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Veröffentlicht am 16.10.2019

Gedichte mit Strahlkraft

Liebe: Dunkler Erdteil
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Liebe: Dunkler Erdteil - Gedichte aus den Jahren 1942-1967

Die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann ist schon 1973 verstorben und spielt dennoch immer noch eine große Rolle für die deutschsprachige ...

Liebe: Dunkler Erdteil - Gedichte aus den Jahren 1942-1967

Die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann ist schon 1973 verstorben und spielt dennoch immer noch eine große Rolle für die deutschsprachige Lyrik. Natürlich ist es teilweise auch der jährliche Bachmann-Wettbewerb, der den Namen präsent hält. dennoch haben ihre Gedichte weiterhin große Wirkung und Strahlkraft. Auch viele der Gedichte dieses Bandes, obwohl viel Jugendgedichte und Posthumes enthalten ist.

Einige Texte und Gedichte (zum Beispiel die aus Die gestundete Zeit) von Ingeborg Bachmann haben eine große Wirkung auf mich gehabt, mir fast die Beine weggeschlagen. Das kann ich jetzt bei diesem Band nicht gleich sagen, dennoch wirken auch diese Gedichte. Von den Jugendgedichten möchte ich unter anderen „Im Sommer“, „Dem Abend gesagt“, „Vision“ oder „Wie soll ich mich nennen“ herausstellen.

Ich bevorzuge ansonsten die etwas späteren Gedichte in diesem Band, 1964-1967. Gleichwohl gibt es durchgängig Gedichte, die voller Bildsprache sind und Bewegung in die Gedankenwelt des Lesers bringt. Immer wieder bringen mich einzelne Sätze zum Erstaunen, oft bleibt Ingeborg Bachmann aber auch rätselhaft.

Es gibt Gedichte, die Ingeborg Bachmann selber sprach und die man im Internet finden und hören kann. Ihre Stimme und Art des Vortrags überträgt sich beim lesen ihrer Gedichte und das verstärkt nochmals die Wirkung.

Die ihr eigene, berühmte Aura bleibt bestehen!

Veröffentlicht am 01.10.2019

Talentiert, stark, aber auch verletzlich

Poet X
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Poet X ist ein wunderbares Jugendbuch, dass viel über das Leben einer Familie in Harlem erzählt.
Sie stammen aus der dominikanischen Republik und hatten es anfangs nicht leicht.
Zentrale Hauptfigur ist ...

Poet X ist ein wunderbares Jugendbuch, dass viel über das Leben einer Familie in Harlem erzählt.
Sie stammen aus der dominikanischen Republik und hatten es anfangs nicht leicht.
Zentrale Hauptfigur ist die 15jährige Xiomara, ein eigensinniger Teenager, die anfängt gegen die starre, einschränkende Erziehung und strenge Religion ihrer Mutter zu rebellieren. Sie hat einen Zwilling, ein sensibler Junge und ihre beste Freundin Carida sowie Aman, ein Junge, den sie in der Schule kennen lernt.
Fasziniert ist sie von Worten und Gedichten, die sie in einem Notizbuch verfasst, aber bis sie sich traut an einem Poetry Slam teilzunehmen, dauert es noch. Erst muss sie mit den Konflikten in der Schule und mit der Mutter fertig werden. Xiomara ist talentiert, stark, aber auch verletzlich.

Die Form des Buches ist an Poetry Slam-Texten angelehnt, dennoch sehr gut und leicht lesbar. Mich überzeugt dieser Stil. Elizabeth Acevedo, die auch dominikanische Wurzeln hat, kann wirklich schreiben. Ich bin gespannt, ob weitere Bücher von ihr in deutscher Übersetzung folgen werden.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Vor dem Putsch

Stumme Schwäne
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Die türkische Schriftstellerin Ece Temelkuran hatte mich dieses Jahr mit ihrem Sachbuch „Wenn dein Land nicht mehr dein Land ist oder Sieben Schritte in die Diktatur“ beeindruckt. Daher wollte ich auch ...

