Profilbild von DetlefKnut

DetlefKnut

Lesejury Star
offline

DetlefKnut ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit DetlefKnut über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2019

Die Waringham-Saga geht weiter.

Teufelskrone
0

Die Waringham-Saga geht weiter. Drei Männer kehren in ein Wirtshaus ein. Sie sind auf der Flucht. Doch die findet hier ein Ende, als andere Männer ins Haus stürmen und sie festsetzen. Bei den drei von ...

Die Waringham-Saga geht weiter. Drei Männer kehren in ein Wirtshaus ein. Sie sind auf der Flucht. Doch die findet hier ein Ende, als andere Männer ins Haus stürmen und sie festsetzen. Bei den drei von Herzog Leopold von Österreich Festgenommenen handelt es sich um König Richard Löwenherz, der nach dem Fall der Festung Akkon im Heiligen Land nicht mehr auf See fliehen konnte. Er musste den Landweg beschreiten und wird dabei von zwei seiner treuen Vasallen begleitet. Richard gelangt so in den Kerker eines seiner Erzrivalen. Das ist der Moment für seinen Bruder John Ohneland in England die Krone an sich zu reißen. Er führt einen Aufstand an. Während Guillaume of Woringham einer der beiden Begleiter König Richards ist und als sein treuer Vasall gilt, wird indes sein jüngerer Bruder Ivain an den Hof von Prinz John zur Ausbildung verpflichtet. Der Vater der beiden Jungs will es sich sowohl mit dem noch-König Richard als auch mit dem vielleicht-König John nicht verscherzen und hat für diese unselige Trennung der beiden Söhne gesorgt.

Allein dies ist schon spannend genug, um unbedingt bis ans Ende des Romans lesen zu wollen. Zwischendurch gibt es natürlich immer wieder kleinere Geschichten und Konflikte, die den jungen Ivain du Entscheidungen zwingen, die er nicht möchte. Doch so begleitet der Leser ihn auf seinem Weg zum Erwachsenwerden. Wie nicht anders zu erwarten, liest sich der Roman wie eine Fernsehserie. Wegen des immensen Umfangs an Seiten muss man immer wieder unterbrechen und wartet nur darauf, dass man ihn bald wieder in die Hand nehmen kann.

Die Figuren sind mit so vielen Eigenschaften und Gefühlen ausgearbeitet, dass sie den Lesern sehr nahe kommen. Man meint den Protagonisten Ivain schon bald so gut zu kennen, dass man sich schließlich aber doch über so manche Entscheidung wundert und andere voraussehen konnte.

Die Löcher in den Geschichtsbüchern wurden von der Autorin mit sehr plausibler und authentischer Fiktion gefühlt. So dass man von solch einem Geschehen in der Realität gerne ausgehen möchte. Ihre Beschreibungen der Burgen und Gebäude, aber auch der Kleidung der Figuren, der Handlungsabläufe in deren Alltag sind detailliert wie Fachbücher, aber Gablés Stil lässt diesen Eindruck nie entstehen. Details sind dort gesetzt und durch Vergleiche, Metaphern und andere Bilder dargeboten, wo sie passen und nicht störend wirken. An keiner Stelle hat man den Eindruck eines Lehrbuches. Und dennoch entnimmt man ihm viele Details.

Ich habe mich gefreut, erneut einen Roman von Rebecca Gablé lesen zu dürfen und kann diesen genauso wie alle anderen wärmstens empfehlen.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2019

Veröffentlicht am 27.09.2019

Die vielen kleinen Geschichten und Begegnungen der Menschen

Südlichter
0

»Freunde sind diejenigen, die am Ende immer noch da sind und sagen: Ach, scheiß drauf. Gehen wir was trinken«, sagt Nina George in diesem Roman, bei dem es um Liebe in all ihren Schattierungen geht. Freundschaft ...

»Freunde sind diejenigen, die am Ende immer noch da sind und sagen: Ach, scheiß drauf. Gehen wir was trinken«, sagt Nina George in diesem Roman, bei dem es um Liebe in all ihren Schattierungen geht. Freundschaft ist eine davon. Für mich ist dies der Schlüsselsatz, ich fühle mich diesem Satz besonders hingezogen.

