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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.11.2019

Hat mich nicht vollends überzeugt

Der kleine Kaiser ist zurück
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Der Autor dieses Buch lässt diesmal niemand geringeren als Napoleon Bonaparte, der zuvor als Eisblock im Meer schwimmt und aufgetaut werden muss, in der Gegenwart aufwachen.

Diese Idee ist nun nicht ...

Der Autor dieses Buch lässt diesmal niemand geringeren als Napoleon Bonaparte, der zuvor als Eisblock im Meer schwimmt und aufgetaut werden muss, in der Gegenwart aufwachen.

Diese Idee ist nun nicht wirklich neu, sondern greift nur jene von Timur Vermes („Er ist wieder da“) oder Colette Deluxe („Im Bett mit Marilyn“) wieder auf.
Anfangs konnte ich über die Missverständnisse, die Napoleon in der für ihn völlig fremden Zeit hat, herzlich lachen. Doch im Mittelteil ist die Geschichte ziemlich langatmig.
Erst das Ende hat mich wieder ein bissschen versöhnt, allerdings nicht wegen des (angekündigten) Humors, sondern mit der völlig irren Idee, wie man IS-Kämpfer und Terroristen „umprogrammieren“ kann.

Sprachlich ist das Buch keine Meisterleistung. Rund ein Dutzend Mal wird erklärt, dass Napoleon (also der echte) besonders intelligent war. Immerhin ist es dem Autor in zweiten Hälfte auch aufgefallen, dass der er sich hier mehrfach wiederholt und hier dadurch die Geduld der aufmerksamen Leser strapaziert.

Leider konnten auch die in den Text eingeflochtenen geschichtlich verbürgten Teile nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Buch nur ein müder Abklatsch von Timur Vermes‘ Idee ist. Den hoch gelobten Humor konnte ich nur rudimentär in kleinen (Cola Light) Dosen finden. Schmunzeln musste ich, dass einige von Napoleons Marotten, wie das Mitschleppen der Badewanne, eingeflossen sind. Ansonsten kann ich dem Buch leider nur mit gutem Willen knappe 3 Sterne geben.

Veröffentlicht am 23.11.2019

SChwule Fußballer - nach wie vor geächtet

Seitenwechsel
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Die Autorin und ehemalige Bundesliga-Spielerin Tanja Walther-Ahrens befasst sich in diesem Buch mit einem großen Tabuthema des Fußballs: Homosexualität.

In der Politik, der Kunst oder im „normalen“ Leben ...

Die Autorin und ehemalige Bundesliga-Spielerin Tanja Walther-Ahrens befasst sich in diesem Buch mit einem großen Tabuthema des Fußballs: Homosexualität.

In der Politik, der Kunst oder im „normalen“ Leben sind schwule Männer zumindest akzeptiert. Warum sollte dies für Fußballerinnen und Fußballer nicht gelten?

Warum wird männliche Homosexualität gerade im Fußball so vehement negiert und abgestritten? Weil im Fußball eine ureigene männliche Identifikation innewohnt?

Wenn man sich allerdings die überschwänglichen, oftmals peinlichen Umarmungen oder Gesten nach einem Tor oder gar einem Sieg ansieht, so scheint hier wenig Männliches vorhanden zu sein. Allerdings kommt hier genauso wie bei dem Körperkult mancher Spieler die Doppelmoral zum Tragen. Da wird tätowiert, die Haare gestylt, Zopferl geflochten und die Sixpacks zur Schau gestellt und gleichzeitig die Homosexualität geleugnet.

Man muss sich nur die von der Autorin zitierten Sprüche so mancher Trainer vor Augen führen: besonders widerlich Otto Baric, der ehemalige Trainer der Nationalmannschaft Kroatiens und Österreichs, der folgendes von sich gegeben hat: "Homosexualität ist abnormal. Ich werde niemals Homosexuelle in mein Team berufen. Ich erkenne einen Schwulen innerhalb von zehn Minuten."

Liegt es an den Fans? Auch darüber spekuliert die Autorin und kommt zu keiner schlüssigen Antwort.

Dabei könnte gerade der Fußball einiges zur Akzeptanz von Homosexualität bewirken, denn "Der Ball ist rund und kann deswegen mehr ins Rollen bringen als viele es sich vorstellen können."

