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Veröffentlicht am 23.10.2019

Ein echter Page-Turner!

Die geliehene Schuld
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Was passiert mit einem Land, mit einem Leben, nach dem Krieg? Wie umgehen mit Gut und Böse? Claire Winter schreibt in ihrem Roman „Die geliehene Schuld“ über die Irrungen und Wirrungen, die ein Kriegsende ...

Was passiert mit einem Land, mit einem Leben, nach dem Krieg? Wie umgehen mit Gut und Böse? Claire Winter schreibt in ihrem Roman „Die geliehene Schuld“ über die Irrungen und Wirrungen, die ein Kriegsende bringen kann.

Berlin 1949. Jonathan, seines Zeichens Journalist wird auf grausame Weise von einem LKW erfasst. Seine Botschaft jedoch ist unterwegs. Wenige Tage später erhält Vera Lessing sein Paket: ein wirres Durcheinander von Notizen und Informationen ohne scheinbaren Zusammenhang. Vera wird klar, Jonathan war auf der Spur von etwas Großem und sein Wissen kostete ihn das Leben.

"Dann bin ich doppelt froh, dass wir den Krieg verloren haben, denn ich wäre niemals bereit gewesen, Mörder als Helden zu feiern."

Claire Winter war mir schon vor diesem Buch ein Begriff, denn ich war bereits von anderen Werken begeistert. Die Kombination aus geschichtlicher Akkuratesse, faszinierenden Wendungen und authentischen Menschen – denn ihre Romanfiguren sind zu lebendig, um nur als solche bezeichnet zu werden – ist auch in diesem Roman in klassischer Claire Winter Manier, perfekt gelungen.

Der Schreibstil ist leichtgängig und flüssig, ohne irrelevant zu erscheinen und die Vielfalt der auftretenden Kontroversen so gut verpackt, ohne dass einem der Kopf raucht. Ein echter Page-Turner! So macht es Spaß auf jeder Seite überrascht zu werden und selbst einen knapp 600 Seiten Schmöker in Null Komma Nichts wegzulesen, daher auch die eher sporadischen Informationen zum Inhalt: Claire Winters Romane muss man unvoreingenommen selbst entdecken!

"Sie sind nicht alle gleich. Du kannst nicht jeden von ihnen hassen. Wenn sie für dich immer nur ‚die Deutschen‘ sind, bist du nicht anders als die, die immer von ‚den Juden‘ sprechen…"

Insgesamt ein brillanter Roman, in dem Claire Winter erneut zeigt, das Gut und Böse oft schwer zu definieren sind.

Veröffentlicht am 23.10.2019

Außergewöhnliche Perspektive sehr überzeugend!

Ruf der Wildnis
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Der Hund, der Mensch, die Wildnis. Eine Evolution auf 100 Seiten. Jack London schreibt in „Ruf der Wildnis“ aus Hundesicht über die verschiedenen Beziehungen zwischen Hund und Mensch und kehrt auf seiner ...

Der Hund, der Mensch, die Wildnis. Eine Evolution auf 100 Seiten. Jack London schreibt in „Ruf der Wildnis“ aus Hundesicht über die verschiedenen Beziehungen zwischen Hund und Mensch und kehrt auf seiner Schlittenfahrt durch Alaska bis zum wölfischen Ursprung zurück.

"Kein Wunder jedoch, dass die Menschen den Hunden nicht gewachsen waren; sie wurden nicht einmal mit sich selber fertig."

Buck führt kein schlechtes Leben. Weitgehend in Ruhe gelassen lebt der Bernhardiner-Schäferhund-Mischling in guten Verhältnissen, ab und zu mit auf die Jagd, viel faulenzen, ein paar Handtaschenhunde als Zeitvertreib. Doch als der Gärtner ins eines Nachts entführt und verkauft beginnt seine Reise in das kalte Alaska. Als Schlittenhund soll der große, starke Hund sich nun beweisen, doch ist dies schwieriger als erwartet.

