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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2016

Zarte Romantik

Solange du schläfst
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„Diesmal küsst die Prinzessin den Prinzen wach“, flüsterte ich und legte meine Lippen sanft auf seinen Mund. „Wach auf Jérome…“

Wir begleiten die 16-jährige Anna ein kleines Stück ihres Weges. Gerade ...

„Diesmal küsst die Prinzessin den Prinzen wach“, flüsterte ich und legte meine Lippen sanft auf seinen Mund. „Wach auf Jérome…“

Wir begleiten die 16-jährige Anna ein kleines Stück ihres Weges. Gerade erst ist sie mit ihren Eltern aus Bremen aufs Land gezogen. Herrlich für ein Mädchen wie Anna, sie liebt ihre zwei Pferde und unternimmt ausgedehnte Ausritte in die Umgebung.

Nur mit den Jugendlichen in Dorf kann sie sich nicht so recht anfreunden. Doch da gibt es noch Jérome, ebenfalls einen Außenseiter. Bald verbringen die beiden viel Zeit miteinander und das erste große Kribbeln stellt sich ein, die erste Liebe?

Jérome, Jérome, der so anders ist als die anderen im Dorf. Jérome, der Anna mit in den Wald nimmt, ihr Bücher nahe bringt und ihr zuhört und sie versteht. Aber auch Jérome hat ein Geheimnis…

Solange du schläfst ist ein schnell gelesenes Jugendbuch, das sanft, romantisch und zärtlich beginnt aber an einer Stelle spannend von Aufregern gepeitscht, komplett umschlägt.

Es regt zum Träumen an und erinnert uns selbst an unsere erste Liebe, in meinem Fall hätte ich sie mir mehr wie in diesem Buch gewünscht.

Zarte Romantik und spannend – Sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Lesevergnügen!

Wasser für die Elefanten
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Amerika 1931, die Wirtschaftskrise hat das Land fest im Griff. Da kann der junge Tierarzt Jacob Jankowski von Glück reden, als ihm ein Job beim Zirkus angeboten wird.

Auch wenn es ein sehr bescheidener ...

Amerika 1931, die Wirtschaftskrise hat das Land fest im Griff. Da kann der junge Tierarzt Jacob Jankowski von Glück reden, als ihm ein Job beim Zirkus angeboten wird.

Auch wenn es ein sehr bescheidener Zirkus ist: Nicht einmal einen Elefanten gibt es. Dafür eine wunderschöne Kunstreiterin.

Jacob ist neunzig, oder dreiundneunzig – ab einem gewissen Alter weiß man das nicht mehr so genau. Während sein Verstand und sein Körper unaufhaltsam verfallen, erinnert sich Jacob an die wahrscheinlich aufregendste Zeit seines Lebens. Die Zeit beim Zirkus.

Ein tragisches Ereignis kurz vor Abschluss des Studiums wirft Jacob aus der Bahn. Über Umwege gerät er an den Zirkus und lernt dort Marlena, ihren Mann August und noch einige seltsame Gestalten kennen. Mehr schlecht als recht findet er sich in das Zirkusleben ein, wird aber bald von vielen geschätzt und ein wertvolles Mitglied der Truppe, da er als Beinahe-Veterinär die Tiere gut versorgen kann.

Jacob bewegt sich sowohl in der Welt der Arbeiter als auch unter den Artisten, er gehört zu keiner der beiden Gruppen und vielleicht akzeptieren ihn deshalb sowohl die einen als auch die anderen.

Als seine Beziehung zu Marlena immer enger wird, fällt dies auch ihrem egozentrischem Ehemann August auf und sein Stand im Zirkus beginnt schwierig zu werden.

Eine schöne Geschichte aus dem Amerika der 30er Jahre. Viel mehr als die Zirkusstory hat mich jedoch die Beschreibung Jacobs Leben im Altenheim beeindruckt. Tiefgehend beschreibt die Autorin den langsamen körperlichen wie auch geistigen Verfall, der Jacob völlig bewusst ist und sein schleichendes unfreiwilliges Abschiednehmen vom Leben „da draußen“.

