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Veröffentlicht am 06.10.2019

Herzklopfen bescherende Liebesgeschichte, die in Bezug auf Nick etwas undurchsichtig bleibt.

Die Sache mit der Motte und dem Licht
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Worum geht es?

Eigentlich ist Lenny derjenige mit der großen Klappe, immer cool und gelassen, stets in schwarzen Klamotten unterwegs. Seit einiger Zeit schwärmt er jedoch für Nick, den Fußballstar einer ...

Worum geht es?

Eigentlich ist Lenny derjenige mit der großen Klappe, immer cool und gelassen, stets in schwarzen Klamotten unterwegs. Seit einiger Zeit schwärmt er jedoch für Nick, den Fußballstar einer anderen Schule, der neuerdings einige Haltestellen später in den Schulbus zusteigt und in dessen Gegenwart er Anfälle von Sprachlosigkeit erleidet. Dabei hat er dafür gar keine Gründe, schließlich ist Nick hetero. Wenn da nur nicht die Komplimente wären, die ihm Nick hin und wieder macht ...

Meine Meinung

Das Cover hat mich sofort auf das Buch aufmerksam gemacht, obwohl ich jetzt nach dem Lesen denke, dass ein komplett schwarz gekleideter junger Mann, der Lenny darstellen soll, besser gepasst hätte. Mit Lesen des Klappentextes war jedoch mein Vorhaben besiegelt, dass ich das Buch unbedingt lesen möchte. Ich habe die süße, Herzklopfen bescherende Liebesgeschichte bekommen, die ich mir erhofft habe, aber es gibt doch ein oder zwei kleine Kritikpunkte, die ich vorzubringen habe.

Zunächst mal liest sich das Buch ratzfatz weg. Es ist witzig, süß und heiter, mit der einen oder anderen Stelle, die ein bisschen Zähneknirschen auslöst, aber natürlich auch Spannung reinbringt.

Ich liebe den Protagonisten Lenny. Er ist eigentlich schlagfertig und gelassen, mutiert in Nicks Gegenwart aber zum sprachlosen Schwärmer. Seine gelegentlichen „Fangirl“-Momente fand ich einfach nur niedlich, ich konnte mich so gut in ihn hineinversetzen. Diesen Kontrast zwischen schmachtendem „Fanboy“ und coolem „Emo“, dem egal ist, was andere über ihn denken und der Nick auch gerne mal die Meinung geigt, wenn er sich wie ein Idiot verhält, fand ich spannend und total sympathisch.

Nick auf der anderen Seite bleibt ganz schön blass und undurchsichtig, vielleicht wäre es von Vorteil gewesen, das Geschehen auch aus seiner Sicht zu schreiben. Andererseits wäre dann wohl die Spannung flöten gegangen, denn der Reiz der Geschichte besteht auch darin, dass man keine Ahnung hat, was in Nicks Kopf vor sich geht oder was er als nächstes tun wird. So muss man dann leider in Kauf nehmen, dass nicht alles verständlich gemacht wird, was er sagt, tut oder denkt. In Bezug auf ihn bleibt die Geschichte fast schon zu unausgereift.

Ich fand das Buch sehr spannend und musste es in einem Rutsch durchlesen, weil es Suchtpotential hat. Man fiebert mit Lenny voller Herzklopfen und Schmetterlingen im Bauch mit, würde Nick manchmal gerne schütteln und freut sich über jede süße Annäherung. Zwar gibt es hin und wieder einige Passagen, die ich nicht unbedingt gebraucht hätte, weil sie die Handlung nicht voranbringen und irgendwie zusammenhanglos im Raum stehen, da diese aber jeweils nur kurz sind, ist das nicht so schlimm.

Etwas mehr gestört habe ich mich an dem Ende. Oder sagen wir: Ich war ein bisschen enttäuscht. Lenny gibt am Ende so unglaublich schnell nach, alles geht auf einmal viel zu schnell, ohne ein klärendes Gespräch zu führen, und mir fehlte irgendetwas. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin hier das Potential nicht genutzt hat, das für ein schönes Happy End über viele Seiten aufgebaut wurde. Alles wurde recht oberflächlich gelöst.