Als George vor wenigen Jahren den Bestseller »Das Lavendelzimmer« platzierte, hatte sie in dem Roman, bei dem es ebenfalls um Liebe geht, von »Südlicher« gesprochen, als einem Buch, welches das Thema Liebe als essentiellen Grundstein hatte. Was folgte, waren nie aufhörende Anfragen aus aller Welt, wo man das Buch denn kaufen könne und wer es geschrieben hätte. Doch sie musste stets antworten, dass es sich beim »Lavendelzimmer« um einen fiktiver Roman handele und nicht alles darin wirklich existiere. Sie war diese Antwort zu geben überdrüssig und hat Roman »Südlichter« selbst geschrieben und kann fortan jedem Leser des ersten Buches mitteilen, wo er das zweite treffen kann. Damit hat sie ein Versprechen gegenüber ihren Lesern eingelöst.

Der Roman handelt von der Weise Marie-Jeanne, deren Wiege unter einem Olivenbaum stand. Sie wird von liebenden Pflegeeltern gefunden und aufgenommen. Sie wächst wohlbehütet auf, ist enorm wissbegierig und hilft ihrem Vater beim Aufbau einer fahrenden Bibliothek. Und immer hofft sie, eines Tages einen Partner für ihr ruheloses Leben zu finden, wie es bei allen Freunden um sie herum geschieht. George hat wie gewohnt eine sehr sinnliche Sprache gefunden. Dabei kommt das Buch fast wie ein Sachbuch daher. Jedes Kapitel mit der Handlung wird teils auch mehrmals durch einen, wie eine Erklärung wirkenden Einschub unterbrochen. Erzähler der Geschichte sind die wohl ungewöhnlichste Figuren, die in dieser Form kaum vorkommen: die Liebe und das Schicksal. Ja, richtig. Erzählt wird alles von der Liebe und vom Schicksal. Ein Wortspiel, welches besonders anrührt. Wer sollte sich auch besser mit allen Varianten der Liebe auskennen, wenn nicht die Liebe selbst und das Schicksal? Diese Idee rundet das Thema des Romans außergewöhnlich ab.

Handlungsort ist ein kleiner Ort mitten in Frankreich. Die vielen kleinen Geschichten und Begegnungen der Menschen sind unterhaltsam und machen neugierig. Das Wachsen und Werden der kleinen Marie-Jeanne als Leser mitzuerleben und sie auf ihrer Suche nach der Liebe zu begleiten, ist spannend bis zum Schluss. Nina George hat mich mitgenommen auf eine spannende Reise in Sachen Liebe. Ich wünschte, dass sich viele Leserinnen und Leser meiner Empfehlung anschließen könnten, um die Vielfältigkeit der Liebe ebenso fasziniert zu finden. Danke für das tolle Buch!


© Detlef Knut, Düsseldorf 2019

Veröffentlicht am 13.09.2019

Der Vollmond-Mörder hat erneut zugeschlagen

Der Panther
0

Der Vollmond-Mörder hat erneut zugeschlagen. Im Frankfurter Stadtpark wurde ein Pärchen tot aufgefunden. Die Toten geben Julia Durant und Ihrem Team schwere Rätsel auf. Sie müssen sich die Fragen stellen, ...

Der Vollmond-Mörder hat erneut zugeschlagen. Im Frankfurter Stadtpark wurde ein Pärchen tot aufgefunden. Die Toten geben Julia Durant und Ihrem Team schwere Rätsel auf. Sie müssen sich die Fragen stellen, ob es sich um eine Beziehungstat, ein Sexualdelikt oder einen Raubmord handelt. Die Spuren weisen in alle Richtungen. Welchen sollte zuerst nachgegangen werden? Lyrische Verse weisen auf das Gedicht „Der Panther" von Rilke hin. Von der Presse wird dieser Begriff nur zu gerne als Bezeichnung für den Mörder aufgegriffen.

In diesen Kriminalroman hat mir besonders der spannende Einstieg gefallen. Schnell wird klar, dass hierbei jemand in flagranti erwischt wurde. Doch erst in weiteren Kapiteln wird aufgelöst, um wen es sich in dieser Szene handelt. Ganz Klasse!

