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Veröffentlicht am 07.11.2019

Bezaubernder weihnachtlicher Liebesroman

Stille Nacht, flauschige Nacht
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Die Hauptpersonen in Petra Schiers diesjährigem Weihnachtsroman sind Patrick Sternbach und Angelique Sahrmüller. Beide kennt man bereits aus dem Weihnachtsroman vom letzten Jahr, als es um Patricks Bruder ...

Die Hauptpersonen in Petra Schiers diesjährigem Weihnachtsroman sind Patrick Sternbach und Angelique Sahrmüller. Beide kennt man bereits aus dem Weihnachtsroman vom letzten Jahr, als es um Patricks Bruder Justus und Angeliques beste Freundin Laura ging. Auch Patricks Situation wurde in „Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder“ bereits angerissen. Er hat sich ein gut gehendes Bauunternehmen aufgebaut, und seit vor einem Jahr ihre Mutter gestorben ist, leben seine Kinder, die Zwillinge Jessica und Joel, bei ihm. Inzwischen gehört auch Hund Oskar zur Familie, auch wenn dieser die Sache etwas anders sieht, denn er ist der festen Meinung, ein Streuner zu sein und bald wieder auf Wanderschaft gehen zu wollen. Dieses Vorhaben schiebt Oskar jedoch immer wieder auf, da er sich bei den Sternbachs sehr wohl fühlt und ihm die Kinder ans Herz gewachsen sind. Oskars Meinung ist immer wieder zwischendurch kursiv gedruckt eingestreut, denn das ist das Besondere an Petra Schiers Romanen, dass sie auch ihren vierbeinigen Protagonisten eine Stimme gibt. Die Hunde in ihren Romanen sind nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern haben ihren eigenen Kopf und meist auch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, die sie von Santa Claus und seinen Weihnachtselfen mitgeteilt bekommen.
Auch die Abschnitte, wenn man Einblick in Santas Weihnachtswerkstatt bekommt, sind alljährlich ein Highlight in Petra Schiers Weihnachtsromanen. Bei Santa und seinen Elfen ist die Schaltzentrale, von wo aus Wünsche erfüllt werden. Diesmal geht es um Joel Sternbachs Wunschzettel, der ganz schön umfangreich ist. Neben einigen Dingen, die sich Jungen in seinem Alter so wünschen, schüttet er Santa sein Herz aus, denn das Ehepaar Meininger, Joels und Jessicas Großeltern mütterlicherseits, streben einen Sorgerechtsstreit gegen ihren unerwünschten Schwiegersohn an. Das belastet sowohl Patrick als auch seine Kinder sehr. Dazu kommt ein Personalengpass im Bauunternehmen, so dass Patrick kaum Zeit für seine Zwillinge hat.
Hier kommt nun Angelique ins Spiel. Sie kennt Patrick ebenfalls schon seit einem Jahr, und damals war die erste Begegnung katastrophal.
Laura hat nun die Idee, Angelique könne doch bei Patrick in der Firma als Assistentin aushelfen. Angelique nimmt die Herausforderung an, und schon prallen die Meinungen aufeinander. Patrick braucht dringend Hilfe in der Firma, was er nur ungern eingesteht, denn er möchte die Fäden nicht aus der Hand geben, während Angelique das reinste Organisationstalent ist und sehr bald einiges in der Firma umgestaltet, was Patrick gar nicht gefällt.
Auch vor Patricks Privatleben macht Angelique nicht Halt, denn sie spürt, dass auch da ihre Hilfe gebraucht wird, und die Kinder so wie auch Oskar haben sie schnell ins Herz geschlossen. Nur Patrick will sich selbst nicht eingestehen, dass er Angelique sehr braucht und sie ganz und gar nicht so übel findet wie anfangs gedacht.
Die Rahmenhandlung um die Protagonisten ist wieder ganz wunderbar weihnachtlich, und man trifft viele „alte Bekannte“ aus früheren Büchern wieder. Da ist einmal die sympathische und ein wenig chaotische Familie Sternbach, und auch heuer findet im Haus der Eltern wieder ein traditioneller Adventsbacktag statt, an dem sich alle beteiligen.
Auch mehrere Besuche auf dem Weihnachtsmarkt stehen wieder auf dem Programm, und dort dreht sich, wie in jedem Jahr, das nostalgische Karussell. Klaus, der Besitzer, bietet auch diesmal wieder etwas Besonderes an, nämlich abendliche Fahrten für Verliebte, und der Schausteller behauptet nicht von ungefähr, dass in den Gondeln schon einige Ehen geschlossen wurden und einige Herzen zueinander gefunden haben.
Die sympathischen Protagonisten und die vertraute, heimelige Atmosphäre, die in der Geschichte vorherrscht, machen den Roman für mich zu einem besonderen, romantischen Lesevergnügen, wie ich es mir für die Vorweihnachtszeit wünsche.
Wie gewohnt, besteht auch dieses Buch heuer wieder aus 25 Kapiteln, so dass man es auch als Adventskalender lesen könnte. Aber ich gebe zu, mir ist dies noch in keinem Jahr gelungen, denn ich schaffe es einfach nicht, das Buch nach einem Kapitel bis zum nächsten Tag zur Seite zu legen, dazu bin ich viel zu gespannt, wie die Sache ausgeht.
Es ist einfach schön, die vertrauten Personen wieder zu „besuchen“, und man kann gut an die Erinnerungen aus dem Vorjahr anknüpfen, wobei dies natürlich keine Voraussetzung ist, denn jedes Buch kann selbstverständlich auch für sich allein gelesen werden. Dies war nicht der erste Roman und hoffentlich auch nicht der letzte um diese sympathische Familie. Kleine Andeutungen in der Handlung weisen aber schon darauf hin, dass wir vermutlich auch im nächsten Jahr wieder von den zweibeinigen und auch von den vierbeinigen Sternbachs hören werden. Ich freue mich schon sehr darauf.