Die türkische Schriftstellerin Ece Temelkuran hatte mich dieses Jahr mit ihrem Sachbuch „Wenn dein Land nicht mehr dein Land ist oder Sieben Schritte in die Diktatur“ beeindruckt. Daher wollte ich auch einmal einen Roman von ihr lesen und Stumme Schwäne ist ein ebenso beeindruckendes Portrait der Türkei zu einer bestimmten Zeit, 1980 kurz vor dem Militärputsch. Das Land ist gespalten und zerrissen. Die Autorin war 1980 noch ein Kind, daher ist es sinnig, dass vieles aus den Perspektive von Kindern gezeigt wird. Anhand zweier Familien in Ankara sieht man den Zustand der Unruhe.
Immer wieder wechseln die Perspektiven, aber meistens ist es aus der Sicht der Kinder Ayse und Ali. Sie kommen aus verschiedenen Schichten. Ali, Sohn von armen Kurde, ist ein ernster Junge, der schon einiges versteht. Ayse ist noch naiv, nimmt aber doch vieles schon wahr, aus den besorgten Gesprächen der Erwachsenen.
Ein gut gewähltes Sinnbild für den Zustand des Landes sind die Schwäne, denen die Flügel gebrochen werden, um sie am wegfliegen zu hindern.
Die Kinder wollen die Schwäne retten, und irgendwie damit auch das Land, und sie wollen Schmetterlinge ins Parlament bringen.
Man spürt in diesem 2015 geschriebenen Roman auch Parallelen von 1980 zur Gegenwart.
Ece Temelkurans Stil ist ausdrucksstark, die Romanstruktur raffiniert gemacht. Ich kann das Buch nur empfehlen.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Im Schwarzwald

Wolf
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Sehr fein gemachter Roman, der mehr das Leben im frühen 19.Jahrhundert im Schwarzwald zeigt und spürbar macht als die meisten historischen Unterhaltungsromane es vermögen.
Ein allein herumstreunender Junge, ...

Sehr fein gemachter Roman, der mehr das Leben im frühen 19.Jahrhundert im Schwarzwald zeigt und spürbar macht als die meisten historischen Unterhaltungsromane es vermögen.
Ein allein herumstreunender Junge, der für kurze Zeit in einem Kloster aufgenommen wird und dort den Namen Gabriel erhält, ist ein ganz besonderer Mensch mit Fähigkeiten. Später kommt er auf einem Bauernhof bei den Steinhauers unter. Doch mit der Zeit kommt immer mehr Unruhe in die Gemeinschaft, der Roman gewinnt immer mehr an Dramatik. Eine große Schuld aus der Vergangenheit bestimmt die Gegenwart des Dorfes.
Gabriels Weg ist interessant zu folgen, der Roman entwickelt eine sehr dichte faszinierende Atmosphäre.

Veröffentlicht am 10.09.2019

emotional aufgeladen und mit sprachlicher Wucht

Viga-Ljot und Vigdis
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Die Frankfurter Buchmesse naht und Norwegen ist Partnerland. Dringend Zeit, etwas von der norwegischen Literaturnobelpreisträgerin Sigrid Undset zu lesen. Viga-Ljot und Vigdis, ein Frühwerk der Autorin ...

Die Frankfurter Buchmesse naht und Norwegen ist Partnerland. Dringend Zeit, etwas von der norwegischen Literaturnobelpreisträgerin Sigrid Undset zu lesen. Viga-Ljot und Vigdis, ein Frühwerk der Autorin und doch sprachlich sehr reif, ist eine gute Wahl.
Es ist die verunglückte Liebesgeschichte zwischen dem Isländer Viga-Ljot und der jungen Norwegerin Vigdis zu der Spätzeit der Wikinger.
Die Charakterisierung der Figuren ist außerordentlich. Obwohl Ljot barbarisch handelte, hat er eigentlich einen sensiblen Charakter und Vigdis ist eine starke Persönlichkeit, willensstark und entschlossen.
Ihr Leben verbringen sie getrennt, aber es gibt einen Sohn, der sie verbindet.
Es ist eine tragische, emotional aufgeladene Geschichte, von der man sich beim Lesen kaum losreißen kann.

Das Buch hat ein hohes Niveau und eine nur leicht verhaltene Wucht, die mich sehr beeindruckte.