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Veröffentlicht am 04.11.2019

Erlebnisurlaub der etwas anderen Art – Opfer inklusive

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Eine Gruppe bricht zu einer organisierten Digital-Detox-Tour auf. Das Ziel ist ein einsames Hotel in den Bergen, welches wegen Renovierungsarbeiten momentan leer steht und nur von zwei Hausmeistern betreut ...

Eine Gruppe bricht zu einer organisierten Digital-Detox-Tour auf. Das Ziel ist ein einsames Hotel in den Bergen, welches wegen Renovierungsarbeiten momentan leer steht und nur von zwei Hausmeistern betreut wird. Gleich die erste Nacht fordert jedoch ihr erstes Opfer - und starker Schneefall verhindert eine Rückkehr ins Tal. Von der Aussenwelt abgeschnitten muss die Gruppe nun im Hotel ausharren mit einer Person unter ihnen, die vor skrupelloser Brutalität nicht zurückschreckt. Doch wer könnte der Täter sein?
Das Buch gleicht ein wenig einem Kammerspiel: Sobald die Gruppe im Hotel angekommen ist, findet sämtliche Handlung in diesen Räumlichkeiten statt. Ebenso ist die Personenzahl übersichtlich und stressbedingte Auseinandersetzungen sowie gegenseitige Verdächtigungen schnell vorprogrammiert. Die Idee an sich ist natürlich nicht neu, und dennoch möchte man als Leser natürlich wissen, wer der oder die Täter sind und mit welchem Motiv.
Ein Großteil des Buches wird aus der Sicht der Teilnehmerin Jenny König geschildert, welche als Teamleiterin der IT-Branche mit ein paar Mitarbeitern an der Tour teilnimmt. Stellenweise ging mir ihre subjektive Sicht der Dinge etwas auf den Keks, da sie gerne mal zu Vorurteilen neigt. Zum Glück hielt sich das jedoch noch in Grenzen, etwas spezieller waren da eher ein paar andere Anwesende im Hotel, wobei ebensolche Personen natürlich einen Roman umso unterhaltsamer machen.
Es blieb sehr lange undurchsichtig, wer für die brutale Tat verantwortlich ist. Ebenso ist der Stil des Autors recht leichtgängig und lässt sich ganz bequem lesen. Für gute Unterhaltung sorgt das Buch somit auf jeden Fall.

Veröffentlicht am 10.10.2019

Niemand kennt die ganze Wahrheit

Worüber wir schweigen
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Nina besucht ihr altes Heimatdorf. Den Ort ihrer Kindheit. Den Ort, welchen sie vor zwölf Jahren fluchtartig nach dem Schulabschluss verließ. Warum kehrt sie zurück? Und was veranlasste sie vor zwölf Jahren ...

Nina besucht ihr altes Heimatdorf. Den Ort ihrer Kindheit. Den Ort, welchen sie vor zwölf Jahren fluchtartig nach dem Schulabschluss verließ. Warum kehrt sie zurück? Und was veranlasste sie vor zwölf Jahren zur Flucht? Schnell wird klar, dass damals etwas Schreckliches geschah, was nicht nur in Ninas Kopf bis heute unerträglich herumspukt. Doch wie kam es dazu?
Das Buch erinnerte mich beim Lesen schnell an „Was ich euch nicht erzählte“ von Celeste Ng. Auch hier geschah ein tragisches Unglück – oder war es Mord? Diese Frage stellt man sich als Leser, während Rückblenden aus unterschiedlichen Zeiten die Leben der Dorfbewohner beleuchten, die Umstände offenlegen. Allen voran Nina, aber auch ihre damalige Freundin Mel sowie die Brüder Dominik und Tobias und deren Familien. Nach und nach erfährt man, was in der Dorfidylle einst geschah, was zu dem tragischen Tod eines Bewohners führte.
Die Abschnitte werden aus der Sicht unterschiedlicher Personen geschildert, so dass man mehrere Perspektiven erlangt, welche durch die Schilderung nur einer Person nicht möglich wären. Ebenso ergibt sich nach und nach das Gesamtbild, wie die Umstände auf unglückliche Art zu einer tödlichen Kombination wurden. Für kurzzeitige Verwirrung sorgten bei mir die vielen Zeitsprünge, da muss man schon genau auf die Zeitangaben achten, um die Szenen richtig zuordnen zu können. Die Spannung bleibt beim Lesen eher gemäßigt, die Geschehnisse lesen sich vielmehr dramatisch – bis ein Aha-Moment den Schlussstein bildet.
Ein angenehm lesbarer Roman mit teils recht polarisierenden Charakteren und einer tödlichen Wahrheit, die nie ans Licht kam.

