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Veröffentlicht am 12.03.2017

Der Stromkrieg spannend und fesselnd erzählt. Eine gelungene Mischung aus historischen Tatsachen und Fiktion.

Die letzten Tage der Nacht
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New York, 1888. Thomas Edison hat mit seiner bahnbrechenden Erfindung der Glühbirne ein Wunder gewirkt. Die Elektrizität ist geboren, die dunklen Tage der Menschheit sind Vergangenheit. Nur eine Sache ...

New York, 1888. Thomas Edison hat mit seiner bahnbrechenden Erfindung der Glühbirne ein Wunder gewirkt. Die Elektrizität ist geboren, die dunklen Tage der Menschheit sind Vergangenheit. Nur eine Sache steht Edison und seinem Monopol im Weg, sein Konkurrent George Westinghouse. Zwischen den beiden Männern entbrennt ein juristischer Kampf, es geht um die Milliarden-Dollar-Frage: Wer hat die Glühbirne wirklich erfunden? Und wer hat also die Macht, ein ganzes Land zu elektrifizieren?...(Klappentext)

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Erzählt wird aus der Sicht des jungen emporstrebenden Anwalts Paul Cravath.
Gerade mal den Abschluß der Uni in der Tasche wurde er schon Partner der Anwaltskanzlei seines früheren Professors und Mentors. Er hatte noch keinen einzigen Mandanten, aber ehe er es sich versieht steckt er im gewaltigsten Patentstreit der Geschichte - dem Stromkrieg.
Sein Mandant - der berühmte Erfinder und Industrielle George Westinghaus.
Sein Gegner - der ebens berühmte Erfinder und als Genie geltende Thomas A. Edison.
Der Grund - die Frage wer von den beiden die Glühbirne zuerst erfunden hat.
Schnell wird klar, dass es hier um mehr geht als diese eine Frage, sondern um Macht, Geld und die Vormachtstellung im industriellen und wirtschaflichen Bereich in den USA. Hier stehen Existenzen auf dem Spiel.
Dem jungen Anwalt wird bewusst, dass er hier mit harten Bandagen kämpfen muss, um das Spiel gewinnen zu können, wobei er selbst in den Strudel der Intrigen hineingezogen wird und zu unfairen Mitteln greifen muss.

Der Einstieg erfolgt sofort mit einem "Knalleffekt" und katapultiert den Leser sogleich in das Jahr 1888, wo die neue Elektrizität ihren Einzug hält. Und ab diesem Zeitpunkt will und kann man nicht mehr mit dem Lesen aufhören.
Der Schreibstil ist äußerst bildhaft und von hoher Sprachqualität. Die Erzählweise flüssig und fesselnd. Die technischen und physikalischen Erläuterungen sind selbst für mich technisches Nackerpatzl verständlich, ja sogar interessant und ebenso fesselnd wie der Rest zu lesen.
Auch die Patentfrage und die Gerichtsprozesse lassen keinerlei Längen aufkommen und ich verschlang diese Passagen regelrecht.
Manchmal liest sich dieser Roman wie ein Krimi, wobei der Spannungsbogen rasant ansteigt und einem die Luft anhalten lässt. Und auch das Ende beinhaltet die ein oder andere überraschende Wendung.
Zudem wird jedes Kapitel durch ein passendes Zitat eines berühmten Erfinders und Visionärs eingeleitet - von Thomas Edison, über Albert Einsteing, bis hin zu Steve Jobs und Bill Gates, um nur wenige zu nennen. Selbst das Nachwort ist hier lesenswert.

Das Besondere an diesem Buch ist jedoch, dass der Großteil der Ereignisse den Tatsachen entsprechen und es die Protagonisten wirklich gab. Der Autor hat nur die zeitliche Reihenfolge etwas verändert, den Stromkrieg auf 2 Jahre komprimiert, etwas spekuliert und Drama in die Geschichte einfließen lassen und daraus entstand dieser überaus fesselnde Roman über den berühmten Stromkrieg zwischen Thomas A. Edison und George Westinghouse.
Die historischen Ereignisse wurde äußerst genau recherchiert, ebenso die Biografien der jeweiligen Protagonisten.
Und dies ist ein zusätzlicher Punkt der mich begeistern und an das Buch fesseln konnte. Hier hat der Autor wirklich viel Herzblut reingesteckt.

