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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.07.2020

Ausgeträumt?

Muse of Nightmares - Das Geheimnis des Träumers
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Zum Inhalt:
Sarai und Lazlo sind verliebt, aber diese Liebe trifft auf viele Widerstände. Denn leider haben sie in Sarais Schwester Minya eine Gegenspielerin, die ihre Tricks nicht nur beherrscht, sondern ...

Zum Inhalt:
Sarai und Lazlo sind verliebt, aber diese Liebe trifft auf viele Widerstände. Denn leider haben sie in Sarais Schwester Minya eine Gegenspielerin, die ihre Tricks nicht nur beherrscht, sondern auch nutzt. Und so treffen Gaben auf Gaben, - wird Sarai als Muse der Träume ein Mittel finden, Minya aus ihrem ureigenen Alptraum zu befreien und damit Weep und sich selbst den Weg in eine lebenswerte Zukunft ebnen?

Mein Eindruck:
Zuallererst: Dieses Buch ist Teil einer Reihe und kann nicht ohne die Vorgängerbände verstanden werden. Außerdem muss dem Leser klar sein, dass dieses Buch geteilt ist und erst der zweite Teil die Geschichte abschließt.

Aber mit der Vorkenntnis von „Strange the Dreamer“ tut sich eine wunderbar fantastische Welt auf, die Laini Taylor mit ihrem blumigen und bildhaften Schreibstil erschaffen hat. Ihre Figuren leben mit einer Intensität, die ihresgleichen sucht. Die Geschichte wirkt dabei nicht nur durch die Magie ihrer (teils) göttlichen Charaktere, - Taylor haucht den verschiedenen Schauplätzen so viel Leben ein, dass ein Gemetzel an einem kalten Strand genauso deutlich vor dem geistigen Auge erscheint wie eine gegen ihren Willen agierende Geisterarmee.
Die Autorin weiß aber nicht nur die inneren und äußeren Zwänge ihrer Figuren brillant darzustellen, - auch der Humor kommt nicht zu kurz, für den meistens Nebenfiguren zuständig sind. Doch auch diese sind mit genügend Tiefe ausgestattet und drücken der Story ihren Stempel auf.
Das Spiel mit unterschiedlichen Zeitebenen und Rückblenden zwingt die Leser/innen zwar zu einer gewissen Sorgfalt,- doch man versinkt sowieso in der Geschichte, bis sich der Buchdeckel wieder geschlossen hat.
Das Einzige, was stören könnte, ist die streckenweise Konzentration auf das Liebesgeplänkel der beiden Hauptcharaktere und die Absicht, politische Korrektheit auch in der Fantasy unterzubringen. Doch hier scheiden sich die Geister – es gibt bestimmt auch Liebhaber dieses Buches, die genau diese Aspekte erfreuen werden.

Mein Fazit:
Poetisch, berührend und märchenhaft schön

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 20.06.2020

Du bist was Du warst

Das Kind in mir will achtsam morden
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Zum Inhalt:
Björn hat das Morden hinter sich gelassen, das Prinzip der Achtsamkeit jedoch weiter verinnerlicht. Aber dann passiert ihm doch wieder ein tödliches Missgeschick und er lässt sich von seinem ...

Zum Inhalt:
Björn hat das Morden hinter sich gelassen, das Prinzip der Achtsamkeit jedoch weiter verinnerlicht. Aber dann passiert ihm doch wieder ein tödliches Missgeschick und er lässt sich von seinem Psychologen beraten. Dieser macht Björn mit dem Prinzip des inneren Kindes bekannt und lässt ihn eine Aussöhnung mit seinem jüngeren Selbst anstreben, - zum Wohle von Björns Ehe, seinem weiteren Leben und Personen, die seinen Weg kreuzen.

