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Veröffentlicht am 25.10.2019

Temporeiche Fortsetzung

Die Flucht der Meisterbanditin
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Im zweiten Teil der Reihe rund um Marie, ehemalige Spionin der Mätresse des würtembergischen Herzogs, erleben wir ein ebenso spannendes und rasantes Abenteuer, wie schon in Teil Eins.
Wir befinden uns ...

Im zweiten Teil der Reihe rund um Marie, ehemalige Spionin der Mätresse des würtembergischen Herzogs, erleben wir ein ebenso spannendes und rasantes Abenteuer, wie schon in Teil Eins.
Wir befinden uns im Jahr 1721. Marie lebt mit Jost, ihrem Lebensgefährten, mittlerweile in einem kleinen Häuschen in Ludwigsburg, welches sie als Dank für ihre Dienste und der Lebensrettung von Wilhelmine von Grävitz erhalten hat. Doch die Idylle währt nicht lange. Die silberne Schatulle, die Marie im Auftrag eines hohen Offizier gestohlen, aber für sich behalten hat, verbirgt ein Geheimfach. Eines Tages läfut Marie genau dieser Offizier wieder über den Weg, der die Schatulle haben möchte. Fast zum selben Zeitpunkt wird Jost des Mordes beschuldigt und von den Leibeigenen des Herzogs festgenommen. Marie wendet sich an Gräfin Wilhelmine, die ihr jedoch die Hilfe verweigert. Marie ist verzweifelt und heckt einen tollkühnen Plan aus, um Jost aus dem Kerker zu befreien. Fortan sind die beiden auf der Flucht, die sie zuerst nach Stuttgart führt, wo nicht nur Jost, sondern auch Marie in Gefahr ist. Das Glück ist den Beiden auch in der Stadt nicht hold und schon bald befinden sich Jost und Marie wiederum in großen Schwierigkeiten...

Gewohnt fesselnd und leicht zu lesen ist auch die Fortsetzung rund um Marie und Jost. Der historische Roman mit leichten Krimielementen setzt dort an, wo Teil Eins endete. Die Flucht des Pärchens durch die Lande ähnelt einem mittelalterlicher "Roadtrip", der zu einer spannenden Verfolgungsjagd wird. Gräfin Wilhelmine ist zur Ergreifung von Marie und Jost jedes Mittel recht, denn der Inhalt der Schatulle verbirgt ein brisantes Geheimnis, das sie um die Gunst des Herzogs bringen könnte. Zusätzlich sind noch die markgräflichen Gardisten hinter Jost her. Mit Mut und Pfiffigkeit retten sich die Beiden oftmals aus bereits aussichtlosen Situationen. Dabei trägt die Autorin meiner Meinung ein bisschen zu viel auf. Trotzdem fliegt man wieder durch die Seiten, denn der Spannungsbogen ist sehr hoch.

Gewohnt anschaulich und lebendig sind die Beschreibungen der mittelalterlichen Stadt Stuttgart. Die Dekadenz des Hofes und das Leben der armen Leute stehen im krassen Gegensatz zueinander. Die Charaktere sind sehr lebendig dargestellt. Auch das Spaßtheater der damaligen Zeit hat wieder einen Platz im Roman gefunden. Die kriminellen Elemente verleihen der Geschichte noch mehr Tempo und Spannung.

Schreibstil:
Silvia Stolzenberg schreibt fesselnd und temporeich. Die Sprache wurde der damaligen Zeit angepasst und lässt sich trotzdem ohne Probleme sehr flüssig lesen. Die Geschichte wird in der 3. Person erzählt und die Kapitel sind eher kurz gehalten. Im Nachwort erklärt Silvia Stolzenberg noch wissenwertes über historische Fakten und ihrer Recherche.

Fazit:
Eine ebenso tempereiche Fortsetzung des Meisterbanditin, die man kaum aus der Hand legen kann. Manches Mal hatte ich allerdings das Gefühl, dass etwas weniger mehr gewesen wäre....
Dieser historische Roman ist auch für Histo-Quereinsteiger geeignet, da er sich leicht und schnell lesen lässt.