Meine Meinung:

Das Buch ist 2011 veröffentlicht worden. In der Zwischenzeit hat sich doch schon einige getan. In den letzten Jahren sind wissenschaftlich fundierte Studien erschienen. Und, es gibt sie nun, die bekannten Fußballspieler, die sich zu ihrer sexuellen Vorliebe bekennen. Allerdings outen sie sich erst nach ihrem Karriereende.

Über dieses Thema zu schreiben ist wichtig und längst überfällig, doch gibt es in diesem Buch einige Schwächen:

Mir ist aufgefallen, dass Frauenfußball und Homosexualität in einen Topf geworfen werden. Das eine hat meiner Ansicht nach nichts mit dem anderen zu tun. Nicht alle Fußballerinnen sind lesbisch und die wenigsten sind Mannweiber, wie das die Öffentlichkeit gerne behauptet. Auch hier wieder die Doppelbödigkeit: weibliche Homosexualität wird eher toleriert als männliche. Warum eigentlich?

Das Buch wirkt ein wenig planlos. SO wird zwar jedes Kapitel mit einer anderen Überschrift versehen, aber im Grunde wird jedes Mal dieselbe Frage aufgeworfen ohne eine entsprechende Antwort zu geben.

Fazit:

Ein sehr wichtiges Thema, doch auf Grund der oben beschriebenen Schwächen, kann ich leider nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 23.11.2019

Der Pianist und die Prostituierte - ein modernes Märchen?

Laufhaus
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Klappentext:

Ein Pianist und eine Prostituierte, die sich scheinbar zufällig in Wien-Favoriten begegnen, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die 122 Jahre zurückgeht in der Zeit und durch Moldawien, ...

Klappentext:

Ein Pianist und eine Prostituierte, die sich scheinbar zufällig in Wien-Favoriten begegnen, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die 122 Jahre zurückgeht in der Zeit und durch Moldawien, Russland und Österreich streift, die Suche nach der verlorenen Schwester, die Suche nach den eigenen Wurzeln und die Magie einer Klaviersonate von Alexander Skrjabin.


Meine Meinung:

Es hat lange gedauert, bis ich mit dieser Geschichte warm geworden bin. Sie ist recht komplex gestrickt, was mir immer gut gefällt. Hier verschleppen epische Verbreiterungen die Handlung, die meiner Ansicht nach, ein bisschen mehr Dynamik verträgt. Ich habe recht bald die Ahnung gehabt, wie die beiden Handlungsstränge, also der in der Gegenwart und der vor 122 Jahren in das Leben der beiden eingreifen wird. Die Neugier, ob ich mit meiner Hypothese recht gehabt habe, hat mich letztendlich dazu bewogen, das Buch zu Ende zu lesen. Manchmal war ich nahe dran, es wegzulegen.

Beklemmend ist Nadias Leben im Waisenhaus beschrieben. Brutalität in Worten und Taten. Allerdings kann ich mir nicht so ganz vorstellen, dass sie die deutsche Sprache nur deswegen so gut sprechen kann, weil sie in „Tante Martha“ eine Bezugsperson hatte, die mit ihr deutsch gesprochen hat und auch deutsche Literatur zum Lesen gegeben hat. Nadia drückt sich viel zu gewählt aus (“... in das limbische System meines Gehirns ..., oder „Geruchsknospen“). So spricht keine in einem moldawischen Waisenhaus aufgewachsene Prostituierte. Da blitzt der Mediziner im Autor durch, der natürlich diese Fachausdrücke kennt.

Stellenweise sind die Dialoge zwischen Nadia und Alfred mir „ER:“ und „Sie:“ gekennzeichnet. Da irritiert, weil es auch ganz normale Dialoge ohne diese „Regieanweisung“ gibt. Ich gehe zwar davon aus, dass sich der Autor etwas dabei gedacht hat, mir hat sich das allerdings nicht erschlossen.

Interessant die vielen Hinweise auf (Klavier)Musik, inklusive Noten etc.. Damit kann ich leider wenig anfangen, weil ich total unmusikalisch bin. Hier lässt uns der Autor an seiner eigenen Passion für klassische Musik teilhaben. Ein Teil der Romanfiguren ist der Musik regelrecht verfallen, immerhin ist einer ein berühmter Komponist, Alfreds Mutter eine Konzertpianistin, bevor ein Unfall ihre Karriere zerstört hat. Das springt auf die Leser über.

