Der bisher beste Teil der Reihe
Stille HavelIn seinem vierten Band rund um Hauptkommissar Toni Sanftleben geht Tim Pieper neue Wege. Erstmals gibt es einen Vergangenheitsstrang, der zur Zeit des Zweiten Weltkrieges spielt.
Zuvor wird allerdings ...
In seinem vierten Band rund um Hauptkommissar Toni Sanftleben geht Tim Pieper neue Wege. Erstmals gibt es einen Vergangenheitsstrang, der zur Zeit des Zweiten Weltkrieges spielt.
Zuvor wird allerdings die Leiche des Kunsthändlers Helmut Lothroth im Potsdamer Park Sanssouci gefunden. Auf seinem Handy befinden sich Fotos eines Gemäldes, welches ein Frauenportrait mit Gesichtsschleier zeigt, das im Museum Barberini ausgestellt wird. Außerdem sind Bilder einer Villa an der Havel zu sehen. Welches Interesse hatte Lothroth am Gemälde und an der Villa? Und wer ist die Frau hinter dem Schleier?
Toni Sanftleben versucht Licht in den Mordfall zu bringen, jedoch ist sein Team rund um Phong und Gesa nicht wirklich gut aufeinander zu sprechen, was die Ermittlungen erschwert. Seit Phong versucht abzunehmen und sich nur mehr gesund ernährt, müssen die anderen mit seinen Launen klarkommen. Das macht die Ermittlungen nicht gerade einfacher, denn er verhält sich sogar Toni gegenüber äußerst anmaßend. Zusätzlich wird die Geschichte rund um Lothroth komplexer, der sich sehr für die Raubkunst aus dem Zweiten Weltkrieg zu interessieren schien. Als Toni Marie Hellström, die jetzige Besitzerin der Havelvilla kennenlernt, ist er von ihr fasziniert. Marie scheint die geheimnisvolle Frau auf dem Gemälde zu erkennen, gibt jedoch kaum etwas preis. Verschweigt sie etwas?
Verdächtig ist ebenfalls ein weiterer Kunsthändler, der sich in den heutigen rechtsextremen Kreisen herumzutreiben scheint und eine Museumsdirektorin, die sich hineter zwei verscheidenen Nachnamen zu verstecken scheint.
Im zweiten Handlungsstrang befinden wir uns im Jahre 1938 und lernen die junge Lydia kennen, die ein berühmter Filmstar werden möchte. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen möchte sie dem Mief der Kneipe ihrers Vaters entkommen. Deutsche Schauspielerinnen sind kurz vor dem Zweiten Weltkrieg gesucht, denn die UFA in Babelsberg nützt diese vorwiegend für Propagandafilmchen. Lydia fällt dabei Reichsminister Joseph Goebbles ins Auge, der kleinen Filmsterchen nur zur gerne weiterhilft, wenn sie sich erkenntlich zeigen. Die auf der einen Seite noch sehr naive Lydia weiß jedoch genau, dass sie nie wieder in die ärmlichen Verhältnisse von früher zurück will. Allerdings rechnet sie nicht mit all den weiteren Konsequenzen...
Der geschichtlche Hintergrund ist großartig recherchiert und obwohl ich sehr viele Romane aus dieser Zeit lese, habe ich auch in diesem Krimi von Tim Pieper wieder etwas Neues gelernt, nämlich dass Goebbels sehr wohl seine Finger bei der UFA im Spiel hatte bzw. diese nicht bei sich lassen konnte und die Besetzungen und den Status der Filmlieblinge teilweise in sein Gebiet fiel. Hier bekommt der Leser einen tollen Einblick in die Geschichte der UFA zur Zeit des Nationalsozialismus.
Der Wechsel zwischen den beiden Zeitsträngen wird gekonnt dargestellt. Die beiden Handlungsstränge halten sich dabei gekonnt die Waage.
Die Charaktere sind vielschichtig und fast jeder verdächtig. Alle Figuren scheinen zwei Gesichter zu haben - sogar Phong ;)
Toni hingegen hadert noch immer mit seiner Vergangenheit, versucht jedoch endlich frei davon zu werden. Ob es ihm glückt, müsst ihr selbst lesen!
Fazit:
Der beste Krimi von Tim Pieper und ein absoluter Pageturner, den ich nur empfehlen kann! Hervorragend durchdacht, kurzweilig, spannend und fesselnd! Großartig!