Veröffentlicht am 05.11.2019

Fränkischer Regionalkrimi vom Feinsten

Schnüffelei und Schäufele
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In der Vergangenheit hat die Autorin einen historischen Roman und jede Menge regionaler Kochbücher verfasst. „Schnüffelei und Schäufele“ ist ihr erster Krimi, aber nicht irgendeiner, sondern ein ganz besonderer! ...

In der Vergangenheit hat die Autorin einen historischen Roman und jede Menge regionaler Kochbücher verfasst. „Schnüffelei und Schäufele“ ist ihr erster Krimi, aber nicht irgendeiner, sondern ein ganz besonderer! Birgit Ringlein ist gebürtige Oberfränkin, und ihr Genusskrimi ist im oberfränkischen Dialekt verfasst. Sowohl der Autorin als auch ihrer Lektorin kann ich nur gratulieren, denn (nicht nur) sprachlich ist der Krimi bestens gelungen. Durch die Mundart kommt Lokalkolorit auf, und doch ist das Geschriebene meines Erachtens auch für Leser außerhalb Frankens und Bayerns gut verständlich.
Die Heldin und heimliche Ermittlerin in der Geschichte ist die Köchin Dora Dotterweich, die auf Schloss Lauenfels in der Fränkischen Schweiz die gräfliche Familie bekocht. Wenn es nach dem Juniorchef geht, möchte dieser das Schloss für die Öffentlichkeit zugänglich machen und unter Doras Regie auch eine stimmungsvolle Schlosswirtschaft eröffnen. Der alte Graf ist absolut dagegen, aber eines Tages findet man seine Leiche im Schlosskeller.
Zu Ermittlungszwecken kommen einige Mitarbeiter der Kripo Bamberg aufs Schloss, unter anderem Hauptkommissar Janzen, der ursprünglich aus Norddeutschland stammt, was Dora an seinem Dialekt unschwer erkennt. Janzen wagt es doch tatsächlich, Doras legendäres Schäufele mit einem Labskaus zu vergleichen! Aber schnell kann die exzellente Köchin Janzen und seinen Kollegen Maunzer mit ihren fränkischen Gerichten überzeugen, denn die Kriminalbeamten stärken sich für ihre anstrengenden Ermittlungen nur allzu gerne in Doras Küche.
Dora wiederum möchte die Ermittlungen im Mordfall aber nicht allein der Kripo überlassen und begibt sich eigenhändig auf Spurensuche. Ihr Forscherdrang wird ihr dabei mehrmals fast zum Verhängnis.