Fazit:
Dadurch dieser berühmte Stromkrieg in einen fesselnden Roman gepackt wurde, fand ich es regelrecht spannend diesem historischen Ereignis zu folgen.
Eine gelungene historische Fiktion die mich mitreißen konnte und traurig zurückließ als das Buch zu Ende war. Zu gerne hätte ich noch weitergelesen.
Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung und das nicht nur für Wissenschaftler und Physiker!

Veröffentlicht am 05.03.2017

Geschichte lebendig und fesselnd erzählt

Shakespeares ruhelose Welt
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Neil MacGregor ist der Autor dieses Buches.
Er ist seit 2002 Direktor des Britischen Museums. Zuvor war er von 1987 bis 2002 Direktor der National Gallery in London. 2008 war er "Brite des Jahres". 2010 ...

Neil MacGregor ist der Autor dieses Buches.
Er ist seit 2002 Direktor des Britischen Museums. Zuvor war er von 1987 bis 2002 Direktor der National Gallery in London. 2008 war er "Brite des Jahres". 2010 erhielt er den erstmals verliehenen Internationalen Folkwang-Preis.
Und ich muss sagen, dieser Mann versteht sein Handwerk Geschichte lebendig zu machen.

Dies ist keine Biographie über Shakespeare, sondern ein Eintauchen in seine Welt, in die Welt seines Puplikums, in die Welt des elisabethanischen und jakobäischen Londons.

Shakespeare schrieb nicht für Aristokraten, sondern für sein Puplikum, in dem sich zwar auch der ein oder andere Aristokrat befand, aber vor allem aus normalen Bürgern bestand. Und so entstand das Englische Drama, in dem sich alle möglichen Figuren tummeln - Träger und Totengräber, Wachsoldaten und herumlungernde Typen, sprich - nicht nur Kaiser und Könige, sondern normale Bürger. Und genau diese Menschen erkannten sich auf der Bühne wieder.
Wenn man versteht wie sie lebten, was sie antrieb und beschäftigte, dann versteht man auch Shakespeare und seine Werke.
Dieses Buch ist quasi eine Biographie Londons zur Zeit Shakespeares. In 20 Kapiteln taucht man in die Welt des damaligen London und seiner Bewohner und lernt sie zu verstehen.

Dies geschieht auf sehr anschauliche Art und Weise, indem jedes Kapitel einem Relikt damaliger Zeit zugeordnet ist und mit dem man in die damalige Geschichte eintaucht. Diese wird wiederum mit den damaligen Werken Shakespeares gegenübergestellt und voilà, schon hat man einen besseren Bezug zu einigen von seinen Bühnenstücken und kann somit so manchen Zusammenhang, so manche Posse und so manche Handlung besser verstehen. Man versteht die Tragik, aber auch so den Witz..und Shakespeare war wirklich verdammt witzig und äußerst sarkastisch veranlagt.
Dies alles erfolgt in einem flüssigen und leicht verständlichem Schreibstil und mit zahlreichen Abbildungen.
Hier gehen Zeit- und Literaturgeschichte gekonnt eine Verbindung ein und gehen Hand in Hand. Geschichte einmal anders, aber auf jeden Fall lehrreich und lebendig und daher alles andere als trocken.

Außer zahlreichen Abbildungen enthält dieses Buch noch eine Bibliographie, welche man nicht unbeachtet lassen sollte und viele Anregungen für weitere Literatur beinhaltet.
Ebenso sind Personenregister, Ortsregister und ein Register von Shakespeares Werken enthalten.