Zugegeben anfangs war ich äußerst skeptisch von der gewählten Perspektive – ein Buch aus Hundesicht? Das konnte ja nur furchtbar kitschig oder unsagbar stupide und lächerlich werden. Doch weit gefehlt! Es zeugt von sehr viel Empathie und Schreibtalent um so eine außergewöhnliche Idee derart gut zu verpacken. Auch der Einblick in das Leben als Schlittenhund war sehr interessant. Auffällig hier, dass das Buch doch sehr von Gewaltdarstellungen lebt, sei es zwischen Mensch und Hund, Hund und Hund oder anderen Tieren. Für Menschen mit schwachen Nerven daher vielleicht nicht bedenkenlos weiterzuempfehlen.

Für mich enorm spannend, innovativ und eine tolle Einordnung der Beziehung von Hund und Mensch, denn diese können eben nicht nur beste Freunde sein, sondern auch schlimmste Feinde.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Wiedersehen macht Freude, Abschiednehmen manchmal auch

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte
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15 Jahre mussten die Fans von Cecelia Aherns „P.S. Ich liebe dich“ sich gedulden und nun hat das Warten ein Ende und die Autorin entführt uns in „Postscript“ erneut in das Leben von Holly Kennedy.

Gerry ...

15 Jahre mussten die Fans von Cecelia Aherns „P.S. Ich liebe dich“ sich gedulden und nun hat das Warten ein Ende und die Autorin entführt uns in „Postscript“ erneut in das Leben von Holly Kennedy.

Gerry ist tot. Die Jahre vergehen und die Briefe, die er seiner Ehefrau zurückgelassen hat, um ihr zu helfen den Verlust zu überwinden, sind unvergessen. Holly hat es nie ganz geschafft ihren geliebten Gerry loszulassen und dennoch ermutigt ihre Schwester sie Jahre später an einem Podcast zum Thema „Wie sprechen wir über den Tod?“ teilzunehmen. Was Holly nicht ahnen konnte: hunderte Menschen erfahren ihre Geschichte und unweigerlich entspinnen sich weitere Konsequenzen. Einige sterbenskranke Menschen haben sich zusammengeschlossen, mit einem Ziel: ihren Liebsten eine letzte Botschaft hinterlassen, wie Gerry es getan hat. Sie bitten Holly die Rolle ihrer Mentorin zu übernehmen, doch will Holly das überhaupt? Waren Gerrys Briefe nicht etwas ganz Privates? Ist sie bereit Leben und Tod mit diesen Fremden zu teilen?

„Wir erinnern uns oft nicht daran, wie wir uns begegnet sind, aber meistens wissen wir noch genau, wie wir voneinander Abschied genommen haben.“

Cecelia Ahern ist ein grandios emotionaler Roman gelungen, der von der ersten bis zur letzten Seite von Lächeln bis Tränen alles zu bieten hat. Meine Befürchtung war nach so vielen vergangenen Jahren zwischen den beiden Teilen nicht gut in die Geschichte gekommen, doch alle Zweifel blieben unbegründet, denn es handelt sich um eine unabhängige Geschichte. Selbst ohne den ersten Teil gelesen zu haben kann man Holly und die Handlung gut nachvollziehen.

Das Thema Sterben und Tod so omnipräsent in einen Roman zu verweben ist immer ein Risiko, aber hier toll umgesetzt. Die Geschichte ist weder zu schwer, noch besonders kitschig. Durch den einfachen, einfühlsamen und dennoch humorvollen Schreibstil fällt es nicht schwer in die Thematik abzutauchen und die Seiten vergehen wie im Flug.

Auch die vielen, sehr verschiedenen Figuren machen das Buch zu etwas besonderem. Seien es die Altbekannten, wie Holly mit ihrer zerrissenen, empathischen Art, ihre Freundinnen Denise und Sharon oder ihre tolle, liebevolle Familie, Wiedersehen macht Freude. Doch auch die neuen Figuren sind sehr individuell angelegt, von jung bis alt, Spaßvogel bis Mauerblümchen, schwerem Schicksal bis Leichtigkeit ist alles vertreten, sodass das Kennenlernen Spaß macht.


