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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2019

Kleine liebenswerte Geschichte

Ein Schweinebär im Schlafanzug
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Sascha ist eigentlich ein ganz brauchbarer Bruder, wie Jule findet. Nur eines an ihm ist unerträglich, denn wenn Sascha isst, ziehen Flecken über Flecken ihre Spuren über Tisch, Kleidung und Fußboden. ...


Sascha ist eigentlich ein ganz brauchbarer Bruder, wie Jule findet. Nur eines an ihm ist unerträglich, denn wenn Sascha isst, ziehen Flecken über Flecken ihre Spuren über Tisch, Kleidung und Fußboden. Kein Wunder, dass ihn die Eltern nur noch Schweinebär nennen. Eines Vormittags geschieht jedoch etwas, was geradezu unvorstellbar ist. Als die Eltern wieder einmal voller Verzweiflung Sascha einen Schweinebär genannt hatten, hörten sie im Nebenzimmer merkwürdige Geräusche. Und tatsächlich – Sascha hatte sich in einen echten Schweinebär verwandelt, also in eine Mischung aus Bär und Schwein, mit Fell und Ringelschwänzchen. Und diese Verwandlung bringt plötzlich eine ganze Menge gewaltiger Probleme über die Familie…
Ein schlichtes Büchlein ist diese Schweinebär-Geschichte, schlicht im Äußeren, aber mit viel Charme im Inneren. Die ältere Schwester Jule erzählt aus ihrer Sicht, was solch ein Schweinebär-Bruder alles an Konflikten mit sich bringt. Doch unerschrocken hat sie sein Wohl im Auge, egal ob er pubst, ob er Häufchen macht oder ob der Hausherr verbotene Tierhaltung argwöhnt. Sie hält zu ihrem Bruder. Überhaupt ist es besser, jeden so zu lassen wie er ist, ohne ihn zu beschimpfen. Und so ist Jule ein Vorbild für ihre Eltern und für alle großen und kleinen Leser. Sascha Schweinebär grunz-brummt sich ganz schnell in die Kinderherzen. Broink!
Die Illustrationen von Katalin Eva Pop passen in ihrem kindlich wirkenden Stil perfekt zur einfachen, aber humorvollen Erzählweise des Büchleins. Sehr schön finde ich die angehängten Mitmachseiten zum Ausmalen und Rätseln. Es empfiehlt sich allerdings, diese Seiten zu kopieren und dabei zu vergrößern, dann haben es die Kinder leichter, sich durch die kleinen Aufgaben durchzuraten. Rundum ein kleines liebenswertes Büchlein, dessen Inhalt genau den kindlichen Humor trifft, wenn es Dinge wörtlich nimmt, die symbolisch gemeint waren.

Veröffentlicht am 30.10.2019

1, 2, 3, Wut vorbei

Der Grolltroll ... grollt heut nicht!? (Bd. 2)
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Den Grolltroll habe ich liebgewonnen, denn bereits seit dem ersten Band empfinde ich tief mit ihm, auch wenn ich nicht unbedingt blauen Haare und etwas geradere Zähne habe. Irgendwo im tiefsten Herzen ...


Den Grolltroll habe ich liebgewonnen, denn bereits seit dem ersten Band empfinde ich tief mit ihm, auch wenn ich nicht unbedingt blauen Haare und etwas geradere Zähne habe. Irgendwo im tiefsten Herzen bin ich wohl auch ein Grolltroll, so ein echtes „Zornbinkerl“, wie man in meiner Heimat sagt. Mit geballten Fäusten durchs Leben zu gehen, ist mir von Kindheit an vertraut. Deshalb verstehe ich auch die Kleinen, die vor plötzlich auftretender ohnmächtiger Wut nicht mehr ein noch aus wissen und die Eltern in hilflosen Ärger treiben.
Und weil ich den Grolltroll so lieb habe, freut es mich ganz besonders, dass er im neuen Buch mal gute Laune hat, lächelnd mit seinen Freunden zu einem Picknick aufbricht und aus der sonnigen Stimmung heraus wettet, dass er nicht immer nur wütend sein muss, sondern auch anders kann. Die Wette gilt. – Aber was ist das? Seine Freunde essen ihm den Kuchen weg, obwohl er doch so gerne auch ein Stück gehabt hätte. Puh. Jetzt wäre eigentlich wütendes Aufstampfen angesagt. Aber die Wette? Also überwindet sich der Grolltroll und fragt ganz lieb, ob man miteinander Ball spielen könnte. Doch auch das geht schief, und die Wut im Bauch des Grolltroll grummelt immer lauter. Doch der Ehrgeiz, die Wette zu gewinnen, lässt ihn wie ein Mantra wiederholen: „1, 2, 3, Wut vorbei…“. Ob der Grolltroll wirklich seine Wette gewinnt?
Die Illustrationen sind wiederum unvergleichlich aussagestark und transportieren die Welt der Gefühle so nachvollziehbar intensiv, wie es gar nicht besser sein könnte. Meine Lesepatenkinder lieben den Grolltroll ebenso wie ich und wollen immer wieder aufs Neue anschauen, was er erlebt. Und wie sagte ein Kind so treffend: „Der Grolltroll ist traurig, dass er so wütend ist.“ Genau! Wenn der innere Zorn übermächtig wird, muss er auch mal raus, ganz klar, aber das Leben ist viel, viel schöner und lustiger, wenn man mit seinen Freunden spielt und Spaß hat und auch mal einen kleinen Ärger runterschluckt, am besten mit einer großen Schüssel Apfelmus.

