privatleben sieht es nicht so erfolgreich aus. Sie hat die unglückliche Liebe zu Ben Green einigermaßen überwunden, aber immer öfter denkt sie an das Kind, das nicht zur Welt kommen konnte. Doch dann stürmt der junge Schauspieler Wanja in ihr Leben und Silvie weiß, sie kann wieder nur verlieren. Wanja ist charmant und egozentrisch, unbeständig und stürmisch, aber wenn Silvie liebt, dann mit Haut und Haar. Doch wieder muss sie erleben, dass ihre Gefühle tiefer sind, als die ihres Partners.

Zudem fordert das Familienunternehmen ihre Kraft. Oskar, ihr Zwillingsbruder kann seine Kriegserlebnisse nicht vergessen und agiert nicht unbedingt als Geschäftsmann, das Modehaus muss sich neuen Konkurrenten und Herausforderungen stellen.

Was für eine dramatische Geschichte! Wunderbar eingebettet in die aufregende Zeit des Wiederaufbaus und dem Beginn des Wirtschaftswunders. Brigitte Riebe verwebt auf lebendige und farbige Weise die Geschichte der beiden jungen deutschen Staaten mit einem vielschichtigen Familiendrama. Damit wird Historie greifbar. Kleine Anekdoten aus der Zeit werden in die Handlung eingeflochten, man trifft die Stars der Zeit, wie O.W. Fischer und Maria Schell, aber auch ernste Themen kommen zu Wort.

Besonders gefiel mir die Beschreibung der unterschiedlichen Entwicklung der getrennten Zonen. Ich hatte diesen Prozess nicht so schleichend und vor allem nicht so früh spürbar in Erinnerung. Arbeiterinnen aus dem Osten, die im Westen für niedrigere Löhne schufteten – das ist keine Erfindung der Gegenwart, schon 1952 nutzten findige Unternehmer das Lohngefälle. Im Anhang gibt es eine Zeitleiste, die die geschichtlichen Ereignisse noch einmal aufführt. Ein für mich interessanter und wichtiger Anhang.

Die Protagonistin Silvie ist schon ein wenig weiter in Unabhängigkeit, als es die ältere Schwester sein konnte. Das Frauenbild, das die Autorin zeichnet, hat mir gut gefallen und passt auch sehr gut in den geschichtlichen Kontext. Schon aufbegehrend, ihr Recht auf Selbstbestimmung und eine eigene Sexualität fordernd, aber noch von den Anschauungen der 50iger gebremst und eingeengt.

Das macht neugierig, wie die Autorin die jüngste Tochter als Mittelpunkt des nächsten Bandes zeichnen wird.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Lügen und Geheimnisse

Lügentanz
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Michaelas Welt scheint aus den Fugen zu geraten. Immer häufiger ist sie sich nicht sicher, ob ihre Wahrnehmungen real sind, oder nur in ihrem Kopf. Oft weiß sie nicht mehr, was in den letzten Stunden war ...

Michaelas Welt scheint aus den Fugen zu geraten. Immer häufiger ist sie sich nicht sicher, ob ihre Wahrnehmungen real sind, oder nur in ihrem Kopf. Oft weiß sie nicht mehr, was in den letzten Stunden war und was sie in der Zwischenzeit getan hat. Sie sorgt sich, merkt das ihre Umwelt sich langsam über sie wundert, ja sie sogar für gestört hält. Vor allem belastet ihr Zustand auch ihren Mann und ihre Tochter.
Bea ist die beste Freundin von Michaela, sie ist immer für sie da und steht ihr mit Rat und Tat zur Seite, seit sie sich im Kindesalter im Kinderheim kennenlernten. Michaela hat bei einem Unfall ihre Eltern verloren und sie ist froh, dass sich Bea wie eine ältere Schwester ihrer annimmt.

Lena ist die dritte Hauptfigur in diesem Spiel, auch sie ein Mensch, dem im Leben Zuneigung und Liebe fehlten, alle 3 Frauen tragen das Geheimnis ihrer Kindheit tief in ihrem Inneren verborgen, doch als sich die Wege der Drei kreuzen, kommt es zu einer Kettenreaktion, die keinen Stein auf dem anderen lassen.

Drei Frauen, drei Schicksale, drei Wahrheiten. Mit jedem Perspektivwechsel spinnt die Autorin das Netz aus Lügen dichter. Man muss als Leser schon sehr aufmerksam sein, um die feinen Hinweise und Brüche in den Geschichten zu entschlüsseln.
Es braucht keine Gewalt, kein Blut um einen subtilen Thriller zu schreiben, der Autorin gelingt es dies ganz ausgezeichnet.

Suspense pur !

Veröffentlicht am 20.09.2019

Lügengespinst

Todeslügen
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15 Jahre saß Sean Hennessy im Gefängnis. Er soll seine Eltern und eine Schwester wie im Blutrausch ermordet haben. Nur die jüngste Schwester hat überlebt. 15 Jahre lang hat Sean auch seine Unschuld beteuert, ...