Veröffentlicht am 14.10.2019

Die Goldenen Zwanziger Jahre in der Schokoladenvilla

Die Schokoladenvilla – Goldene Jahre
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Das wunderschöne herbstliche Cover passt ebenso vorzüglich zur momentanen Jahreszeit, wie auch der Untertitel "Goldene Jahre" zum Inhalt, der die Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts widerspiegelt.
Nicht ...

Das wunderschöne herbstliche Cover passt ebenso vorzüglich zur momentanen Jahreszeit, wie auch der Untertitel "Goldene Jahre" zum Inhalt, der die Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts widerspiegelt.
Nicht nur in Berlin, sondern auch in Stuttgart erlebte das Theater, das Varieté und der Stummfilm einen Höhepunkt sondergleichen. Die Menschen suchen nach dem Ersten Weltkrieg Zerstreuung und Vergnügen. Aber auch wirtschaftlich kehrt für kurze Zeit der Aufschwung zurück. Auch die Schokoladenmanufaktur der Rothmanns läuft prächtig. Judith und Victor Rheinberger sind glücklich verheiratet, Sohn Martin studiert Klavier in Paris und Töchterchen Victoria scheint die Begeisterung für die Schokoladenherstellung von ihrer Mutter gererbt zu haben. Das vorwitzige Mädchen ähnelt sehr ihren Onkel Karl, der auch als fast Dreißigjähriger, im Vergleich zu seinem Zwillingsbruder Anton, noch immer ein "Lausbub" geblieben ist. Während sich Anton selbstständig gemacht hat und Klaviere baut, sucht Karl noch immer seinen Platz in der Firma. Seine modernen Ideen prallen vorallem bei seinem Schwager immer wieder ab. Als Victor, nach dem Tod seines Vaters, der Vormund seiner noch minderjährigen Halbschwester Serafina wird, kommt frischer Wind in die Schokoladenvilla. Die junge Frau verdreht den Zwillingsbrüdern den Kopf...

Der Fokus der ersten Hälfte des zweiten Teils liegt eindeutig bei Karl und Anton. Während Anton bereits seinen Platz gefunden zu haben scheint und kurz vor der Verlobung mit Elise steht, sucht Karl verzweifelt mehr Fuß in der Firma zu fassen. Als Serafina bei den Rheinbergers einzieht, verdreht sie beiden Männern ungewollt den Kopf und stört das ohnehin nicht so gute Verhältnis der Zwillinge. Nach dem Tod ihres Vaters ist sie noch sehr verunsichert. Der Umzug von Berlin nach Stuttgart und ihre unsichere Zukunft sind dabei weitere Faktoren. Die Zufallsbekanntschaft mit der exzentrischen Französin Lilou, die als Ensemblemitglied rund um den Bühnenstar Josephine Baker angereist ist, wird eine Freundschaft fürs Leben. Als Serafina erpresst wird, ist es Lilou, die ihr zu Hilfe eilt. Währenddessen macht sich Karl Sorgen um einige auffällige Maschinengebrechen in der Fabrik.
Die Atmosphäre der goldenen Zwanziger ist wunderbar eingefangen. Mit Lilou blicken wir in die Welt der Musik und des Varietés; mit Mathilda, der kleinen Freundin von Victoria erhaschen wir, durch ihren Vater Robert, einen Einblick in die aufsteigende sozialistische Bewegung. Die Freundschaft zwischen seiner Tochter und einer Rheinberger/Rothmann ist ihm zuwider.