Mein Eindruck:
Zwar ist der Humor Dusses nicht mehr so neu und unbekannt, sein zweites Buch packt aber genauso zu wie „Achtsam morden“ und lässt die Muskulatur des Gegenübers nicht so schnell aus den Fängen, - vorzugsweise die Lachmuskulatur.
Wieder einmal nimmt der Autor spritzig die Betroffenheits- und Empörungskultur aufs Korn und hält der politisch korrekten Gesellschaft einen Spiegel vor, der nicht nur zum Lachen, sondern zum Nachdenken anregt. Denn bei aller absurden Komik findet sich nicht nur ein Quäntchen Wahrheit in den Lebensumständen, denen sich ein Anwalt mit Familie, Kindergarten und zwei Verbrechergruppen am Hals ausgesetzt sieht und die man (bis auf die Gangs) durchaus auf die eigenen Probleme anwenden kann. Genau das ist die Besonderheit, die Dusses Krimis aus dem Allerlei der Humor-Kriminalliteratur heraushebt. Der Versuch, mit einem psychologischen Prinzip Lösungsansätze zu finden, die den ganz normalen Wahnsinn erträglich machen. Das innere Kind ist dafür der Katalysator, der das ganze unterfüttert, - und die Chose brüllend komisch macht.
Leider bleibt dabei der Hintergrund des organisierten Verbrechens ein bisschen auf der Strecke; sollte dieser in einem dritten Buch wiederbelebt werden, würde es bestimmt nicht im Regal der Buchhandlung verstauben.

Mein Fazit:
Auch der zweite Aufguss schmeckt

Veröffentlicht am 13.05.2020

Wahnsinn

Das Gesicht am Fenster
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Zum Inhalt:
Sophie Carter zieht nach einem traumatischen Erlebnis gemeinsam mit ihrem Mann Colin und dessen Kindern Oliver und Kate in ein schweizerisches Bergdorf in der Nähe des CERN. Da die Kinder Betreuung ...

Zum Inhalt:
Sophie Carter zieht nach einem traumatischen Erlebnis gemeinsam mit ihrem Mann Colin und dessen Kindern Oliver und Kate in ein schweizerisches Bergdorf in der Nähe des CERN. Da die Kinder Betreuung benötigen, wird Agatha engagiert, eine höfliche und patente ältere Dame. Alles scheint perfekt, doch dann verschwindet ein Junge – Peter - und Oliver erfährt in der Schule, dass Peter nicht der erste ist, dem ein solches Schicksal widerfährt. Dazu passieren seltsame Dinge im Umfeld der Carters, die Stimmung wird immer bedrohlicher und belastet die Beziehungen zu den Dorfbewohnern und innerhalb der Familie. Als den Carters die Zusammenhänge klar werden, ist es spät, - möglicherweise zu spät?

Mein Eindruck:
Okay, als geübter Thriller-Leser merkt man sehr schnell, wohin der personelle Bösewicht-Hase läuft, aber die Geschichte ist so wahnsinnig gut geschrieben, dass dieser Punkt überhaupt nicht stört. „Das Gesicht am Fenster“ ist eines der wenigen Bücher, bei denen man wirklich nicht aufhören kann zu lesen, einfach, weil man unbedingt wissen will, wie das Ende aussieht.
Dazu konstruiert Krüger durch seine dauernden Perspektivwechsel und die Schrecken und Bedrohungen, die gleich mehrere Figuren betreffen, ein Dauer-Unwohlsein, welches er immer wieder noch zu steigern vermag. Einige kleinere Ungereimtheiten wie zum Beispiel größeres Vertrauen in der Außen- als in der Innensicht verzeiht man gerne, - insbesondere deshalb, weil der Autor es geschickt durch eine seiner Figuren ansprechen lässt.
Absolut meisterhaft sein Schluss, - eine unbedingte Leseempfehlung!


Mein Fazit:
Eine böse Perle des Genres

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.02.2020

Gefühlvoll

Klaus Modick über Leonard Cohen
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Zum Inhalt:
Lukas, ein junger Gitarrist, wird von einem Lied geflasht und erfährt nach einer Weile, dass es sich dabei um „Suzanne“ von Leonard Cohen handelt. Dieses Stück öffnet ihm die Herzen dreier ...

Zum Inhalt:
Lukas, ein junger Gitarrist, wird von einem Lied geflasht und erfährt nach einer Weile, dass es sich dabei um „Suzanne“ von Leonard Cohen handelt. Dieses Stück öffnet ihm die Herzen dreier junger Damen, doch alles drei sind nur Staubkörner in der Zeit. Zeitlos ist allerdings das Lied und „Suzanne“ ist die Frau, die Lukas nicht mehr aus dem Sinn bekommt.