Positiv finde ich es jedoch, dass man auch nach dem Zusammenkommen der beiden noch ein bisschen weiterlesen darf. Man erfährt, wie ihre Familien und einige ihrer Freunde reagieren, obwohl ich auch hier den Hals nicht voll bekommen habe und mir sogar noch ein paar mehr Reaktionen gewünscht hätte. Von Mitschülern, die man vorher kennengelernt hat, Nicks Team und so weiter. Das war mir dann alles wieder zu indirekt und knapp. Der Epilog war aber sehr schön und der perfekte Abschluss für diese nichtsdestotrotz süße Liebesgeschichte.

Fazit

Für mich ein sehr gelungener, süßer, spannender und Herzklopfen bescherender Liebesroman, der hin und wieder aber etwas mehr Liebe fürs Detail und Tiefe – vor allem in Bezug auf Nick – gebraucht hätte. Nichtsdestotrotz fiebert man bis zum Schluss mit und ist am Ende vielleicht sogar ein bisschen positiv aufgekratzt. Ich hatte viel Spaß mit Lenny und Nick und vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Schöne Balance zwischen tiefen Gefühlen und knisternder Erotik - ich bin positiv überrascht.

Love You Tonight
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Worum geht es?

Kaum kehrt Ellie in ihren Heimatort zurück, um dort ihre Praxis zu eröffnen und sich nebenbei um ihren kranken Vater kümmern zu können, kommt ihr zu Ohren, dass ihr Jugendschwarm Roger ...

Worum geht es?

Kaum kehrt Ellie in ihren Heimatort zurück, um dort ihre Praxis zu eröffnen und sich nebenbei um ihren kranken Vater kümmern zu können, kommt ihr zu Ohren, dass ihr Jugendschwarm Roger wieder auf dem Markt ist. Gleichzeitig erfährt sie, dass seine letzte Beziehung offenbar an seiner Experimentierfreudigkeit im Bett gescheitert ist. Als der stadtbekannte Bad Boy Tyler mit einer Schusswunde vor ihrer Tür auftaucht und sie bittet, Stillschweigen zu bewahren, kommt Ellie prompt eine Idee, wie sich Tyler bei ihr revanchieren und sie Roger für sich gewinnen kann: Der Frauenheld soll ihr Nachhilfe geben. Im Bett.

Meine Meinung

Covern wie diesem gehe ich normalerweise aus dem Weg, da sie eine oberflächliche Liebesgeschichte implizieren, in der die Erotik im Vordergrund steht. Ich bin froh, dass ich den Klappentext trotz meiner Vorbehalte gelesen habe, denn hinter dem Cover steckt eine prickelnde, aber auch wirklich schöne Liebesgeschichte, die den Balanceakt zwischen tiefen Emotionen und Erotik meistert.

Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll und hat mich mehr als einmal breit zum Grinsen gebracht. Zwar haben Ellie und Tyler jeweils eine schwierige Familiengeschichte, letztendlich bleibt der Ton des Buches jedoch leicht und ungetrübt, durchzogen von einigen prickelnden Momenten. Ein bisschen gestört habe ich mich lediglich an der Tatsache, dass der regelmäßige Sichtwechsel zwischen Tyler und Ellie nicht immer klar markiert ist – es gibt auch einige Stellen, da geschieht der Wechsel völlig übergangslos, was mich immer etwas irritiert hat.

Ellie ist eine sympathische Protagonistin, die ich schon innerhalb weniger Seiten ins Herz geschlossen habe. Sie ist eigentlich eher zurückhaltend und handelt mit Bedacht, aber in Bezug auf Roger stürzt sie sich fast schon impulsiv in ihre Eroberungspläne, während sie gegenüber Tyler ihre selbstbewusste, schlagfertige Seite nach außen kehrt. Ihr manchmal überraschend kühnes Verhalten hat mich regelmäßig beeindruckt.