Das Altenheim als letzte Station, abgeschoben, lästig geworden und letztendlich auch nicht mehr ernst genommen oder gar respektiert.

Dabei war er einmal ein stattlicher junger Mann, mitten im Leben, gemocht oder gehasst ein Mann der seinen Weg ging und der ganz großen Liebe begegnete.

Ich war bewegt und nachdenklich nach diesem Buch und habe wieder einmal hinterfragt, „Wofür eigentlich?“ Wofür kämpfen und streiten, wenn die Endstation für uns alle die selbe ist und wenn wir Pech haben unsere letzten Jahre, sabbernd in geistiger Umnachtung in staatlichen oder privaten Pflegeheimen zubringen?

Danke Sara Gruen für dieses Buch.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Zwischen den Kriegen

Das Diamantenmädchen
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Lili Kornfeld stellt den Kontakt zwischen Paul van der Laan und dem Staatssekretär, von Schubert her. In welchen Sumpf der Intrige sie sich damit begibt, ahnt sie noch nicht. Paul ist ein alter Freund, ...

Lili Kornfeld stellt den Kontakt zwischen Paul van der Laan und dem Staatssekretär, von Schubert her. In welchen Sumpf der Intrige sie sich damit begibt, ahnt sie noch nicht. Paul ist ein alter Freund, eine Kindheitserinnerung.

Lili, ihr Bruder Wilhelm und Paul verbrachten als Kinder beinahe jede freie Minute zusammen. Lili setzte immer alles daran bei den Jungenspielen dabei sein zu dürfen und irgendwie schaffte sie beinahe jedes Mal mit den beiden Jungen Abenteuer zu bestehen. Über die Jahre wurde das Band der drei immer enger und vor allem Paul und Lili kamen sich näher.

Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges, Paul und Wilhelm – beste Freunde – melden sich gemeinsam an die Front. Sie stürzen sich in einen Krieg den nicht nur Deutschland sondern auch sie selbst mit einem hohen Preis bezahlen werden.

Erst Jahre später sollen sich Paul und Lili wieder näherkommen, vor dem Hintergrund des Diamantenschleifens.

Das Buch spielt sich in mehreren Zeitsträngen ab, zum einen geht es in der Gegenwart um den Mord an einem Schwarzen und seine Verbindung zu Paul van der Laan und damit auch zu Lili Kornfeld. Zum anderen wird Lili’s Kindheit und Jugend in zahlreichen Rückblenden erzählt und damit ebenso Pauls’ Geschichte und schließlich auch das tragische Schicksal von Wilhelm Kornfeld.

Relativ einfach gelingt der Einstieg in das Berlin der 20er Jahre. Durch einfache Kniffe wie die Verwendung der damals geläufigen Sprache, die Darstellung von Sekretärinnen oder Telefonistinnen oder die Beschreibung der gängigen Mode, ist der/die Leser/in schnell ganz gefangen in dieser Vergangenheit.

Der Mordfall stellt nicht das zentrale Element dar, vielmehr geht es um die Beziehungen der ProtagonistInnen untereinander und ihrem Umgang mit dem ersten Weltkrieg den sie alle aktiv erlebt haben und der ihnen allen einen hohen Preis abverlangte.

Ein studierter Jurist – Schambacher – landet in einer Kriminalabteilung, privat gefangen in einer scheinbaren tristen Ehe, doch noch voller Leben und Leidenschaft, getrieben von dem Verlangen nach persönlicher Entfaltung und nicht zuletzt dem Wunsch, Berlin sicherer zu machen.

Lili Kornfeld, profitiert von den Umwälzungen der neuen Zeit, für sie ist es möglich einen Beruf auszuüben, alleine in einer Wohnung zu leben und frei von dem Knebel einer frühen Ehe ihr Leben zu genießen.

