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Veröffentlicht am 21.12.2019

Quälende Vergangenheit

Die Zeit der vergessenen Kinder
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„Die Zeit der vergessenen Kinder“ von Charlotte Kliemann ist erschienen im Verlag Feuer Werke. Der Titel und das Cover, in Sepia gehalten, weisen auf eine Geschichte aus vergangenen Zeiten hin und machen ...

„Die Zeit der vergessenen Kinder“ von Charlotte Kliemann ist erschienen im Verlag Feuer Werke. Der Titel und das Cover, in Sepia gehalten, weisen auf eine Geschichte aus vergangenen Zeiten hin und machen mich neugierig. Die Fragen der Autorin: „Lest ihr gerne Familiengeschichten mit mehreren Zeitebenen, deren Verknüpfungspunkte sich allmählich herauskristallisieren? Und lest ihr gerne Liebesgeschichten der komplizierteren Art?“ kann ich mit einem klaren JA beantworten. So habe ich mich gern auf das Buch eingelassen, das zur Zeit des Dritten Reichs und im Jahr 2008 spielt.
2006: Es ist ein merkwürdiger Zufall, dass Martin Gelegenheit hat, die gesamte traurige Lebensgeschichte von Claudia zu lesen, und er sich daraufhin sofort in die Unbekannte verliebt. Dabei ist seine Familiengeschichte nicht weniger dramatisch. Das Roma-Mädchen Rubina, Martins Mutter, ist aufgewachsen im Dritten Reich. Schon als Kind hat sie viel Schweres erlebt, musste sich viel zu früh wie eine Erwachsene benehmen und Verantwortung übernehmen, und sie musste – ohne es zu verstehen – damit klarkommen, dass ihre Familie keinerlei Rechte hatte. Im Gegensatz zu Claudia, die ihre Geschichte aufgeschrieben hatte, bleibt Martin eher verschlossen. Selbst seine beiden Kinder wissen nicht viel über sein Leben.
Ich liebe Bücher, in deren Geschichten ich mit hineingenommen werde und die mir das Gefühl geben, ich wäre ein Teil davon. Dazu gehört dieses Buch nicht – und damit habe ich ganz neue, wunderbare Erfahrungen gemacht. Ich konnte zwar tief hineintauchen, aber ich war kein Teil der Geschichte, sondern habe eher ganz still am Rande gestanden und aus einer gewissen Entfernung respektvoll das Geschehen verfolgt. Dabei wurden mir die Charaktere, vor allem Rubina, Martin und Claudia, so vertraut, als würde ich sie schon lange kennen.
Auf jeden Fall ist die Geschichte spannend und zu Herzen gehend, der Schreibstil sehr lebendig. War ich in einem Moment verängstigt und erschüttert über die erschreckenden Ungerechtigkeiten, so konnte ich im nächsten Augenblick aus Hilflosigkeit und Verzweiflung heraus Zuversicht und Hoffnung schöpfen. Ein Stück Geschichte, über das es sich lohnt nachzudenken, und das heute immer noch aktuell ist. Warum sollten Menschen weniger wert sein, nur weil sie Fremde sind, und warum müssen sie fremd bleiben?
Das Buch ist leicht zu lesen, trotzdem habe ich mir viel Zeit dafür genommen zum Nachdenken und manchmal auch einfach, um bestimmte Momente zu genießen, zum Beispiel mit einem der vielen zauberhaften Zitate: „Die Nacht hatte glitzernde Perlen auf die Fäden der Spinnweben gefädelt.“

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Veröffentlicht am 16.11.2019

Jeden Tag ein bisschen Adventszauber

Skandinavischer Advent - Der Audiobuch-Adventskalender
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„Skandinavischer Advent“, ein Audiobuch-Adventskalender aus dem Audiobuch Verlag, lässt mich schon durch den äußeren Eindruck in das weihnachtliche Treiben in die skandinavischen Länder versetzen. Rot ...

„Skandinavischer Advent“, ein Audiobuch-Adventskalender aus dem Audiobuch Verlag, lässt mich schon durch den äußeren Eindruck in das weihnachtliche Treiben in die skandinavischen Länder versetzen. Rot und Grün sind die vorherrschenden Farben der CD-Hülle und 24 kleine Türchen warten darauf, in der Vorweihnachtszeit geöffnet zu werden.