Veröffentlicht am 11.09.2019

Mailin im Wunderland

One True Queen, Band 1: Von Sternen gekrönt (Epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau)
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Seit Jahren liegt Mailins ältere Schwester Victoria im Wachkoma. Wenn sie ihr nicht aus Büchern wie "Alice im Wunderland" vorliest, holt die junge Irin sich Kraft beim Kendo-Training. Bis ein Sog sie erfasst ...

Seit Jahren liegt Mailins ältere Schwester Victoria im Wachkoma. Wenn sie ihr nicht aus Büchern wie "Alice im Wunderland" vorliest, holt die junge Irin sich Kraft beim Kendo-Training. Bis ein Sog sie erfasst - und Mailin in einem fremden Wald erwacht, belebt von merkwürdigen Kreaturen wie "Killer-Kaninchen" und nicht jedem freundlich gesinnt. Dort trifft sie auf einen jungen Mann, welcher sie charakterlich spontan an Peter Pan erinnert und der ihr nur widerstrebend hilft, in die Hauptstadt zu gelangen. Dort erhofft sie sich Hilfe, um nach Hause zurück zu kehren. Die Entdeckung, welche sie dort macht, übertrifttt jedoch alle ihre Erwartungen. Und was sie noch nicht weiß: Sie soll zur nächsten Königin des Landes gekrönt werden. Nur deswegen ist sie in dieser Welt gelandet. Doch haben Königinnen hier nur eine sehr kurze Lebensdauer...

"Was ist das Schlimmste in diesem Wald?", flüstere ich, obwohl ich nicht weiß, ob ich die Antwort hören will. (...) "Das Schlimmste hier, ja?", fragt er schließlich. "Das bin ich." (Zitat S. 97/98)

"One true Queen" erinnerte mich stark an Alice im Wunderland: Auf magische Art landet Ich-Erzählerin Mailin in Lyaskye, wo es Magie ebenso gibt wie seltsame Lebewesen. Und wo sie auf schmerzhafte Weise lernen muss, dass sie dort längst nicht allem und jedem über den Weg trauen darf. Bis hierhin klingt es noch wie ein Fantasyroman von vielen, doch was den Wunderland-Touch ausmacht sind viele kleine, gestreute Details, welche einen beim Lesen immer wieder zweifeln lassen: Ist Lyaskye wirklich real? Oder vielleicht doch nicht?
Dieses zweifelnde Gefühl hat sich mir beim Lesen erst so nach und nach eingestellt, denn zu Beginn geht es doch eher abenteuerlich zu. So benötigt Mailin rund 100 Seiten, um überhaupt erst in die Hauptstadt zu gelangen. Von da an geben sich Abenteuer, Magie und Intrigen fast schon die Hand. Etwas ausgebremt wurde die Spannung zwischenzeitlich von einer Liebesgeschichte, dafür nahm die Story nach einem überraschenden Twist umso stärker an Fahrt auf, wurde endlich wieder spannend und vor allem herrlich verworren: Wer verfolgt welches Ziel, wem ist zu trauen?
Mailin war mir als Charakter größtenteils sympatisch, auch wenn ich ihre Romanze nicht nachvollziehen konnte. Die hat mich jetzt nicht überzeugt und zog den Roman unnötig in die Länge. Auch war sie für ihre 17 Jahre stellenweise etwas naiv, wenn auch eine Kämpfernatur mit dem Herz am rechten Fleck. Mehr hätte ich mir von der magischen Welt Lyaskye gewünscht, was die Welt so besonders macht. Sehr gut gefielen mir die subtil gestreuten Details, welche mehrfach meine Vermutungen durcheinander würfelten, inwiefern Lyaskye nur Mailins Form des "Wunderlands" ist, zumal es doch einen gewissen Märchen-Charakter mit Überschneidungen zur Realität hat.
Die Geschichte hat auf jeden Fall Potential, auch wenn dieses noch nicht so ganz ausgeschöpft wurde.