Tyler ist für mich der perfekte männliche Protagonist. Er ist der stadtbekannte Bad Boy, der nichts anbrennen lässt, entpuppt sich jedoch innerhalb kürzester Zeit als von seinen Mitmenschen gnadenlos unterschätzt. Bei näherer Betrachtung stellt er sich als guter Freund und anständiger Kerl heraus. Ellie gegenüber verhält er sich frech, herausfordernd und flirty, er bringt ihre Pläne mit Vergnügen durcheinander und stellt sich als der eine Mensch heraus, bei dem sie ganz sie selbst sein kann. Mir haben die Momente mit den beiden unglaublich gut gefallen, weil man die Leichtigkeit und die Chemie zwischen ihnen durch die Seiten spürt. Es macht einfach Spaß, ihre Liebesgeschichte zu verfolgen.

Durch das Cover und den Klappentext habe ich befürchtet, dass das Buch hauptsächlich aus Sexszenen bestehen könnte und die emotionale Ebene der Beziehung dahinter zurückbleibt. Tatsächlich häufen sich die erotischen Szenen ab der zweiten Hälfte des Buches, aber ich bin doch positiv überrascht, dass sich mindestens genauso viel Zeit genommen wird, damit sich die Gefühlsebene entwickeln kann. Es herrscht insgesamt eine schöne Balance zwischen Emotionen und Körperlichkeit, wobei zusätzlich positiv ins Gewicht fällt, dass sich die Liebesszenen nicht ähneln. Sie sind abwechslungsreich, niveauvoll und knisternd geschrieben und werden selbst in ihrer Häufigkeit nicht langweilig. Ich habe jeden Moment zwischen Ellie und Tyler – welcher Art auch immer – genossen.

Gegen Ende kommen ein paar Missverständnisse auf, um das Happy End noch etwas hinauszögern, glücklicherweise wird sich in diese jedoch nicht unnötig hineingesteigert. Letztendlich wird alles sehr angenehm und ohne großes Drama gelöst, auch wenn Ellie trotz ihrer eigentlichen Intelligenz auf den letzten Seiten ein bisschen sehr begriffsstutzig ist. Da mich das Ende aber glücklich und mit einem Lächeln zurückgelassen hat, kann ich darüber getrost hinwegsehen.

Fazit

Eine schöne Liebesgeschichte, die zwischen emotionalen und knisternden Szenen balanciert, eine sympathische Protagonistin und einen spannenden Book Boyfriend zu bieten hat und schlichtweg Spaß macht. Ich bin positiv überrascht und kann das Buch für zwischendurch nur empfehlen. 4 Sterne!

Veröffentlicht am 02.10.2019

Eine Wohlfühlgeschichte, die zum Lächeln einlädt. Schön!

Glück ist meine Lieblingsfarbe
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Worum geht es?

Juli hat genug von ihrem Versicherungsjob und wandert kurzerhand zu ihrem besten Freund Malte nach La Palma aus. Sie möchte herausfinden, wer sie ist und wo und wie sie ihr Glück finden ...

Worum geht es?

Juli hat genug von ihrem Versicherungsjob und wandert kurzerhand zu ihrem besten Freund Malte nach La Palma aus. Sie möchte herausfinden, wer sie ist und wo und wie sie ihr Glück finden kann, denn in ihrem alten Job fühlt sie sich schon lange nicht mehr wohl. Also jobbt sie als Sandwichverkäuferin und Hundesitterin auf La Palma und lernt liebenswerte Menschen und Hunde kennen, bis das Schicksal schließlich zuschlägt und sie Maltes Freund Quinn trifft. Liebe passt gerade gar nicht in ihren Plan, aber es lässt sich auch nicht leugnen, dass sich seine Nähe verdächtig nach Glück anfühlt ...

