Immer auf dem Sprung
Sofia trägt immer Schwarz"Sofia trägt immer schwarz" von Paolo Cognetti ist ein Roman, von dem ich eigentlich sehr viel erwartet habe. Nach "Acht Berge", einer Geschichte die mich gerade durch ihre feine, ruhige Art sehr begeistert ...
"Sofia trägt immer schwarz" von Paolo Cognetti ist ein Roman, von dem ich eigentlich sehr viel erwartet habe. Nach "Acht Berge", einer Geschichte die mich gerade durch ihre feine, ruhige Art sehr begeistert hat, habe ich mich nun auf eine ähnlich starke, aber zurückhaltende Erzählung gefreut. Und was passiert? Es ist genau das Gegenteil der Fall.
"Damals hat sie noch nicht gewusst, wie sehr sie den Ort als Heranwachsende einmal hassen wird. Mit acht wünscht sie sich einen Hund, ein Baumhaus, allein mit dem Rad die Gegend erkunden zu dürfen und dass sich ihre Eltern wieder vertragen."
Sofia ist nämlich die Geschichte eines rebellisch, anders denkenden Kindes, welches sich nicht in eine Schublade stecken lässt und sich im Hin- und Herschieben des Lebens, sei es von Seiten der Eltern, der Tante oder der allgemeinen Umstände etwas verliert, ausbricht und sich nicht wirklich findet. So wie ihre zwei ungleichen Augen und Gesichtshälften, so ist auch sie selbst, gefangen im Wunsch nach Freiheit und doch ständig auf der Flucht. Sie flieht vor den Krisen der Eltern, will unbedingt Schauspielerin werden, verrennt sich allerdings in der Magersucht. Von Mailand, über Rom bis New York, Sofia ist überall und nirgends so wirklich zuhause...
"Ich hasse die ganze Welt, aber vor allem mich selbst.[...] Dich kenn ich nicht. Aber ich warne dich! Am besten, du hältst dich da raus."
Bereits zu Beginn hatte ich irgendwie das Gefühl nicht wirklich in diesen Roman 'herein zu kommen' und leider hat sich dies dann auch in der weiteren Entwicklung gezeigt. Sofia ist eine sehr bemerkenswerte junge Frau, die mich während des Lesens phasenweise stark bewegt hat , aber so wirklich warm wurde ich mit ihr nie, sei es ihrem unsteten Wesen geschuldet oder diesen manchmal etwas zerrupften Erinnerungen und Begegnungen. Es fehlte mir oftmals der rote Faden, die Leichtigkeit und das Leben über den Tellerrand Sofias hinaus. Dies macht Cognettis Werk nicht unbedingt schlecht, denn für mich bildet der Text eine Verkörperung Sofias mit all ihrer Sprunghaftigkeit auf der Suche nach dem großen Ganzen und gerade das macht es wieder so faszinierend. Jedes Kapitel schildert eine neue Erzählung, eine weitere Eigenschaft, die es zu entdecken gilt. So lässt mich dieses Buch am Ende dann auch recht unschlüssig zwischen begeistert und unglücklich zurück.