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Veröffentlicht am 26.05.2020

Endlich kommt Gaming in Young Adult an!

Feeling Close to You
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“Feeling Close to you” ist der zweite Band von Bianca Iosivonis “Was auch immer geschieht“ (WAIG) – Reihe. Der Reihenname ist auf Band eins, „Finding Back to us“, zurückzuführen, welches bereits 2016 unter ...

“Feeling Close to you” ist der zweite Band von Bianca Iosivonis “Was auch immer geschieht“ (WAIG) – Reihe. Der Reihenname ist auf Band eins, „Finding Back to us“, zurückzuführen, welches bereits 2016 unter eben diesem Reihennamen erschienen ist. Die beiden Bände können unabhängig voneinander gelesen werden, mit der Überarbeitung von Bands eins hat Bianca Iosivoni allerdings die Chance ergriffen, jetzt die Geschichte von einem ehemaligen Nebencharakter, Parker, zu erzählen. Ich selbst hatte Teil eins vorher nicht gelesen und keinerlei Verständnisprobleme, bin aber wirklich neugierig auf den Vorgänger geworden und werde diesen definitiv noch nachholen.
Teagan und Parker sind beides Livestreamer von Videospielen, die sich online kennenlernen, als sie ihn in einem Spiel haushoch besiegt. Sie knüpfen außerhalb des Gamings Kontakt, wenn auch weiterhin virtuell, da sie an den entgegengesetzten Küsten der USA leben. Bald schon funkt es zwischen ihnen, doch neben der Distanz gibt es noch andere Hindernisse für eine Beziehung.

Mir gefällt der Trend zu künstlerischen, etwas abstrakten Covern momentan sehr. Im Fall von "Feeling Close to you" finde ich es sehr ansprechend, dass die Farben nicht zu knallig sind. Auf dem weiß-grauen Grund kommen die einzelnen blauen und goldenen Farbtupfer gut zur Geltung. Die goldenen Bereiche sehen ein bisschen aus wie Risse, die den Stein aufbrechen. Im übertragenden Sinne sind es vielleicht Gefühle, die sich sowohl bei Parker, aber vor allem auch bei Teagan an die Oberfläche kämpfen. Es passt außerdem hervorragend zu "Finding Back to us". Dass Teile einer Reihe auch optisch zueinander passen, ist mir wichtig.
Im weiteren Verlauf des Lesens empfand ich das Cover dann aber zunehmend als zu ruhig und zu friedlich. Parker und Teagan sind beides freche, „bissige“ Charaktere und die Videospiele, die sie spielen, sind actiongeladen. Diese Energie transportiert das Cover nicht.

An Bianca Iosivonis Schreibstil gefällt mir gut, dass er direkt und unverblümt ist. Ihre Charaktere nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn es zu ihnen passt. Sie beschreibt aber auch die Gefühle der Protagonisten sehr lebensnah.
Im Schriftbild fällt sofort auf, dass ab und zu ein Chatverlauf abgebildet wird, meistens zwischen Teagan und Parker aber auch mal der Zuschauerchat des Livestreams. Das lockert den Text sehr auf, vor allem auch durch Emojis, ist aber nicht zu viel, als dass es den Fluss stören würde. Gerade die Chats zwischen Teagan und Parker sind sehr wertvoll, da sie ihre Gefühle und vor allem den Humor der beiden, das gegenseitige Necken, toll rüberbringen und der Leser sich immer mittendrin fühlt.

Teagan war mir sofort sympathisch. Sie ist tough und lässt sich nichts gefallen, aber es ist auch eine Art Schutzmauer vor der Außenwelt und gegen ihre traurigen, manchmal düsteren, Gefühle. Parker ist leidenschaftlich und temperamentvoll beim Zocken, aber auch fürsorglich gegenüber Freunden und Familie. Man merkt sehr schnell, dass beide gut zusammenpassen. Parkers Mitbewohner verleihen dem Roman noch eine ganz besondere Note. Sie sind ein chaotischer, liebevoller Haufen, jeder einzigartig mit seinen Macken. Als Leser/in wünscht man sich direkt, dort (zumindest mal einen Tag) zu wohnen. Man schließt sie schnell ins Herz und hofft, von jedem noch mehr zu lesen.

