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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2019

Wieder ein verzwickter Fall für Lukas Born

Dumm gelaufen, Martha
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Lukas Born, suspendierter KHK und nunmehriger Privatermittler, wird von eine jungen, gut aussehenden Notarsgattin beauftragt, ihren verschwundenen Ehemann zu finden. Das ist eine angenehme Abwechslung ...

Lukas Born, suspendierter KHK und nunmehriger Privatermittler, wird von eine jungen, gut aussehenden Notarsgattin beauftragt, ihren verschwundenen Ehemann zu finden. Das ist eine angenehme Abwechslung in seinem eher spartanischen Leben. Denn die Suche nach vermissten Katzen, mit denen er sonst seinen Lebensunterhalt verdient, ist nicht ganz so prickelnd.

Wenig später finden sein Hund Manolo und er die Leiche des Notars im Wald. Einer betagten Frau, die möglicherweise zweckdienliche Hinweise geben könnte, hat die Polizei wenig Beachtung geschenkt. Born spricht mehrmals mit der Zeugin und ihre Beobachtungen führen ihn zu einem Kollegen und einer Motorradgang.

Meine Meinung:

Erwin Kohl ist es wieder gelungen einen fesselnden Krimi zu schreiben, der viele humorvolle Details enthält. Wer den Autor kennt, weiß, dass er sich nicht mit dem Offensichtlichen begnügt. Daher ist klar, dass alle Hinweise auf den Mörder viel zu „aufgelegt“ sind. Die Puzzleteile passen viel zu gut zusammen. Daher muss es anders gelaufen sein.

Herrlich wieder die Zusammenstellen der SoKo vom Campingplatz. Hund Manolo ist ja überhaupt der heimliche Star. Doch diesmal hat er Konkurrenz durch die Katzen, die ihrer betagten Gräfin entwischen.

Lukas‘ Noch-Frau spielt diesmal keine so strahlende Rolle als Ermittlerin. Sie kann diesmal froh sein, dass Lukas die heißen Kastanien aus dem Feuer holt. Insgesamt kommt die Polizei nicht gar so toll weg. Zeugenaussagen ignorieren, sich manipulieren lassen, Ermittlungsergebnisse ausplaudern - auweia, da war die Truppe nicht ganz auf der Höhe. Gut, dass es Lukas Born gibt, der auch den einen oder anderen nicht immer ganz legalen Kniff anwenden kann.

Die Charaktere sind wieder gut gezeichnet, denn alle haben ihre Ecken und Kanten.

Fazit:

Wieder ein verzwickter Fall für Lukas Born, der eigentlich wieder als KHK arbeiten sollte. Gerne gebe ich hier 4 Sterne

Veröffentlicht am 29.09.2019

Folgen wir lieber der Freude als dem Stress

stressbefreit
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Yoga-Lehrerin und Coach Susanne Busson stellt in ihrem neuen Buch einige Thesen abseits des üblichen „Schluss mit Stress“-Themas auf.

In 5 Kapiteln führt sie interessierte Leser in ihre Ideen ein. Wer ...

Yoga-Lehrerin und Coach Susanne Busson stellt in ihrem neuen Buch einige Thesen abseits des üblichen „Schluss mit Stress“-Themas auf.

In 5 Kapiteln führt sie interessierte Leser in ihre Ideen ein. Wer nun bereit ist, sich auf diese Entdeckungsreise zu begeben, kann hier nachlesen.

Stress oder Flow
Vier Bewusstseinswelten
Mehr oder weniger Stress
Das Ende vom Stress
Weniger denken, mehr sein

Niemand soll sich mehr dem Stress hilflos ausgesetzt fühlen. Mit einigen, wenn auch manchmal radikal anmutenden Ideen, kann es gelingen, den Druck, den die Arbeit, die Freizeit oder die Familie erzeugt, abzubauen.