Fazit:
In diesem Buch wird die Geschichte Londons und rund um Shakespeare lebendig. Ich konnte nicht aufhören darin zu blättern und zu lesen, war fast enttäuscht als ich es zu Ende gelesen hatte und das will bei einem biographischen und zeitgeschichtlichen Sachbuch was heißen. Die Meisten legt man nämlich gerne mal für eine Weile beiseite, um sich etwas anderem, etwas weniger anspruchsvollem zu widmen.
Bei diesem Buch ist es anderes - es fesselt, es ist interessant und beinhaltet so viel mehr. Mir hat diese Kombination von Literatur- und Zeitgeschichte gefallen, denn für mich funktioniert das eine ohne das andere nicht und somit war es für mich nahezu perfekt. Ich liebe Shakespeare, ich liebe London und ich liebe historische Geschichte und Biographien und dieses Buch beinhaltet einfach alles.
Für alle Shakespeare- und/oder Londonliebhaber, für alle Biographien- und/oder Geschichtsbegeisterten - dieses Buch kann ich Euch wärmstens empfehlen und daher gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung!!
Von diesem Autor werde ich mir auf jeden Fall noch andere Bücher zulegen!!

Veröffentlicht am 05.03.2017

Eine äußerst gelungene Kombination aus historischem Kriegsroman und Fantasy!

Operation Thule
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Ein in altnordisch gehaltener Runentext einer aus der Frühzeit der Wikinger stammenden Steintafel führt den Archäologen und Sturmbannführer Rudolf Krieger nach Finnland.
'Dort, wo die Geister hausen, im ...

Ein in altnordisch gehaltener Runentext einer aus der Frühzeit der Wikinger stammenden Steintafel führt den Archäologen und Sturmbannführer Rudolf Krieger nach Finnland.
'Dort, wo die Geister hausen, im dunklen Reich, ruht mein Bruder im Gewand der Ewigkeit, ganz wie ich. Dieser sagt dir dann, wohin des Weges, tapferer Wanderer!'
Ein reisender Wikinger will den Ort gefunden haben, an dem sich Götter- und Menschenwelt treffen!
Wenn sich dieser lange verschollene Bericht als wahr herausstellen sollte, könnte das damit verbundene Geheimnis den Ausgang des Krieges verändern
....(Klappentext)

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In diesem Roman wird der okkulte Fanatismus Himmlers aufgegriffen und seine Jagd nach Artefakten der alten germanischen Götter, die die Macht des Dritten Reiches verstärken und auch unterstützen sollten.

Es beginnt 1940 als Obersturmbannführer Rudolf Krieger in einem Osloer Museum eine uralte Steintafel an sich reißt und nach Deutschland bringen lässt. Diese Steintafel soll den Weg zur Grenze zwischen der Götter- und Menschwelt beschreiben und somit zu den heißbegehrten Artefakten.
Für diese Mission wird ein Elitetrupp zusammengestellt, unter dem sich auch die beiden Gebirgsjäger Konrad und Daniel befinden. Wie die Meisten dieser Truppe werden auch sie über den wahren Grund dieser gefährlichen Expedition in das nördliche Finnland im Dunklen gelassen, ebenso dass sie nur als Mittel zum Zweck dienen.
Als sie dahinterkommen ist es schon zu spät und sie finden sich in einer mysthischen und grausamen Welt der Götter wieder.

Peter Hohmann hat mit diesem Roman eine äußerst gelungene Kombination aus historischem Kriegsroman und Fantasy erschaffen. Das Mysthische und Fantastische begleitet einem Anfangs nur am Rande, nimmt aber im Verlauf der Geschichte immer mehr Raum ein, bis man sich schließlich in der Götterwelt befindet. Man muss also etwas Geduld mitbringen, bevor man in die mysthische Welt abtauchen darf.