Für mich war die erste Hälfte des Romans zu wenig Schokoladenfabrik und zu viel Liebesgeplänkel zwischen Serafina und den Zwilliingen. Auch das Leben der Dienstboten wird diesmal kaum angeschnitten. Allerdings treffen wir wieder auf Figuren aus dem ersten Band, wie Alois, Dorothea, Edgar oder auch Judiths Mutter Hélène und einem Mann, der auf Rache sinnt.
Erst durch ein großes Unglück wird der Fokus in der zweiten Hälfte des Romans wieder auf die Schokoladenfabrik gelenkt. Dieser Abschnitt hat mich das Buch kaum aus der Hand legen lassen. Und schlussendlich geraten auch Serafina und ihre Erpresser in den Mittelpunkt, was den Spannungsbogen noch mehr nach oben schnellen lässt. Jedoch war mir das Ende dann fast zu schnell und die Begebenheiten in der zweiten Hälfte des Romans zu gerafft, während die erste Hälfte etwas langgezogen wirkte.

Die Charaktere sind wieder - bis in die kleinsten Nebenfiguren - äußert lebendig und detailliert beschrieben. Ich konnte mir jeden einzelnen wunderbar vorstellen und lebte mit den Figuren mit. Neben den altbekannten Personen, die mir bereits alle im ersten Teil ans Herz gewachsen sind, lernen wir auch neue Figuren kennen, die wir wohl teilweise auch im letzen Band der Trilogie wiedersehen werden.

Schreibstil:
Wie schon im ersten Band überzeugt Maria Nikolai mit ihrem wunderbaren flüssigen und einnehmenden Schreibstil, sowie ihren facettenreichen Charakteren. Ebenso lebendig werden die Schauplätze beschrieben und historische Begebenheiten miteingebunden. Die mehr als 700 Seiten lassen sich schnell und flüssig lesen.

Im Anschluss gibt es wieder ein Personenregister, ein Glossar und einen kleinen Blick in die Historie dieser Zeit.

Fazit:
Ein toller zweiter Band, der für mich allerdings nicht ganz an Teil 1 heranreicht. Mir war es diesmal zu viel Liebesgeplänkel und in der zweiten Hälfte ein zu geraffter Schluss, der jedoch spannend und rasant war. Trotzallem hat mir auch "Goldene Zeiten" wieder sehr gut gefallen und hat mir wunderschöne Lesestunden beschert. Wer Teil 1 gelesen hat, muss unbedingt auch zum zweiten Teil greifen!

Veröffentlicht am 20.09.2019

Toller Trilogie-Abschluss

Mostviertler Jagd
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Im dritten und letzten Teil der Mostviertel-Trilogie rund um Kommissar Brandner und der Schuhfabrik Schuster sind wir wieder zurück in Waidhofen an der Ybbs bzw. Ybbsitz.
Leopold Brandner wurde nach seinem ...

Im dritten und letzten Teil der Mostviertel-Trilogie rund um Kommissar Brandner und der Schuhfabrik Schuster sind wir wieder zurück in Waidhofen an der Ybbs bzw. Ybbsitz.
Leopold Brandner wurde nach seinem letzten, leider nicht so erfolgreichen Fall, vom BKA Wien zum LKA in Sankt Pölten strafversetzt. Nun pendelt er regelmäßig zwischen Wien, Sankt Pölten und Waidhofen hin und her und hält deswegen Ausschau nach einem Haus in der niederösterreichischen Landeshaupstadt. Doch seine drei Frauen sträuben sich hartnäckig und wollen nicht übersiedeln. Als in Waidhofen ein Wilderer sein Unwesen treibt, soll Brandner ermitteln. Nach menschlichen Leichen wird er nun zu tierischen gerufen...
Nach dem schrecklichen Wildererfall von Annaberg, bei dem es Tote gab, ist die Polizei in Alarmbereitschaft. Nach einigen illegalen Abschüssen steht Brandner dann doch vor einer menschlichen Leiche im Wald. Außer einem Schuhabdruck und dem bereits bekannten Projektil gibt es keinerlei Spuren. Hat der Wilderer den Toten überrascht oder war es ein geplanter Mord?