Das Ende, das die Familienbande von Alfred und Nadia enthüllt, habe ich so ähnlich erwartet. Beide haben unabhängig voneinander ihre Familiengeschichte aufgearbeitet.

Tollkühn habe ich Alfreds Aktion, Nadia zu suchen, gefunden. MIt dem Autor allein knapp 2.000 km nach Moskau zu fahren, ohne sich um Visa, Nahrung oder Schlafgelegenheit zu kümmern. Einziger Begleiter Hündin Jessy. Die Szenen an den jeweiligen Grenzen, an denen er nur den Namen seines Vaters, Peter Kovalksi, nennen muss und der ihm alle Grenzen, Fahrspuren und Türen öffnet, hat mich erheitert. Das klingt wie im Märchen.


Fazit:

Eine interessante Geschichte, die mich aber trotzdem nicht ganz überzeugt hat, daher her nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 30.10.2019

Der Beginn der Bodenstein/Kirchhoffe-Reihe

Eine unbeliebte Frau (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 1)
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Es ist Sonntagmorgen und KHK Oliver von Bodenstein will seine Frau Cosima zum Flughafen bringen, als ihn der Anruf seiner Kollegin Pia Kirchhoff erreicht. Es gäbe einen Toten. An sich kein Ereignis, dass ...

Es ist Sonntagmorgen und KHK Oliver von Bodenstein will seine Frau Cosima zum Flughafen bringen, als ihn der Anruf seiner Kollegin Pia Kirchhoff erreicht. Es gäbe einen Toten. An sich kein Ereignis, dass Bodenstein aus seinem freien Tag holen sollte. Doch blöderweise ist der Tote ein bekannter Oberstaatsanwalt, der sich mit seinem Jagdgewehr erschossen hat.
Wenig später müssen die beiden zu einer zweiten Leiche, die vorerst ebenfalls als Selbstmord deklariert wird, denn die Tote, Isabell Kerstner, liegt am Fuße eines Aussichtsturms. Recht schnell ist klar, dass die Frau ermordet wurde.

Die Ermittlungen führen Bodenstein und Kirchhoff einerseits zur Tierklinik von Isabells Mann und andererseits zu dem versnobten Reiterhof Gut Waldhof. Die Liste der Tatverdächtigen wird immer länger als herauskommt, dass Isabell Kerstner ein intrigantes Luder war und unzählige Männerbekanntschaften hatte.

Die Suche nach dem Täter gleicht der Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen. Kaum glauben die Ermittler eine heiße Spur zu haben, erkaltet diese recht bald. Nach mehreren Sckgassen und dramatischen Wendungen können nicht nur Motive für den Selbstmord des Oberstaatsanwalts und den Mord an Kerstner sondern auch damit verbundene Verbrechen aufgeklärt werden.

Meine Meinung:

Diese Neuauflage von Nele Neuhaus‘ erstem Bodenstein/Kirchhoff-Krimi ist für mich der erste dieser Reihe. Bislang habe ich vor den gehypten Krimis der Autorin ferne gehalten. Warum? Weiß ich selbst nicht.

Grundsätzlich finde ich den Krimi recht gut. Mir persönlich sind nur die zusätzlichen Verbrechen wie Erpressung, Entführung, Menschenhandel, Betrug und Geldwäsche wenig zu dick aufgetragen. Vor allem der Jahre zurück liegende Doppelmord an den Eltern von Marianne Jagoda, passt zwar gut zu der verbrecherischen Clique, erscheint mir aber dennoch ein wenig too much. Mit dieser Anhäufung von kriminellen Handlungen ließe sich mindestens ein, wenn nicht zwei Krimis schreiben. Da wäre weniger mehr gewesen. Allerdings, wie sagte schon im antiken Rom: Crimen criminem invocat! (Ein Verbrechen zieht das andere nach sich!)

Der Schreibstil ist fesselnd. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Da der Krimi in einer eher ländlichen Gegend spielt, kennen sich die meisten Personen mehr oder weniger. Dass Oliver von Bodenstein seiner Jugendliebe Inka wieder begegnet, könnte für Konfliktstoff für den einen oder anderen zukünftigen Krimi bergen.

Die Anzahl der handelnden Personen ist unüblich groß. Hier könnten manche Leser den Überblick verlieren.

