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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2019

eklemmend, bedrohlich, verstörend und so verdammt gut.

Shutter Island
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Die US-Marshals Daniels und Aule sollen im Fall einer Kindsmörderin ermitteln, die von der Gefängnisinsel Shutter Island geflohen ist. Als sie dort ankommen, erhalten sie verschlüsselte Botschaften, die ...

Die US-Marshals Daniels und Aule sollen im Fall einer Kindsmörderin ermitteln, die von der Gefängnisinsel Shutter Island geflohen ist. Als sie dort ankommen, erhalten sie verschlüsselte Botschaften, die sie immer tiefer in den düsteren Bau und die Machenschaften der Ärzte führen. Nichts ist so, wie es scheint. Dennis Lehanes raffiniert komponiertes Meisterwerk um Wahn und Angst in neuer Übersetzung...(Klappentext)

♖♖♖♖♖

">>Ich bin nicht verrückt. Nein. Aber dies würde eine Verrückte natürlich auch behaupten. Darin liegt die kafkaeske Genialität der ganzen Sache. Wenn man nicht verrückt ist, aber andere verbreiten, man sei es, dann unterstreichen alle gegenteilige Beteuerungen diese Behauptung noch.<<"
(S. 308)


Dr. Lester Sheehan, ehemaliger Arzt in der einst psychiatrischen Klinik auf Shutter Island, wirft einen Blick zurück in die Vergangenheit, bevor ihn die Alzheimer-Krankheit alles vergessen lässt. Vor allem was im September 1954 auf dieser Insel und in dieser Einrichtung geschah, lässt ihn nicht ruhen.
Er ist der auktoriale Erzähler, mit dem man sich auf diese Insel und in diese Einrichtung begibt.

Im Ashecliffe Hospital sind geistig gestörte Straftäter untergebracht und ist dadurch eine Kombination aus Psychiatrie und Gefängnis. Dort sollen die beiden US-Marshals Edward Daniels, Teddy genannt, und sein Partner Chuck herausfinden, wie die Insassin Rachel Solande verschwinden konnte und vor allem wohin sie verschwunden ist.
Die beiden stolpern in ein Gewirr aus Halbwahrheiten, Manipulation und Geheimnissen. Zudem wird die Gesamtsituation durch einen Hurrikan, welcher die Insel von der Außenwelt abschneidet, erschwert und dann wäre da noch Teddys persönlicher Rachefeldzug, welchen er hier zu Ende bringen möchte.

">>Nehmen wir an, die haben hier ein übles Ding am Laufen. Was, wenn sie dir auf der Spur waren, ehe du auch nur einen Fuß auf die Insel gesetzt hast? Was, wenn SIE dich hierher gebracht hätten?<<"
(S. 178)


Dieses Buch ist eines meiner absoluten Lesehighlights. Vor allem durch die unglaublichen Sprachgewalt des Autors, welche Atmosphäre erschafft und einem in die Story saugt und bis zum Ende hin gefangen hält - gefangen wie Teddy auf dieser Insel.
Man befindet sich in dieser Einrichtung und versucht einen äußerst wirren Fall aufzuklären. Dabei wird man immer tiefer in die scheinbar komplexen und bedrohlichen Machenschaften der Einrichtung hineingezogen und verliert dabei zunehmend jegliches Vertrauen zu absolut jedem. Wie auch Teddy begegnet man jedem mit Skepsis, egal ob Ärzte, Pfleger oder Wärter betreffend.
Die Beklemmung und Bedrohung beginnt sich langsam zu steigern, bis diese an ihrem Höhepunkt angelangt ist, ins Verstörende kippt und man schließlich nicht mehr weiß - ist es Realität oder Wahn? Selbst Teddy traut seinen eigenen Sinnen nicht mehr und als LeserIn ist man selbst hin- und hergerissen, will diese Insel auf schnellst möglichem Weg verlassen, um dann letztlich mit Teddy zu bleiben und mit ihm in den Abgrund zu stürzen.

Da Ende ist absolut stimmig und ebenso abgefahren, sodass man versucht ist, die Story nochmals zu lesen.
Danach hat man das Gefühl, der Autor hätte mit dem Ende zu schreiben begonnen und das ganze Konstrukt der Story um diesen aufgebaut. Absolut geniale Meisterleistung!