Teagans und Parkers Kennenlernen ist nicht kitschig und sticht wirklich heraus. Schon bei dem Klappentext habe ich mich riesig gefreut, dass ein/e etablierte/r Autor/in mal das Thema Gaming in die Hand nimmt. Direkt ein großer Pluspunkt! Ich habe mich sofort wohlgefühlt zwischen den Begriffen, der Beschreibung von Teagans Equipment und dem einen oder anderen Insider, denke aber, dass man das meiste auch versteht, wenn Videospiele nicht zu den eigenen Hobbys gehören. Im Notfall kann man immer mal zwei Sekunden googlen um ein Bild zu kriegen, welches Spiel gerade thematisiert wird. Notwendig für das Verständnis der Hauptgeschichte ist dies aber sicherlich nicht.

Was bei mir allerdings zu Punktabzug führt ist die Dramaturgie in Summe. Die ersten zwei Drittel waren nett zu verfolgen und auch nicht langweilig, denn es gibt einige Ereignisse, die die Geschichte voranbringen. Am Ende war es für meinen Geschmack wieder etwas zu viel künstliches Drama, wie man es aus dem Genre leider nur zu gut kennt: Ein Problem entsteht, welches die Beteiligten sehr leicht hätten umgehen können, jemand reagiert über und alles scheint verloren. Es wurde etwas aufgebauscht und Teagans Charakter war für mich dann nicht immer konsistent. Ab und zu konnte ich ihre Gefühle einfach nicht mehr nachempfinden.

Da es von den Charakteren, dem Humor und dem Thema ein wunderbares Buch ist, komme ich – trotz des etwas zu dramatischen Höhepunkts - zu 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 21.12.2019

Packendes und emotionales Finale

Sturmtochter, Band 3: Für immer vereint (Dramatische Romantasy mit Elemente-Magie von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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Mit "Sturmtochter - Für immer vereint" ist das Finale von Bianca Iosivonis Sturmtochter-Trilogie erschienen (Band eins: "Für immer verboten", Band zwei: "Für immer verloren"). In der folgenden Rezension ...

Mit "Sturmtochter - Für immer vereint" ist das Finale von Bianca Iosivonis Sturmtochter-Trilogie erschienen (Band eins: "Für immer verboten", Band zwei: "Für immer verloren"). In der folgenden Rezension kann es daher zu Spoilern den ersten und den zweiten Teil betreffend kommen - nicht aber bezüglich des dritten.

Während die Naturkatastrophen in Schottland immer häufiger auftreten und immer drastischere Ausmaße annehmen, steigen ebenso die Elementar-Sichtungen und die Kämpfe gegen sie werden gefährlicher. Auch die Auseinandersetzungen zwischen den Clans spitzen sich zu, während Ava, verlassen von ihren Freunden, auf ein Lebenszeichen von Lance hofft.

Gut gelungen finde ich ein kurzes "Was bisher geschah" zum Einstieg. Kurz und präzise wird das Wichtigste zusammengefasst. Das erspart es dem Leser, dass die Charaktere "zufällig" über Vergangenes reden oder daran denken, um die Erinnerungen des Lesers aufzufrischen, was doch immer künstlich wirkt.

Wie schon in Band zwei, werden auch in Teil drei die einzelnen Kapitel aus den Perspektiven vieler verschiedener Charaktere erzählt. Nach wie vor ist es interessant, in die Gedanken jedes einzelnen einzutauchen. Hier ist es allerdings noch wichtiger als zuvor, sie zu begleiten, da gerade zum Finale die Handlungsorte über ganz Schottland verteilt sind.

In meiner Rezension zu Band zwei habe ich schon positiv erwähnt, dass sich der Stil der Autorin verbessert hat. Die Dialoge wirken natürlicher und insbesondere Ava nicht mehr künstlich oder gewollt lustig. Auch in Teil drei ist nochmal eine Verbesserung des Schreibstils zu spüren. Wirklich beeindruckend, diese Entwicklung über alle drei Bücher zu verfolgen - ein großes Lob an die Autorin.