Veröffentlicht am 11.09.2019

Neuinterpretation eines Shakespeare-Klassikers

Der Wächter der Winde
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Während eines Sturms an der amerikanischen Westküste gelangen mehrere Personen in eine fantastische Welt, der "Welt unter dem Winde". In dieser ist Erfinder Ross Perrault der König. Ein Mann, welche vor ...

Während eines Sturms an der amerikanischen Westküste gelangen mehrere Personen in eine fantastische Welt, der "Welt unter dem Winde". In dieser ist Erfinder Ross Perrault der König. Ein Mann, welche vor zwölf Jahren spurlos verschwand. Und mit ihm seine damals siebenjährige Tochter Mira. Unter den Neuankömmlingen befinden sich u.a. seine frühere Frau ebenso wie sein damaliger beruflicher Rivale. Was sie jedoch noch nicht wissen: Es war keinesfalls ein Zufall, der sie zu Ross führte. Denn Ross sehnt sich nach Genugtuung...

"Sie wissen genau, welchen Eisberg ich meine", sagte Swaine, deutlich ernster. "Das Eis ist unsere Angst. Und der Berg wird immer größer, je tiefer Sie tauchen." (Zitat)

Mit diesem Buch hat Autor Oliver Plaschka sich an den Versuch gewagt, Shakespeares "The Tempest" (Der Sturm) als zeitgenössische Fantasy wiederzugeben. So orientiert sich der Roman inhaltlich auch sehr am Original mit einigen mehr oder weniger fantastischen Abweichungen. In erster Linie wäre dies z. B. die Fantasiewelt statt einer Insel.
Geschrieben ist das Buch aus der Sicht einiger Charaktere, welche sich, zum Teil aus unterschiedlichen Zeiten stammend, in der Welt unter dem Winde zusammenfinden. Es gibt mehrere Erzählstränge, welche recht lang ausfallen statt ineinander zu greifen. Dadurch geraten die anderen Handlungen derweil etwas ins Hintertreffen. Auch wirkt der Stil oft eher wie berichtend statt erzählend, wodurch sich mir beim Lesen alles emotional zu sehr auf Distanz hielt. Interessant war hingegen, immer mal wieder Aussagen zwischen den Zeilen zu entdecken.
Der Schwerpunkt liegt stark auf Antonia "Toni" Perrault, der früheren Frau des Erfinders, sowie Konzernbesitzer Alexander King, von welchen Ross sich einst verraten fühlte und deren frühere Handlungen nach und nach aufgerollt werden. Einblicke in die Welt unter dem Winde erhält man hauptsächlich durch Mira, der mittlerweile fast erwachsenen Tochter, welche ebenfalls seit zwölf Jahren in dieser Welt lebt, sowie von zwei weiteren dort lebenden Charakteren.
Die Idee, den Klassiker in die Welt unter dem Winde zu transferieren, gefällt mir an sich recht gut und ist in meinen Augen auch inhaltlich sehr gelungen. Etwas ausgebremst wurde meine Begeisterung jedoch von dem oftmals eher berichtenden Stil sowie dem durch sehr lang ausfallende Kapitel fehlenden durchgängigen Spannungbogen.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Abenteuer und Geheimnisse in einer aussergewöhnlichen Welt

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
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Die märchenhaft-magische Erzählung um die Spiegelreisende Animistin Ophelia geht in die zweite Runde. Die arrangierte Vermählung mit ihrem Verlobten Thorn rückt immer näher, was ihre Familie zum Anlass ...