Die Story selbst lebt von den Figuren, mögen sie noch so undurchsichtig erscheinen und auch die Dialoge sind ein weiterer Pluspunkt. Man genießst so manche Gespräche, welche mich nicht selten schmunzeln ließen und die Atmosphäre zwischendurch auflockerten, bevor mich die Beklemmung auf einer der nächsten Seite immer wieder überrollte.
Ich war also von Anfang bis Ende von dieser Story gefesselt, welche zusätzlich mit so einigen überraschenden Wendung aufwartet.

">>Die alte Schule>>, sagte Cawley,
>>glaubt an Schocktherapie und Lobotomie und an Wasserbehandlungen für die fügsamsten Patienten. Wir nennen das Psychochirurgie. Die neue Schule hingegen ist fasziniert von der Psychopharmakologie. Diese Leute behaupten, das sei die Zukunft. Vielleicht haben sie recht. Ich weiß es nicht.<<"
(S. 117)


Fazit:
Beklemmend, bedrohlich und verstörend, sind die die ersten Worte, welche mir zu diesem Buch einfallen und dies aber auf positive und vor allem mitreißende Art und Weise.
Ich kann meine Begeisterung kaum in Worte packen und beende hiermit meine Rezension und sage nur noch: "Leute! Unbedingt lesen!"

© Pink Anemone (inkl. Book-Soundtrack, Bilder, Autoren-Info, Leseprobe und Film-Trailer)

Veröffentlicht am 21.10.2019

Eine Schauernovelle mit dichter Atmosphäre und unglaublicher Sprachgewalt.

Der Leichenkönig
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Edinburgh zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Grabräuber Samuel Clow und Mickey Kierney schleichen Nacht für Nacht auf die Friedhöfe, um die faulenden Leiber der kürzlich Verstorbenen wieder aus der Erde ...

Edinburgh zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Grabräuber Samuel Clow und Mickey Kierney schleichen Nacht für Nacht auf die Friedhöfe, um die faulenden Leiber der kürzlich Verstorbenen wieder aus der Erde zu zerren. Die verkaufen sie dann an Ärzte und Studenten der Medizin.
Die beiden glauben, dass sie ganz allein sind. Doch im trüben Licht des Mondes lauert der Leichenkönig auf sie ...
(Klappentext)

☠☠☠☠☠

"Nacht für Nacht gruben die Farmer auf ihren Gebeinfeldern und dachten, sie seien allein bei ihrer finsteren Ernte. Doch es gab noch einen anderen, der in den Gräbern und Leichenhallen erntete. Einen anderen Schnitter, der seit Jahrtausenden sein Feld bestellt."
(S. 19)


Es sei zu erwähnen, dass sich diese Story nach dem Ereignis eines wahren historischen Kriminalfalls ereignete.
Anfang des 19. Jahrhunderts gingen die beiden Iren William Burke und William Hare einem sehr makabren Beruf nach. Sie beschafften Leichen für das Edinburgh Medical College und kassierten dafür Geld. Doch sie wurden gierig und beschränkten sich bald nicht mehr nur auf das Ausbuddeln kürzlich Verstorbener. Um an noch frischere und besser erhaltenen Leichen zu kommen, welche mehr Gewinn abwarfen, halfen sie etwas nach. Innerhalb von elf Monaten fielen ihnen 16 Menschen zum Opfer, sieben Frauen und drei Männer.

Diese Morde gingen als die West-Port-Morde in die Geschichte ein und der Begriff "burking" entstand - eine Tötungsmethode, welche William Burke perfektionierte. Es handelt sich dabei um eine spezielle Tötungsmethode durch Ersticken, und auch in der Rechtsmedizin als Terminus den Weg gefunden hat. Die Gesetze wurden daraufhin geändert, doch es zogen weiterhin Leichengräber über die Friedhöfe, um ihrer Arbeit nachzugehen und vor allem zwei darf man hier begleiten.

Im Vorwort erhält man interessante Informationen zu historischen Hintergründen bezüglich der damaligen Zeit und dem Geschäft mit den Leichen. Gleichzeitig wird man dadurch auf den folgenden Roman eingestimmt und ehe es man sich versieht befindet man sich im alten Edinburgh auf einem Friedhof und buddelt eine Leiche aus, während sich der Regen über einen ergießt.