Die Autorin erklärt, wie man mit einfachen Prinzipien und Erkenntnissen, Stress entweder gar nicht entstehen oder schnell wieder abflauen lassen kann.
Dazu bedient sie sich fernöstlicher Weisheiten und Lebensgewohnheiten. Sie erklärt, wie Ernährung sich ungünstig bzw. günstig auf unser Stressempfinden auswirkt. Dieser Ansatz gefällt mir ganz gut, auch wenn es manchmal nicht einfach erscheint, lieb gewonnene Speisen vom Speiseplan zu eliminieren. Aber, wie heißt es so schön? Probieren geht über studieren.

Das Buch aus dem Orac-Verlag ist in schöner Aufmachung erschienen. Das Cover in dezentem Weiß mit der goldfarbenen Schrift, hebt sich wohltuend von zahlreichen anderen Ratgebern zum Thema Stress ab. Es wirkt reduziert, beinahe asketisch und lässt den Leser sich auf das Wesentliche konzentrieren.

FAzit:

Ein etwas anderer Ratgeber zum Thema „Ist Stress notwendig?“ Folgen wir lieber der Freude - da haben alle etwas davon. Gerne gebe diesem Buch 4 Sterne.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Ein gelungener Auftakt einer Krimi-Reihe

Nordseenebel
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„Nordseenebel“ ist der Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe rund um Rapahel Freersen von Krimi-Autorin Heike Denzau.

Raphael Freersen, knapp über dreißig, ist das schwarze Schaf der Familie des sogenannten ...

„Nordseenebel“ ist der Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe rund um Rapahel Freersen von Krimi-Autorin Heike Denzau.

Raphael Freersen, knapp über dreißig, ist das schwarze Schaf der Familie des sogenannten „Kaffee-Königs“. Er ist das Gegenteil seines Zwillingsbruders Johannes. Während der als Pastor seine Familie mit Stolz erfüllt, hat Raph nur Wein, Weib und Autos im Kopf. Nachdem er nun die letzte Chance, im Familienunternehmen Fuß zu fassen, versemmelt hat, dreht ihm der Vater und Firmenchef den Geldhahn zu.
Da kommt ihm das Erbe seines Onkels Georg Rickmers, eine kleine Detektei und ein halbes Haus (die andere Hälfte erhält Johannes) gerade recht. Zwar würde er angesichts des Chaos in Haus und Büro beides gerne verkaufen, doch dann weckt ein ungelöster Fall sein Interesse.

Gemeinsam mit Ava und Imme, den beiden Bürokräften der Detektei beginnt er zu „ermitteln“. Dazu bedient er sich erstens dem seit Kindheit an gepflegten Spiel, dass Zwillingsbrüder die Rollen tauschen, und manche nicht ganz Gesetzes konforme Recherche.

Kaum ist eine Frage halbwegs beantwortet, tauchen zwei neue auf. Als Tüpfelchen auf dem I, entdeckt er, wie skrupellos sein Vater sein kann, wenn es um die Firma oder die Familie geht.

Meine Meinung:

Mit Raphael Freersen hat die Autorin einen Ermittler geschaffen, der alles andere als perfekt ist. Ohne Kenntnisse der Materie eine Detektivbüro zu übernehmen erscheint waghalsig. Zu Beginn ist Raph ja so gar nicht davon überzeugt, in Onkel Georgs Fußstapfen zu treten. Doch langsam entwickelt sich so etwas wie Ehrgeiz, den offenen Fall aufzuklären. Wie lange das anhält, oder ob das Ganze nur eine Art Strohfeuer ist, wird die Zukunft zeigen. Denn bisher scheint Raph, trotz seines Alters, ziemlich unbekümmert durchs Leben zu gehen. Nun lernt er Menschen wie Ava kennen, denen das Schicksal übel mitgespielt hat.
Zu Beginn ist mir der Schnösel ein wenig unsympathisch gewesen, doch das hat sich im Laufe des Lesens geändert. Die Figur ist gekonnt blauäugig, zeitweise tollpatschig dargestellt. Doch das Aufschlagen in der Realität des Geld für den Lebensunterhalt verdienen zu müssen, setzt bislang unvermutete Eigenschaften frei.
Dabei helfen ihm verschiedene andere Mitwirkende. Da sind zum einen Imme und Ava zu nennen, oder auch Sina oder die beiden Putzfrauen, die ziemlich skurril wirken. Ha, da fällt mir auf, dass es hauptsächlich Frauen sind, die Raph in seiner Charakterentwicklung unterstützen.