Paul van der Laan kommt aus dem Krieg, gebeugt unter der Last seinen besten Freund im Stich gelassen zu haben, ihm scheint das Leben leer – bis er Lili wieder trifft.

Persönlich hat das Buch für mich erst nach den ersten 50 Seiten Fahrt aufgenommen. Zwar war ich schnell vertraut mit der dargestellten Zwischenkriegszeit, doch war mir zu Beginn nicht ganz klar wohin die Geschichte eigentlich wollte. Aber das Weiterlesen hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Die Verstrickung der Beziehungen der Personen hat mich im Laufe des Buchs fasziniert und ich habe nicht nur einmal im Weiterlesen inne gehalten um eine eigene Theorie aufzustellen, wie die Geschichte weitergeht. Während des ganzen Buches hatte ich 4 oder 5 mögliche Ausgänge im Kopf, die ich immer wieder abwandeln musste und trotzdem wurde ich am Schluss nicht enttäuscht.

Ich hätte mir ein anderes Ende gewünscht aber das geschriebene Ende war für mich auch plausibel und gut erzählt. Ein tolles Buch – das sich schnell liest und in seinen Bann zu ziehen vermag.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Anspruchsvoll

Eins wollt ich dir noch sagen
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Nadine Waveneys und Riley Purefoy treffen sich in den Kensington Gardens, als Nadine’s Vetter Riley mit einem verirrten Schneeball in den Round Pound befördert. Nadine’s Familie beginnt den auf den ersten ...

Nadine Waveneys und Riley Purefoy treffen sich in den Kensington Gardens, als Nadine’s Vetter Riley mit einem verirrten Schneeball in den Round Pound befördert. Nadine’s Familie beginnt den auf den ersten Blick intelligenten Jungen zu fördern und eröffnet ihm Eintritt in eine Welt, die Riley aufgrund seines Geburtshauses verwehrt bleiben würde.

Ihr Standesunterschied ist Nadine und Riley lange nicht bewusst, erst als sich die ersten zarten Gefühle regen und Nadine’s Mutter den Kontakt unterbindet, werden sie sich sowohl ihrer Zuneigung zueinander als auch der scheinbaren Unmöglichkeit ihrer Beziehung bewusst.

Zeitgleich bricht in Europa der erste Weltkrieg aus. Riley wurde durch das Zusammentreffen mit Nadine’s Familie das seltene Glück zuteil eine gute Schulbildung zu erhalten. Noch bevor er sich genau überlegt, was er mit der gewonnen Bildung anfangen könnte, entscheidet er sich spontan für den Krieg.

Nadine und Riley schreiben sich. Erst zögerlich, dann voller Liebe und Verständnis füreinander. Sie treffen sich in London als Riley Heimaturlaub hat und versichern sich ihre Gefühle füreinander. Es scheint klar, dass sie nach dem Krieg, den Standesunterschieden zum Trotz zusammen bleiben möchten.

Doch dem Krieg kann scheinbar niemand entrinnen. Riley wird schwer verwundet und die Beziehung auf eine vielleicht unüberwindbare Probe gestellt.

Ein Buch das recht leichtfüßig begann, nimmt alsbald eine recht dramatische Wendung, die einerseits das Weiterlesen beinahe unmöglich macht und es andererseits auch unmöglich macht, das Buch weg zu legen.

Erzählt wird in zwei Hauptsträngen, dabei geht es um die Entwicklung zwischen Nadine und Riley, sowie das Ehepaar Julia und Peter Locke, deren Schicksale alsbald unauflöslich miteinander verknüpft werden.

Ich habe Stunden um Stunden gelesen und dabei Bäche von Tränen vergossen. Dabei hat „Eins wollt ich Dir noch sagen“ ganz viele unterschiedliche Emotionen und Erinnerungen in mir ausgelöst.