Eins bleibt jedoch über alle Bände erhalten: Am Anfang fehlt es etwas an Spannung. In diesem Teil geht es dann aber, verglichen mit Band eins und zwei, sehr schnell aufs Ganze, bis die Spannung förmlich explodiert. Schlag auf Schlag folgenden Kämpfe, Naturkatastrophen und Schicksalsschläge - der Leser wird von einem wichtigen Handlungsort zum nächsten geworfen und die Zeilen fliegen nur so dahin.

Die letzten 50 Seiten waren sehr emotional für mich: ich habe vor meinem inneren Auge so viele Charaktere sterben sehen und nicht dran gezweifelt, dass Bianca Iosivoni den Mut hierzu haben würde. Das ist ein großer Pluspunkt: ich hatte das Gefühl, dass das Ende unvorhersehbar ist. Natürlich nicht in allen Belangen, aber gerade in der Frage, welcher Charakter welches Ende nimmt, konnte ich keine konkreten Vorhersagen machen.

Die Idee der Geschichte begeistert mich nach wie vor total: Fünf Elemente, fünf Clans, jeder mit seinem eigenen Gebiet, eigener Magie mit verschiedenen Ausprägungen, eigener Spezialeinheit und das alles im Verborgenen. Die Mischung aus moderner Gegenwart und Fantasy ist gut gelungen. Es entsteht ein ausbalanciertes Gleichgewicht sowie der Eindruck einer Welt, die so theoretisch tatsächlich existieren könnte. Gerade das finde ich bei Contemporary Fantasy besonders wichtig.

Auch die einzelnen Charaktere mag ich sehr. Sie sind ganz unterschiedlich und liebevoll ausgearbeitet, jeder mit Stärken und Schwächen, sodass sich eine authentische Person ergibt. In Band zwei haben wir mehr über jeden von ihnen erfahren, sodass ich jetzt mit jedem mitfiebern konnte und um jeden gebangt habe.

Der letzte Band ist nochmal eine Verbesserung im Vergleich zu Teil zwei. Für 5 Sterne reicht es allerdings trotz allem nicht. Die Idee ist wunderbar, die Charaktere toll und auch mit der Spannung passt es größtenteils. Die Auflösung zum Ende ist allerdings etwas fad und das gewisse Etwas, um die Geschehnisse rund zu machen, fehlt. Daher komme ich zu 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.11.2019

Spannendes und emotionales Finale

Fire & Frost, Band 3: Von der Dunkelheit geliebt
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"Fire & Frost - Von der Dunkelheit geliebt" bildet den Abschluss von Elly Blakes Trilogie. Kenntnisse aus Band eins ("Vom Eis berührt") und zwei ("Vom Feuer geküsst") sind zwingend erforderlich, da es ...

"Fire & Frost - Von der Dunkelheit geliebt" bildet den Abschluss von Elly Blakes Trilogie. Kenntnisse aus Band eins ("Vom Eis berührt") und zwei ("Vom Feuer geküsst") sind zwingend erforderlich, da es sich um eine zusammenhängende Geschichte handelt. Im Folgenden können daher Spoiler zu den beiden ersten Teilen enthalten sein, nicht aber zum Abschlussband.

Ruby, Arcus und Kai sind auf dem Rückweg nach Tempesien um Eurus aufzuhalten. Der Minax in Ruby wird jedoch immer stärker und sie droht zunehmend die Kontrolle zu verlieren.

Wie auch die beiden Vorgänger, ist der Abschlussband vollständig aus der Sicht von Ruby geschrieben. Dies empfand ich als sehr angenehme Abwechslung, da aktuell viele Jugendbücher mit wechselnder Perspektive zwischen weiblichem und männlichem Protagonisten arbeiten. Hier war es sehr einfach, sich in Ruby hineinzuversetzen und die Erzählung hatte einen angenehmen Fluss ohne harte Brüche.

Im Gegensatz zu den ersten beiden Geschichten ist diesmal die Lore leider etwas in den Hintergrund gerückt. Auf der einen Seite ist dies verständlich, da die Leser*innen mittlerweile alles an Wissen angesammelt haben, was sie brauchen, um die Handlung zu verstehen. Andererseits habe ich diese schönen Mythen und Prophezeiungen etwas vermisst. Dafür steht aber der reale Hintergrund dieser Legenden nun im Mittelpunkt.