Mickey Kierney, der Macher, und Samuel Clow, der Anführer, gehen hier ihrer Arbeit nach. Sie liefern Leichen an die anatomischen Institute und kassieren dafür Geld. Doch unter den Grabräubern geht ein Gerücht um - schaurig und beängstigend zugleich. Unter den nördlichen Grabfeldern scheint etwas Böses zu hausen, etwas Böses, welches sich durch unterirdische Tunnel gräbt, die Leichen in den Gräbern verschlingt und auch vor Grabräubern nicht Halt macht. Deshalb halten sich auch die meisten der Leichendiebe davon fern. Kierney und Clow tun dies jedoch als blödsinniges Geschwätz ab und graben in besagtem Gebiet. Selbst nach einer überaus beängstigenden Erfahrung und schaurigen Entdeckung, welche die gestandenen Mannsbilder vor Angst fast in ihre Hosen machen lässt, lassen sie sich nicht aufhalten ... und der Leichenkönig giert und wartet.

"Denn unter den Nördlichen Grabfeldern gab es gewaltige Gänge und Tunnel, der Bau eines Teufels, der Leichen verschlang und seine Zähne an menschlichen Knochen schliff. Irgendein bösartiger Grabwühler, der sich durch die Erde bohrte, und die Nördlichen Felder waren sein Heim."
(S. 35)


Tim Currans Schreibstil ist mit nichts zu verlgeichen. Mit literarischer Sprachgewalt lässt er einen in die Vergangenheit zurückreisen und im dreckigen Edinburgh des frühen 19. Jahrhunderts Halt machen.
Man schleicht auf sumpfigen Friedhöfen zwischen Grabsteinen umher, genehmigt sich in einer heruntergekommenen Spelunke ein Ale nach dem anderen, fühlt sich in den dreckigen und stinkenden Gassen zu Hause und wohnt einer Hinrichtung eines "Kollegen" bei.
Diese dichte Atmosphäre und der bildhafte Schreibstil, welche einem pures Kopfkino bereiten, machen bei den schaurigen Szenarien nicht Halt, sodass einem eine leichte Gänsehaut den Rücken hinunter kriecht.

"Dies war die Stadt und dies war die Zeit, in der Clow und Kierney lebten. Eine brodelnde, überfüllte Hölle ohne eine Vorstellung von Hygiene. Eine Zeit der Kinderarbeit und Epidemien, von Flüssen voller Jauche und Aas und Straßen vollgestopft mit Müll, den Lebenden und oft auch den Toten. Eine Zeit, in der faulendes Fleisch offen verkauft wurde; und wenn es frisch war, dann kam es von gerade verendeten Tieren."
(S. 49)


Die Protagonisten sind durchwegs hervorragend und vor allem facettenreich gezeichnet. Die Dialoge zwischen Clow und Kierney strotzen nur vor Ironie, Sarkasmus und trockenen Humor und ließen mich nicht nur einmal schmunzeln. Selbst hier beident sich der Autor einer authentischen Sprachführung, welche die damalige Zeit aufleben lässt. So muss das!

"Der Leichenkönig" lebt eindeutig von seiner düsteren und authentischen Atmosphäre, sowie seinen Charakteren, doch auch die Story selbst ist nicht zu verachten.
Schaurige Begegnungen mit dem Leichenkönig, düsterer und spannender Plot zugleich, welcher auch eine überraschende Wendung bereithält, lässt einen durch die Seiten fliegen. Das Ende enthält nicht unbedingt ein Happy End und bleibt bezüglich des "Leichenkönigs" offen. Manchen mag dies sauer aufstoßen und auch ich hätte mir da gerne etwas mehr erwartet. Im Nachhinein betrachtet, würde jedoch kein anderes Ende passen und ist eben auch ein typisches Merkmal des Autors.

"Bei seiner Arbeit hatte Clow nach und nach jegliche Furcht vor den Toten verloren. Aberglauben war etwas, das ein Grabräuber bald ablegte, wollte er sich keine neue Arbeit suchen. Aber in dieser Nacht kehrte alles zurück ... Diese kindliche Angst vor dunklen Orten und einsamen Friedhöfen, vor kriechenden Dingen, die aus den Schatten nach einem griffen."
(S. 60)


Im Anschluß ist noch ein Interview mit Tim Curran und die klassische Kurzgeschichte "Die Leichenräuber" (Originaltitel: "The Body Snatcher") von Robert Louis Stevenson, aus dem Jahr 1884, enthalten, welche ich ebenso verschlang.