Nachdem es sich hier um den Auftakt einer Krimi-Reihe handelt, sind noch nicht alle Geheimnisse rund um die Zwillingsbrüder gelüftet.

Die Handlung enthält kleinere und größere Rätsel, die es zu entschlüsseln gilt. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen, so dass dem Leser nicht langweilig wird.

Der Schreibstil ist locker und flüssig.

Fazit:

Für diesen Reihen-Auftakt, der mich gut unterhalten hat, gebe ich gerne 4 Sterne.

Veröffentlicht am 24.09.2019

Eine Reise durch unser Sonnensystem

Unterwegs im Weltraum
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Gernot Grömer ist ein österreichischer Weltraumexperte (Ja, so etwas gibt es!), der uns auf eine spannende Reise durch das Weltall mitnimmt.

Wir erleben Planeten wie Jupiter, Merkur und Venus auf eine ...

Gernot Grömer ist ein österreichischer Weltraumexperte (Ja, so etwas gibt es!), der uns auf eine spannende Reise durch das Weltall mitnimmt.

Wir erleben Planeten wie Jupiter, Merkur und Venus auf eine witzige, manchmal an SF gemahnende Weise. Wir springen von Klippen und können die Eiskristalle, die die Saturnringe in ein opulentes Farbenspiel tauchen, beobachten.
Zwischendurch gibt es Erklärungen zu den Namen der einzelnen Himmelskörpern. Mit viel Witz und Humor bringt uns der Wissenschaftler den Weltraum und seine unendlichen Weiten näher.

Seine besondere Liebe gilt dem „Roten Planeten“ Mars. Für einen Spaziergang dort, hat er einen speziellen Raumanzug entwickelt. Allerdings wird es noch ein bisschen dauern, bis er ihn dort ausführen darf. Inzwischen simuliert er als Mitbegründer und Direktor der ÖWF (Österr. Weltraum Forschung) Mars-Missionen in der Wüste Marokkos bzw. auf den Gletschern Österreichs.

Autor Gernot Grömer spinnt auch ein bisschen in die Zukunft. Nicht alles, was er beschreibt, wird so oder ähnlich Wirklichkeit. Doch braucht es fantasiebegabte Forscher, um unkonventionelle Ideen zu haben.

Was heute noch SF ist, kann übermorgen schon alltagstauglich sein.


Fazit:

Für Menschen, die gerne ihren Blick in den Kosmos richten und sich auf eine Reise in das All begeben wollen, ein tolles Geschenk. Gerne gebe ich hier 4 Punkte.

Veröffentlicht am 22.09.2019

Täter oder Mitläufer?

Aspergers Kinder
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Die amerikanische Autorin und Historikerin Edith Scheffer, die selbst einen autistischen Sohn hat, begibt sich auf Spurensuche nach Dr. Hans Asperger, dessen Name für einen Teil des Autismus steht.

War ...

Die amerikanische Autorin und Historikerin Edith Scheffer, die selbst einen autistischen Sohn hat, begibt sich auf Spurensuche nach Dr. Hans Asperger, dessen Name für einen Teil des Autismus steht.

War Asperger wirklich eine Art „Oskar Schindler“, der Kinder vor der Tötung des Euthanasie-Programmes der Nazis rettete? Oder war er vielmehr eines der zahlreichen Räder, die diese Tötungsmaschine aufrecht erhalten hat?