Das Spannungslevel ist durchweg hoch. Gerade zum Finale wollte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen. Lediglich die Vernunft, genug zu schlafen, hat mich aufgehalten. Vor allem die konstante unterschwellige Bedrohung durch den Minax in Rubys Innerem gibt den Leser/innen das Gefühl, dass jederzeit etwas passieren könnte. Dabei folgt Elly Blake einem klaren roten Faden, sodass keine Längen aufkommen.

In meiner Rezension zu Band zwei habe ich lobend erwähnt, dass die Autorin nicht zu viel Lovestory einfließen lässt, sodass der Fokus weiterhin auf der Hauptgeschichte, der "Rettung der Welt", liegt. Band drei geht etwas intensiver auf die Liebesgeschichte ein, an manchen Stellen ist es wirklich zu viel und zu repetitiv. Was dennoch nichts daran ändert, dass mir an einer Stelle die Tränen kamen. Auch die romantischen Aspekte hat Elly Blake nun mal sehr gut in Worte gekleidet, nur hätten diese Worte ruhig etwas seltener in Erscheinung treten dürfen.

Was ich aus den beiden vorherigen Bänden nicht kenne und was mich sehr gestört hat, waren Black Outs in der Story. Es gab zwei bis drei Stellen an denen ich zurückblättern musste, weil ich mir sicher war, ein Kapitel versehentlich übersprungen zu haben. Dinge (und zum Teil sehr wichtige Dinge) geschehen, ohne, dass Ruby aktiv dabei ist. Vor allem am Ende erfährt sie nur aus zweiter Hand, was sich rund um den finalen Kampf gegen den Antagonisten ereignet hat. Wirklich unschön, nachdem die Leser/innen so lange darauf gewartet haben.

Das Finale der Reihe war durchweg spannend und zum Teil sehr emotional. Trotz des etwas höheren Romantikanteils und der Black Outs komme ich dennoch zu 4 von 5 Sternen. Ich bin dankbar, dass ich in diese tolle Lore eintauchen durfte und habe seit langer Zeit mal wieder das Gefühl, dass eine Trilogie nötig war, um der Story gerecht zu werden und nicht den Portemonnaies.

Veröffentlicht am 24.10.2019

Spannender Mittelalter-Krimi

Die Tote in der Henkersgasse
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Es wird wieder spannend im mittelalterlichen Freiburg. „Die Tote in der Henkersgasse“ ist der fünfte Fall für die ehemalige Begine und jetzt angesehene Stadtarztfrau Serafina Stadlerin, erdacht von Astrid ...

Es wird wieder spannend im mittelalterlichen Freiburg. „Die Tote in der Henkersgasse“ ist der fünfte Fall für die ehemalige Begine und jetzt angesehene Stadtarztfrau Serafina Stadlerin, erdacht von Astrid Fritz.
Die Ehefrau eines reichen Kaufmanns wird nachts auf der titelgebenden Straße gefunden - mit rot bemalten Wangen und einem falschen Muttermal. Während Serafina nicht von diesem interessanten Fall lassen kann, muss sie diesmal aber auch gegen ganz persönliche Probleme kämpfen: Ihr Bruder taucht nach Jahren überraschend auf, doch seine Motive sind höchst zweifelhaft.

Es dauert tatsächlich nur wenige Seiten, bis die Leser/innen wieder vollständig in Serafinas Leben eingetaucht sind. Das etwas prophetische und definitiv mit einem zwinkernden Auge geschriebene Personenregister zu Beginn des Buches hilft dabei sehr. Doch auch, wenn man bisher keine Berührungspunkte mit Serafina und „ihrem“ Freiburg hatte, können Leser der Geschichte gut folgen. Wissen aus den vorherigen Bänden ist nicht zwingend notwendig, auch wenn es zum Teil Anspielung dahingehend gibt.
Besonders gut gefallen hat mir, dass es nicht lange dauert, bis der Mord geschieht bzw. die Leiche gefunden wird. Viele andere Krimis lassen hier Kapitel um Kapitel verstreichen in denen sie über das Leben der Protagonisten berichten. Bei Astrid Fritz hingegen, geht es nach kurzer Einleitung schnell zur Sache – perfekt, denn genau für die dadurch einsetzenden Ermittlungen nehmen wir einen Krimi doch in die Hand!