Fazit:
Dies ist kein Horrorroman im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Schauernovelle. Mich konnten vor allem der Schreibstil und die unglaublich dichte Atmosphäre, welche mich ins frühe 19. Jahrhundert katapultierte, begeistern.
Nur wenige Autoren schaffen es einem historischen Setting regelrecht Leben einzuhauchen, doch Tim Curran ist einer davon und meiner Meinung nach auch der Beste!
Wer also in die Geschichte und gleichzeitig in einen Schauerroman eintauchen will, kann mit diesem Buch nichts falsch machen ... sofern einem ein trauriges und auch offenes Ende nicht allzu sehr etwas ausmachen. Für mich war es definitiv ein Lesehighlight!

© Pink Anemone (mit Bildern, Leseprobe, Autoren-Info und Rezept zum Buch "Pizza-Särge"

Veröffentlicht am 17.10.2019

ab 10 Jahren / Ein witziger und spannender 2. Band, in dem am Ende alles anders kommt, als gedacht

Der Polarbären-Entdeckerclub 2 – Insel der Hexen
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Stellas Vater wird auf die Insel der Hexen verschleppt! Um ihn zu retten, begibt sich Stella zusammen mit ihren Freunden, den Junior-Entdeckern Ethan, Shay und Beanie, auf eine neue Expedition. Das Zeppelin ...

Stellas Vater wird auf die Insel der Hexen verschleppt! Um ihn zu retten, begibt sich Stella zusammen mit ihren Freunden, den Junior-Entdeckern Ethan, Shay und Beanie, auf eine neue Expedition. Das Zeppelin des Dschungelkatzen-Entdeckerclubs bringt sie zum sagenumwobenen Berg der Hexen, wo es vor brenzligen Gefahren wie Vampirtrollen und Giftkaninchen nur so wimmelt. Und hier lebt auch Jezzybella, die grausamsten Hexe aller Zeiten …(Klappentext)

⚝⚝⚝⚝⚝

"Als die Sonne aufging, verfärbte sich der Himmel rosa, und nachdem die Kerzen erloschen waren, sah man, wie riesig der Hexenberg war. Drohend wie scharfe Zähne ragten spitze eisbedeckte Felszacken auf. Pechschwarze Wolken trieben am Himmel, aus denen immer wieder Blitze zuckten. Dieser Ort schien feindselig zu verkünden, dass man auf der Stelle kehrtmachen und verschwinden sollte."
(S. 123)



Pünktlich zur schaurigen und magischen Zeit des Jahres erscheint der 2. Band der Kinderbuchreihe "Der Polarbären-Entdeckerclub" und auch das Thema und die Reise selbst könnten nicht passender sein. Hier reist man nämlich mit Stella, der 12-jährigen Schneewaise, und ihren Freunden auf die Insel der Hexen.


Seit ihrer Rückkehr aus dem Eisland sind gerade einmal ein paar Wochen vergangen. Stella ist noch immer etwas verwirrt und überfordert ihre Herkunft betreffend, welche die ein oder andere magische Fähigkeit zu Tage fördert und nicht ganz ungefährlich für sie ist.
Eigentlich wollten sie und ihr Ziehvater Felix die Ruhe genießen, doch die mächtige Hexe Jezzybella hat mit Stelle noch eine Rechnung offen. Als Felix sich auf die Insel der Hexen begibt, um der Hexe Einhalt zu gebieten, ist er sich der wahren Gefahren nicht bewusst. Stella hingegen ist an diese Informationen gekommen und befürchtet, dass diese Reise für Felix tödlich enden könnte.
So trommelt Stella ihre Freunde des Junior-Entdeckerclubs zusammen und gemeinsam begeben sie sich auf die Insel der Hexen, um Felix zu retten. Dort erwartet sie jedoch nicht nur eine grausame Hexe.

Ich empfehle zuvor unbedingt den ersten Band "Der Polarbären-Entdeckerclub: Reise ins Eisland" zu lesen, da im vorliegenden Band die Story zum ersten Teil gespoilert wird und man sich dadurch um die ein oder andere überraschende Wendung bringt, vor allem das Ende und die Herkunft Stellas betreffend. Bei dieser Rezension versuche ich daher so wenig wie möglich auf diese Passagen einzugehen, um Spoiler zu vermeiden.


