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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.12.2019

Debütroman - Leseempfehlung

Alles, was wir sind
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Die Autorin Lara Prescott hat einen wunderbaren Roman geschrieben, indem sie Fiktion und Wahrheit zu dem Roman von Boris Pasternak „ Dr. Shiwago“ verwoben hat.
In Moskau wird 1949 die heimliche Geliebte ...

Die Autorin Lara Prescott hat einen wunderbaren Roman geschrieben, indem sie Fiktion und Wahrheit zu dem Roman von Boris Pasternak „ Dr. Shiwago“ verwoben hat.
In Moskau wird 1949 die heimliche Geliebte des Autors Boris Pasternak verhaftet in Moskau und wandert für einige Jahre in ein Strafgefangenenlager… Zur gleichen Zeit wird in Washington Irina, Tochter russischer Einwanderer von der Geheimagentin Sally ausgebildet, denn die USA will den Roman von Boris Pasternak unbedingt aus der UDSSR in den Westen schmuggeln…
Flüssig und leicht lesbar geschrieben, mit einem Stil, der den Leser von Beginn an mitzieht, mitnimmt in zwei völlig unterschiedliche Welten, dem Osten und dem Westen. Die Charaktere wirken authentisch, haben ihre Eigenheiten, die sie auszeichnen und die sie leben. Hervorragend beschrieben auch die damalige Gesellschaft in Ost und West, detailgetreu auch die großen Städte der Welt zur damaligen Zeit. Man spürt bei Lesen eine gute Recherche der Zeit des „Kalten Krieges“ und man taucht als Leser ein in dieses Zeitgeschehen.
Es ist aber auch ein Roman über die großen Gefühle, die starken Emotionen, in die man beim Lesen eintaucht und auch die großen Niederlagen erlebt und durchlebt man als Leser hautnah und gerade das macht diesen Roman so wunderbar, Lieben und Leiden vor dem Hintergrund des Zeitgeschehens.
Mir persönlich hat der Roman gut gefallen, es war ein Lesegenuss der besonderen Art…ein herausragender Debütroman.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Lesenswerte und empfehlenswerte Fortsetzung

Der Lehrmeister (Faustus-Serie 2)
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Der zweite Band der Faustus-Trilogie, „Der Lehrmeister“ ist genauso spannend geschrieben wie „Der Spielmann“. Nachdem Johann Georg Faustus aus Nürnberg fliehen musste, zieht er nun als Astrologe und Heiler ...

Der zweite Band der Faustus-Trilogie, „Der Lehrmeister“ ist genauso spannend geschrieben wie „Der Spielmann“. Nachdem Johann Georg Faustus aus Nürnberg fliehen musste, zieht er nun als Astrologe und Heiler durch die Lande, begleitet von Karl Wagner und seiner Ziehtochter Greta.Auch sein früherer Lehrmeister Tonio del Moravia, den er vor vielen Jahren verlassen hat, ist noch immer hinter ihm her, aber er ist nicht der Einzige, der ihn gern in seine Gewalt bringen möchte. Da das Gerücht umgeht, Faust habe den „Stein der Weisen“ gefunden und wisse, wie man als Alchimist Gold herstellt, ist dem geld- und goldgierigen Papst Leo X daran gelegen, dieses Geheimnis zu erfahren. Und auch im Deutschen Reich tut sich politisch sehr viel , denn nach dem Tod Kaiser Maximilians ringen verschiedene Herrscher um die Krone des Deutschen Reiches; während Maximilians Enkel Karl durch die Hilfe der Fugger das nötige Geld für die Königswahl aufzubringen versucht, möchte auch der französische König Franz I Geld und hofft , durch das angebliche Alchimistenwissen von Faustus zu Gold und damit zu mehr Macht zu kommen…
Oliver Pötzsch schreibt flüssig und leicht lesbar und beschreibt detailliert und sehr bildhaft. Die Handlung ist überwiegend fesselnd, wenngleich es in einigen Kapiteln auch ein paar Längen gab. Die Charaktere wirken authentisch und die Geschichte, eingebettet in historische Ereignisse, fesselt und hat mich als begeisterte Leserin von historischen Romanen mitgenommen auf eine wunderbare Zeitreise, die mich nicht enttäuscht hat. Der Autor hat mit den ersten beiden Büchern der Trilogie zwei Romane geschrieben, die historisch basiert eine Klasse für sich sind.
In Nachwort geht der Autor auch auf das selten aufgeführte Theaterstück Faust II ein und beschreibt in dem „Reiseführer auf Fausts Spuren“ die Reise von Deutschland bis hin nach Rom und das auf eine Art und Weise, dass man als Leser am liebsten sofort die Koffer packen würde. Mit dem „Abschluss Faust für Besserwisser“ ist ihm toller Abschluss gelungen.
Mit hat der Roman sehr gut gefallen und bekommt eine Leseempfehlung und ich freue mich schon auf den letzten Band der Trilogie.