Ich habe eine neue Sicht auf Kriege gewonnen, eine Sicht die ich gänzlich ausgeblendet habe, denn ich habe verdrängt, wie desaströs sich Kriegsgeschehen auf das Seelenheil von Menschen auswirkt. In den vergangenen Tagen habe ich viel Zeit damit verbracht an meine beiden Großväter zu denken, von denen einer viele Bilder von Kriegsgeschehen aufgenommen hat. Obwohl mir alle Bilder mehr oder weniger bekannt waren, habe ich sie nun noch einmal mit anderen Augen gesehen.

Ein berührendes Buch, streckenweise sehr anspruchsvoll zu lesen.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Ein Klassiker

Der scharlachrote Buchstabe
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Hester Prynne und ihr Mann sind unter den ersten SiedlerInen. Während er die Verpflichtungen in der alten Welt regelt, reist Hester voraus und übernimmt in Neuengland die Vorbereitungen für seine Ankunft ...

Hester Prynne und ihr Mann sind unter den ersten SiedlerInen. Während er die Verpflichtungen in der alten Welt regelt, reist Hester voraus und übernimmt in Neuengland die Vorbereitungen für seine Ankunft und ihr späteres gemeinsames Leben.

Doch Hester ist nicht glücklich in ihrer Ehe und wird in der fremden Welt schwach. In der Welt der Puritaner begeht sie eine der schlimmsten Sünden – „Ehebruch“. Aus der verhängnisvollen Beziehung geht ein Kind hervor. Hester verbringt einige Zeit im Gefängnis, wird öffentlich am Pranger von der Dorfgemeinde gedemütigt und dazu verdammt, bis zu ihrem Lebensende sichtbar ein Zeichen an ihrer Kleidung anzubringen, für alle sichtbar, ein Mahnmal der Tugend – der scharlachrote Buchstabe.

Sie und ihre Tochter Pearl leben am Rande der Gesellschaft lediglich noch geduldet. Mit viel Anstrengung, Kraft und Mühe erkämpft Hester sich einen halb anerkannten Platz in der Dorfgemeinschaft als Näherin. Doch die für die Bewohner der Siedlung augenscheinliche Strafe der Sünderin ist in Wahrheit noch um einiges härter.

Ihr verschollener Mann folgte ihr wohl nach einiger Zeit nach Neuengland, aber angesichts der Schande, die sie über sich als auch ihn gebracht hatte entscheidet er sich einen anderen Namen an zu nehmen und im Geheimen finstere Rache üben zu wollen.

Der scharlachrote Buchstabe ist eine wortgewaltige Erzählung auf wenigen Seiten, die berührt, verwirrt, aufwühlt und Zorn schürt. Das Verharren mancher Charaktere in althergebrachten Traditionen, Scheuklappen-Denken, Heuchelei und falsche Gläubigkeit sind im Puritanismus allgegenwärtig. Die ersten Siedler des heutigen Amerika waren harte, disziplinierte Menschen und sie hielten sich rigide an ihre selbst auferlegten Dogmen um in der Wildnis nicht unter zu gehen.

Seit ich die Verfilmung mit Demi Moore gesehen hatte, wollte ich den Roman dazu lesen. Ich bin froh, dass ich es erst jetzt getan habe, denn das Buch ist bei weitem nichts für ein paar entspannte Stunden. Es braucht zum einen Zeit, sich in den Schreibstil um 1850 ein zu lesen, außerdem zieht sich durch die Geschichte kein deutlich erkennbarer Faden, wie es heute in vielen Erzählungen der Fall ist. Immer wieder tauchen Anmerkungen des Autors in der Geschichte auf, die den Lesefluss etwas behindern. Dennoch habe ich jede Stunde, die ich in dieses Buch investiert habe genossen, Hesters Mut und ihr Durchhaltevermögen haben mich beeindruckt, der Einblick in das Innere eines gebrochenen Herzens schockiert.