Die märchenhaft-magische Erzählung um die Spiegelreisende Animistin Ophelia geht in die zweite Runde. Die arrangierte Vermählung mit ihrem Verlobten Thorn rückt immer näher, was ihre Familie zum Anlass nimmt, sie auf der eisigen Arche Pol zu besuchen. Da sie sich nicht mehr als stummer Bediensteter verstecken muss, gerät sie als Verlobte des Intendanten zusehends in den Fokus der Höflinge, und viele sind ihr nicht wohlgesonnen. Sogar der Familiengeist Faruk lädt sie zu einem Treffen vor und verpflichtet sie zur Vize-Erzählerin am Hof. Als sie jedoch anonyme Drohbriefe erhält und wichtige Personen spurlos verschwinden, gerät sie in eine ebenso spannende wie gefährliche Ermittlung...
Im zweiten Band ist Ophelia endlich deutlich aktiver als in Band eins, nutzt vermehrt ihre besonderen Fähigkeiten und zeigt Aktionen und Reaktionen statt wie zuvor alles passiv, fast schon devot, über sich ergehen zu lassen. Allerdings könnte sie noch deutlich aktiver sein und wird mir leider weiterhin zu verhuscht und verpeilt dargestellt. So will die Autorin dem Leser tatsächlich weismachen, dass Ophelia zu einem Spontanausflug in winterlichen Temperaturen zwar Mantel und Schal über ihren Badeanzug wirft, die warmen Stiefel jedoch komplett vergisst und barfuß unterwegs ist. Solche Details ruinieren immer wieder mal Ophelias Glaubwürdigkeit. Von ihren vielen Verletzungen und Erniedrigungen mal wieder ganz zu schweigen. Ihr Verlobter Thorn wird zwar endlich etwas vielschichtiger dargestellt, bleibt aber leider weiterhin recht distanziert und Ophelias Verhalten ihm gegenüber konnte ich oftmals nicht so recht nachvollziehen.
Schwung bringen auf jeden Fall die Animisten in die Erzählung, Ophelias Verwandte, welche eine erfrischend unkonventionelle Art mit sich bringen und der höfischen Intriganz gegenüber stehen. Zudem wird die Handlung endlich vielschichtiger und komplexer, man erhält Einblicke in weitere Clans und deren magische Fähigkeiten ebenso wie in das Geheimnis rund um die Familiengeister der Arche und Faruks Buch, welches bisher unlesbar schien. Auch den Sanduhren der Mutter Hildegard, eine in meinen Augen geniale Idee der Autorin, wird endlich eine größere Bedeutung zuteil. Und die Drohbriefe und verschwundenen Personen bereichern alles mit einem zusätzlichen, fantastisch angehauchten Kriminalfall. Abgerundet wird das Buch diesmal mit einer Karte der Himmelsburg sowie einer Übersicht der Familienclans am Pol.
Mit der Spiegelreisenden-Saga hat die Autorin unbestreitbar eine fantastische Welt mit sehr vielen charmanten Einfällen und Geheimnissen erdacht, welche es zu entdecken gilt. Mit dem zweiten Band verschiebt sich der Fokus weg von den Palastintrigen hin zu Abenteuern, Geheimnissen und Verschwörungen, wird die Protagonstin Ophelia endlich aktiv und die Handlung gewinnt an Komplexität. Leider wird mir Ophelia auch im zweiten Band weiterhin zu unterwürfig und vertrottelt dargestellt, was mir wiederholt den Spaß an der ansonsten so wunderbaren Welt mindert.