Meine Meinung

Ich brauchte bei diesem Buch mehrere Anläufe, bevor ich mich richtig darauf einlassen konnte. Das erste Kapitel konnte mich noch nicht wirklich in seinen Bann ziehen, weshalb ich das Lesen immer wieder aufgeschoben habe. Aber dann gab ich mir einen Ruck und las Kapitel 2. Und 3. Und 4. Bis ich auch schon beim Ende angelangt war. Oh man. Hätte ich dem Buch nicht nochmal eine Chance gegeben, dann hätte ich eine wirklich schöne Wohlfühlgeschichte verpasst.

Der Schreibstil der Autorin liest sich sehr angenehm, ist leicht und humorvoll und die Atmosphäre des Buches ist überwiegend locker, obwohl auch ein paar bedrückende Töne angeschlagen werden, um den Charakteren etwas Tiefe zu verleihen.

Eben jene Charaktere sind aufgrund dessen auch besonders authentisch. Juli und Quinn haben jeweils eine Vorgeschichte, die sie geprägt hat und die ihr Verhalten echt und nachvollziehbar macht. Besonders Juli hat es mir mit ihrem Humor und ihrer einfühlsamen Art angetan. Wenn man nicht gerade ein Mensch ist, der vom ersten Moment an ohne jeden Zweifel wusste, welche Richtung er in seinem Leben einschlagen möchte, dann kann man sich auch in ihr wiederfinden. Sie entdeckt sich erst noch, findet heraus, was ihr liegt, wofür sie brennt und was ihr wichtig ist. Und auf diesem Weg begegnet sie faszinierenden und wunderbaren Menschen und Tieren, wobei es mir (neben Juli und Quinn) vor allem Mensch Malte und Hund Calida angetan haben.

Julis einfühlsamer Umgang mit den Menschen und Tieren in ihrem Umfeld und ihre Art (für sich und andere), Probleme zu lösen, hat mir total imponiert. Sie geht mit Verstand, Humor und viel Einfühlungsvermögen durchs Leben und sucht trotz Zweifel und fehlender Unterstützung von ihrer Familie ihr Glück, das sie in ihrem Versicherungsjob nicht finden konnte. Ich fand sie einfach unglaublich sympathisch und habe die Geschichte sehr gerne aus ihrer Sicht gelesen.

Quinn ist in seiner Geheimniskrämerei und seinem manchmal kühl-distanzierten Auftreten glaubwürdig. Es wirkt nicht so, als hätte sich die Autorin diese Charakterzüge geschnappt, um einen spannenden Bad-Boy-Gegenpart zu kreieren, an dem sich die Protagonistin die Zähne ausbeißen kann. Als Bad Boy kann er trotz seiner gelegentlichen Unnahbarkeit auch nicht wirklich bezeichnet werden: Er ist ein verschlossener Mann mit einem großen Herzen und einem stark ausgeprägten Kümmer-Gen, der mit seinem Vertrauen eben sparsam umgeht. Sein Verhalten, so widersprüchlich es manchmal auch ist, ist in Hinblick auf seine Vorgeschichte schlichtweg nachvollziehbar. Er ist ein Mensch mit Facetten und keine künstliche Figur, die nur dazu erschaffen wurde, um möglichst viel Drama heraufzubeschwören.

Insofern kann man sich auf eine lebensnahe Geschichte freuen, die ohne unnötiges Drama daherkommt und auf das typische Liebesroman-Schema (Paar kommt zusammen, großer Knall, Paar trennt sich, kommt wieder zusammen, Happy End) verzichtet. Die Handlung kommt problemlos ohne diese Dinge aus und bleibt bis zum Ende fesselnd und interessant, da die Figuren zwar ihre Geheimnisse haben, letztendlich aber sehr erwachsen und erfrischend realistisch mit diesen umgehen. Diese Geschichte könnte sich genau so in der Realität zutragen und bringt den Leser am Ende unweigerlich zum Lächeln. Es ist trotz ernster Töne einfach eine Wohlfühlgeschichte.

