Cover-Bild Vater unser
11,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 18.02.2019
  • ISBN: 9783446263055
Angela Lehner

Vater unser

Die Polizei hat sie hergebracht, in die psychiatrische Abteilung des alten Wiener Spitals. Nun erzählt sie dem Chefpsychiater Doktor Korb, warum es so kommen musste. Sie spricht vom Aufwachsen in der erzkatholischen Kärntner Dorfidylle. Vom Zusammenleben mit den Eltern und ihrem jüngeren Bruder Bernhard, den sie unbedingt retten will. Auf den Vater allerdings ist sie nicht gut zu sprechen. Töten will sie ihn am liebsten. Das behauptet sie zumindest. Denn manchmal ist die Frage nach Wahrheit oder Lüge selbst für den Leser nicht zu unterscheiden. In ihrem fulminanten Debüt lässt Angela Lehner eine Geistesgestörte auftreten, wie es sie noch nicht gegeben hat: hochkomisch, besserwisserisch und zutiefst manipulativ.

Weitere Formate

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2019

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht...

1

In Vater Unser wird die Ich-Erzählerin Eva Gruber in eine psychiatrische Klinik gebracht. Begleitet von Polizisten kommt sie dort an und sofort erkennt sie in einem Patienten ihren Bruder Bernhard. Sie ...

In Vater Unser wird die Ich-Erzählerin Eva Gruber in eine psychiatrische Klinik gebracht. Begleitet von Polizisten kommt sie dort an und sofort erkennt sie in einem Patienten ihren Bruder Bernhard. Sie wird von einem Arzt, dem Psychiater Korb therapiert und während der Gespräche versucht sie immer wieder, ihn zu manipulieren. Und nicht nur ihn. Auch Mitpatienten und Pfleger sind ihre Opfer. Sie beschreibt den Alltag in der Psychiatrie und wie sie die Menschen außerhalb der Klinik sieht. Immer wieder blickt sie zurück auf ihre Kindheit und das Leben mit Vater und Mutter.

Für mich war das Buch zu verwirrend. Die Hauptperson Eva lügt zwar immer wieder, aber nur selten war mir klar, was nun gelogen war und welche Ereignisse der Wahrheit entsprachen. Wurde sie aufgrund eines Diagnosefehlers eingeliefert oder wollte sie es gar selber? Was geschah mit Bernhard und welche Rolle spielen die Eltern in dem Stück? Viele Fragen, die für mich nicht beantwortet wurden. Das Leben in der Psychiatrie schildert die Autorin recht gut. Die üblichen Gruppentreffen mit ihren skurrilen Aufgaben oder der Frühsport am Morgen, der ebenfalls zur seelischen Gesundheit beitragen soll, hat sie treffend beschrieben. Dennoch, die Art von Eva gefällt mir nicht und ich habe lieber eine Geschichte, die ich auch tatsächlich nachvollziehen kann.

Das Cover ist gut gewählt. Zeigt es sich doch laut und aufdringlich, zudem hebt es sich wohltuend von den momentan üblichen Covergestaltungen ab. Wer eigenwillige Literatur bevorzugt, der wird gefallen an dem Buch finden.

Veröffentlicht am 21.09.2019

Rezension zu Vater unser

1

Eva Gruber wird von der Polizei in die psychiatrische Abteilung eines Wiener Spitals gebracht. Der Leiter des Spitals und ihr Psychiater Dr. Korb nimmt sich ihrer an und sie erzählt ihm wie es dazu kommen ...

Eva Gruber wird von der Polizei in die psychiatrische Abteilung eines Wiener Spitals gebracht. Der Leiter des Spitals und ihr Psychiater Dr. Korb nimmt sich ihrer an und sie erzählt ihm wie es dazu kommen konnte das sie hier gelandet ist. Dabei erzählt sie von ihrem Aufwachsen in einem erzkatholischen Dorf und dem Zusammenleben mit ihrer Familie und das sie ihren jüngeren Bruder Bernhard retten möchte. Das Verhältnis zur Mutter ist gestört und ihren Vater möchte sie töten…

Vater unser ist das Buchdebüt der Autorin Angela Lehner, und schaffte es auf die Longlist des deutschen Buchpreises 2019.

Mich persönlich konnte das Buch nicht so wirklich packen, ich konnte zu der Protagonistin kaum bzw. nur schwer eine Verbindung aufbauen, die glaube ich nötig gewesen wäre um dieses Buch wirklich erleben zu können. Innerlich blieb ich leider immer doch sehr distanziert, auch wenn ich die Erzählungen und das Erleben der Protagonistin interessant fand. Auch empfand ich sie nicht wie vom Verlag angepriesen hochkomisch, mein persönlicher Sinn für Humor wurde hier nicht wirklich getroffen.

Eva Gruber ist mit gutem Grund in der Psychiatrie, aber als Leser ist es wirklich schwer herauszufiltern, was von ihren Erzählungen der Wahrheit entspricht, was sie sich schönredet und für sich günstig hinbiegt oder wo sie lügt. Evas Geschichte wirkt wie ein Puzzle bei dem man als Leser versucht zusammenzusetzen, aber immer wieder fremde Puzzlestücke in den Händen hat, die nicht passen. Um ihren Willen oder ihre Ansichten durchzusetzen ist sie extrem manipulativ und geht dabei auch gelegentlich sehr rücksichtlos vor.

Mit dem Ende der Geschichte habe ich so nicht gerechnet und empfand es auch ein wenig verstörend, aber trotz allem oder gerade deswegen hat es mir gut gefallen.

Mein Fazit:
Das Buch lebt durch seine Protagonistin, wer zu ihr eine Verbindung aufbauen kann, wird ein tolles Leseerlebnis haben. Für mich war es eine interessante Geschichte, die ich zwar gerne gelesen habe, mich aber leider nicht wirklich packen konnte.