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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.10.2019

Nur ein kleines bisschen Rache

Die Geschichte der Sina Brodersen / Nur eine Petitesse
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„Nur eine Petitesse“ von Anja Gust ist ein romantischer Thriller, der im Juli 2019 bei epubli erschienen ist.
Sina hat den Tod ihres Geliebten nicht verwunden und will Gerechtigkeit. Also macht sie sich ...

„Nur eine Petitesse“ von Anja Gust ist ein romantischer Thriller, der im Juli 2019 bei epubli erschienen ist.
Sina hat den Tod ihres Geliebten nicht verwunden und will Gerechtigkeit. Also macht sie sich auf und reist von Schleswig-Holstein ins Schweizerische Engadin um selbst für Gerechtigkeit zu sorgen. Getrieben von dem Wunsch nach Rache scheint ihr jedes Mittel recht zu sein. Sie schafft es tatsächlich, in die Nähe des Mörders zu kommen und sie taucht ein in eine Welt von Macht und Gewalt und dunkler Geheimnisse. Wird sie in dieser Welt bestehen können oder wird sie darin versinken?

Dies ist der zweite Band um die Ermittlerin Sina Brodersen, aber auch wer den ersten Band „Monstratorem“ nicht kennt, wird keine Schwierigkeiten haben, der Geschichte zu folgen. Sina will unbedingt und mit allen Mitteln den Mörder ihres Freundes bestraft sehen und weil weder Polizei noch Justiz es nicht schaffen, diesen zu fassen, ermittelt sie selbst. Dieses Mal ermittelt sie im schweizerischen Engadin und man erfährt so einiges über die Gepflogenheiten in schicken Hotels. Jede Figur ist wunderbar ausgearbeitet. Anja Gust hat hier einen Thriller geschrieben, wie er eindringlicher nicht sein kann. Sie zeigt die Geschichte einer Frau, die von dem Schmerz um den Verlust ihres geliebten Freundes ihrem Wunsch nach Rache folgt. Bereit, alles zu tun, um den Mörder zu finden, dessen Namen sie kennt, verlässt sie ihre Heimat und ihren geliebten Mops Boy. Doch trotz aller Härte bleibt sie eine gefühlvolle Frau, die in ein Wespennest sticht.
Mir hat gefallen, dass Sina nie aufgibt und weiterkämpft, auch wenn es Rückschläge gibt, und die gibt es zu Hauf. Doch auch hier findet sie Freunde und Feinde gleichermaßen. Auch die Nebenfiguren werde in die Geschichte eingebunden und man fühlt mit ihnen mit.
Während ich bei Monstratorem noch so meine Schwierigkeiten hatte, habe ich dieses Buch sehr schnell durchgelesen. Der Schreibstil ist flüssiger geworden und man merkt, dass die Autorin gereift ist.
Das Ende hätte ich mir anders gewünscht, aber es ist passend.
Ich kann diesen Thriller nur jeden empfehlen, er hat alles was man für eine schlaflose Nacht braucht.


Veröffentlicht am 16.10.2019

Was ist, wenn Schweigen kein Gold ist?

Das Tabu
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„Das Tabu“ von Nicole Schumacher ist ein Psychothriller, der seines gleichen sucht. Erschienen ist er im März 2019 bei epubli.
Das fröhliche Leben des 21-jährigen Journalistenpraktikanten Dominik Novak ...