Fazit

Ich bin angenehm überrascht von »Glück ist meine Lieblingsfarbe«, denn es ist der perfekte Liebesroman, um sich auf die Couch oder ins Bett zu kuscheln und zu entspannen. Wer eine lebensnahe Geschichte voller liebenswerter Menschen und Tiere lesen möchte, die auf das übliche Drama verzichtet, (wie die Protagonistin) hohen Unterhaltungswert besitzt und zum Lächeln einlädt, der ist hier goldrichtig. »Glück ist meine Lieblingsfarbe« macht einfach glücklich. Ich vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 01.10.2019

Kein Friede-Freude-Eierkuchen erwarten, aber trotzdem genießend zurücklehnen ...

Playground Chess
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Der Klappentext von »Playground Chess« hat mich auf Anhieb angesprochen, da ich Liebesgeschichten, die mit einem schriftlichen Wortwechsel beginnen und auf ein erstes persönliches Treffen hinsteuern, immer ...

Der Klappentext von »Playground Chess« hat mich auf Anhieb angesprochen, da ich Liebesgeschichten, die mit einem schriftlichen Wortwechsel beginnen und auf ein erstes persönliches Treffen hinsteuern, immer sehr spannend finde. Auch »Playground Chess« versteht es, dieses Thema mit Spannung, Witz und Leichtigkeit umzusetzen, jedoch schleichen sich auch ein paar beklemmende Töne ein, die mir beim Lesen etwas Bauchschmerzen bereitet haben.

Viola Sandens Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen, gleichzeitig aber auch wortgewandt und gewitzt. Sie drückt sich sehr intelligent aus. Eine bloße Aneinanderreihung von „sagte er/sie“ sucht man hier vergeblich. Geschrieben ist das Buch hauptsächlich aus der Sicht von Protagonistin Catrin, gelegentlich mischen sich aber auch einige Kapitel unter, die aus der Sicht vom männlichen Gegenpart Jon oder Catrins Freunden Anett und Daniel erzählt werden. Ich persönlich fand Letzteres am Anfang recht irritierend, da ich es für die Liebesgeschichte eigentlich nicht notwendig fand. Erst auf den letzten Seiten hat sich der Sinn dieser Kapitel bemerkbar gemacht.

Das Buch liest sich, wie erhofft, sehr spannend, da man auf das erste richtige Treffen von Catrin und Jon hinfiebert und solange den amüsanten Wortwechsel zwischen den beiden verfolgt. Obwohl das erste persönliche Treffen viel früher kommt als erwartet, löst sich auch danach nicht die Spannung, der Leser wird bis zum Ende weiterhin an die Seiten gefesselt. Das einzige, was das Lesen für mich manchmal etwas schwerfällig gemacht hat, waren die vielen Beschreibungen rund um Catrins Berufswelt und manchmal auch die Informationen zum Schach, die ich teilweise etwas unaufmerksam gelesen habe, da ich diese als Schachunwissender (leider) nicht verstanden habe. Dennoch haben sie mich neugierig gemacht und ich werde mich wohl mal mit den Regeln auseinandersetzen.

Catrin ist eine wunderbare Protagonistin, die mal überraschend anders ist. Sie ist nicht nur intelligent und kann gut mit Worten umgehen, sie handelt auch nicht kopflos, rastet aus vor Eifersucht oder steigert sich in dumme Missverständnisse hinein. Sie ist ruhig und besonnen, denkt nach, bevor sie irgendetwas Unüberlegtes tut, und versucht Probleme wie eine Erwachsene zu klären. Ihre Art, vor allem auf den letzten Seiten, hat mir unglaublich gut gefallen. Sie hat Jon mit Ruhe und Verstand ihre Meinung gegeigt und mir damit sehr imponiert.

Jon finde ich so weit auch sympathisch, auch wenn ich ihn insgesamt für eine schwierige Person halte, die es sich mit ihrem Handeln manchmal etwas zu leicht macht. Er hat Glück, dass er bei Catrin damit nicht durchkommt und von ihr direkt konfrontiert wird.

