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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.11.2019

Was Mut bewirkt

Erkki, der kleine Elch – Auf sie mit Geweih!
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„...Und da verstand Lasse. Gegen die Wölfe wollte Erkki dabei sein wie die anderen Elche. Nicht irgendwo hinten bei den Hasen zum Beispiel...“

Im Wald von Tausend-Seen-Land leben die Tiere friedlich zusammen. ...

„...Und da verstand Lasse. Gegen die Wölfe wollte Erkki dabei sein wie die anderen Elche. Nicht irgendwo hinten bei den Hasen zum Beispiel...“

Im Wald von Tausend-Seen-Land leben die Tiere friedlich zusammen. Dazu gehört auch Erkki, der kleine Elch. Er ist nicht größer als Lasse, sein Freund, der Hase.
Eines Tages aber hört man Geheul über die Berge. Ein Rudel Wölfe ist auf den Weg.
Die Autoren haben ein spannendes Kinderbuch über Freundschaft und Mut geschrieben.
Im Tausend-Seen-Land beraten die Tiere, was sie gegen die Wölfe unternehmen wollen. Natürlich kommt es dabei auch zu Unstimmigkeiten, wenn Meinung auf Meinung prallt. Aber die weise Eule lenkt alles in rechte Bahnen.
Dann aber entscheidet Erkki, einen eigenen Weg zu gehen.Darüber informiert das Eingangszitat. Lasse will ihn nicht in Stich lassen und begleitet ihn auf seinem Weg den Wölfen entgegen. Beide erleben überraschende Abenteuer und finden unerwartete Hilfe, bis es zur entscheidenden Begegnung kommt.
Der Schriftstil ist kindgerecht. Trotz dem Ernst der Situation schwingt ab und an ein feiner Humor mit. Gleichzeitig lernen die Freunde eine Menge über den Umgang miteinander. Das Buch ist schon für Erstleser geeignet, passt aber auch als Vorlesebuch.
Viele farbige Bilder illustrieren die Handlung.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 17.10.2019

Entscheidungen

Winterzauber im kleinen Café an der Mühle
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„...In guten Zeiten Händchen halten können wir alle. In schlechten Zeiten nicht mehr loslassen, ist das, was wichtig ist...“

In Sophies Bistro läuft es gut. Gerade ist das Fernsehen verschwunden, das ...

„...In guten Zeiten Händchen halten können wir alle. In schlechten Zeiten nicht mehr loslassen, ist das, was wichtig ist...“

In Sophies Bistro läuft es gut. Gerade ist das Fernsehen verschwunden, das ein Interview mit ihr aufgezeichnet hat. Auf Grund der vielen Bestellungen denkt Sophie über einen weiteren Raum nach. Außerdem wollen sowohl der Ortsverein von Wümmerscheid als auch der von Sollensbach im Cafè eine Sitzung abhalten. Beide in einem Raum aber geht gar nicht. Auch die Zusammenkunft mit Heidi und den Freundinnen sorgt für gute Stimmung.

„...Sophie fühlte sich,als wäre sie ohne Vorankündigung in ein wunderbares Familientreffen geraten. Fröhliche Bemerkungen wurden ausgetauscht, alle reden gleichzeitig...“

Am Horizont aber ziehen die ersten dunklen Wolken auf.
Die Autorin hat eine besinnliche und gleichzeitig humorvolle Vorweihnachtsgeschichte geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Für Abwechslung sorgt der Kampf der beiden Ortsteile um die „Goldene Weihnachtskerze“. Natürlich wird dabei mit allen Bandagen gekämpft. Nur dem Pfarrer geht der Hut hoch. Das klingt dann so.