Hans Meyer hat zwar im letzten Fall den Serientäter ausgeschaltet, jedoch seine Freundin Juliane verloren und schwört Rache. Seine Schwester Resi hat den Überfall noch immer nicht verkraftet und sucht Trost im Alkohol. Aus der hoffnungsvollen Musical Darstellerin ist ein psychisches Wrack geworden.

Leo Brandner gerät von seinem Vorgesetzten unter Druck. Die Spuren sind minimal und die Lösung meilenweit entfernt. Zusätzlich bremst ihm der lange Arbeitsweg und die Weigerung seiner Damen nach Sankt Pölten umzuziehen.

Obwohl es sich hier um den dritten Teil einer Trilogie handelt, kann Mostviertler Jagd auch alleinstehend gelesen werden, denn der Autor erinnert immer wieder an die Fälle in den Vorgängerbänden. Trotzdem empfehle ich wieder die Bücher der Reihe nach zu lesen, denn einige Bezüge zur Handlung sind für Neulinge der Trilogie manchmal schwer herzustellen.

Die Gegend rund um Waidhofen und Ybbsitz wurde wieder sehr detailliert und bildhaft dargestellt. Da ich die Gegend gut kenne, ist es immer besonders interessant, wenn man ein Buch liest, das in der eigenen Heimat spielt.
Aber auch der eigentliche Fall um den anfänglichen Wilderer und anschließenden Mörder ist gelungen. Doch handelt es sich wirklich um nur einen oder doch um zwei verschiedene Täter? Man rätselt bis zum Schluss und bekommt trotzallem ein stimmiges und logisches Ende.

Die Charaktere sind facettenreich dargestellt. Die meisten kennen wir schon aus den Vorgängerbänden, jedoch findet bei einer der Figur eine charakterliche Wandlung zum Positiven statt. Die Spannung steigt in der zweiten Hälfte stark an und der Autor legt gekonnt falsche Spuren. Das Ende ist stimmig und ein gelunger Abschluss der Trilogie.

Ich freue mich schon auf die Lesung mit dem Autor im Oktober. Es wird mein zweites Zusammentreffen mit Helmut Scharner sein.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist eher ruhig und detailliert. Wechselnde Perspektiven sorgen für Spannung und Dynamik. In kursiver Schrift werden die Gedanken von Brandner eingeblendet und man kann sich noch besser in den Kommissar hineinversetzen. Die eher kurz gehaltenen Kapitel lassen sich schnell weglesen. Der Regionalkrimi ist atmosphärisch und birgt auch viel Lokalkolorit.

Fazit:
Der Abschlussband der Mostviertel-Trilogie hat mir insgesamt am Besten gefallen. Man merkt, wie sich der Autor mit seinem Büchern gesteigert hat. Mit viel Lokalkolorit, charismatischen Figuren und einigen falschen Spuren, die Scharner gekonnt legt, hat man einen spannenden Finalband in seinen Händen.

Veröffentlicht am 18.09.2019

Liebe ein Leben lang?

Für immer die Deine
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Der Klappentext dieses Romans hat mich schon in der Verlagsvorschau angesprochen und deswegen habe ich mich sehr gefreut, als ich bei Lovelybooks das Buch für die Leserunde gewonnen habe. Auf zwei Zeitebenen ...

Der Klappentext dieses Romans hat mich schon in der Verlagsvorschau angesprochen und deswegen habe ich mich sehr gefreut, als ich bei Lovelybooks das Buch für die Leserunde gewonnen habe. Auf zwei Zeitebenen begleiten wir zwei Frauen und ihren Schicksalen, wobei der Gegenwartsstrang eher Rahmenhandlung bleibt.