Serafina ist und bleibt eine tolle Persönlichkeit. Sie ist mutig, neugierig, sehr zielstrebig, gibt nicht auf und ist auch etwas stur. Das alles macht sie zu einer hervorragenden Ermittlerin, die – hätte es einen vergleichbaren Beruf gegeben und wäre dieser überhaupt für Frauen zugelassen gewesen – eine großartige Polizistin sein könnte. Auch ihr Mann Adalbert ist ein wunderbar gezeichneter Charakter. An ihm gefällt mir besonders, dass er nicht der perfekte Mann ist, der alles weiß und alles kann. Er ist Serafina ein liebevoller, unterstützender Partner und den Leser/innen sympathisch.

Das Spannungslevel ist durchweg hoch. Es gibt so viele Hinweise und Vermutungen, die beim Lesen angestellt werden können und immer kommt etwas Neues hinzu, was ein anderes Licht auf den Fall wirft. Die letztendliche Auflösung habe ich so allerdings nicht kommen sehen. Das gefällt mir sehr gut bei einem Krimi: ein unerwartetes, aber dennoch plausibles Ende.
Astrid Fritz garniert das noch mit einer Prise Humor, die ihren angenehmen und flüssigen Schreibstil noch lebendiger macht. Hier ist vor allem die bärbeißige Hausmagd Irmla hervorzuheben, die getreu dem Motto „Harte Schale, weicher Kern“ schnell zu meinem Lieblingsnebencharakter avanciert ist. Ihre Sprüche sind immer ein Treffer und pointieren hervorragend, was für ein Irrsinn zum Teil im Haus des Stadtarztes vor sich geht.

Den Abschluss des Buches bildet zum einen ein umfangreiches Glossar. Hierin werden die verwendeten historischen Begrifflichkeiten gut erklärt. Eine besondere Zuckerkirsche für Freiburg-Kenner*innen sind auch die Erläuterungen, welche damaligen Straßen und Gebäude, welchen heutigen Orten entsprechen. Ich persönlich konnte damit nicht so viel anfangen, aber in jedem Punkt spürt man die gründliche Recherche der Autorin. Zum anderen rundet ein historisches Nachwort die Geschichte ab. Dies ist eine gelungene Ergänzung, um das Gelesene in den richtigen historischen Kontext zu setzen und nebenbei wieder einiges über die damalige Epoche zu lernen. Astrid Fritz kann auch diese vermeintlich trockenen Fakten leicht verständlich und interessant rüberbringen.

Der fünfte Teil der Serafina-Reihe ist wieder spannend und unvorhersehbar. Die Charaktere sind wie immer wunderbar und diesmal ist das Ende auch wieder stimmiger als beim Vorgänger "Tod im Höllental". Zusammenfassend komme ich daher zu 4 von 5 Sternen und freue mich auf Band sechs!

Veröffentlicht am 03.10.2019

Wenn nichts bleibt, außer die Hoffnung

Eine Familie in Deutschland
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„Eine Familie in Deutschland – Am Ende die Hoffnung“ ist das Finale von Peter Pranges Zweiteiler rund um die Familie Ising im Zweiten Weltkrieg. Kenntnis des ersten Bandes, „Zeit zu hoffen, Zeit zu leben“, ...

„Eine Familie in Deutschland – Am Ende die Hoffnung“ ist das Finale von Peter Pranges Zweiteiler rund um die Familie Ising im Zweiten Weltkrieg. Kenntnis des ersten Bandes, „Zeit zu hoffen, Zeit zu leben“, ist zwingend nötig, denn der Autor knüpft nahtlos an die Geschehnisse in 1939 an und erzählt die Geschichte von hier aus bis zum Kriegsende und einem kurzen Epilog in 1955. Der Verlauf des Krieges und welche Auswirkungen er auf die einzelnen Protagonisten hat, steht hier im Mittelpunkt, doch die im ersten Teil begonnene Geschichte des Volkswagens verliert sich nicht.