Der Krimi ist aus Doras Sicht in der 1. Person geschrieben. Man begleitet die wagemutige Heldin bei all ihren Aktionen, die oft ganz schön riskant sind. Ich habe dieses Buch mit großem Vergnügen und in einem Rutsch gelesen, denn die Handlung entwickelt sich sehr spannend. Die Autorin hat hier die ideale Balace zwischen Humor und Ernsthaftigkeit gefunden und stellt ihren Lesern einige interessante Charaktere vor. Die regionale Atmosphäre kommt toll zum Ausdruck, nicht allein durch die fränkische Sprache, sondern auch durch die Beschreibungen von Land und Leuten. Birgit Ringlein hat viele oberfränkische Rezepte in die Handlung integriert, und man erfährt zwischen den Kapiteln, womit Dora die Bewohner von Schloss Lauenfels und ab und zu auch die beiden Kommissare verwöhnt. Am Ende des Buches findet man ein Rezeptregister, so dass der Krimi zugleich ein regionales Kochbuch darstellt.
Die fesselnde Handlung und die eingefügten Rezepte machen dieses Buch in mehrfacher Hinsicht zu einem Genuss. Auch wenn ich den Krimi nun zu Ende gelesen habe, werde ich das Buch doch weiterhin öfter zur Hand nehmen, denn ich habe einige Rezepte entdeckt, die ich unbedingt ausprobieren möchte.

Veröffentlicht am 04.11.2019

Mimi Reventlows kleines Weihnachtswunder

Die Fotografin - Weihnachten im Fotoatelier
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Diese Kurzgeschichte gibt es nur als eBook, und sie kann jederzeit unabhängig, neben der Fotografin-Reihe um Mimi Reventlow, gelesen werden.
Die Geschichte erzählt eine Episode aus Mimis Zeit als Wanderfotografin. ...

Diese Kurzgeschichte gibt es nur als eBook, und sie kann jederzeit unabhängig, neben der Fotografin-Reihe um Mimi Reventlow, gelesen werden.
Die Geschichte erzählt eine Episode aus Mimis Zeit als Wanderfotografin. Am Bodensee soll Mimi über die Weihnachtstage die Vertretung in einem kleinen Fotoatelier übernehmen. Anfangs macht das Fotoatelier einen sehr ruhigen Eindruck. Hier scheint nicht viel los zu sein, und Mimi stellt sich schon einmal auf ruhige Feiertage ein. Aber wer denkt, dass das so bleibt, hat nicht mit Mimis Einfallsreichtum und Tatendrang gerechnet. Mit Energie, Geduld und Einfühlungsvermögen schafft es Mimi, einigen Bewohnern des kleinen Städtchens, in dem das Fotoatelier liegt, eine besondere Weihnachtsfreude zu bereiten und das, ohne es wirklich zu ahnen.
Wie die ganze Reihe um die sympathische Fotografin Mimi, ist auch diese kleine Geschichte sehr lebendig dargestellt und mit vielen kleinen Begebenheiten und Ideen ausgeschmückt. Mit dem, was Mimi für andere tut, bereitet sie sich selbst eine Weihnachtsfreude.
Dies ist wunderbares kleines Weihnachtsgeschenk der Autorin an ihre Leser, eine bezaubernde kleine Geschichte über eine liebenswerte und mutige junge Frau und über Menschlichkeit, die ideale Lektüre für einen gemütlichen Abend in der Advents- und Weihnachtszeit oder zwischen den Jahren.

Veröffentlicht am 29.10.2019

Ein wahrer Fundus für alle, die mit Vorschulkindern arbeiten

Das große Aktions- und Vorlesebuch für Vorschulkinder
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Dieses wirklich sinnvoll und gut gemachte Buch enthält Geschichten zu verschiedenen pädagogischen Themenbereichen. Es sind insgesamt zwanzig Geschichten enthalten.
In der Einleitung gibt es erst einmal ...

Dieses wirklich sinnvoll und gut gemachte Buch enthält Geschichten zu verschiedenen pädagogischen Themenbereichen. Es sind insgesamt zwanzig Geschichten enthalten.
In der Einleitung gibt es erst einmal eine kleine Einführung in pädagogisches Wissen und zu den verschiedenen Fähigkeiten, die Kinder bei Schuleintritt haben sollten. Hier geht es nicht in erster Linie um Wissensvermittlung zu den Schulfächern, sondern um allgemeine und soziale Kompetenzen, die wichtig sind.
Alle zwanzig Geschichten haben ihr eigenes Thema, zum Beispiel "Ängste bewältigen", "Rechts-Links-Orientierung", "Fingermotorik", "Konflikte lösen" und viele andere. Diese sind jeweils an der großen, aussagekräftigen Überschrift erkennbar.
Kleine Smileys, die in der Einleitung vorgestellt werden, zeigen übersichtlich die angesprochenen Themenbereiche, denn diese überschneiden sich zum Teil, da einige Fähigkeiten zusammenspielen. Beispielsweise handelt eine Geschichte vom Gleichgewicht halten, wobei diese Fähigkeit nicht nur für sich steht, sondern auch wichtig für die geistige Entwicklung ist, denn es wurden bereits Zusammenhänge zwischen fehlendem Gleichgewicht und einer Rechenschwäche erforscht und erkannt.
An jede Geschichte schließen sich Impulsfragen an, durch die man die Kinder dazu animiert, sich intensiver mit dem jeweiligen Thema zu beschäftigen und gleichzeitig auch den aktuellen Kenntnisstand ermitteln kann.
Außerdem folgen Aktionsanregungen, die helfen, kleine Defizite und Schwächen bei den genannten Fähigkeiten gezielt auszugleichen, indem Erzieher oder Eltern spielerische Aufgaben in den Kindergartenalltag oder auch zuhause einbinden. Beim genannten Thema „Gleichgewicht halten“ kann man die Kinder beispielsweise auf einem gezogenen Strich oder auf einem Mäuerchen, Baumstamm etc. balancieren lassen. So werden die Fähigkeiten ganz nebenbei trainiert und verbessert.
Hier hat man einen umfangreichen und kompetenten Ratgeber und zugleich ein schönes Geschichtenbuch an der Hand.