Man begibt sich hier wieder auf eine sehr abenteuerliche und spannende Reise. Die gesamte Junior-Entdecker-Crew ist wieder vereint.
Ethan - der junge Magier, welcher sich nicht gerne dreckig macht; Shay - der Wolfsflüsterer mit seiner Seelenwölfin; Beanie - der Halbelf mit Asperger, der sich auf Heilung spezialisiert und natürlich Stella, die mit ihrer Herkunft zu kämpfen hat und sich damit auseinandersetzen muss wer sie ist.
Diesmal ist auch der kleine Pygmäendino Buster dabei, welcher sich in Stellas Rucksack versteckt und auf der Reise für gehörig Wirbel sorgt. Weiter bekommen die vier noch einen ungewollten Teilnehmer. Gideon ist Mitglied des Dschungelkatzen-Entdeckerclubs und Picknickmeister. Er war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort und muss somit eher unfreiwillig diese Reise mitmachen. Für Trubel ist also gesorgt.

"Tatsächlich war das Luftschiff mit grünen Urwaldpflanzen bemalt, zwischen denen Tiger, Krokodile oder Nilpferde zu sehen waren. Die Holzgondel darunter war mit Schnitzerein von Knurrpiranhas, Flussdampfern und zähnefletschenden Dschinns versehen. Gallionsfigur am Bug war ein prachtvoller bunter Papagei mit weitgespreizten Flügeln."
(S. 71)



Schon die Reise mit dem Zeppelin des Dschungelkatzen-Entdeckerclubs ist ein eigenes kleines Abenteuer und die Spannung steigt, als sie auf der Hexeninsel ankommen.
Im Verlauf begegnet man wieder allerhand skurrilen Figuren, gefährlichen, niedlichen und seltenen Tieren und muss so einige Gefahren bestehen.

"Mustafah, der Feenmann mit der eindrucksvoll aufgetürmten Frisur, fischte daraufhin eine kleine rote Beere aus der Tasche seiner Blättertunika und schoss sie mit der Schleuder auf Gideon. Die Beere zerplatzte auf Gideons Wange, und im selben Moment verbreitete sich ein abscheulicher durchdringender Geruch. Es stank schlimmer als Eisbärenkacke, schimmliger Stinkekäse und ungewaschene Trollfüße zusammengenommen."
(S. 101)



Es ist spannend, witzig und zugleich handelt es sich hier wieder um ein Kinderbuch, welches so viel mehr beinhaltet. Es geht hier nicht nur um spannende Abenteuer, sondern auch um Freundschaft, Zusammenhalt, Mut und um das Anderssein. Die Story geht also auch ans Herz und regt ebenso zum Nachdenken an. Vor allem bezüglich Vorurteile und Selbstakzeptanz betreffend und das man sich niemals für andere verbiegen soll, um zu sein wie alle anderen.


Jedes Kapitel wird dabei von einer schönen und stimmungsvollen Illustration von dem Italiener Iacopo Bruno eingeleitet, welche einen auf das kommende Abenteuer einstimmt.

">>Es ist einfach jammerschade, dass wir alle so viel Zeit damit verschwenden, wie alle anderen sein zu wollen. Dabei sollten wir uns im Gegenteil über all das freuen, was uns anders und einzigartig macht.<<"
(S. 323)



Fazit:
Wie der erste Band dieser Kinderbuchreihe, konnte mich auch dieser wieder begeistern. Eine süße, witzige und spannende Geschichte, in der am Ende doch alles anders kommt als gedacht.
Manche Kinderbücher schaffen es einen als Erwachsenen völlig gefangen zu nehmen und die kindliche Begeisterung, die man doch noch irgendwo tief in sich trägt, zu entfachen. Dies hier ist so eines.
Wer also keine Angst vor fliegenden und gefräßigen Haien hat, sein Nachtlager zwischen funkelnden Eisdrachen aufschlagen will und mutig genug ist auf einen Hexenberg zu steigen, sollte das Buch unbedingt lesen.


© Pink Anemone (mit vielen Bildern,Leseprobe und Autoren-Info)

Veröffentlicht am 17.10.2019

Ein wunderbarer und witziger 3. Teil der interaktiven Kinderbuchreihe

Das kleine Böse Buch 3 (Das kleine Böse Buch, Bd. 3)
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Das kleine Böse Buch ist zurück! Und dieses Mal treibt es seine Scherze mit der Zeit. Denn es hat den ultra-super-geheimen Zeitreise-Zauberspruch stibitzt und will diesen nun unbedingt mit dem Leser ausprobieren! ...