Veröffentlicht am 28.10.2019

Wunderbare kulinarische und literarische Appetithäppchen

Mit dem LITTLE LIBRARY COOKBOOK durchs Jahr
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Wie schade: Mit diesem sperrigen Buchtitel, der nicht wirklich werbewirksam im Gedächtnis bleibt, wird es das Buch auf dem deutschen Buchmarkt nicht gerade leicht haben. Und ich denke an die armen Buchhändler, ...


Wie schade: Mit diesem sperrigen Buchtitel, der nicht wirklich werbewirksam im Gedächtnis bleibt, wird es das Buch auf dem deutschen Buchmarkt nicht gerade leicht haben. Und ich denke an die armen Buchhändler, die mit seltsamen Nachfragen konfrontiert werden wie: „Ich suche das Buch, mit dem man in Büchereien kochen kann…“ oder ähnliches.
Dabei hat es dieses Buch verdient, viel Beachtung zu finden, viel gekauft und viel verschenkt zu werden. Zum einen ist es ein schwergewichtiges, stabiles Kochbuch, das sich nicht zu fein ist, sich in der Küche mittendrin im Geschehen aufzuhalten. Es ist liebevoll ausgestattet, mit Leinenrücken und Lesebändchen, und mit gut nachzukochenden Rezepten und appetitlichen Fotos versehen. Zum anderen möchte dieses Buch aber auch ernsthaft gelesen werden, denn die Buchidee als solche ist richtig gut. Die Verbindung herzustellen zwischen Literatur und genussvollem Essen und dies wiederum einzubinden in die Besonderheiten der Jahreszeiten, macht das Buch auf ganz eigene Weise besonders und vielfältig. Die Autorin steckt an mit ihrer Liebe zum Jahreswandel in der Natur, dem sie in Büchern genauso nachgeht wie sie ihm mit ihren Rezepten huldigt. Das vorliegende Buch ist ein wunderbarer literarischer und kulinarischer Almanach, in dem der Jahresverlauf durch Gerichte und Buchverweise gleichermaßen gefeiert wird. Denn für jedes Buch, für jedes Gericht gibt es nach Meinung der Autorin die richtige Zeit. Wer wollte schon Charles Dickens im Sommer lesen? Oder einen Gänsebraten im Juli essen? Die jedem Kapitel vorangesetzten Zitate aus einem zur Jahreszeit passenden Buch in Verbindung mit persönlichen Erlebnissen oder Gedanken der Autorin sind die stimmungsvolle Einleitung zu jeweils mehreren Rezepten, die die Kapitelüberschrift auf besondere Weise aufgreifen. Da passt ein Käse-Soufflé zu „Carol“ von Patricia Highsmith oder Florentiner Rösti zu „Der geheime Garten“ von Francis Hodgson Burnett oder die Schulstart-Konfitüre zu „Lilly macht schon wieder Ärger“ von Enid Blyton.
Kurzum: Das Buch ist ein schier unerschöpfliches Kompendium, ein Füllhorn von Appetitanregern, die die Lust am Lesen und am Kochen gleichermaßen wecken.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Das Zuhause als ein Ort der Selbstfürsorge

Mein magisches Heim
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Welch ein vielseitig interessantes Buch!
Kein Ratgeber im Sinne von Schöner Wohnen, sondern ein Buch, das freundlich locker durch äußere (und innere) Räume wandert, ganz und gar undogmatisch durch alle ...