Dänische, norwegische und schwedische Autoren bringen mit ihren Geschichten und Gedichten aus alter Zeit – viele Erzähler haben bereits vor 200 Jahren gelebt – jeden Tag ein paar Minuten besondere Adventsstimmung ins Haus. „Besondere“ Stimmung nicht zuletzt durch die Sprecher Beate Rysopp und Frank Stieren, denen es gelingt, die sicherlich nicht einfachen Texte dem Zuhörenden nahe zu bringen und zu einem Genuss werden zu lassen.

„Bei dem Schein vom klarsten Sterne“ von Carl Michael Bellmann und „Der Weihnachtsabend“ von Johann Ludvig Runeberg sind die Gedichte, die mir ganz besonders gefallen. Bei den Geschichten sind es „Die Mutter im weißen Haus“ von Hermann Bang, „Weihnachtseinkäufe“ von Henrik Ibsen und „Die heilige Nacht“ von Selma Lagerlöf, die mich am meisten berührt haben.

Gern empfehle ich das Audiobuch allen, die sich eine heimelige Adventszeit wünschen.

Veröffentlicht am 05.11.2019

Zauberhafte Advents- und Weihnachtszeit

Die schönsten Weihnachtsmärchen
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Ich liebe die Adventszeit, ich liebe Weihnachten und vor allem liebe ich Geschichten, die in diese Zeit passen. Mit „Die schönsten Weihnachtsmärchen“ konnte ich in diesem Jahr einen ganz besonderen Glückstreffer ...

Ich liebe die Adventszeit, ich liebe Weihnachten und vor allem liebe ich Geschichten, die in diese Zeit passen. Mit „Die schönsten Weihnachtsmärchen“ konnte ich in diesem Jahr einen ganz besonderen Glückstreffer landen. Die Illustratorin Anne Bernhardi hat eine Auswahl alter Märchen in diesem Buch vereint und mit wunderschönen Bildern zu einem ganz besonderen Schmuckstück werden lassen.
Mich haben Märchen immer verzaubert und der alte Schreibstil hat mich weit in die Vergangenheit zurückversetzt. Da gibt es neben bekannten Märchen wie das von dem Mädchen mit den Schwefelhölzchen auch mehrere, die für mich neu sind – zum Beispiel das „Von der Königin, die keine Pfeffernüsse backen, und dem König, der nicht das Brummeisen spielen konnte“. Eine bunte Mischung verschiedener Märchen, mal kurz, mal lang, mal fröhlich und mal traurig, die jedoch alle etwas gemeinsam haben: Sie werden lebendig durch die Illustrationen, von Anne Bernhardi mit viel Herz und Liebe zum Detail gestaltet.
Zu Beginn gibt ein Inhaltsverzeichnis eine Übersicht aller enthaltenen Märchen. Besonders interessant ist am Ende des Buches der Abschnitt „Über die Märchen“, in dem es kurze, aber sehr interessante Informationen zu den Autoren und Märchensammlern gibt.
Für mich ist mit diesem Märchenbuch eine zauberhafte Advents- und Weihnachtszeit garantiert. Und ich bin auf jeden Fall derselben Meinung, wie sie in der Buchbeschreibung zu lesen ist: „Wunderschön illustriert, bringen diese Weihnachtsmärchen den magischen Zauber der Weihnacht in jedes Haus.“

Veröffentlicht am 17.10.2019

Vergiss nie deinen Weg ...

Handbuch der Alchemie
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Auf den ersten Blick wirkt das Buch rein, irgendwie „verletzlich“, besonders.
Der Einband ist broschiert, weiß, das Cover zeigt nur den Titel „Handbuch der Alchemie“ – weiße Buchstaben auf weißem Grund, ...