Das kleine Böse Buch ist zurück! Und dieses Mal treibt es seine Scherze mit der Zeit. Denn es hat den ultra-super-geheimen Zeitreise-Zauberspruch stibitzt und will diesen nun unbedingt mit dem Leser ausprobieren! Aber natürlich muss der Leser erst einmal beweisen, dass er genügend Mumm hat, um sich den Gefahren und Herausforderungen der Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit zu stellen. Noch dazu müssen sie unbedingt einen Weg finden, diesen superbraven Langweiler Perfecto aus der Zukunft auf den Geschmack des Bösen zu bringen! Aber das ist alles gar nicht so leicht, wenn einem schon die Zeitpolizei auf den Fersen ist und der Zeitwolf am kleinen Bösen Buch knabbert ... (Klappentext)

❈❈❈❈❈

"Das alte Zauberbuch hat zwar lang und breit gewarnt, man soll mit Zeitreisen keinen Quatsch anstellen. Aber ich weiß schon, warum das keine Leser mehr hatte. Ich mein, was soll schon passieren? Wir machen ja nur Spaß."
(S. 16)


Halloween steht vor der Tür, die Zeit des Grusels und des Unheimlichen. Eine Zeit in der man sich zu Hause unter die Decke kuschelt, während es draußen regnet und stürmt, man Hexen kichern hört und wenn man dieses Buch besitzt, hört man vielleicht auch dieses im Regal leise kichern. Spätestens dann ist es an der Zeit "Das kleine Böse Buch 3" aus dem Regal zu ziehen und sich mit ihm auf ein spannendes und vielleicht auch etwas gruseliges Abenteuer zu begeben.

Diesmal hat das kleine Böse Buch etwas ganz besonderes ausgeheckt. Von einem uralten Zauberbuch hat es ein Geheimnis erfahren und zwar das Geheimnis des Zeitreisens.
Natürlich will sich das kleine Böse Buch nicht alleine auf diese abenteuerliche Reise begeben und dafür braucht es DICH.
Bist Du bereit und mutig genug, um Dich mit einem frechen Buch ins Abenteuer zu stürzen, dabei Rätsel zu lösen, nur mit Süßigkeiten, einem Handtuch und einem Pflaster ausgerüstet?

Dies ist der 3. Band dieser Kinderbuch-Reihe rund um "Das kleine Böse Buch", kann jedoch unabhängig von den Vorgängern gelesen werden.

Hier erlebt man ein interaktives Leseabenteuer. Man liest hier also nicht, wie bei normalen Büchern, Seite für Seite, sondern hüpft kreuz und quer durch das Buch. Je nachdem wohin einem das kleine Böse Buch schickt oder was die Rätsel ergeben.
Man versteckt sich im eigenen Buchkerker des Buches, erlebt Abenteuer, bekommt gruselige Geschichten erzählt und man darf, oder besser gesagt man muss, in das Buch kritzeln und Eselsohren hinein machen.
Dabei trifft man aber auch auf andere Leser des Buches. Im ersten Band war es ein böser Junge, der selbst dem Bösen Buch unheimlich war. Im zweiten Band lernt man ein Mädchen kennen, welches nur zu gerne Einhörner und Herzen ins Buch malt und auch diesmal teilt man sich die Buchseiten mit einem anderen Leser.

Er heißt Perfekto und wir lernen ihn auf einem unserer Zeitsprünge kennen. Er ist aus der Zukunft, weiß nicht was ein Buch ist und ist mächtig erstaunt über das war er da in der Hand hält. In der Zukunft scheint sich nicht alles zum Positiven gewendet zu haben. Stellt Euch vor - 100 Jahre in der Zukunft ist Zucker verboten, man darf keine Witze erzählen und schon gar keine Schimpfwörter benutzen. Tja, manches ist also nicht ganz so toll.

"Ich komme aus dem Jahr 2120. Und natürlich bin ich perfekt. Meine Eltern haben mich so bestellt, dass ich keine Fehler habe. Mein Super-Mega-Hyper-Visor sagt mir jeden Tag, was ich essen und wieviel Sport ich treiben muss, damit ich mich ideal entwickeln kann."
(S. 50)


Perfekto schließt sich uns an und so springt man zu dritt durch die Zeit. Dies scheint jedoch nicht ganz ungefährlich zu sein und irgendetwas scheint das kleine Böse Buch zu verheimlichen und auszuhecken.

Die Story selbst ist wirklich witzig und spannend zu verfolgen. Diese enthält auch manchmal einen kleinen Seitenhieb auf die heutige Gesellschaft (ich sage nur "Helikoptereltern").
Der Schreib- und Erzählstil sind einfach und kindergerecht. Das Buch enthält jedoch nicht nur knifflige Denkrätsel, sondern auch stimmungsvolle und bunte Illustrationen von Thomas Hussung, welche einem zu längerem Verweilen und Betrachten anhalten.

