Konnte mich total begeistern
Neon BirdsJetzt kommen wir aber zum heutigen Buch: „Neon Birds“ von Marie Graßhoff. Ein Buch, das mich schon beim bloßen Anblick begeistern konnte. Das Highlight war es dann noch, dass ich das Glück hatte, Bookish-Merch ...
Jetzt kommen wir aber zum heutigen Buch: „Neon Birds“ von Marie Graßhoff. Ein Buch, das mich schon beim bloßen Anblick begeistern konnte. Das Highlight war es dann noch, dass ich das Glück hatte, Bookish-Merch zu dem Buch zu bekommen. Dadurch bin ich jetzt stolze Besitzerin mehrerer wunderschöner Charakterkarten, deren Bilder auch teilweise im Buch abgebildet sind. Wenn ihr das Buch mal irgendwo seht, blättert einfach mal durch:) Es wird sich lohnen!
Der Klappentext:
Es ist das Jahr 2101. Ein außer Kontrolle geratener technischer Virus verwandelt Menschen in hyperfunktionale Cyborgs, die dem Willen der künstlichen Intelligenz KAMI gehorchen. In Sperrzonen eingepfercht, werden sie von Supersoldaten bekämpft, die man weltweit als Stars feiert. Doch die Mauern beginnen zu bröckeln. Sekten beten KAMI als Maschinengott an. Und während der Kampf zwischen Menschheit und Technologie hin und her wogt, versuchen vier junge Erwachsene, den Untergang ihrer Zivilisation zu verhindern …
Der Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin hat mir wirklich sehr gefallen. Er passt mit seiner schnörkellosen, unspektakulären Art zum Genre und der Geschichte allgemein. Dazu war er aber auch einfach wirklich schön zu lesen. Flüssig und irgendwie gewichtig. Ich hatte stets den Eindruck, die Autorin verwendet nicht ein Wort zu viel. Stattdessen ist sie präzise und nutz rhetorische Mittel wie Anaphern, um die Bedeutung einiger Passagen zu betonen. Dieses konstruierte, poetische erkannte man dann auch besonders gut an den „Ich“-Kapiteln. Kapitel, die dem Leser zunächst willkürlich schienen.
Meine Meinung:
Die Geschichte, die dieses Buch erzählt, erfährt der Leser durch fünf verschiedene Perspektiven. Vier davon sind eindeutig zuordbare Protagonisten. Anfangs sind die Wechsel regelmäßig angeordnet, später erzählt ein Protagonist auch mal länger, wenn bei ihm gerade was Spannendes passiert. Das hat mir gut gefallen, da es am Ende wirklich super passte und die Geschichte so gut und spannend verlagert hat. Generell gefiel es mir, dass die Wechsel nicht rabiat und zusammenhanglos erfolgten, sondern thematische Zusammenhänge hatten. Im Gegensatz zu anderen Büchern, die diese Methode verwenden, fand ich es hier sehr sehr gut gemacht. Ich hatte nie das Gefühl, schon zu lange nicht mehr bei einer Figur gewesen zu sein und mich deshalb erstmal wieder besinnen zu müssen, was bei ihr überhaupt passiert ist. Ebenso gab es auch keine Perspektiverzählungen, die mich langweilten, weil bei den anderen doch viel Spannenderes passierte. Einfach eine gute Verteilung, die den Leser sehr schön flüssig und mit einem guten Spannungsverlauf durch die Handlung führt:)
Mein erster Eindruck vom Buch war einer, den ich öfters bei Sci-Fi Büchern habe: unheimlich viele Informationen, die man erst einmal verarbeiten muss, während man sich in der gänzlich fremden Welt zurecht zu finden versucht.
Alt und neu in einer Symbiose, überall Technik, flirrende Tafeln, Lautsprecherdurchsagen, Metallkatzen, die über die Straße tollen, vorbei an Menschen, die vielleicht Chips in ihrem Körper haben, die das ein oder andere verbessern. Die Einwohner bewegen sich auf mindestens zwei Etagen, laufen über Glasfußböden oder beamen sich von Brasilien in die Antarktis. Weiß, blau, pink, grün sind ihre Haare. Ihre Kleidung angepasst an ihre Stadt, seine Arme aus Metall. Schutzschilde über allem. Schützen unter anderem vorm sauren Regen, während überall Pflanzen zu sehen sind. Sie schlängeln sich durch Straßen, an Häusern hinauf, auf Balkonen, in Häusern… Mehr als fünfzig Prozent der Welt ist Sperrzone – für Menschen nicht zugänglich, es sei denn sie wollen sterben…
Neben den sinnvoll angeordneten Perspektiven, gibt es auch vier sinnvolle Hauptprotagonisten, was mich sehr gefreut hat, denn oft hat man ja das Gefühl, eine(r) könne besser weggelassen werden oder man empfindet so gar keine Sympathie ihm/ihr gegenüber. Das hatte ich hier nicht. Alle tragen sehr effektiv zur Handlung bei und sind alle auf ihre Weise interessant.