Alles in allem also ein toller Roman, der unter der Last des Sterbens nicht zusammenbricht.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Hundefreunde aufgepasst!

Glück ist meine Lieblingsfarbe
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Schließ die Augen und stell dir vor die Sonne scheint dir ins Gesicht, du kannst die salzige Meeresbrise riechen und von allen Seiten fliegen dir spanische Wortfetzen und freudiges Hundegebell entgegen.

Oder ...

Schließ die Augen und stell dir vor die Sonne scheint dir ins Gesicht, du kannst die salzige Meeresbrise riechen und von allen Seiten fliegen dir spanische Wortfetzen und freudiges Hundegebell entgegen.

Oder du ließt Kristina Günaks neusten Sommerroman „Glück ist meine Lieblingsfarbe“ und begleitest die deutsche Aussteigerin Juli während ihres Abenteuers auf La Palma.

Nachdem sie ihrem tristen Bürojob im kühlen Hamburg entflohen ist gibt es für Juli nur ein Ziel: herausfinden wer sie eigentlich ist und was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Akten sortieren kann doch noch nicht alles gewesen sein. Und wo soll der Neustart besser gelingen, als auf der idyllischen Kanareninsel? Doch unerwarteter Weise wirft sie dort nicht nur ein gutaussehender, junger Mann aus der Bahn, nein, ein kleiner, verlassener Hund braucht dringend ein liebevolles zu Hause. Doch ist Juli wirklich schon bereit für so viel Verantwortung?

„Herz öffnen statt Kopf zerbrechen.“

Mit sehr viel Liebe zum Detail und einer ordentlichen Portion Humor schafft Kristina Günak für mich eines der schönsten Bücher dieses Sommers.
Jeder einzelne Charakter ist so einfühlsam und mit so viel Leichtigkeit ausgearbeitet, ohne dass es fade oder zu flach wirkt. Jeder von ihnen fand sofort einen Platz in meinem Herzen. Sei es die witzige Plaudertasche Juli, der gutherzige Immobilienmakler Quinn, die Marias bei denen man nie so ganz weiß, welche gerade eigentlich gemeint ist, der allseits beliebte Pedro, der freche Malte. Alle bekommen ihren ganz besonderen Raum in der Geschichte und nehmen einen auf, als wäre man Teil der Clique.
Es ist schön, zu beobachten wie sich Juli und Quinn auf ihrem Weg zu sich selbst immer wieder begegnen und sich nach einigen Startschwierigkeiten endlich näher kommen. Und auch die Freunde der beiden werden einem mit jedem Satz sympathischer, gerade die Tierischen.
Denn ein zentraler Punkt, neben der wunderschönen Liebesgeschichte, ist eine von Julis großen Leidenschaften. Ihre Liebe zu Hunden. Günak schafft es hier die zahlreichen Hunde nicht nur wie langweilige Accessoires wirken zu lassen, sondern gibt jedem von ihnen einen ganz individuellen Charakter und haucht ihnen so eine gehörige Portion Leben ein. Egal ob aufgedreht, ängstlich, dominant, intelligent, hier findet alles seinen Platz. Man sieht im einen Moment das freudige Schwanzwedeln vor Augen, im anderen würde man sich am liebsten mit in einer dunklen Ecke zusammenrollen und auf bessere Zeiten warten.
Ganz besonders war für mich auch die spanische Umgebung. Man fühlt sich sofort auf La Palma versetzt und macht in Gedanken selbst ausgiebig Urlaub zwischen Bergen und Meer. Einfach herrlich.

Tipp von mir: Hebt euch das Buch für den Sommerurlaub auf, dann müsst ihr es nicht aus der Hand legen und könnt die volle Ladung kanarisches Flair in einem Zug genießen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Humor
  • Gefühl
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 27.03.2019

Kubanisches Flair und viel zu erleben

Das schönste Mädchen Havannas
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Ein Buch, das man nicht einfach liest. Man erlebt es. Riecht die Schmetterlingslilien. Schmeckt den Forajido. Fühlt jede einzelne Seite.