Wie schon erwähnt, gab es auch Momente, die mir etwas Bauchschmerzen bereitet haben. Es wird ein Thema aufgegriffen, mit dem ich in Büchern bisher noch nicht derartig realistisch umgesetzt konfrontiert wurde. Die Autorin scheint sich mit dem Thema tiefergehend auseinandergesetzt zu haben und verzichtet darauf, irgendetwas zu beschönigen. Dahingehend finde ich das Buch wirklich bemerkenswert, denn vor allem am Ende bricht sie mit den Erwartungen des Lesers und entscheidet sich statt einer typischen Friede-Freude-Eierkuchen-Lösung für Authentizität und Glaubwürdigkeit, auch wenn dies mit besagten Bauchschmerzen einhergeht. Sie deutet die Richtung aber auch nur an und überlässt es dem Leser, was er mit den Informationen anfangen möchte. Dafür kann ich ihr definitiv applaudieren.

Auf intellektueller Ebene halte ich diese realistische Umsetzung für bereichernd in dem Genre. Für meinen Seelenfrieden dagegen ist das Ende unzufriedenstellend, es hinterlässt einen unschönen Beigeschmack. So empfinde ich das leider, dagegen kann ich nichts tun, so sehr ich auch die ungeschönte, realitätsnahe Umsetzung schätze. Vielleicht liegt das an falschen Erwartungen, die ich an das Buch hatte, insofern kann ich allen zukünftigen Leser/innen nur raten, sich auf dieses unterhaltsame Buch einzulassen, ohne ein kitschiges Friede-Freude-Eierkuchen-Ende zu erwarten. Dann wird euch das Buch sicherlich gefallen!

Fazit

Ein amüsantes, spannendes Buch, das zum Mitfiebern einlädt und ein kritisches Thema realistisch behandelt. Das offene Ende lässt Raum zur Spekulation, geht (bei mir) aber mit gemischten Gefühlen einher. Ich vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Rebellischer Tollpatsch trifft auf griesgrämigen Magier - ein guter Fantasy-Einzelband!

Das dunkle Herz des Waldes
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Worum geht es?

Ein mächtiger Zauberer beschützt Agnieszkas Tal vor dem Dunklen Wald, der die Menschen, die hineingehen, mit einem Übel infiziert. Immer wieder kommen die bösartigen, unheimlichen Kreaturen ...

Worum geht es?

Ein mächtiger Zauberer beschützt Agnieszkas Tal vor dem Dunklen Wald, der die Menschen, die hineingehen, mit einem Übel infiziert. Immer wieder kommen die bösartigen, unheimlichen Kreaturen aber auch aus dem Wald heraus und greifen die Dörfer des Tals an, was nur der Zauberer, der von allen der „Drache“ genannt wird, zu verhindern weiß. Im Gegenzug für seinen Schutz bezahlen die Bewohner des Tals ihn mit Vorräten – und alle zehn Jahre mit einem Mädchen aus dem Dorf, das nach besagten zehn Jahren wieder freikommt. In diesem Jahr wird gemunkelt, dass es Kasia sein wird, Agnieszkas beste Freundin. Sie ist wunderschön, klug und tapfer und sie wurde jahrelang darauf vorbereitet, die Auserwählte des Drachen zu sein. Als der Drache in das Dorf kommt, wählt er aber nicht Kasia, sondern Agnieszka.

Meine Meinung

Mit Lesen des Klappentextes war für mich sofort klar, dass ich das Buch unbedingt lesen möchte. Ein mysteriöser Zauberer, Magie, ein Dunkler Wald und ein Mädchen, das aus irgendeinem Grund von besagtem Zauberer ausgewählt wird, um mit ihm in seinem Turm zu leben – das klang für mich nach einer vielversprechenden Fantasy-Geschichte. Noch dazu ist es ein Einzelband, was ich zwischen den zahlreichen Reihen manchmal sehr erfrischend finde. Langer Rede kurzer Sinn: Mir hat »Das dunkle Herz des Waldes« sehr gut gefallen, sogar noch besser, als ich es erwartet habe, weil mich das Buch regelmäßig zu überraschen wusste.