Welch ein vielseitig interessantes Buch!
Kein Ratgeber im Sinne von Schöner Wohnen, sondern ein Buch, das freundlich locker durch äußere (und innere) Räume wandert, ganz und gar undogmatisch durch alle möglichen Gebiete der Esoterik streift und dabei wie zufällig die achtsame Wahrnehmung des Lesers schult.
Sicher, offen sollte der Leser schon sein. Offen für den Gedanken, dass alles, was uns umgibt, eine Wirkung hat. Und dass es uns durchaus möglich ist, diese Wirkung gestaltend zu verändern, zumindest in unserem Zuhause.
Der Untertitel des Buches könnte treffender nicht sein: „Hexenwissen für ein harmonisches Zuhause“. „Alchemie der Inneneinrichtung“ nennt die Autorin selbst ihr wunderbares Buch. Sie hilft uns, das Zuhause zu verstehen als einen Rückzugsort, als einen Ort der Selbstfürsorge, um in Harmonie mit sich selbst zu kommen, nicht als Prestigeobjekt, das anderen imponieren soll.
Es gibt viele feine Wege zur Verbesserung der Lebensqualität innerhalb unserer vier Wände. Dazu gehört, dass wir die Energie, d. h. die Schwingungen in unserem Umfeld überhaupt erst einmal wahrnehmen. Diese Bewusstseinsschulung ist der Autorin sehr wichtig. Erst dann lehrt sie uns allerlei „Haus-Zaubereien“, um für gute Energie zu sorgen. Als esoterisch freidenkender Mensch öffnet sie uns durch eine Übersicht der verschiedensten Arten der magischen Philosophien einen intuitiven Zugang zu esoterischem Denken und Handeln. Sie gibt uns Anweisungen für die einfache, alltagstaugliche Anwendung verschiedenster magischer Handwerkszeuge an die Hand, um unser Umfeld zu optimieren, um unser Zuhause zu einer Wohlfühloase zu machen. Denn „Behaglichkeit ist Magie für die Sinne“. Ein sehr, sehr empfehlenswertes Buch!

Veröffentlicht am 26.10.2019

Atemlos spannend bis zum fulminanten Ende

Wir sehen dich sterben
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Mehr Spannung geht kaum noch! Diesen Thriller sollte man nur zu lesen beginnen, wenn man Zeit hat. Denn einmal angefangen, kann man das Buch nicht mehr weglegen.
Eine geniale bahnbrechende Erfindung soll ...


Mehr Spannung geht kaum noch! Diesen Thriller sollte man nur zu lesen beginnen, wenn man Zeit hat. Denn einmal angefangen, kann man das Buch nicht mehr weglegen.
Eine geniale bahnbrechende Erfindung soll in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt werden: Ein Chip wird im Sehnerv eines Menschen implantiert, und in der Folge kann man mithilfe komplexer Software das Blickfeld dieses Menschen live auf einen Bildschirm übertragen. Doch dass diese Erfindung sich in Händen skrupelloser Menschen befindet, wird Nina Kreutzer, einer jungen Wissenschaftlerin und Augenärztin, erst nach und nach klar. Denn es wurden 6 Chips verschiedenen Menschen ohne deren Wissen implantiert. Als einer nach dem anderen dieser Chipträger ermordet wird und Nina in vollem Ausmaß klar wird, mit welch gewaltbereiten gewissenlosen Drahtziehern sie es zu tun hat, nimmt sie zusammen mit dem Polizisten Tim Börde den Kampf auf. Aber ein ums andere Mal kommen sie zu spät, denn es gibt wohl einen Maulwurf bei der Polizei selbst…
Thriller, deren Plot die fiktive Technik und deren Missbrauch zum Thema haben, besitzen eine besonders starke Wirkung auf uns, denn können wir wirklich ausschließen, dass Technologien, die uns komplett überwachen, nicht schon bald, ohne dass wir es merken, die Herrschaft übernehmen? Anfänglich hatte ich ein wenig Mühe, mich einzulesen. Ich empfand den Schreibstil zunächst als etwas schwerfällig, die langen Passagen ohne Absätze erschwerten zusätzlich das Lesen. Auch wirkten die Schilderungen wenig empathisch, sodass mir die Protagonisten allesamt nicht besonders nahe kamen. Dennoch war der Thriller für mich ein Lese-Highlight. Die relativ kurzen Szenen werden ohne vorsätzliches Verzetteln minutiös chronologisch aufeinander folgend beschrieben. Auch wenn die Örtlichkeiten und die Perspektiven wechseln, verhilft die klare zeitliche Linie des Erzählens zu einem enorm intensiven Spannungsaufbau. Der Autor schafft es grandios, die Spannung Seite um Seite kontinuierlich ansteigen zu lassen bis hin zu dem fulminanten Ende. Schließlich legt man erschöpft das Buch weg, aber der fiktive Plot bleibt im Kopf. Denn wer weiß… So ganz unbefangen gehe ich ab sofort nicht mehr zum Augenarzt.