Veröffentlicht am 21.10.2019

Stille Wasser sind tief!

Stille Havel
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Endlich gab es ein „Wiedersehen“ mit Toni Sanftleben und seinem Ermittlerteam. Wie man es von Tim Piepers Krimis gewohnt ist, gibt es auch diesmal einen Prolog, der gleich neugierig auf die Geschichte ...

Endlich gab es ein „Wiedersehen“ mit Toni Sanftleben und seinem Ermittlerteam. Wie man es von Tim Piepers Krimis gewohnt ist, gibt es auch diesmal einen Prolog, der gleich neugierig auf die Geschichte macht. Die Handlung spielt abwechselnd in zwei verschiedenen Zeiten. Da gibt es einmal den Erzählstrang in der Gegenwart, wo Toni Sanftleben mit dem Mord an einem Kunstsachverständigen konfrontiert wird. Der zweite Handlungsstrang führt in die Zeit des 2. Weltkriegs. Hier lernt man Lydia kennen, eine junge Frau aus ärmsten Verhältnissen, die sich fest vorgenommen hat, etwas aus ihrer Zukunft zu machen und dem gewalttätigen Vater zu entfliehen. Lydia möchte Schauspielerin werden und nimmt entsprechenden Unterricht. Der Weg nach oben, zum gefragten Star, erweist sich als eine Gratwanderung, denn auch die Filmwelt und die UFA werden von den Nazis beeinflusst, und nur der kann etwas in seinem Leben erreichen, wer sich den Spielregeln anpasst.
Lydias Geschichte in der Vergangenheit ist sehr komplex und ihr Weg alles andere als geradlinig. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der damaligen Zeit sind mit viel Hintergrundwissen dargestellt. Man begegnet vielen dominanten Persönlichkeiten aus der Hitlerzeit, sowohl aus der Filmszene als auch aus der Politik. Die lebendigen und sehr authentisch geschilderten Ereignisse zeugen von einer gründlichen und tiefgehenden Recherchearbeit und haben mir so manche Gänsehaut beschert.
Was die damalige Geschichte mit dem aktuellen Mordfall zu tun hat, wird erst nach und nach klar, wenn sich die Handlungsstränge annähern und zuletzt miteinander verschmelzen. Wieder einmal ist es Tim Pieper gelungen, mich von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln, zum einen mit einer spannenden Krimihandlung, aber auch mit vielschichtigen Charakteren und einem dunklen Geheimnis, das entdeckt werden will. Ganz nebenbei habe ich in diesem Krimi einiges über die dunkelste Zeit deutscher Geschichte erfahren, was ich bisher noch nicht wusste.
Dies ist bereits der vierte Havel-Krimi des Autors. Ich habe sie alle gelesen und dabei auch mit regem Interesse Toni Sanftlebens persönliches Schicksal verfolgt, denn auch hier gibt es immer wieder überraschende Wendungen. Bei jeder Neuerscheinung aus dieser Krimi-Reihe war ich bisher begeistert, und jedes Mal dachte ich, es könne keine Steigerungen mehr geben. Aber dieses Buch ist noch besser als seine Vorgänger, und Tim Pieper hat sich wieder einmal selbst übertroffen.
Obwohl die Handlung der einzelnen Havel-Krimis chronologisch fortlaufend angelegt ist, kann man jeden Band auch für sich lesen, denn der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen. Auch für diejenigen, die erst mit dem aktuellen Band eingestiegen sind, lohnt es sich, die vorherigen Bände noch nachzuholen, denn jeder für sich bietet fesselnden Lesegenuss.