Als Leser begleitet man den Obersturmbannführer Rudolf Krieger auf seiner Suche nach Macht, Ruhm und Ehre. Dabei geht dieser mehl als nur einmal über Leichen, doch für ihn sind das nur kleine und vor allem notwendige Kollateralschäden, die man leicht verschmerzen kann und das ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
Man liest auch aus der Perspektive von Konrad, einem der Gebirgsjäger. Er und Daniel sind die Sympathieträger dieses Buches. Beide sind nicht vollends von der Sinnhaftigkeit des Krieges überzeugt, aber für sie gilt Eigenleben vor Fremdleben, um so lebend wieder nach Hause zurückkehren zu können.
Wenn man diese beiden begleitet pfeifen einem nicht nur einmal die Kugeln um die Ohren. Man erlebt einen Bruchteil von der Grausamkeit des Krieges und was das für die Soldaten bedeutet haben mag.
Hierbei nimmt der Autor kein Blatt vor den Mund - Kameraden werden durch Granaten in Stücke zerfetzt oder von MG-Kugeln durchsiebt.
Auch sonst kommt die Action nicht zu kurz und zieht sich durch das gesamte Buch.
Doch dieser Roman zeichnet sich nicht nur durch bildhafte Action und Blutvergießen aus, sondern auch durch hohe sprachliche Qualität und die spannende Erzählweise, welcher sich der Autor bedient. Hier schließt das Eine das Andere also nicht aus.

Fazit:
Ein Roman über die Grausamkeit des Krieges aus der Sicht von Soldaten, Freundschaft und Kameradschaft, Gier und Macht und die geheimnisvolle Welt der Götter Odin, Loki & Co.
Dies alles kombiniert mit Action, Spannung und in einer schönen Sprache erzählt.

Ich bin immer auf der Suche nach neuen Autoren mit neuen Ideen und frischen Ansätzen. Leider hapert es dann meist an der Umsetzung der Idee und/oder des Neuen und Frischen.
Hiervon bin ich aber absolut begeistert und nicht nur weil Peter Hohmann es versteht zwei meiner Lieblingsgenres zu verbinden.
Für dieses Buch kann ich also nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen.
In diesem Sinne - Tue recht und fürchte niemanden!

Veröffentlicht am 17.11.2016

Ein Meisterwerk,welches harte Kost u.Situationskomik gekonnt miteinander verbindet und trotzdem ans Herz geht und lange nachhallt.

Gottes Werk und Teufels Beitrag
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Homer ist anders als die anderen Kinder im St. Cloud's Waisenhaus: Er will nicht weg. Nach vier gescheiterten Adoptionensversuchen erlaubt Dr. Larch ihm daher zu bleiben - unter der Bedingung, dass er ...

Homer ist anders als die anderen Kinder im St. Cloud's Waisenhaus: Er will nicht weg. Nach vier gescheiterten Adoptionensversuchen erlaubt Dr. Larch ihm daher zu bleiben - unter der Bedingung, dass er im Waisenhaus mit angeschlossener Entbindung- und Abtreibunsstation bei "Gottes Werk", dem Entbinden, und bei "Teufels Beitrag", dem Abtreiben, assisitiert. Doch das ist nur der Beginn von Homers Odyssee....(Klappentext)

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Dieser Roman enthält so Vieles, dass es fast unmöglich erscheint alles in eine aussagekräftige Rezension zu packen, geschweige denn damit diesem Werk gerecht zu werden.
Es ist ein moderner Schelmenroman und zugleich eine herrlich altmodische Familiensaga von einem "Vater" wider Willen und seinem "Sohn", der eines Tages in die große Welt hinauszieht, versucht nicht mehr zurückzublicken, um nach langer Reise wieder zurückzukehren. Wenn man so will ein moderner Dickens.
Diese Geschichte erstreckt sich über das späte 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.