Obwohl der Leser mehrfach im Roman auf die Handlungsorte Frankfurt und Offenbach hingewiesen wird, handelt es sich keinesfalls um ein Regionalkrimi im herkömmlichen Sinne. Er kann tatsächlich so oder so ähnlich auch in einer anderen Großstadt spielen, selbst New York und Central Park würden funktionieren. Die Orts- und Straßennamen sind hier Schall und Rauch. Es ist eben der 19. Julia-Durant-Krimi, eine Reihe, die Andreas Franz begonnen und nach dessen bedauerlichen Tode von Daniel Holbe weitergeführt wurde. Aber keinesfalls muss man die vorhergehenden Fälle mit Julia Durant kennen. Man kann mit »Der Panther« einfach loslegen. Die Figuren sind so gut angelegt, dass sie dem Leser sympathisch oder unsympathisch sein können, er lernt sie mit diesem Roman kennen. Obwohl sie offenbar eine Vergangenheit haben. Die spielt im vorliegenden Fall aber nur eine Nebenrolle. Zum Beispiel, dass die Ermittlerin vor Jahren selbst ein Entführungsopfer, gefoltert und vergewaltigt worden war. Diese Szene erinnerte mich lediglich daran, dass ich den Fall vor etwa fünfzehn bis zwanzig Jahren gelesen hatte. Im vorliegenden Roman ist es eine Hintergrundinfo, die zum besseren Verständnis von Durants Entscheidungen beiträgt.

Es ist das Können des Autors, die Welt von Julia Durant authentisch und losgelöst von den vorherigen Bänden erscheinen zu lassen. Das dabei auch noch ein spannender Kriminalfall gelöst wird, toppt das Ganze. Höchste Empfehlung von mir!


© Detlef Knut, Düsseldorf 2019

Veröffentlicht am 14.08.2019

ausgefeilte Charakterbeschreibungen

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
0

In seinem zehnten Roman um Robert Hunter hat Carter zum ersten Mal einen Fortsetzungsroman geschrieben. Er greift einen Fall aus dem sechsten Thriller auf. Aber keine Angst, man kann den vorliegenden Thriller ...

In seinem zehnten Roman um Robert Hunter hat Carter zum ersten Mal einen Fortsetzungsroman geschrieben. Er greift einen Fall aus dem sechsten Thriller auf. Aber keine Angst, man kann den vorliegenden Thriller wie einen Standalone lesen. Alles, was an Informationen aus dem Vorgänger notwendig ist, wird hier nochmals aufgeführt. So mag es auch nicht verwundern, dass der Prolog dem letzten Kapitel des sechsten Buches entspricht, dramaturgisch angepasst.

Der brutalste Serienkiller aller Zeiten wurde vor wenigen Jahren unter Mithilfe von Robert Hunter hinter Gittern gebracht. Hunter ist wie auch zuvor als Officer im LAPD tätig. An seiner Seite Garcia. Nun ist Lucien, der Killer, aus dem Hochsicherheitsgefängnis entkommen. Dabei hat er Wachleute und Pfleger umgebracht. Und kaum, dass er in Freiheit ist, hinterlässt er seinem einstigen Häscher und Jugendfreund eine Botschaft. Er teilt Hunter mit, dass er mit ihm abrechnen wird. Hunter ist geschockt. Aber nicht nur er. Der Ausbruch dieses bestialischen Täters gehört in die Zuständigkeit der US Marshals und des FBI. Doch die wollen das LDPD dabei haben, weil Hunter eine alte und enge Verbindung zu Lucien hat. Außerdem ist er die Zielperson dieses Schlächters

Der Schreibstil und die Spannung machen den Thriller zu einem Page-Turner. Dabei bekommen die Figuren sehr viel Raum und Charakter. Der Leser erhält unheimlich viel Hintergrundinformationen. Eine notwendige Plausibilität wird nicht nur mit einem Satz wie "ihre Eltern waren die wichtigste Person für sie" abgetan. Nein, dafür wird eine Geschichte aus der Kindheit erzählt, über mehrere Kapitel und der Leser erfährt, wie wichtig die Eltern wirklich waren.

Da Hunter zuvor auch bei der BAU in Quantico war (eine Einheit des FBI, die viele aus der TV-Serie criminal minds kennen) und der Täter ein Psychopath ist, gibt es sehr viel Hintergrund zur Kriminalpsychologie. Angehenden Thrillerautoren könnte der vorliegende Roman auch als Sekundärliteratur dienen.

Hohes Tempo, ausgefeilte Charakterbeschreibungen, brutalste Tötungen und sympathische Protagonisten machen dieses Thriller zu einem Nummer-Eins-Thriller!