Zwischen dem Buchdeckel und der allerersten Seite findet der Leser ein vertrautes Bild: die Familie am Kaffeetisch, sowie kleine Absätze mit dem jeweiligen Namen, dem Alter und einer Kurzbeschreibung der Person. Im Vergleich zum ersten Band wurde diese aktualisiert, was sehr hilfreich ist, um nach fast einem Jahr wieder in die Geschichte einzusteigen. Doch der Wiedereinstieg fiel allgemein nicht schwer, denn Prange lässt die wichtigsten Informationen zu jeder Person subtil in die ersten Kapitel einfließen. Dies wirkt sehr natürlich, sodass der Leser nicht das Gefühl hat, er lese nochmal eine Zusammenfassung. Ein umfangreicheres Personenregister befindet sich zur Hilfestellung erneut am Ende des Romans.

Der Roman ist, abgesehen von drei großen Abschnitten, in viele kleine Kapitel (im Durchschnitt zwei bis vier Seiten) aus wechselnden Perspektiven unterteilt. So weiß der Erzähler immer, was im Leben und in den Köpfen der einzelnen Personen, und später auch an den unterschiedlichen Schauplätzen, vor sich geht. Die kurzen Kapitel sind zudem praktisch, da der Leser immer mal zwischendurch etwas lesen kann. Die Überwindung, so ein dickes Buch in die Hand zu nehmen, ist dadurch sehr viel geringer, sodass man dann doch schnell vorankommt.

Meine positive Meinung zur Gestaltung der Charaktere bleibt auch in Band zwei erhalten. Die einzelnen Figuren sind so unterschiedlich, wie man sie auch in einer echten Familie vorfindet. Gerade mit Beginn des Krieges zeigt sich nochmal deutlich, für wen Moral und Anstand wie viel bedeuten und wer nur auf seinen persönlichen Vorteil hinarbeitet. Dadurch wird eine authentische Ausgangslage für den Roman geschaffen. Die Motive der Charaktere sind nachvollziehbar: sich anzupassen um zu überleben ist leicht, aber auch wichtig - sich aufzulehnen ist risikoreich und schwer. Prange gelingt es hervorragend, dieses Dilemma zu transportieren. Mich hat zudem auch häufig die Leitfrage des Autors beschäftigt „Wie hätte ich mich damals verhalten?“. So viel wir heute wissen und so nobel wir auch denken, wäre nicht jeder damals der Held gewesen, der uns vorschwebt.

Leider gibt es aber einen Charakter, der in der zweiten Hälfte des Buches für mich von jetzt auf gleich seine Nachvollziehbarkeit verliert. Vorher war dies einer der spannendsten Handlungsstränge, aber nach einer kurzen Sequenz kann ich Gedanken, Gefühle und Motive dieser Person leider bis zum Ende nicht mehr nachvollziehen. Wirklich schade!

Wenn auch immer mal wieder angeschnitten, tritt die Entwicklung des Volkswagens etwas weiter in den Hintergrund – verständlich und authentisch, wenn ein Krieg ausbricht. Darüber konnte ich also nicht mehr begeistert neues Wissen aufnehmen. Einige Dinge über den Zweiten Weltkrieg habe ich dennoch gelernt – ein schöner Nebeneffekt bei einem historischen Roman, den allerdings nicht jeder Autor erzielt.

Während ich in Band eins noch das Gefühl hatte, dass den Protagonisten gar nichts Schlimmes passieren kann und die Spannung darunter litt, hat Peter Prange in der Fortsetzung eine andere Seite aufgezogen. Diese münden in teilweise ungeahnte Wendungen. Der Leser leidet mit seinen Charakteren, ist geschockt über deren Erlebnisse, verabscheut die damaligen Ereignisse und schluckt schwer, wenn er bekannte Schlagwörter wie „Stalingrad“ liest. Jede noch so kleine positive Begebenheit ist ein Lichtblick, sowohl für die Personen im Buch, als auch für die davor. Um jeden der bekannten Charaktere hofft und bangt man. Das zeigt auch eine wertvolle Wahrheit des Krieges auf: Niemand wird verschont. Man muss nicht an vorderster Front gewesen sein, um darunter zu leiden. Der Krieg verändert alle Menschen – für immer.

Für dieses Auf und Ab der Gefühle und die hervorragende, authentische Erzählung vergebe ich daher 4 von 5 Sternen.