„...Wir haben Advent, wir sollten uns auf das Christfest freuen, auf die Ankunft unserer Herrn. Aber was machen die beiden Dorfvereine stattdessen? Sie denken darüber nach, wie sie den anderen eins auswischen können...“

Trotzdem ist das besondere Flair der Adventszeit in der Geschichte spürbar. Schön beschrieben werden nicht nur die Tischdekorationen im Bistro.
Fein ausgearbeitete Gespräche bringen wichtige Themen auf den Punkt, das gilt insbesondere, als Sophie darüber entscheiden muss, ob sie ein geschäftliches Angebot annimmt. Gekonnt wird das Für und Wider abgewogen. Ratschläge ihrer Freunde, die sich in der Branche auskennen, helfen ihr ohne sie zu bevormunden.
Auch in der Liebe läuft nicht alles glatt. Erwin, der griesgrämige Nachbar allerdings, kannst sich dem Charme eines kleinen Mädchens nicht entziehen und zeigt plötzlich eine Weiche Seite.
Mehrere Weihnachtsrezepte ergänzen die Geschichte.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Schwieriger Weg zum Recht

Sünde des Schweigens
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„...Aber denk daran, dass du zur Verschwiegenheit verpflichtet bist. Du kannst in Teufels Küche kommen, wenn du etwas ausplauderst, was unter das Mandantengeheimnis fällt...“

Die Geschichte beginnt ungewöhnlich. ...

„...Aber denk daran, dass du zur Verschwiegenheit verpflichtet bist. Du kannst in Teufels Küche kommen, wenn du etwas ausplauderst, was unter das Mandantengeheimnis fällt...“

Die Geschichte beginnt ungewöhnlich. Als Leser darf ich Dr. Jean – Jacques Seltenreich, genannt Joja, auf den Friedhof begleiten. Er ist Anwalt in einer renommierten Kanzlei und für Verwaltungsrecht verantwortlich. Zu seinen Mandanten gehört Alfred Brendle. Ihm zuliebe nimmt Joja an der Beerdigung seiner Tochter Margarete Schönfelder teil. Sie war mit ihrem Mann im Urlaub in Mali. Beide sind dort entführt worden. Ihr Mann kehrt zurück, doch ihre sterblichen Überreste wurden erst später gefunden.
Joja wird von Margaretes Mann beauftragt, Widerspruch gegen einen Gebührenbescheid einzulegen, der ihn verpflichtet, die Überführungskosten zu tragen. Bei seinen Erkundigungen erhält Joja die Gegenstände der Toten, die aus Mali geschickt wurden. Als er sie näher betrachtet, kommt ihm ein schlimmer Verdacht. Hatte ihr Vater auf den Friedhof recht? Der sagte:

„...Erst bringt er meine Tochter um! Und jetzt...jetzt steht er auch noch lachend an ihrem offenen Grab...“

Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Spannung ergibt sich weniger aus der eigentlichen Handlung, sondern aus der moralischen Frage, ob man als Anwalt seinen Mandanten das Handwerk legen kann, wenn man von einem Verbrechen erfährt. Laut Eingangszitat ist das unmöglich.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Sehr detailliert wird Jojas Verhalten in der entsprechenden Zeit beschrieben. Ich folge ihm als Leser auf seinen Wegen durch Stuttgart und erlebe dabei seine inneren Kämpfe. Schon mit seinen Nachforschungen bewegt er sich extrem am Rande der Legalität. Das macht ihm auch sein Freund Peter, ein Strafverteidiger, deutlich.
Allerdings hat Joja nebenbei noch ein privates Problem. Die Anwaltskanzlei geht zunehmend in die Hände des Juniorchefs. Und der hat große Pläne. Dabei ist ihn das Thema Verwaltungsrecht nur im Wege, da sich damit nicht das große Geld machen lässt. Auch stimmt die Chemie wischen ihm und Joja nicht. Für den Junior zählt nur der Erfolg. Moralische Bedenken gilt es, zur Seite zu schieben. So aber kann und will Joja nicht arbeiten.
Bevor Joja an die Selbstständigkeit denkt, lässt er sich von einem gestandenen Anwalt dazu beraten. Der merkt, dass Joja gerade ziemlich fertig ist. Mit trockenen Humor stellt der Anwalt fest.

