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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2019

Eigentlich eine tolle Geschichte – mit Einschränkungen

Wenn Martha tanzt
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Zu 90% habe ich mich von "Wenn Martha tanzt" gut und intelligent unterhalten gefühlt. Ein Jahrhundert Geschichte auf das Leben einer Frau, einer Familie komprimiert. Zusammen mit den Schlagworten Bauhaus ...

Zu 90% habe ich mich von "Wenn Martha tanzt" gut und intelligent unterhalten gefühlt. Ein Jahrhundert Geschichte auf das Leben einer Frau, einer Familie komprimiert. Zusammen mit den Schlagworten Bauhaus Weimar, etwas Magie, Pommern, New York ergibt sich eine abwechslungsreiche Geschichte, die ich meist toll erzählt fand.
Es gab im Buch aber auch immer wieder Stellen, die haarscharf an der Grenze zum Kitsch, zur Schwülstigkeit kratzen. Und dann das Ende, das es leider extrem ins Negative abgleiten lies! Es wartet mit einigen überraschenden Wendungen auf, die aber teilweise einfach nur abstrus waren.
Der Autor Tom Saller ist in seinem Debüt leider immer wieder übers Ziel hinaus geschossen, was den eigentlich positiven Eindruck des Buches trübt.

Veröffentlicht am 05.08.2019

Unterhaltsam und kurzweilig

Nenn mich einfach Superheld
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Die Geschichte rund um Ich-Erzähler Marek ist für mich nicht der stärkste Roman von Alina Bronsky. Die Geschichte hat wie bei der Autorin üblich einige absurde und lustige Momente - Mareks Entwicklung ...

Die Geschichte rund um Ich-Erzähler Marek ist für mich nicht der stärkste Roman von Alina Bronsky. Die Geschichte hat wie bei der Autorin üblich einige absurde und lustige Momente - Mareks Entwicklung war für mich aber nicht immer logisch nachvollziehbar und blieb dann auch etwas unvollendet.
Deutlich weniger Osteuropa-Bezug als bei den meisten Romanen von Alina Bronsky.

Trotzdem: interessante, schräge Charaktere und insgesamt unterhaltsam und kurzweilig, ab und an auch etwas tiefgründig.

Veröffentlicht am 11.06.2019

Interessant, aber keine leichte Lektüre

Die Lotosblüte
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Der südkoreanische Autor Hwang Sok-Yong schafft mit "Die Lotosblüte" einen Rundumschlag in der ostasiatischen Geschichte des 19. Jahrhunderts. Verdichtet am Schicksal der als 15-jährigen verkauften Chong ...

Der südkoreanische Autor Hwang Sok-Yong schafft mit "Die Lotosblüte" einen Rundumschlag in der ostasiatischen Geschichte des 19. Jahrhunderts. Verdichtet am Schicksal der als 15-jährigen verkauften Chong wird aus verschiedenen Städten und Ländern berichtet. Thematisiert wird das alltägliche Leben der Menschen in einer Zeit des Wandels, aber auch Menschenhandel und Politik werden angesprochen. Klar wird, dass es zwischen den verschiedene ostasiatischen Völkern Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede gibt. Interessant auch, dass hier schon die Globalisierung der Welt zu erkennen ist – einerseits in der Migration und Vermischung der verschiedenen asiatischen Bevölkerungsgruppen, die meist friedlich mit- oder nebeneinander leben, andererseits im wachsenden Einfluss westlicher Staaten in der Region.

Oft fiel es mir, die ich mich in der Geschichte Asien nicht gut auskenne, aber etwas schwer, das Beschriebene räumlich und zeitlich einzuordnen. So fehlt im/am Buch schon die grundlegende Information, dass die Handlung im 19. Jahrhundert spielt. Auch die Orte waren mir oft unbekannt oder mir war zumindest unklar, zu welchem Land/Herrschaftsgebiet sie in der Zeit gehörten. Im Glossar wird einiges, aber nicht alles erklärt. Meist konnte man der Handlung aber dennoch gut folgen, auch wenn manche Details vielleicht auf der Strecke blieben. Im letzten Viertel prasselt es dann aber nochmal mit historisch-politischen Umständen und japanischen Begriffen regelrecht auf den Leser ein. Das war etwas zu viel. Hier hätte ich fast die Lust verloren weiter zu lesen, wollte aber so kurz vor Ende nicht mehr aufgeben.