"Das kleine Böse Buch ist toll! Es ist vielleicht nicht so perfekt wie ich. Aber wir haben spannende Abenteuer erlebt! Es war bei den Dinosauriern. Und wir haben Atome gesehen! Und aufregende Geschichten gehört!"
(S. 113)


Fazit:
Selbst als Erwachsene habe ich mich köstlich amüsiert. Ich sprang durch das Buch, rätselte, schüttelte den Kopf und rief dabei laut "TICKTACK-TICKTACK..". Ja, manchmal muss man eben das innere Kind auch mal raus lassen.
Es wird also auf keiner Seite langweilig. So haben auch lesefaule Kinder und Kinder, welche sich nur schwer oder nicht lange auf ein Buch konzentrieren können, Spaß beim Lesen.
Sobald mein 9-jähriger Neffe die Reihe gelesen hat, werde ich Euch natürlich auch von seiner Meinung berichten.

© Pink Anemone (mit vielen Bildern, Leseprobe und Autoren-Info, sowie Link zur Reihenvorstellung zu Band 1 & 2)

Veröffentlicht am 14.10.2019

Spannend, blutig, wendungsreich und absolut abgefahren!!

Der Leichenkünstler
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Für Michael Stalzer ist die Familie das Wichtigste auf der Welt. Aber anders, als man vielleicht glauben mag. Sein Leben als Ehemann und Familienvater ist reine Fassade. Und auch seine Arbeit als Bestatter ...

Für Michael Stalzer ist die Familie das Wichtigste auf der Welt. Aber anders, als man vielleicht glauben mag. Sein Leben als Ehemann und Familienvater ist reine Fassade. Und auch seine Arbeit als Bestatter ist letztlich nur Mittel zum Zweck, denn Michael Stalzer ist der Leichenkünstler. Im Darknet stellt er seine morbiden Werke zur Schau. Der Leichenkünstler hat viele Bewunderer, doch nicht jeder findet Gefallen an den kreativ gestalteten Leichen, die selten tot waren, als sie der Kunst zum Opfer fielen... (Klappentext)

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"Auffangschalen, Nadel, Faden - das volle Programm. Der Moment war gekommen, meine künstlerische Ader auszuleben. Honey würde nicht mehr lange so makellos aussehen wie jetzt."
(S. 17)



Bestatter sind wahre Künstler. Sie sind diejenigen, die zur Unkenntlichkeit verstümmelte Tote, sei es durch einen Unfall oder Mord, so aussehen lassen, als wären diese im Schlaf verstorben. Sie richten sie her, damit die Angehörigen sich von ihren Lieben verabschieden können, ohne ein Trauma zu erleiden und auf ewig die Bilder nicht aus den Kopf bekommen. Bestatter helfen uns in der schwierigsten Zeit und unterstützen einem in der Trauer.
Michael Stalzer ist so ein Bestatter, führt ein glückliches Familienleben und lebt mit Frau und zwei Kindern in einem respektablen Vorort in einem Haus. Er ist eine Stütze der Gesellschaft ... nach außen hin.

Wenn der Vorhang fällt ist er immer noch Leichenkünstler, jedoch auf grausame und abscheuliche Art. Er verunstaltet Körper, näht Gliedmaßen und Köpfe an Stellen, wo sie nicht hingehören und nennt es Kunst. Die Frauen, denen diese Körper gehören, sind nicht tot, zumindest nicht von Anfang an.
Das schaffen seiner Kunst stellt er im Darknet zur Schau und verdient damit einen Haufen Geld.
Wenn ihn sein Drang überkommt, der übrigens den Namen Theo trägt und eine Stimme in seinem Kopf ist, macht er sich auf den Weg, um seine Opfer auf einen der Straßenstriche aufzusammeln. Theo bestimmt wann und wer es sein soll.
Michael Stalzer ist nicht nur Bestatter, er ist auch ein Serienkiller und niemand ahnt etwas davon, schon gar nicht seine Familie.