Fazit:

Ein durchaus fesselnder Krimi, der allerdings durch die oben beschriebene große Anzahl von kriminellen Machenschaften, einiges an Glaubwürdigkeit einbüßt. Daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 28.10.2019

Hat mich nicht überzeugt

Alles, was wir sind
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Dieser Roman ist während des Kalten Krieges angesiedelt, in dem sich die USA und die UdSSR bis an die Zähne bewaffnet gegenüberstehen. Es ist die Zeit der Spionage und Gegenspionage. Man arbeitet auf beiden ...

Dieser Roman ist während des Kalten Krieges angesiedelt, in dem sich die USA und die UdSSR bis an die Zähne bewaffnet gegenüberstehen. Es ist die Zeit der Spionage und Gegenspionage. Man arbeitet auf beiden Seiten an der Eroberung des Weltraums. Mit dem Sputnik haben die Sowjets vorerst die Nase vorn.

Zahlreiche Sowjetbürger versuchen das Land zu verlassen. Nur wenigen gelingt dies. Familien werden auseinander gerissen.

Soweit das historische Umfeld, nun zum Inhalt:

Boris Pasternak schreibt an einem historischen Roman, der angeblich Regime kritische Passagen enthält. Doch statt den Schriftsteller direkt zu belangen, verhaftet man seine Geliebte Olga, verhört und verurteilt sie zu mehreren Jahren Lagerhaft. Obwohl Olga misshandelt wird und Boris‘ Kind verliert, schweigt sie über den Inhalt des Romans.

Parallel dazu versucht der Westen dieses Werk in die Finger zu bekommen. Das Credo lautet „Worte sind Waffen“. Federführend in den USA ist der als „Agency“ bezeichnete Geheimdienst, dem neben den üblichen männlichen Spionen auch zahlreiche, gut ausgebildete Frauen, die häufig als Stenotypistinnen getarnt, angehören.

Als es gelingt, ein Exemplar aus der UdSSR herauszuschmuggeln, wird das Buch vorerst in Italien gedruckt. Anlässlich der Weltausstellung in Brüssel 1958 werden, hunderte Exemplare auch ins Russische übersetzt und wieder in die UdSSR zurück geschmuggelt. Hier hat die Agency wieder ihre Finger im Spiel. Der Erfolg lässt sich nicht mehr aufhalten. Doch als Pasternak den Literaturnobelpreis erhält, eskaliert die Situation.

Meine Meinung:

Dieses Buch ist nicht ganz einfach zu lesen. Die Idee, rund um den Schriftsteller Boris Pasternak und seinen „Dr. Schiwago“ einen Roman zu schreiben finde ich sehr gut. Allerdings pendelt die Autorin immer wieder zwischen der Liebesgeschichte (Olga/Boris) und dem Spionageroman hin und her. Das, und die vielen detaillierten Beschreibungen der Menschen in der Agency, haben stellenweise die Lust am Weiterlesen eingeschränkt.
Gut gelungen, wenn auch mehr Aufmerksamkeit erfordernd, ist der Wechsel zwischen USA und UdSSR. Anhand der angeführten Jahreszahl und der Ortsangabe, weiß der Leser immer, wann und wo er ist. Nicht ganz so klar ist die Perspektive, da es mehrere „Ich-Erzählerinnen“ gibt.

Warum Olga nach wie vor bei dem verheirateten Pasternak bleibt, obwohl der sie und ihre Kinder mehrmals der Gefahr wieder verhaftet zu werden, verstehe ich persönlich ja nicht. Wahrscheinlich verbindet die beiden ein Abhängigkeit, die für Außenstehende kaum zu verstehen ist.

Gut gelungen ist die Darstellung der beklemmenden Lebensumstände in der UdSSR.
Die latente Gefahr, wegen eines angeblich Regime kritischen Satzes verhaftet zu werden, ist deutlich spürbar. Dagegen scheint das Leben in den USA ein ständiges Party-Leben zu sein.

Der Schreibstil ist stellenweise sperrig und viel zu detailverliebt. Denn, ob Sally mit BH ins Bett geht, weil sie meint, ihre Brüste würden schlaff, ist für die Handlung bedeutungslos. Solche Stellen gibt es häufig, verwirren aber nur. Möglicherweise liegt es auch an der Übersetzung.

Fazit:

Ein nicht ganz leicht zu lesender Roman, der weder Liebes- noch Spionageroman ist. Leider kann ich dafür nur knappe 3 Sterne vergeben.-