15 Jahre saß Sean Hennessy im Gefängnis. Er soll seine Eltern und eine Schwester wie im Blutrausch ermordet haben. Nur die jüngste Schwester hat überlebt. 15 Jahre lang hat Sean auch seine Unschuld beteuert, nun nach seiner Entlassung, will er es beweisen. Auch ein Filmprojekt gibt es bereits.
Detektive Frankie Sheehan weiß, dass ihre Schwägerin, eine Anwältin auf der Seite Seans steht. Sie selbst hat grade andere Sorgen. In einer Kirche wurden zwei Menschen tot aufgefunden, der Mann in ein Priestergewand gehüllt, die Frau halbnackt und post mortem mit Messerstichen übersät. Sofort ist in der kleinen Stadt die Erinnerung an die Familie Hennessy wieder wach und auch Frankie ermittelt in die gleiche Richtung. Aber dann gibt es noch einen Toten und es wird klar, dass die Morde etwas mit der Vergangenheit und Sean zu tun haben müssen.
Durch ihre Schwägerin und ihre Mutter, die damals Brid Hennessy kannte, wird sie viel tiefer und privater in den Fall gezogen, als sie möchte und genau das macht auch einen Teil des Reizes dieses Krimis aus. Ermittlungen aus der Vergangenheit und der Gegenwart kreuzen sich und Frankie muss Versäumnisse feststellen. Dumm nur, dass der damalige ermittelnde Polizist jetzt ihr Chef ist.
Es gibt sehr viele private Aspekte in diesem Fall, manchmal gerät darüber die Polizeiarbeit in den Hintergrund. Es ist aber so gewollt, die Ermittlungen führen eben weit in Frankie Sheehans Familie und sie steht mehreren Fronten gegenüber. Ihre Vorgesetzten wollen keinerlei Zweifel an der damaligen Arbeit aufkommen lassen, fürchten teure Entschädigungsklagen und schlechte Presse und ihre Familie möchte die alten Geschehnisse am liebsten verdrängen. Es ist eben eine typische Kleinstadt und mit dem Mief und den Vorurteilen muss sich Sheehan arrangieren.
Der Autorin ist es schnell gelungen, mich an der Schuld von Hennessy zweifeln zu lassen. Viel schneller als ihre Protagonistin Sheehan war ich von einem Justizirrtum, vielleicht sogar von einem gezielten Vertuschungsversuch überzeugt. Wenn da nicht die kleinen Spuren wären, die geschickt in die Handlung eingebaut werden und immer wieder die Ermittlungen in eine neue Richtung lenken.
Der Krimi ist ganz auf die Ermittlerin zugeschnitten und das Aufeinandertreffen von Frankie und Sean ein richtiges Psychoduell. Fesselnd und temporeich, fast schon ein Thriller, dafür sorgen der wendungsreiche Plot und die genaue Charakterisierung der Figuren. Besonders gut ist die Atmosphäre der irischen Kleinstadt getroffen, samt dem Priester als moralische Instanz.
Eine spannender zweiter Fall für Frankie Sheehan.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Es geht heiß her in München

Blaues Blut
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Sofie hat sich nun entschieden, die Liebe zu Jo Lederer, ihrem Ex- Ehemann ist wieder aufgeblüht. Zwar war Charly Loessel ein sehr charmanter Kandidat, aber alte Liebe rostet eben nicht. Vor allem da ...

Sofie hat sich nun entschieden, die Liebe zu Jo Lederer, ihrem Ex- Ehemann ist wieder aufgeblüht. Zwar war Charly Loessel ein sehr charmanter Kandidat, aber alte Liebe rostet eben nicht. Vor allem da beide wohl aus ihren Fehlern gelernt haben und Eifersucht und Jähzorn vermeiden. Aber wie immer kann sich Sofie nicht aus Jo's Fällen heraushalten, ganz besonders wenn Charly unter Verdacht gerät, seine Ex-Ehefrau getötet zu haben. Aber nicht nur der Fall bringt Stress für Sofie, auch ihr Berliner Freund, Dr. Erik Sander taucht in München auf. Hat er sie doch damals schnöde sitzengelassen, weil ihm die Tochter des Chefarztes nützlicher für seine Karriere schien. Nun ist ihre Chefin ganz hin und weg von seinem Charme. Sofie sitzt zwischen allen Stühlen, vor allem, da Jo die Indizien gegen Charly Loessel ausreichend für eine Verhaftung findet und nicht auf Sofies Intuition hört. Was bleibt ihr denn dann noch übrig, als Charly zu verstecken und auf eigene Faust zu ermitteln.

Sofie steht wie immer unter Strom, fällt bei Stress in breitesten Münchner Dialekt und hat doch immer ein offenes Ohr und Auge für ihre Nöte ihrer Mitmenschen. Gut das Vroni und Flo ihr immer uneigennützig zur Seite stehen, auch wenn es scheint, dass sie diesmal unrecht hat.

Das ist der dritte Band mit Dr. Sofie Rosenhuth als Heldin, ich habe die ersten zwei gern gelesen und bin jetzt etwas enttäuscht. Es wirkt wie ein Aufguss, es sind wieder die gleichen Personen, die gleichen Konstellationen und immer die gleichen Running Gags um das Möpschen und die eisige Dr. Falk mit ihren Männerproblemen, wie immer kämpft Sofie mit Gewicht und Jo Lederers Eigensinn.

Das ist lustig und temporeich, aber letztlich nur eine neue Variation der beiden vorausgegangen Bücher.