© Detlef Knut, Düsseldorf 2019

Veröffentlicht am 06.08.2019

ES, King, die Tommyknockers und der Kinderflüsterer

Der Kinderflüsterer
0

Dieses Buch, ES kann eine gewisse Ähnlichkeit mit den Romanen von Stephen King nicht verbergen. Die Tommyknockers lassen grüßen. Doch es bleibt bei dieser Ähnlichkeit, die Handlung ist anders, die Spannung ...

Dieses Buch, ES kann eine gewisse Ähnlichkeit mit den Romanen von Stephen King nicht verbergen. Die Tommyknockers lassen grüßen. Doch es bleibt bei dieser Ähnlichkeit, die Handlung ist anders, die Spannung weist nicht mehr die kindliche Angst auf. Ohne Zweifel ist "Der Kinderflüsterer" ein Thriller der heutigen Zeit, der besonders verschlungene Pfade beschreitet und Spuren legt.

Tom Kennedy hat vor kurzem seine Frau Rebecca verloren. Mit seinem kleinen Sohn Jake will er eine Veränderung herbeirufen. Im ihrem bisherigen Haus fühlen sich beide zu sehr an Mutter und Ehefrau erinnert. Tom hat ein Haus gefunden und sich noch gewundert, dass er es so schnell bekam. Noch weiß er nicht, dass dieses Haus auch das "Gruselhaus" genannt wird und für die Kinder in der Stadt oftmals für eine Mutprobe herhalten muss. Morgen soll für Jake der erste Schultag in der neuen Schule sein. Obwohl Jake ihm gesagt hat, dass er ein Flüstern gehört hat, will sein Vater davon nichts wissen. Aber der ist eh voller Zweifel, ob er es überhaupt schafft, seinen Sohn alleine zu erziehen. Aber er hat Jake auch schon bei Selbstgesprächen erwischt. Und ja, Jake unterhält sich oft und gerne mit einer Freundin, die gar nicht wirklich da ist.

Alex North arbeitet wie Stephen King mit den Ängsten aus der Kinderzeit. Meist war die Ursache nicht real. Dennoch geht die Phantasie eines Kindes soweit, dass sie bei dem Kind echte Ängste hervorruft. Doch hier wird hier schnell klar, dass es sich nicht um kindliche Hirngespinste handelt, die Schrecken verbreiten. Auch nicht die Tatsache, dass das Haus ein Gruselhaus sein soll. Schnell wird klar, dass sowohl Tom als auch Jake tatsächlich in Gefahr sind. Obwohl der Kinderflüsterer von vor zwanzig Jahren immer noch im Gefängnis sitzt, scheint er wieder aktiv zu sein.

Ein unheimlich gut gestricktes Figurenensemble, bei dem die Verbindung zwischen den einzelnen Figuren nicht so offensichtlich ist. Das erzeugt Irreführungen und Spannungen beim Leser. Der Ort der Handlung – Featherbank - hat irgendwie etwas von Broadchurch an sich. Er wirkt schon unheimlich, nur weil man seinen Namen liest. Es ist jedenfalls kein englischer Ort, in welchem sich viele Touristen aufhalten. Das Cover hat ein unmittelbaren Zusammenhang zum Inhalt.

Erzählt wird die Geschichte abwechseln aus unterschiedlichen Perspektiven. Während alles, was Tom Kennedy persönlich passiert meist aus seiner Sicht als Ich-Erzähler geboten wird und man dabei hautnah das erfährt, was geschieht, werden die anderen Passagen in der dritten Person aus einer entfernteren Perspektive dargestellt. Dabei wird aber nicht wie bei Jake auf das Eintauchen in die Gedankenwelt verzichtet, wenn der Junge z. B. mit seiner imaginären Freundin spricht.

Schmetterlinge ziehen sich durch den gesamten Roman – auss gutem Grund. Konflikte zwischen einzelnen Figuren, deren Verbindung erst nacheinander aufgezeigt werden, erhöhen die Spannung zusätzlich zur dauerhaft angelegten Gefahr. Man hat beim Lesen stets das Gefühl, ein leises Sirren oder Surren im Hintergrund zu hören.

Ein Thriller der Spitzenklasse, der nichts für schwache Nerven ist.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2019