„Das Tabu“ von Nicole Schumacher ist ein Psychothriller, der seines gleichen sucht. Erschienen ist er im März 2019 bei epubli.
Das fröhliche Leben des 21-jährigen Journalistenpraktikanten Dominik Novak könnte schöner nicht sein, denn er hat alles was er braucht – gute Kumpel, Erfolg bei den Frauen und einen Superjob bei der Lokalzeitung. Diese Unbeschwertheit wird ihm schlagartig genommen, denn er fällt in die Hände eines Sadisten, der ihn über Stunden vergewaltigt und foltert. Aus Angst, als männliches Sexualopfer von der Polizei nicht ernst genommen zu werden, verschweigt er sein traumatisches Erlebnis, versucht alles zu verdrängen. Doch dann steht er als Report vor der Leiche eines jungen Mannes und muss erkennen, dass sein Peiniger mit ihm noch lange nicht fertig ist.
Gefallen hat mir besonders, dass in diesem Buch ein ungewöhnliches Thema aufgegriffen wird – das Opfer von sexueller Gewalt ist männlich. Es wird viel zu oft vergessen, dass auch Männer Opfer von Vergewaltigung werden können und dass diese womöglich über ein solches Verbrechen noch mehr schweigen als Frauen. Wichtig ist es aber darüber zu Reden. Das wird auch im Buch deutlich.
Dominik wird zunächst im Kreise seiner Freunde und seiner Arbeit vorgestellt. Er ist frisch verliebt und man spürt den sorglosen fröhlichen 21-jährigen. Umso drastischer fallen dann die Veränderungen nach der Tat auf. Dominiks Qualen werden realistisch geschildert und man hat das Gefühl, sie persönlich zu fühlen. Die ganze Grausamkeit zeigt sich im Verlauf des Buches und da die Geschichte sowohl aus der Perspektive des Opfers als auch des Psychopathen geschildert wird, wird das Erleben noch um einiges intensiver. Niemand wird des Mitfühlens beim Lesen entziehen können.
Ich habe mit Eifer gerätselt, wer der Psychopath sein könnte und am Ende lag ich doch so was von falsch. Der Leser wird geschickt zum Denken animiert. Auch wenn das Buch noch einige Rechtschreibfehler beinhaltet, war ich begeistert. Dieser Thriller erfordert allerdings starke Nerven. Er macht aber auch deutlich, wie wichtig es ist, dass ein Opfer nicht schweigt.
Das Cover – dieser Weg im dämmerigen Herbstwald, der ins nichts zu führen scheint – gefällt mir gut. Denn das Ende des Weges kann ein Ende aber auch ein neuer Anfang sein.
Es ist ein absolut gelungener Thriller, wie er besser nicht sein kann. Lesern mit starken Nerven kann ich ihn empfehlen, Leser, die vorbelastet oder nicht ganz so starke Nerven haben, sollte sich vorher bewusstmachen, dass der Inhalt nicht leicht zu verdauen ist. Hier können aber kleine Lesepausen helfen.

Veröffentlicht am 02.10.2019

Kriminalbiologie - Leidenschaft für Leichen und das Leben auf ihnen

Mein Leben nach dem Tod
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„Mein Leben nach dem Tod – wie alles begann“ von Mark Benecke ist eine Art Lebensgeschichte, die im September 2019 im Lübbe Verlag erschienen ist.
Kriminalbiologe Mark Benecke ist ein Multitalent auf ...