Karl Heinz Kellerer ist Mitte fünfzig und war einst Ermittler bei der Kripo. Nach einem Herzinfarkt beschloß er kürzer zu treten und hat nun eine eigene kleine Privatdetektei. Manchmal vermisst er seine Kollegen und die Arbeit bei der Kripo, doch seine ermittlerische Spürnase bekommt diesmal ordentlich Futter.
Ein Ehemann vermisst seine Frau und beauftragt Karl Heinz sie zu finden. "Wieder so ein Fall von weggelaufener Ehefrau", denkt er sich, doch je mehr er sich mit dem Fall beschäftigt, umso mehr Ungereimtheiten tauchen auf und führt ihn schließlich in die abartige Welt des Darknets. Während er privat Bekanntschaft mit dem Bestatter Michael Stalzer macht, kommt er beruflich immer näher an den Serienkiller heran, der sich selbst "Leichenkünstler" nennt.


"Nachdem sich Karl Heinz mit dem Passwort des Leichenkünstlers eingeloggt hatte, fand er sich in einer Übersicht des Grauens wieder."
(S. 301)



Man verfolgt hier zwei Handlungsstränge und somit bekommt man Einblick in zwei Perspektiven.
Zum Einen in die des Leichenkünstlers und zum Anderen in die des Privatdetektiven und beide sind auf ihre Weise spannend zu verfolgen.
Der Handlungsstrang um Michael Stalzer beschehrt einem hin und wieder ekelhafte Szenen, man bekommt aber auch Einblick, wie er zu dem wurde was er ist und in sein Berufs- und Familienleben. Es geht also nicht nur um wahlloses Gemetzel. Zudem schafft es die Autorin, dass man trotzdem Sympathie für diesen Bestatter/Leichenkünstler/Psychopathen/Serienkiller hegt.


"Ein Mord verändert einen Menschen immer. Man war danach nie wieder der, der man vorher gewesen war. Mir war es vor Jahrzehnten genauso ergangen. Irgendetwas in einem verwandelte sich, verformte sich zu einem neuen Ich."
(S 224)



Wenn man der Handlung von Karl Heinz folgt, begleitet man einen Ermittler mit guter Spürnase und der sich in den Fall regelrecht verbeißt. Dabei wirft man ebenfalls einen Blick in sein Privatleben.

Bei beiden Protagonisten wird dieses Privatleben ordentlich durchgerüttelt, doch wer jetzt befürchtet, dass diese die Art von Nebenhandlungen sind, welche man zu Genüge in anderen Thrillern liest und bei denen man genervt mit den Augen rollt, sobald man "privat durchgebeutelter Ermittler" nur liest, der irrt gewaltig. Hier verweben sich diese Privatprobleme gekonnt mit der Story und führen die Protagonisten immer näher zueinander, bis alle Fäden zusammelaufen und es zum Knall kommt.

Die Story kann auch mit einigen überraschenden Wendungen punkten, sodass man nie weiss, was einen auf den nächsten Seiten erwartet. Tja, und das Ende - abgefahren und böse, ergo ganz nach meinem Geschmack.

Der Schreibstil ist flüssig und äußerst plastisch. Man fliegt nur so durch die Seiten und es war mir fast unmöglich das Buch aus den Händen zu legen. Es sei jedoch gesagt, dass dies nichts für schwache Nerven oder sensible Mägen ist, denn, wie schon erwähnt, besitzt die Autorin einen bildhaften Stil. Vor allem, wenn man den Leichenkünstler bei seiner Arbeit über die Schultern sieht, geht es äußerst blutig und gewalttätig zur Sache, wobei ich auch schon deftigeres gelesen habe. Diejenigen, welche sich einen Splatter in Buchform der übelsten Sorte erwarten, muss ich warnen. Hier reiht sich keine abartige Metzelei an die nächste, denn es ist, wie auf dem Cover gut sichtbar, ein Thriller und KEIN Horrorsplatter.


"Die Füße, die nun als Hände dienten und die Hände, die jetzt die Füße ersetzten. Ein betörender und verstörender Anblick. Meine Kunden würden es lieben..."
(S. 104)



Fazit:
Dieser Thriller geht unter die Haut - im wahrsten Sinne, ergo nichts für schwache Nerven, aber genau das Richtige für mich.
Es ist blutige, verstörende und spannende Unterhaltung vom Feinsten. Hier ist wieder einmal der Beweis, dass weibliche Autoren durchaus Thriller mit Splatterelementen schreiben können und ihren männlichen Kollegen in nichts nachstehen.
Diese Autorin behalte ich auf jeden Fall im Auge und ein weiteres Buch von ihr liegt schon bereit.

© Pink Anemone (inkl. Leseprobe und Autoren-Info)