Der Schreibstil ist angenehm und sehr bildlich. Gelegentlich häufen sich die detaillierten Umgebungsbeschreibungen, die ich nicht immer in der Genauigkeit gebraucht hätte, aber grundsätzlich ist diese Liebe fürs Detail bereichernd für die Geschichte. Dies gilt vor allem für die Magie, die sehr eindrucksvoll beschrieben wird, nicht nur äußerlich in ihrem Wirken, sondern auch die inneren Vorgänge und Gefühle werden dem Leser nicht vorenthalten. Wie in Harry Potter müssen hier Zaubersprüche gesprochen werden, manchmal aber auch – anders als bei der beliebten Reihe von J. K. Rowling – sehr lange Sprüche, bei denen noch dazu ein paar Tricks angewandt werden müssen, damit sie ihre Wirkung entfalten. Das hat mir unglaublich imponiert, weil es auch mal etwas völlig anderes war.

Die Protagonistin Agnieszka war mir in ihrer Tollpatschigkeit sehr sympathisch. Anfangs ist sie verständlicherweise noch zurückhaltend und eingeschüchtert, weil sie nie darauf vorbereitet wurde, von dem Drachen ausgewählt zu werden, und sich deshalb auch nicht darauf einstellen konnte. Aber mit der Zeit rebelliert sie immer mehr und zeigt, wie tapfer und wagemutig sie ist, womit sie auch dem Drachen zu imponieren scheint. Ihre Rolle in dem Geschehen, ihre Entwicklung, was sie alles Neues entdeckt und dem Drachen an Erkenntnissen bringt – das alles hat das Buch so besonders gemacht.

Der Drache ist als männlicher Gegenpart extrem spannend. Er ist mysteriös, griesgrämig und die meiste Zeit wütend, ohne dass man den Grund dafür weiß. Klingt eigentlich unausstehlich, macht aber gerade das Zusammenspiel zwischen ihm und Agnieszka so amüsant. Er ist wütend und tadelt sie, sie ist aufmüpfig und fordert das heraus. Ich mochte den Drachen sehr: Einerseits bleibt er seinem grummeligen Wesen, das Agnieszka immer wieder beleidigt, bis zuletzt treu, andererseits gibt es dann wenige Momente, in denen er auch anders kann. Die Rarität derer macht ihn so interessant.

Obwohl es hier und da ein paar Stellen gibt, die sich etwas ziehen und das Lesen etwas träge machen, überwiegen letztendlich die interessanten und spannenden Stellen. Vor allem gegen Ende wird die Spannung durch einige unerwartete Twists immer wieder in die Höhe getrieben, die Handlung ist zu komplex, um irgendetwas vorherzusehen, und die Autorin macht es sich ganz und gar nicht leicht, indem sie den leichtesten Ausweg findet – im Gegenteil: Die Hindernisse häufen sich und Wendungen kommen um die Ecke, um neue Probleme aufzuwerfen. Darin eingewoben ist auch eine kleine Liebesgeschichte, die sich sehr im Hintergrund hält und dadurch zusätzlich Spannung aufbaut.

Am Ende gibt es eine Art Epilog, der nicht als solcher gekennzeichnet ist, in dem aber schon ein bisschen Zeit vergangen ist. Die Lösung auf den letzten Seiten hat mir gut gefallen und für mich den perfekten Abschluss gebracht – mich lässt das Buch glücklich und zufrieden zurück.

Fazit

Ein sehr guter Fantasy-Einzelband, der mit einer eigenwilligen, originellen Magie, einer eindrucksvollen, tapferen Protagonistin und einer spannungsreichen Handlung aufwartet, die sich nicht vorhersehen lässt. Gelegentlich gibt es ein paar Passagen, die sich etwas ziehen, grundsätzlich ist das Buch jedoch sehr fesselnd. Es wusste mich zu überzeugen – 4 Sterne!