Zum 80. Jahrestag des Kriegsbeginns möchte das Hamburger "Zeitgeist"-Magazin eine Sonderausgabe bringen und Zeitzeugen interviewen. Diejenigen, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, werden immer weniger und das Aufspüren dieser Personen ist gar nicht so einfach. Die Journalistin Marie, die zuvor bei einer Frauenzeitschrift gearbeitet hat, sieht ihre Chance gekommen, endlich ihren Chef zu überzeugen, dass sie auch für ein renommiertes Blatt, wie den Zeitgeist, schreiben kann. Doch noch fehlt ihr eine passende Geschichte. Da erfährt sie von einem Pärchen im Alten Land, das ihren unglaublichen 79. Hochzeitstag gefeiert hat. Marie sieht ihre Chance gekommen und macht sich auf den Weg zu Klara und Fritz Hansen ins Alte Land....

Das Versprechen des erst 6-jährigen Fritz an seine kleine Freundin Klara, sie später einmal zu heiraten, trifft schneller ein, als geplant. Als die 17-jährige Tochter des größten Obstbauern vom Pfarrersohn schwanger wird, müssen die Beiden heiraten. Ein kleiner Skandal im Alten Land im Jahre 1939. Doch Fritz und Klara sind glücklich. Kurze Zeit nach der Hochzeit bricht jedoch der Zweite Weltkrieg aus und Fritz wird eingezogen. Klara bleibt mit dem gemeinsamen Sohn Paul in Hamburg, wo sie sich eine Wohnung genommen haben. Der Krieg dauert immer länger und als die Versorgungslage immer schlechter wird, sorgt sie sich um den alten Mann im Obergeschoß des Wohnhauses. Sie kauft für ihn mit ein und entdeckt sein wahres Geheimnis....

Jana Voosen hat mit ihrem neuen Roman auf zwei Zeitebenen, der größtenteils während des Zweiten Weltkrieges und davor spielt, in ein für sie neues Genre "hineingeschnuppert" und das ist ihr gelungen!
Eine Liebe, die ein Leben lang hält, ist in unserer schnelllebigen Zeit äußert selten geworden. Auch Marie ist seit zwei Jahren nach einem Seitensprung ihres Mannes von ihm getrennt. Die Autorin greift in "Für immer die Deine" das Thema Vergebung und verzeihen an, welches sich als roter Faden durch beide Handlungsstränge zieht.
In Rückblenden erzählt Klara Marie in sehr eindringlichen Worten ihre Lebensgeschichte. Diese konnte mich berühren und vollends überzeugen, auch wenn ich mit Klaras Verhalten nicht immer konform ging. Man lebt und leidet mit ihr mit, hofft und bangt und freut sich über positive Dinge. Die Autorin greift auch das Thema der Zwangssterilisation von Roma und Sinti auf, die für die Nazis "minderwertiges Leben" sind. Die Gräuel und Wirren des Krieges werden Teil von Klaras und Fritz Leben.
Der Gegenwartsstrang konnte mich hingegen nicht ganz überzeugen. Hier fühlte ich mich außen vor und es fehlte mir an Emotionen.

Schreibstil:
Jana Voosen hat einen sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil, der mich schnell inm Buch versinken ließ. Die Charaktere, bis hin zu allen Nebenfiguren, sind facettenreich und lebendig gezeichnet. Besonders im Vergangenheitsstrang lebte ich mit ihnen richtig mit. Im Gegenwartsstrang hatte ich allerdings ein bisschen Mühe damit. Hier blieb mir Marie etwas zu blass und sie fungierte eher nur als Chronistin.
Die Kapitel sind eher kurz gehalten. Über jedem einzelnen stehen Orts- und Zeitangabe.

Fazit:
Eine ergreifende Lebens- und Liebesgeschichte mit historischem Hintergrund, die mich berühren konnte und zum Nachdenken anregt. Ich empfehle sie gerne weiter!

Veröffentlicht am 16.09.2019

Ritualmorde im Baskenland

Die Stille des Todes
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Vitoria, im spanischen Baskenland, erlebte vor 20 Jahren eine grausame Mordserie. Die Opfer waren ausnahmslos Paare. Sie sind gleich alt, kennen sich nicht und wurden symbolisch arrangiert. Der mutmaßliche ...