„Mein Leben nach dem Tod – wie alles begann“ von Mark Benecke ist eine Art Lebensgeschichte, die im September 2019 im Lübbe Verlag erschienen ist.
Kriminalbiologe Mark Benecke ist ein Multitalent auf dem Gebiet der kriminalistischen Untersuchungen – egal ob es um Maden, Fliegen und Käfer geht oder um die besondere Form von Blutspritzern. Seine Leidenschaft gehört den Leichen. Schon von Kindesbeinen an hat er sich für Tatorte interessiert. Wie er zu dem wurde, was er heute ist, nämlich der anerkannte Kriminalbiologe, der auch als Gastdozent an Universitäten gern gesehen ist, davon erzählt das Buch.
Mir hat gefallen, dass das Buch so geschrieben ist, wie der Autor auch erzählt. Da ich Mark Benecke schon in diversen Sendungen als Experte erlebt habe, hatte ich beim Lesen teilweise das Gefühl, er würde mir alles erzählen. Es war interessant, mehr von ihm kennen zu lernen, auch wenn es natürlich nach wie vor nur ein kleiner Teil ist. Auch sein politisches Engagement findet Einlass in diese Autobiografie. Einige seiner Aussagen haben mich dennoch zu Widerspruch angeregt so zum Beispiel die Sichtweise, dass der Verzicht auf Fleisch das Klimaproblem lösen würde. Ich bin gegen Massentierhaltung, aber nicht gegen die Nutztierhaltung an sich und ich werde auch weiterhin ab und zu mein Steak genießen, ein Steak, dass aus artgerechter Tierhaltung kommt, dafür zahle ich gern etwas mehr.
Die einzelnen Erklärungen zu seinen Tattoos war sehr interessant. Ich mag Tattoos, doch nicht unbedingt auf den Händen, aber es passt zu ihm – irgendwie.
Dass Buch hat mir gezeigt, was ich eigentlich schon vorher geahnt habe, er ist ein ziemlich schräger Vogel. Wir würden uns vermutlich verstehen, aber auch hitzige Diskussionen haben. Ich freue mich darauf, ihn auch weiterhin als Experte im Fernsehen zu sehen.
Wer wie ich ein Fan von Mark Benecke ist, für den ist dieses Buch auf jeden Fall ein Muss. Mich hat es dazu veranlasst, einiges nachzulesen und ich werde mit Sicherheit noch weitere Bücher von ihm lesen.
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Veröffentlicht am 11.09.2019

Vergangenheitsbewältigung und Bandenkrieg - Narben inklusive

Brennende Narben
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„Brennende Narben“ von Leo Born ist der dritte Mara Bilinsky Thriller und am 30.08.2019 im Bastei Lübbe Verlag erschienen.
Das Cover ziert eine fliegende Krähe und hat Wiederkennungswert, denn Krähe ist ...

„Brennende Narben“ von Leo Born ist der dritte Mara Bilinsky Thriller und am 30.08.2019 im Bastei Lübbe Verlag erschienen.
Das Cover ziert eine fliegende Krähe und hat Wiederkennungswert, denn Krähe ist der Spitzname, den Mara von ihren Kollegen bekommen hat. In diesem Fall geht es einerseits um Maras Vergangenheit, denn der Mörder ihrer Mutter wurde nie gefasst und die Zeugen mauern. Aber nicht nur der Mord an ihrer Mutter hält Mara in Atem. Sie bekommt einen anonymen Anruf, dass „Der Wolf“ in der Stadt sei und es auf sie abgesehen hätte. Kurz darauf wird eine Edelprostituierte ermordet. Und das bleibt nicht der einzige Todesfall. Bevor Mara und ihre Kollegen erkennen, dass sie nur Schachfiguren sind, ist es fast zu spät. Mara gerät in Lebensgefahr.
Voller Spannung habe ich mich sofort auf das Buch gestürzt kaum dass es in meinem Briefkasten war. Seit Band 1 bin ich ein Mara Bilinsky Fan und wollte natürlich unbedingt wissen, ob es ihr gelingt, den Mörder ihrer Mutter zu finden. Mara entwickelt sich in jedem Band weiter ebenso wie ihre Kollegen. Mir gefällt besonders, dass sie zwar eine mutige starke und sehr dickköpfige Frau ist, die aber auch ihre verletzlichen Seiten hat. Sie gibt nicht auf – auch wenn sie mit dem Kopf durch die Wand muss. Die Charaktere entwickeln sich mit jedem Band weiter und reifen. Das ist wunderbar mitzuerleben.
Besonders gefallen hat mir die Entwicklung ihres Teampartners Jan Rosen. Über seinen Modegeschmack lässt sich streiten, aber ich wusste schon immer, dass mehr in ihm steckt, dass die Kollegen und auch Klimt ihn völlig unterschätzen. Klimt hat gottlob erkannt, was er an Mara hat.
Auch der Schreibstil des Autors hat sich sehr weiterentwickelt und es macht noch mehr Spaß zu lesen. Das Ende kam für mich nicht ganz überraschend, aber es war gut gemacht. Bedauert habe ich nur ein bisschen, dass sich der Wolf feige davonstiehlt, auch wenn ich die Beweggründe verstehe.
Für mich ist es ein gelungener Thriller und eine gelungene Fortsetzung der Mara Bilinsky Reihe. Von dem Buch habe ich Spannung und Gänsehaut erwartet und meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt.