Veröffentlicht am 20.10.2019

Ein wenig bekanntes Thema – ein wichtiger Roman

Der Kinderzug
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„Der Kinderzug“ von Michaela Küpper beschreibt die Kinderlandverschickung, von der ich vor einigen Jahren durch einen kurzen Bericht meiner mittlerweile verstorbenen Mutter erfahren habe. Seitdem versuche ...

„Der Kinderzug“ von Michaela Küpper beschreibt die Kinderlandverschickung, von der ich vor einigen Jahren durch einen kurzen Bericht meiner mittlerweile verstorbenen Mutter erfahren habe. Seitdem versuche ich zu recherchieren, denn die Thematik beschäftigt mich. Leider gibt es dazu sehr wenig Literatur.
Die Autorin schildert die Erlebnisse sowohl der Kinder als auch ihrer jungen Lehrerin Barbara, die einzeln in Tagebucheinträgen zu Wort kommen in der Zeit von 1943 bis kurz nach Kriegsende. Die Kinderlandverschickung wurde zuerst in den großen deutschen Städten, dann nach und nach ins Ruhrgebiet ausgedehnt. Geprägt war diese Kinderlandverschickung vom nationalsozialistischen Gedankengut, in vielen Lagern herrschte aber das Regiment der Hitlerjugend vor und das betraf außer der Schule alle Lebensbereiche. Das Leben war streng hierarchisch organisiert.
Die Schilderungen der Kinder wirkten auf mich sehr authentisch, nachvollziehbar und ehrlich, besonders die Schilderungen von Gisela und Edith. Insgesamt sind sie Beschreibungen erschütternd, gehen unter die Haut und sind sehr bildhaft beschrieben.
Wenn ich an die Millionen Kinder denke, in deren Ländern momentan Kriege toben, wird man als Leser sehr nachdenklich und auch, wenn man an die dunkelste Zeit er deutschen Geschichte, das Nazi-Regime denkt und weiß, dass die Kinder oftmals nicht freiwillig verschickt wurden, das in der Lagern viele Kinder Heimweh hatten und sicherlich auch Traumata entwickelt haben und leider auch lange nicht darüber reden konnten und bedauerlicherweise auch heute nicht mehr gefragt werden können.
Michael Küpper schreibt sensibel, dabei flüssig und aufwühlend und hat sich sehr gut in die einzelnen Charaktere hineinversetzt, beschreibt eindrucksvolle die Odyssee der Kinder, die in Usedom beginnt, dann in beklemmender Weise immer weiter und weiter führt.
Es war ein Roman, der mich sehr aufgewühlt hat, mich immer noch beschäftigt und es geschafft hat, mir ein paar Einblicke mehr zu geben, ein wichtiger Roman der absolut empfehlenswert ist.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Spannender historischer Roman aus Hamburg

Die Hafenschwester (1)
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Das Cover des Romans zieht sofort die Blicke auf sich und passend hervorragend zu dem Titel. Der neue Roman von Melanie Metzenthin spielt in Hamburg zwischen 1892 und 1898. Martha, die Protagonistin ...