Vitoria, im spanischen Baskenland, erlebte vor 20 Jahren eine grausame Mordserie. Die Opfer waren ausnahmslos Paare. Sie sind gleich alt, kennen sich nicht und wurden symbolisch arrangiert. Der mutmaßliche Täter, der Historiker Tasio de Ortiz, wurde gefasst und verurteilt. Nun steht sein erster Hafturlaub bevor, als in der Kathedrale von Vitoria wiederum eine männliche und eine weibliche Leiche, nackt, die Hände an der Wange des anderen, gefunden wird. Exakt so arrangiert wie die Leichen vor 20 Jahren. Doch noch sitzt der damals Verurteile im Hochsicherheitstrakt. Wurde etwa der falsche Mann verhaftet? Oder gibt es einen Nachahmer?
Tasio wendet sich aus dem Gefängnis heraus direkt an Inspektor Unai Ayala, genannte "Kraken", und bietet ihm seine Hilfe an.Er glaubt die Gedankengänge und Motivation des wahren Täters zu kennen....

"Die Stille des Todes" ist der Auftakt einer neuen Thrillerreihe der baskischen Autorin Eva Garcia Sáenz. Der Einstieg in das Buch ist rasant, allerdings verwirren die spanischen Namen, viele Straßenbezeichnungen und Gebäudenamen, selbst für Leser mit Spanischkenntnissen, sehr. Die Bezeichnungen sind allerdings für spätere Schauplätze wichtig. Mit der Zeit findet man sich aber zurecht und taucht ein in eine grausame Mordserie, die absolut fesselt und uns an die schönsten Plätze der spanischen Stadt Vitoria führt. Allerdings benötigt der Thriller ein bisschen Anlaufzeit, da man neben den Schauplätzen auch die handelnden Figuren erst kennenlernen muss. Der komplexe Aufbau, den Eva Garcia Sáenz gekonnt angelegt hat, gibt nach und nach immer mehr Hintergrundinformationen rund um die symbolische Anordnung der Paare her.

In einem zweiten Handlungsstrang blendet die Autorin zurück in das Jahr 1970. Lange Zeit hat der Leser keine Ahnung wie diese Zeitebene und die Figuren zu den aktuellen Morden passen könnten. Gekonnt wird dadurch die Spannung erhöht und zum Schluss hin werden beiden Zeitstränge zusammengeführt.

Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Unai Ayala, dem eigentlichen Profiler im Team. Der sympathische Mann, der seine Frau und sein Kind verloren hat, liebt seine Heimat und seinen Goßvater, bei dem er aufgewachsen ist. Gemeinsam mit seiner Kollegin Inspektorin Esti Gauna versucht Ayala den Täter zu finden, denn die Morde finden in immer kleiner werden Abschnitten statt. Der zusätzliche Hype durch die Twitter Meldungen, die die Einwohner von Vitoria auf Alaya aufmerksam machen, erschweren allerdings die Nachforschungen. Als die Angriffe persönlich werden, haben Alaya und auch Esti nichts mehr zu verlieren. Zum Ende hin nimmt die Story nochmals richtig Fahrt auf und hält den Spannungsbogen hoch. Der Schluss ist nicht vorhersehbar, was ein zusätzlicher Pluspunkt ist.
Ich werde diese neue spanische Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen und freue mich schon auf den zweiten Fall, der bereits im Oktober auf Deutsch erschienen wird.

Schreibstil:
Der flüssige Schreibstil, als auch die historischen und bildhaften Beschreibungen der Stadt Vitoria und der Umgebung, haben mich an den Thriller gefesselt. Einige unnötige Details bringen auch ein paar kleine Längen in den Thriller, störten mich aber nicht wirklich.
Der Thriller hat 25 Kapitel, bei denen als Überschrift der Tweed von Tasio eingeblendet wird.

Fazit:
Ein gelungener Reihenauftakt mit einem nicht so alltäglichen Schauplatz und einem sympathischen Ermittlerteam. Düster und fesselnd mit überraschenden Wendungen. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall von Unai Alaya.