Irving ist auf jeden Fall Meister darin schwierige und abstoßende Themen direkt anzusprechen, dabei gesellschaftliche Grenzen überschreitet, dieser Gesellschaft den Spiegel vor die Nase hält und dadurch von manchen als geschmacklos und morbide empfunden werden könnte.
Denn das große Thema dieses Romans ist die Legalisierung von Abtreibungen, Geburtenkontrolle und die Entscheidungsfreiheit der Frau. Eine Thematik, welche heute noch, im 21. Jahrhundert, für Diskussionen sorgt.
Hier bedient sich Irving einer unverblümten Sprache. Der Leser wohnt mehrmals einer Geburt, sowie einer Abtreibung bei, mit und ohne Komplikationen. Für Zartbesaitete könnten daher so manche Passagen etwas am Magen kratzen. Ich persönlich fand es vom historischen und med. Standpunkt her mehr als nur interessant.
Das zweite große Thema ist das Erwachsenwerden, seinen Weg in der Welt und somit sich selbst zu finden. Den Weg den jeder von uns beschritten hat und der keineswegs leicht ist.
Dazwischen tauchen immer wieder Themen wie Alzheimer, häusliche Gewalt, eine Dreiecksbeziehung, Einfluß es 2. Weltkrieges auf die amerikanische Zivilbevölkerung und vieles mehr auf. Schwierige wie traurige Themen. Tja, die Welt und das Leben sind eben kein Ponyhof.

Man möchte meinen, dass dieses Buch aufgrund des harten Stoffes nicht zu lesen ist, ohne in Depressionen zu verfallen, aber genau hier unterscheidet sich Irving von so vielen Autoren. Genau hier wird die schriftstellerische Kunst sichtbar.
Der Schreibstil ist keineswegs schwer und drückend, sondern flüssig und angenehm. Der Erzählstil fesselnd und weist, trotz schwerer Kost, immer wieder eine gewisse Situationskomik auf.
Dieser Roman ist durchzogen mit bissigem und schwarzem Humor und skurrilen Figuren. Ich habe selten so viel gelacht und geschmunzelt wie beim Lesen von diesem Buch. Manchmal mit etwas schlechtem Gewissen, da die Grundsituation alles andere als zu lachen war, aber man kann irgendwie nicht anders.
Hier wechseln sich Tragik und Komödie gekonnt ab, sodass es für den Leser niemals langweilig oder unterträglich wird, sondern einem sogar noch zum Nachdenken anregt und das mit einem Schmunzeln im Gesicht.
Dieser Roman enthält ebenso sehr viel Gefühl, Figuren die einem ans Herz wachsen und unglaublich viel Aussagekraft.

Fazit:
Ich bin einfach nur begeistert von diesem Werk, welches sehr harten Stoff als Thematik beinhaltet und mich trotzdem in seinen Bann zog.
Die Mischung aus skurriler Situationskomik und der schweren Thematik, aus flüssig-lockerem Schreibstil und tief gehender Aussagekraft, gefühlvoll und unverblümt, hat mich schlichtweg umgehauen.
Diese Kombinationen machen diesen Roman zu Recht zu einem modernen Klassiker, den jeder mal gelesen haben sollte. Denn DAS nenne ich schriftstellerische Kunst vom Feinsten.
Daher gibt es von mir nichts anderes als eine absolute Leseempfehlung!
Dies war bestimmt nicht mein letzter Irving!

Veröffentlicht am 23.10.2016

Mit diesem Roman taucht man in das London des frühen 18. Jahrhunderts ein - spannend, authentisch und interessant zugleich.

Das Teufelsloch
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Als der junge Tom Hawkins im Jahre 1727 unter zwielichtigen Umständen ins Marshalsea geworfen wird, haben sich die Bedingungen soeben verschärft: Der grausame Mord an einem Insassen soll als Selbstmord ...