Das Cover des Romans zieht sofort die Blicke auf sich und passend hervorragend zu dem Titel. Der neue Roman von Melanie Metzenthin spielt in Hamburg zwischen 1892 und 1898. Martha, die Protagonistin des Romans, lebt mit ihrer Familie im Gängeviertel, dem Viertel des einfachen und mittleren Arbeiters. Martha feiert 1892 ihren vierzehnten Geburtstag, doch der Tag ihres Geburtstages endet tragisch, erst erkrankt ihre kleine Schwester an der Cholera, kurz darauf ihre Mutter und damit ändert sich Marthas Lebensweg auf dramatische Art und Weise…
Der Roman beginnt fesselnd und so spannend, dass man ihn am liebsten überhaupt nicht mehr aus der Hand legen möchte und vor meinem geistigen Augen erschienen anhand der sehr detailgetreuen Schilderungen das alte Hamburg., die Menschen und auch die unterschiedlichen Stimmungen. Flüssig und leicht lesbar auf sehr gutem Niveau geschrieben beschreibt die Autorin sehr lebendig und nachvollziehbar die Geschichte von Martha, die es nach vielen Unwägbarkeiten schafft, sich von einer einfachen Krankenwärterin zu einer sehr geachteten Anstellung als Krankenschwester bei den Erika-Schwestern hochzuarbeiten. Während dieser Zeit nimmt auch das politische Geschehen seinen unabänderlichen Lauf, denn obwohl der Hamburger Hafen boomt, hungern und verarmen die Hafenarbeiter immer mehr und streiken deshalb für bessere Arbeitsbedingungen, vor allem feste und kürzere Arbeitszeiten, und mehr Geld und auch die Frauen schließen sich in der Frauenbewegung zusammen.
Martha, die einerseits unbeirrbar ihren Weg vor Augen hat, schließt sich ebenfalls der Frauenbewegung an und erlebt nicht nur während ihres Aufstiegs zu den Erika Schwestern von Intrigen über Rivalität, Zusammenhalt und Freundschaft bis hin zur Liebe viele verschiedene Gefühlsfacetten die nachvollziehbar und absolut authentisch geschildert werden und den Leser durch verschiedene Gefühlskarussells schicken.
Gleichberechtigung, Emanzipation und dem Kampf der Arbeiter für bessere Lebensbedingungen, die sozialistische Bewegung, die die Arbeiter unterstützt, ist einbettet in Marthas Geschichte, die auch mit den geschichtlichen Ereignissen in Hamburg verknüpft ist und einen sehr stimmigen Roman bildet, bei dem der Leser traurig ist, dass das Ende schon erreicht ist. Die Autorin versteht es wie keine andere, Wissen sowohl medizinischer als auch historischer Art wunderbar harmonisch zusammenzufügen.
Von mir eine Leseempfehlung für einen spannenden historischen, aber auch politischen Roman mit einer starken Protagonistin, die die Herzen der Leser erobert. Ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung des Romans.

Veröffentlicht am 06.10.2019

empfehlenswert

Eine Familie in Deutschland
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Peter Prange – für mich ein Garant empfehlens,- und lesewerter Literatur.
Der zweite Teil zur Familie Ising und Fallersleben entführt uns in die Zeit des zweiten Weltkrieges, als nicht nur Deutschland, ...

Peter Prange – für mich ein Garant empfehlens,- und lesewerter Literatur.
Der zweite Teil zur Familie Ising und Fallersleben entführt uns in die Zeit des zweiten Weltkrieges, als nicht nur Deutschland, sondern bald auch fast die ganze Welt in den unglaublichen Wirren des zweiten Weltkrieges versinkt. Während Horst, der ein glühender Anhänger des Nationalsozialismus ist, hat sein Bruder Georg, der als Ingenieur bei Porsche arbeitet, keinerlei politische Ambitionen, sondern entwickelt mit Herzblut Kraftfahrzeuge und frönt den Frauen. Wlli, der Nachzügler der Familie, wird immer mehr zum Sorgenkind und die beiden Töchter, Charly und Edda haben auch nicht ganz einfache Schicksale. Während Charly einen nicht ganz einfachen Weg als Ärztin geht, geht Edda ebenfalls einen sehr problematischen Weg. Wie werden ihrer aller Wege gerade in dieser sehr schwierigen und unwägbaren Zeit enden?
Wechselnd erzählt er die Erlebnisse der einzelnen Protagonisten und schwenkt immer dann, wenn die Spannung den Leser zu übermannen droht, zu einem anderen der Protagonisten, so entsteht eine Grundspannung, der den Leser beim Lesen nicht innehalten lässt. Der Roman ist dabei flüssig, leicht lesbar und wunderbar recherchiert und nimmt den Leser von Beginn an mit in eine der dunkelsten Epoche der deutschen Geschichte, die Peter Prange so packend und fesselnd erzählt, dass man als Leser das Gefühl hat, dabei gewesen zu sein, man spürt die Stimmungen der einzelnen Personen und auch der damaligen Zeit. Faszinierend ist für mich die hervorragende Recherche zum Thema, wenngleich in manchen Kapiteln ein paar wenige Längen sind, die meines Erachtens der Geschichte geschuldet waren, denn neben Leni Riefenstahl, Göring, Porsche und Anton Piëch, der das VW-Werk leitet lässt er auch Dietrich von Choltitz, der Stadtkommandant von Groß-Paris war, gelungen mit in dieses historische Epos einfließen. Er schildert aber auch die panische Angst der Juden in Arbeitslagern, auf den montäglichen Deportationslisten nach Auschwitz zu stehen und den absolut menschenverachtenden Umgang der Wärter mit den dort ankommenden Juden schonungslos.
Für mich einer der herausragenden Romane des Jahres 2019 mit einer klaren Leseempfehlung für jeden geschichtlich interessierten Leser.