„..Wenn mein Enkel Sie so sähe, mit Ihren dunklen Augenringen, er würde sagen: Krass, der Panda kann sprechen1...“

Er lässt sich von Joja anonym sein Problem schildern. Dann bringt er ihn auf eine geniale Idee, wie Joja seine inneren Konflikte lösen kann. Das ist allerdings nicht ungefährlich und bringt Joja in Gefahr, denn Schönfelder setzt ihn unter Druck und scheut auch vor Gewalt nicht.
Ab und an blitzt in der Geschichte ein feiner Sarkasmus auf. Das klingt dann so:

„...Bei jeder Begegnung hatte Joja sich gefragt, was diesen Mann für sein Amt qualifizierte, denn mit Fachwissen vermochte er in den wenigsten Fällen zu glänzen. Wahrscheinlich störte tiefere Sachkenntnis nur den Blick für das Wesentliche...“

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die ungewöhnliche Art des Krimis zeigt, wie kompliziert Rechtsverhältnisse gegebenenfalls sein können. Schön fand ich den Dialekt an passender Stelle.

Veröffentlicht am 21.09.2019

Charleen sucht Antworten

Zitronenhimmel
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„...Wir zwei sind ein wenig aus der Welt gefallen, lass uns das Dorf zu unserem Universum machen...“

Nach dem Unfalltod ihres Mannes ist Charleen mit dem Wohnwagen an die See gefahren. Sie muss nicht ...

„...Wir zwei sind ein wenig aus der Welt gefallen, lass uns das Dorf zu unserem Universum machen...“

Nach dem Unfalltod ihres Mannes ist Charleen mit dem Wohnwagen an die See gefahren. Sie muss nicht nur den Verlust verarbeiten, sondern auch die Tatsache, dass eine Frau mit im Auto saß. Charleen ist knapp 70 Jahre und Schriftsteller. Hier hofft sie, in Ruhe schreiben zu können. Ob sie bleiben will, hat sie noch nicht entschieden. Ihre Tochter reagiert mit Unverständnis.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Gegenwartsroman geschrieben.
Im Ort hat Charleen vor allem Kontakt zu Ekkard, einem Uhrmachermeister, der wegen des Zitterns seiner Hände den Beruf aufgeben musste. Von ihm stammt das obige Zitat. Der Rest der Bewohner beäugt Charleen eher skeptisch und ergeht sich in Klatsch und Tratsch. Das klingt dann so:

„...Und könnt ihr mir mal sagen, warum die Frau Charleen dauernd eine Mütze auf den Kopf hat? Ist doch Sommer. Hat sie Läuse oder auch keine Haare mehr?...“

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er gibt geschickt Charleens momentane Unbeständigkeit und Unsicherheit wieder.
Das Besondere im Buch ist der Briefwechsel zwischen Charleen und ihrer Enkeltochter Lisa. Lisa geht in die Grundschule und beschäftigt sich gerade mit dem Themen Tod und Sterben. Unbefangen stellt sie Charleen ihre Fragen. Und die muss erst einmal für sich selbst Antworten finden. Genau in diesem Suchen nach Antworten wird deutlich, wie unsicher Charleen selbst ist. Sie ist aufgewachsen mit dem Bild des strafenden Gottes. In ihren Briefen weist sie Lisa auf verschiedenen Möglichkeiten des Lebens nach dem Tod hin. Schön finde ich folgenden Satz von ihr:

„...Solange du einen Menschen liebst und ihm auch nach dem Tod deine Liebe mitgibst und sie bewahrst, ist dieser Mensch bei dir...“

Der Briefwechsel regt Charleen auch an, ihre erste Lesung schwerpunktmäßig zum Thema Tod zu machen. Dabei trägt sie einige ihrer Gedichte vor. Die sollte man als Leser in Ruhe auf sich wirken lassen.
Charleen lässt mich auch an ihren Ausflügen in die Umgebung teilnehmen. Dadurch lerne ich manch örtliche Besonderheit kennen und erfahre geschichtliche Zusammenhänge.
Dann muss sie ihren Stellplatz räumen. Ihr wird eine Häuschen angeboten mit der Maßgabe, im anliegenden Schuppen eventuell wieder einen Bücherladen zu eröffnen. Wird sie den Neuanfang wagen?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Da die Protagonistin selbst eine Fragende ist, wirken ihre Antworten an die Enkeltochter aufrichtig.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Spuren des Krieges