Asperger war streng gläubiger Katholik und nie Mitglied des NSDAP. Doch genügt das, um ihn von den Verbrechen der Nazis frei zu sprechen? War er nicht Nutznießer des Systems? Heute scheint es fast sicher, dass er zahlreiche Kinder durch eine positive Beurteilung vor dem Tod bewahrt hat, aber einige auch bewusst in den Tod geschickt hat. Dass er, Arzt an der Universitätskinderklinik nicht gewusst haben will, was in Heilanstalt (was für ein Widerspruch) „Am Spiegelgrund“ vor sich gegangen ist, nimmt ihm keiner ab.

Deutlich wird auch durch dieses Buch, dass er sich (wie viele tausende Menschen dieser Zeit auch) einfach durchlaviert hat. Seine zwiespältige Rolle ist mit dem Wissen von heute anders zu bewerten, als damals. Ohne die Nazis hätte er niemals eine solche Karriere erreichen können. Er profitiert also davon, dass die jüdischen Ärzte aus Wien vertrieben bzw. getötet werden und eine Stelle für ihn frei wurde.

Neben Asperger kommen einige Ärzte, wie Dr. Heinrich Gross, in diesem Buch vor, bei denen es wirklich bewiesen ist, dass sie eigenhändig Kinder getötet haben.

Viele Kapitel widmen sich der Euthanasie und dem Vorgehen von Familien und Jugendämtern. Dass Mütter ihre Kinder (und vor allem Stiefkinder), mit denen sie nicht zurecht kamen, der Tötungsmaschinerie übergaben, ist kaum zu ertragen. Andererseits gab es Eltern, die ihr Kind, das ihnen von der Fürsorge abgenommen worden ist, unbedingt wieder haben wollten.

Interessant finde ich, dass zwischen ähnlichem Verhalten von Jungen und Mädchen Unterschiede gemacht wurden. Was bei einem Jungen toleriert und als „erziehbar“ gegolten hat, war für Mädchen ein Todesurteil.

Aspergers Einteilung in „lernfähige“ oder eben „nicht lernfähige“ Kinder, ist heute umstritten. Damals hat man versucht alles in Schematismen einzuordnen. Wer nicht einem Schema entsprach, wurde entweder passend gemacht oder aussortiert (und umgebracht).

Die Autorin erzählt an Hand von Akten die Leidensgeschichte mehrerer Kinder, wie z.B. das Schicksal der fünfjährigen Elisabeth Sch., die nach einer Gehirnhautentzündung nicht mehr sprechen konnte, also in der Diktion der Nazis „nicht entwicklungsfähig zu einem vollwertigen Mitglied der Volksgemeinschaft sein würde“.

Meine Meinung:

Ein interessantes wie wichtiges Buch, das sich mit den Gräueln der Nazis beschäftigt. Einen Stern muss ich leider abziehen, denn ich orte eine vorgefasste Meinung in der Betrachtung von Hans Asperger. Aber, vielleicht liegt das an der Übersetzung.

Als betroffene Mutter hat die Autorin bestimmt meterweise Literatur über Autismus gelesen und mit Kapazitäten gesprochen. Obwohl die Beschreibung des frühkindlichen Autismus beinahe gleichzeitig von Leo Kanner in den USA beschrieben worden ist, trägt diese Spielart des Autismus seit 1981 den Namen des vergleichsweise unbekannten Aspergers. Das muss man wohl als Treppenwitz der Geschichte ansehen. Ob die britische Psychiaterin Lorna Wing, die Aspergers Arbeit fortgesetzt, bewusst war, nach wem sie diese Abweichung des Autismus benannt hat?

Das beeindruckende Titelfoto zeigt die 772 Stelen, die an die, in der Heilanstalt „Am Spiegelgrund“ ermordeten Kinder, erinnert.