Sprachlich liest sich das Buch für mein mitteleuropäisches Empfinden oft etwas emotionslos bis hölzern. Die Personen werden zudem nur sehr oberflächlich charakterisiert. Das ist für mich ungewohnt und nicht ganz eingänglich, aber im Gänze doch akzeptabel – man liest hier immerhin ein Buch aus einer ganz anderen (Erzähl-)Kultur.

Man sollte Interesse und Offenheit mitbringen, dann kann man diesen fast 500 Seiten umfassenden Roman mit Gewinn lesen. Es handelt sich aber nicht um eingängliche, leichte Unterhaltungsliteratur.

Veröffentlicht am 20.02.2019

Geschwister auf einem Roadtrip

Ein geschenkter Tag
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Ein schönes Buch über einen Roadtrip und vier Geschwister.
Französisch-locker-leicht im üblichen Gavalda-Ton verfasst, den man mag (oder eben nicht). Die Ich-Erzählerin ist frech, scharf beobachtend, manchmal ...

Ein schönes Buch über einen Roadtrip und vier Geschwister.
Französisch-locker-leicht im üblichen Gavalda-Ton verfasst, den man mag (oder eben nicht). Die Ich-Erzählerin ist frech, scharf beobachtend, manchmal an der Grenze zur Arroganz. Es gibt recht viele Bezüge zu Filmen (etc.), die ich nicht kenne – ich konnte drüber hinweg lesen, aber naja.
Die Szene mit den 'Zigeunern' könnte man evtl. als rassistisch bewerten.

Davon mal abgesehen, war es für mich insgesamt eine schöne, schnelle Lektüre.

Veröffentlicht am 21.01.2019

Bissig, düster, dystopisch und etwas zu lang

Super Sad True Love Story
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Bei einer (fast) 10 Jahre alten Dystopie bzw Zukunftsvision frage ich mich ja unweigerlich, wie aktuell das Buch noch ist. "Super sad true love story" ist auch im Jahr 2019 noch erstaunlich aktuell. Die ...

Bei einer (fast) 10 Jahre alten Dystopie bzw Zukunftsvision frage ich mich ja unweigerlich, wie aktuell das Buch noch ist. "Super sad true love story" ist auch im Jahr 2019 noch erstaunlich aktuell. Die Oberflächlichkeiten neuer Medien, Konkurrenz der USA mit China, Gräben zwischen den gesellschaftlichen Klassen sind heute mindestens genauso stark Thema wie 2010.
Leider hat das Buch aber seine Längen. Die eigentliche Handlung ist übersichtlich - das Buch konzentriert sich auf die Liebesbeziehung und die dystopische Welt, in der die Handlung angesetzt ist. Ganz ehrlich: ich hätte lieber noch mehr über dieses düstere neue Amerika erfahren (vieles bleibt vage) oder eine handfestere Handlung verfolgt als mich so tief in die ziemlich kranke Beziehung zwischen Lenny und Eunice zu begeben. Da konnte auch der Witz, den es durchaus gibt, nicht helfen. Vor allem mit Eunice hatte ich meine Probleme. Ihre Person, ihre Beweggründe, ihr Handeln blieb für mich blass und unklar. Lenny wuchs mir da schon eher ans Herz. Vielleicht ist das aber auch genau die Intention des Autors gewesen, da Lenny eher noch unsere Realität repräsentiert, während Eunice für das neue Amerika steht.

Dystopische Liebesgeschichte mit einem bissigen, düsteren Bild der (künftigen) USA – immer noch aktuell, aber etwas lang.