Die Ärztin: Die Wege der Liebe
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„...Jedes Leben ist letztlich nicht mehr als ein Funke in der Ewigkeit, der rasend schnell verglüht. Man muss ihn liebevoll behandeln, diesen kleinen Funken...“

Wir schreiben Weihnachten 1914. Die Ärzte ...

„...Jedes Leben ist letztlich nicht mehr als ein Funke in der Ewigkeit, der rasend schnell verglüht. Man muss ihn liebevoll behandeln, diesen kleinen Funken...“

Wir schreiben Weihnachten 1914. Die Ärzte Ricarda und Siegfried sind aus China nach Berlin zurückkehrt. Der Krieg hat schon die ersten Spuren in der Familie hinterlassen. Ricardas Sohn Georg hat sich freiwillig an die Front gemeldet. Auch alle drei Neffen sind im Krieg.
Henny, die ältere Tochter und ebenfalls Ärztin, hat sich unsterblich in Victor Vandenberg, den Sohn von Florentine, verliebt. Er hat sowohl die deutsche als auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ricarda ist gegen diese Heirat. Die Gründe liegen tief in ihrer Vergangenheit. Das aber führt zum Zerwürfnis mit der Tochter. Die geht mit Victor in die USA, auch weil Victor nicht zum Militär möchte.
Toni, das Nesthäkchen träumt davon, Tierärztin zu werden. Sie arbeitet in ihrer Freizeit im Zoo. Ein Studium der Tiermedizin aber ist für Frauen noch nicht möglich.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Es ist der dritte Teil der Serie. Obwohl ich die ersten beiden Teile noch nicht kenne, hatte ich kein Problem, dem Geschehen zu folgen.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er passt sich gekonnt dem Inhalt an.
Obwohl das Zeitgeschehen nur kurz berührt wird, spielen seine Folgen in der Handlung eine zunehmende Rolle. Ricarda muss ihre Praxis aufgeben. Das ist der Länge des Krieges und dem fehlenden Geld geschuldet. Sie arbeitet nun als Ärztin an der Charité. Dort trifft sie zunehmend auf junge Frauen, denen bei die Arbeit in Munitionsfabriken schwere Verletzungen zugeführt werden.
Zu den inhaltsreichsten Gesprächen gehört das zwischen Ricarda und ihrer Schwester Rosel. Es geht um den Krieg und die unterschiedliche Einstellungen dazu. Ricarda konstatiert:

„....Dieser Krieg war vorauszuahnen. Ich selbst hätte ihn kommen sehen können...“

Ricarda ist es gewohnt, ihre Meinung zu sagen. Das kommt nicht immer gut an. Sie ahnt die Gefahren der Spanischen Grippe, wird aber zum Stillhalten verdonnert. Als ihr nach dem Krieg ein ehemaliger Offizier vor die Nase gesetzt wird, eskaliert die Situation .

„...Die Männer sind zurück aus dem Krieg, und schon gelten die Rechte der Frauen nichts mehr...“

Während Toni nach dem Krieg erst einmal ihre Jugend genießt, Jazzmusik und Tanz kennenlernt, muss Henny in Amerika erkennen, dass das Leben in Los Angeles nur ein schöner Schein ist. Es dauert etwas, bis sie begreift, dass sie einen Neuanfang braucht.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die innere Spannung resultiert aus den komplexen Beziehungen der Protagonisten, aber auch aus den schwierigen Zeitverhältnissen. Noch müssen Frauen hart um jedes Recht kämpfen. In dem Umkreis der Familie prallen unterschiedliche Meinungen hart aufeinander. Verlust und Trauer bleiben nicht aus. Jeder geht anders damit um.