Auf den ersten Blick wirkt das Buch rein, irgendwie „verletzlich“, besonders.
Der Einband ist broschiert, weiß, das Cover zeigt nur den Titel „Handbuch der Alchemie“ – weiße Buchstaben auf weißem Grund, nur erkennbar daran, dass es Prägebuchstaben sind.
Dass das Buch von Armgard Schörle aus dem Buch & Bild Verlag www.schoerle.de tatsächlich besonders ist, zeigt sich bereits nach den ersten Seiten. Gedanken zur Alchemie und eine märchenhafte Geschichte, in der ein trauriges, Hilfe suchendes Kind einer Königin – nicht irgendeiner, sondern Alchymia, der Königin der Wandlung – begegnet, bilden den Auftakt. Dann folgen neun Bücher mit wunderbaren lyrischen Gedanken und Gedichten zu Themen wie Aufbruch, Zugehörigkeit, Segnungen, Werden, um nur einige zu nennen.
Mich hat das Buch von Beginn an gefangen genommen, mir Wege aufgezeigt und viele wertvolle Momente geschenkt, mich zum Träumen, zum Nachdenken, zum Lachen und zum Weinen gebracht. „Dein Weg“ sagt aufbauende Worte und rät mir, nie zu vergessen, wofür ich meinen Weg gehe. Diese Gedanken und Worte zu „Abschied“, in denen ich danke sagen darf, Abschied nehmen und dem anderen wünschen darf, dass er frei ist. …, geben mir in meiner jetzigen Situation Hilfe und Zuversicht.
Beim Lesen bin ich an vielen Stellen einfach „hängen“ geblieben und habe mich fortgeträumt. Es gibt sicherlich viele Situationen im Leben, in denen Teile dieses Buches eine willkommene Ablenkung, aber auch Möglichkeit für eine neue Blickrichtung sein können. Das Buch wird bei mir einen Platz in greifbarer Nähe behalten, schon deshalb, weil es auch Texte enthält, über die ich gern in einer Gruppe sprechen und nachdenken werde.
Wenn ich mir noch etwas wünschen dürfte: Nicht nur die Texte, sondern auch die Gesamtgestaltung des Buches sind so wertvoll, dass es bei einer neuen Auflage ein Hardcover verdient hätte.
Sehr gern empfehle ich dieses Buch allen, die Spaß daran haben, ab und zu über das Leben nachzudenken und sich inspirieren zu lassen. – Und für alle, die auf der Suche nach einem besonderen Geschenk sind: Hier ist es!

Veröffentlicht am 16.10.2019

Einzigartige Freunde

Die Eulenflüsterin
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„Eulen und Mensch ganz nah beieinander – das kann es doch nicht geben. Dabei sieht es aus, als ob sich die Eulen auf der Schulter der Frau recht wohl fühlen.“ Das waren meine Gedanken, als ich das Cover ...

„Eulen und Mensch ganz nah beieinander – das kann es doch nicht geben. Dabei sieht es aus, als ob sich die Eulen auf der Schulter der Frau recht wohl fühlen.“ Das waren meine Gedanken, als ich das Cover betrachtete. Inzwischen weiß ich es genau: Tanja Brandt ist „Die Eulenflüsterin“.
Schonungslos offen berichtet Tanja Brandt in ihrem Buch über ihr Leben. Nicht nur, dass sie das ungeliebte Kind ihrer Eltern war, sondern auch darüber, wie sie gelernt hat, mit ihren schmerzhaften Erinnerungen zu leben. Diese Offenheit imponiert mir und ist Grund dafür, dass ich mich ganz mit hineingenommen fühle in ihre Geschichte. Bereits als Kind übten Tiere eine große Faszination aus auf die Autorin und schon früh hat sie herausgefunden, dass Tiere im Gegensatz zu vielen Menschen ehrlich, fürsorglich und verlässlich sind. So hat sie durch ihre Liebe zu Tieren Glück und Geborgenheit kennengelernt. Auch „ihre“ Tiere untereinander begegnen sich mit Freundschaft und Respekt. So ist es nicht verwunderlich, dass bei einem Spaziergang eine Eule auf dem Rücken des Schäferhundes Ingo sitzt und beide die Nähe genießen.
Es macht sehr viel Spaß, den unterhaltsamen Geschichten zu folgen, deren Charme darin liegt, dass sie keiner chronologischen Folge unterliegen, sondern ganz bunt durcheinander gewürfelt sind und dennoch wohl sortiert erscheinen. Ein lebendiger und herzlicher Schreibstil lässt mich in einem Moment traurig sein und im nächsten Augenblick herzhaft lachen.
Im zweiten Teil des Buches erfährt der Leser Vieles über die verschiedenen Eulenarten, die zu Tanjas Leben gehören, aber auch über Phönix, ihren Wüstenbussard, gibt es wunderbare Geschichten. Und Berichte darüber, wie sie sich unermüdlich verletzten Tieren widmet, finden Platz in diesem außergewöhnlichen Buch. Tanja hat einen wunderbaren Lebensinhalt gefunden und sie ist eine bewundernswerte Frau mit einem großen Herzen, die ich hoch achte.
Natürlich möchte ich nicht vergessen zu erwähnen, dass Tanja Brandt eine großartige Tierfotografin ist. Der Beweis dafür sind viele wunderschöne Fotos, die ebenfalls im Buch abgebildet sind.

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