Mein Eindruck:

Klaus Modick hat mit „Leonard Cohen“ eine Hommage an den Künstler abgeliefert, der mit seiner rauchigen Stimme und den lyrischen Texten seiner Lieder fasziniert hat. Diese Faszination ist in allen „Tracks“, wie hier die Kapitel heißen, spürbar und lässt ohne Weiteres an autobiographische Züge des Geschriebenen glauben. Alter und Lebenslauf des Protagonisten passen, dessen humorvolle Beschreibung lässt einen sympathischen Umgang mit den eigenen kleinen Fehlern vermuten.
Auch im inzwischen gesetzten Alter hat Modick nicht nur die Zeit seiner Jugend nicht vergessen, er beherrscht es wunderbar, seinen Lesern diese Zeit nahezubringen, mit allem, was dazugehört, dem alten Auto, den Grenzkontrollen, die unbändige Sehnsucht nach Freiheit. Charmant die Querverweise auf Möglichkeiten, Schallplatten in Kabinen anzuhören oder die Beschreibung von alten Radiosendungen.

Der Roman ist mit etwa 100 Seiten kein Großereignis, doch diese 100 Seiten wissen eine komplette Geschichte zu erzählen, komprimiert, fast so schön und eingängig wie ein Liedtext.
Fast so schön wie Leonard Cohens „Suzanne“.


Mein Fazit:
Ein leckeres Häppchen Literatur

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.09.2019

Keine lahmen Gäule, sondern coole Säue

Dead Lions
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Zum Inhalt:
Ein Ex-Spion stirbt scheinbar an einem Herzinfarkt in einem Bus. Aber dann stellt Jackson Lamb, Chef des Slough House für gescheiterte MI5-Existenzen, Ungereimtheiten fest. Möglicherweise ergibt ...

Zum Inhalt:
Ein Ex-Spion stirbt scheinbar an einem Herzinfarkt in einem Bus. Aber dann stellt Jackson Lamb, Chef des Slough House für gescheiterte MI5-Existenzen, Ungereimtheiten fest. Möglicherweise ergibt sich ein Zusammenhang mit russischen Schläfern, die geweckt werden sollen: Tote Löwen, die in Wirklichkeit nur Winterschlaf halten. Oder aber mit der Ankunft eines Oligarchen, die das MI5 in Atem hält und für das zwei Mitarbeiter der Slough House wieder – für kurze Zeit – in Amt und Würden gesetzt werden.
Grund genug für Jackson, die Kräfte des Slough House zu mobilisieren, denn schließlich sind seine Leute alle Agenten, auch wenn sie einen Fehler gemacht haben.

Mein Eindruck:
Nach dem ersten Fall, der die lahmen Gäule erst einmal paradieren ließ bevor sie richtig loslegten, beginnt „Dead Lions“ direkt einmal mit mehr als nur einem gemächlichen Trab. Dadurch, dass es nur zwei neue Agenten als Ersatz für Weggänge aus dem ersten Fall zu beschreiben gilt und die schon bekannten Charaktere nur mit einem Auffrischen ihrer Verfehlungen eingeführt werden, geht die Story gleich in die Vollen. Intelligent entwickelt Herron seine doppelbödige Geschichte, seine Personen – insbesondere den Protagonisten Jackson Lamb – und ihre Lebensumstände beschreibt er zuweilen fast zu bildhaft (die Flatulenzen Lambs gehen irgendwann doch ein wenig über die Grenzen des guten Geschmacks). Am besten gefallen der boshafte, sarkastische und tiefschwarze britische Humor - lakonisch bis ins Mark - und die Schilderungen des gegenseitigen Misstrauens auf allen Ebenen: Untereinander, gegenüber den Russen und ganz besonders gegenüber die Kollegen, die noch in Ehren und Würden arbeiten dürfen und die Slough Horses gerne als Bauernopfer oder Sündenböcke missbrauchen. Aber trotz aller Bedenken kämpfen sie dann doch als Herde und Verluste in den eigenen Reihen führen zu wenn auch nur kurzzeitiger Verbundenheit, die dieses Misstrauen hinwegfegt und ungeahnte Kräfte freisetzt.


Mein Fazit:
Zwar zuweilen zu schlechte Manieren, trotzdem very british und ein großer Genuss