Als der junge Tom Hawkins im Jahre 1727 unter zwielichtigen Umständen ins Marshalsea geworfen wird, haben sich die Bedingungen soeben verschärft: Der grausame Mord an einem Insassen soll als Selbstmord vertuscht werden, die Witwe des Unglücklichen schreit nach Rache. Tom ist es, der Licht ins Dunkel bringen soll - eine Idee, an der sein düsterer Zellengenosse Fleet sogleich Gefallen findet. Doch Tom ist auf der Hut, gilt Fleet doch selbst bei den abgebrühtesten Bütteln des Marshalsea als skrupelloser Ränkeschmied - und schlimmer noch, als Ausgeburt des Teufels....(Klappentext)

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The Marshalsea: jahrhundertelang Londons berühmt-berüchtigtes Schuldgefängnis. Im frühen 18. Jahrhundert ein Sumpf voller armer Teufel jeglicher Herkunft. Und hinter den Gefängnistoren: gnadenloser Konkurrenzkampf. Wer geschickt war, schlug sich auf die Seite der Privilegierten - wer nicht, verrottete binnen Tagen eingepfercht mit den Ärmsten der Armen.

Dieser Kriminalroman entführt den Leser in das London des frühen 18. Jahrhunderts und ist auf historischen Tatsachen aufgebaut. Die Story selbst ist fiktiv, jedoch aufgrund des historischen Hintergrunds mehr als nur authentisch. Selbst so manche Figuren in diesem Roman basieren auf echten Personen, die um 1727 im Marshalsea und im Borough lebten. Und genau das macht dies alles noch um Ecken interessanter.

Der flüssige und angenehme Schreibstil unterstreicht diese Authentizität nochmals. Die Autorin bedient sich teilweise dem damals üblichen und etwas ruppigen Jargon. Zudem ist es ihr gelungen die damalige Atmosphäre einzufangen und so ein äußerst gelungenes Setting zu kreieren.
Die Charakterzeichnungen sind gut ausgearbeitet. Hier gibt es nicht nur die Guten und die Bösen, die Sympathischen und Unsympathischen. Selbst der Hauptprotagonist Tom Hawkins hat Dreck am Stecken und ist anfangs alles andere als ein Sympathieträger. Ein Gentleman, der sich mit Glücksspiel über Wasser hält, dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigt ist und dem ehrliche Arbeit einfach zu anstrengend und zuwider ist. Da hält er sich doch lieber an reiche Damen, denen er Geld aus der Tasche zieht.
Doch im Laufe der Geschichte macht dieser, sowie so manch anderer Charakter, eine Entwicklung und Veränderung durch, jedoch nicht so stark, um ins Unglaubwürdige abzutrifften. Diesen schmalen Grad zwischen Authentizität und Unglaubwürdigkeit können nur wenige Autoren bewältigen. Diese Autorin hat es aber drauf.

Hier muss man trotzdem etwas Geduld mitbringen bis man zur eigentlichen Story gelangt, denn die erste Hälfte des Buches beschäftigt sich hauptsächlich mit der Beschreibung des Marshalsea, dessen Strukturen und "Bewohnern" und der Vorgeschichte von Tom.
Dies ist durchaus interessant, was an der guten Recherche und dem Schreibstil der Autorin liegt. Ich empfand diesen Teil der Story ebenso genial wie die eigentliche Kriminalgeschichte, die dann ab der zweiten Hälfte des Buches folgt.
Hier kommt es dann schließlich zu einem gelungenen Spannungsaufbau und die Story nimmt ordentlich an Fahrt zu. Es ist nichts mehr wie es scheint und es kommt mehrmals zu einer überraschenden Wendung.
Auch die Auflösung hält eine Überraschung bereit und konnte mich überzeugen.
Man wird also für die lange Vorgeschichte aufs Beste belohnt.

Zudem beinhaltet dieser Roman Historische Anmerkungen bezüglich des damaligen Lebens in London, zum Marshalsea, sowie zu den historischen Figuren, welche sich in diesem Roman tummeln. Auch ein Glossar ist vorhanden.
Somit kann man als Leser in das London des frühen 18. Jahrhunderts abtauchen und gewisse Zusammenhänge besser verstehen.

Fazit:
Ich liebe historische Romane, Krimis und Thriller und das London des 18. Jahrhunderts. Dieses Buch beinhaltet somit alle meine Lesevorlieben. Dazu konnte es noch durch seine Authentizität, den Schreibstil und historischen Fakten punkten und beinhaltete auch noch einen tollen Krimi.
Daher gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung!!