Die Krähe als wiederkehrendes Motiv auf jeden Cover liebe ich. Das hat Wiedererkennungswert.

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  • Erzählstil
Veröffentlicht am 04.09.2019

Gehe mit deinem Problem spazieren und die Lösung findet dich - ganz achtsam.

Achtsam morden
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„Achtsam Morden“ von Karsten Dusse ist ein humorvoller Krimi, der 2019 im Wilhelm Heyne Verlag erschienen ist.
Strafverteidiger Björn Diemel arbeitet für eine Kanzlei und seine Klientel ist nicht ganz ...

„Achtsam Morden“ von Karsten Dusse ist ein humorvoller Krimi, der 2019 im Wilhelm Heyne Verlag erschienen ist.
Strafverteidiger Björn Diemel arbeitet für eine Kanzlei und seine Klientel ist nicht ganz einfach. Man könnte auch sagen, sein Mandant erwartet, dass er springt, wenn er pfeift. Als Oberhaupt eines Mafiaclans fordert er, dass Björn ihn immer und sofort aus Schwierigkeiten raushaut, egal ob dieser gerade beschäftigt ist oder nicht. Seine Chefs erwarten das natürlich auch von ihm, denn der Mandant bezahlt mehr als gut dafür. Seine Familie gerät dadurch immer mehr ins Hintertreffen und so fordert seine Frau seine Teilnahme an einem Achtsamkeitscoaching, damit er endlich Arbeit und Zeit mit der Familie wieder in Balance bringt. Weil Björn seine Tochter über alles liebt, macht er dieses Coaching, auch wenn er sich nicht vorstellen kann, dass es etwas bewirken könnte. Schon 48 Stunden später weiß er es besser. Er löst seine Probleme künftig nach allen Regeln der Achtsamkeit – sein Mandant, der brutale Clanchef ist der erste, der das zu spüren bekommt. Als dieser Björns Wochenende mit seiner Tochter boykottiert und ihm ernstliche Probleme zu machen droht, bringt er ihn um – natürlich ganz achtsam.
In wunderbar kurz gehaltenen Kapiteln, die jedes mit einem Achtsamkeitstipp beginnen, der dann auf unerwartete Weise tatsächlich zur Anwendung kommt, erlebt man einen Vater, der eines ganz sicher tut, seine Tochter über alles lieben. Man spürt, dass der Autor selber Rechtsanwalt ist, weil man einfach merkt, dass er sich mit der Materie Recht auskennt und auch mit dem Stress, den dieser Beruf mit sich bringt. Ich muss zugeben, vor diesem Buch habe ich das Thema belächelt, aber zu meinem Erstaunen sind die Tipps zur Achtsamkeit gar nicht falsch. Björn Diemel ging es anfangs wie mir – er besucht die Sitzungen, nimmt es aber nicht ernst und belächelt es. Das Verstehen kommt später und er beginnt tatsächlich mit der Entschleunigung seines Lebens – anders als erwartet.
Von diesem Buch habe ich humorvolle Unterhaltung und ein wenig Spannung erwartet und meine Erwartungen wurden übertroffen. Dieser rabenschwarze Humor ist wunderbar. Ich gebe zu, da würde ich gerne mal bei einer Lesung dabei sein – allein schon um zu hören, wie Herr Dusse den Plappervogel spricht. Das Lernen kommt auch nicht zu kurz, man nimmt auch den ein oder anderen Rat mit, wie man sein Leben entschleunigen kann. Die Tipps sind nicht schlecht, auch wenn sie von Björn Diemel wohl nicht immer korrekt interpretiert werden – eben auf eine ganz eigene Weise.
Für alle, die Krimis lieben, bei denen auch der Humor nicht zu kurz kommt, ist das Buch ein absolutes Muss.