Susana López Rubio entführt den Leser in „Das schönste Mädchen ...

Ein Buch, das man nicht einfach liest. Man erlebt es. Riecht die Schmetterlingslilien. Schmeckt den Forajido. Fühlt jede einzelne Seite.



Susana López Rubio entführt den Leser in „Das schönste Mädchen Havannas“ in die kubanische Hauptstadt, mit ihrem karibischen Charme und entführt in einen Urlaub mit Freunden, nicht nur Charakteren.

contenido:
Der junge Asturier Patricio verlässt seine Heimat, um im karibischen Kuba ein neues Leben zu beginnen. Mit der Zeit findet er nicht nur viele Freunde und entdeckt sein großes Verkaufstalent, das er schon bald im prunkvollsten Kaufhaus Havannas, El Encanto, unter Beweis stellen kann. Patricio trifft dort auf die wunderschöne Kubanerin Gloria, doch sie ist die Ehefrau von César Valdés, dem berüchtigtsten und gefürchtetsten Mann des ganzen Landes. Es beginnt eine Geschichte zwischen Liebe und Gefahr.

>> Ist sie nicht anmutig anzusehen; mit dem schmeichelnden Gang und der unvergleichlichen Grazie kann sie nur Kubanerin sein.<<

opinión:
Susana López Rubio ist die perfekte Mischung zwischen unbeschwertem Urlaubsgefühl und fesselnder Dramatik gelungen. Von der ersten Seite an taucht der Leser in eine andere Welt ab, steigt gemeinsam mit Patricio vom Schiff auf die wunderschöne Insel Kuba. Der Autorin gelingt es so unbeschreiblich gut eine Atmosphäre um diesen Ort aufzubauen, sodass man die Sonne und die Meeresluft förmlich spüren kann, die Musik hört, die bunten Kleider vor seinem inneren Auge tanzen sieht und sich sofort einen Cocktail in die Hand wünscht.
Faszinierend sind auch die vielen liebevoll ausgearbeiteten Charaktere, denn nicht nur Patricio und Gloria werden mit viel Liebe zum Detail, sehr einfühlsam zum Leben erweckt, sondern auch jede andere Figur des Buches. Patricios beste Freunde, der einfühlsame Guzmán, der immer zur Stelle ist, wenn seine Freunde ihn brauchen oder der witzige, kämpferische Grescas, der mir besonders gefallen hat. Glorias leicht verrückte, liebevolle Hexen-Großmutter, die einen in alte kubanische Märchen entführt. Der intensiv und furchtlos beschriebene Bösewicht César. Oder all die anderen, die trotz der Vielzahl an verschiedensten Charakteren nie fade, unnötig oder gar fehl am Platz wirken. Jeder bekam einen angemessenen Platz in der Geschichte und blieb keine farblose Nebenfigur am Rande.
Die ganze Handlung ist so vielfältig, wie die Menschen, die sie beinhaltet, während man auf der einen Seite noch in einer Bodega Cocktails trinkt, steckt man auf der nächsten Seite mitten im wuseligen El Encanto, träumt mir Patricio oder erlebt mit Gloria die Schrecken einer Ehe. Da bleibt die Liebesgeschichte doch nur die Kirsche auf einer auch sonst sehr leckeren Torte.

resultado:
Bereits als ich das Buch zum ersten Mal live in den Händen hielt war ich begeistert, weil es noch viel schöner ist, als das Internet verspricht und schlussendlich hat mich der Inhalt noch vielmehr verzaubert. Ich habe mich beim Lesen wie eine stille Beobachterin hinter einer Theke des El Encanto gefühlt und habe jede einzelne Seite sehr genossen. Ich wünschte nur, ich hätte das Buch lesen können, während mir die Sonne ins Gesicht scheint, aber das kann ich schlussendlich guten Gewissens verschmerzen.