Was man wissen sollte: Das Buch enthält wenige, ausführliche Innensichten und ebenso wenige Beschreibungen der Protagonisten aus der Sicht anderer – abgesehen von dem, was allgemein bekannt ist . So tappt man einfach auf eine Art und Weise bei allen immer ein wenig im Dunklen, auch wenn im Verlauf der Geschichte einige Geheimnisse gelüftet werden.
Da der Klappentext es ausnahmsweise mal ganz gut trifft, nehme ich ihn mal teilweise als Einleitung:)
Ein Supersoldat, der seine glorreichen Tage hinter sich hat…
…und mein kleiner Liebling, wie ich zugeben muss:) Okijen ist einfach ein rundweg ehrlicher und sehr gewissenhafter Ex-Soldat. Für den Leser wird er zu einer Art tragischem Held, was ihn unheimlich interessant macht. Man weiß irgendwie, dass er ein sehr guter Soldat, intelligent und besonders ist, gleichzeitig hat man ihn aber als katzenliebenden Mechaniker vor Augen, der alles andere lieber möchte, als zur Armee zurückzukehren. Besonders besonders macht ihn seine Verbindung zu Andra und seine Gefühle ihr gegenüber. Es ist ein kleiner Kitzel, der den Leser gut mitnimmt.
Ein Träumer mit einem düsteren Geheimnis…
…und vielleicht derjenige, den ich noch am wenigsten interessant finde bzw. fand, denn zum Ende hin erfährt er nochmal eine ganz andere Bedeutung. Luke würde ich als kleinen Mitläufer beschreiben, jemand, der still im Hintergrund bleibt und beobachtet. Allerdings hat er ein Geheimnis, für das er um jeden Preis kämpft. Mir gefiel an ihm besonders, dass er sich so um Flover kümmert. Das gibt der Geschichte an dieser Stelle eine tiefere Ebene, die die Umstände deutlicher macht.
Ein Untergrundkämpfer mit Todeswunsch…
…und da ist Flover auch schon. Mit Andra der spannendste Charakter. Während ich Okijen gut finde, weil ich ihn mag, finde ich Flover interessant, weil er für den Leser unberechenbar bleibt, geradezu lethargisch. Dennoch ist da etwas in ihm, dass ihn zu einem wichtigen Teil der Geschichte macht. Ich habe oft Mitleid mit ihm gefunden, hätte ihn aber manchmal auch gerne getreten. Flover muss man zwiegespalten betrachten, er bringt aber auf jeden Fall eine interessante Perspektive in die Geschichte.
Eine Kriegerin mit Verbindung zu einer dunklen Macht…
…vielleicht sollte man das nicht ganz zu wörtlich nehmen, denn es spoilert eher. Bei Andra hat man aber schon als Leser die ganze Zeit über das Gefühl, dass sie sehr viel versteckt und keineswegs unbeteiligt an der ganzen Geschichte ist. Sie ist der Charakter in dieser Geschichte, der jede Menge Theorien provoziert, weil er so leer bleibt. Ich bin wirklich gespannt, wie sie sich im zweiten Band weiterentwickelt. Ihre klare, strukturierte Art gefällt mir auf jeden Fall sehr.
Mit diesen vier Charakteren haben wir es im Handlungsverlauf zu tun. Die Idee der Geschichte: Es gibt Moja und Menschen. Ganz einfach – schwarz und weiß. Oder nicht? Denn die Moja werden immer undurchschaubarer und die Regierung im fiktiven Jahr 2101 muss schnell handeln….
Die Idee finde ich schonmal total klasse. Sie zieht sich logisch und spannend durch den gesamten Handlungsverlauf, der keineswegs linear und einsträngig abläuft. Stattdessen geschahen immer wieder unerwartete Dinge und das Puzzle setzt sich nur langsam zusammen. Mir hat es sehr gefallen, dass diese „Zukunftsperspektive“ so gut durchdacht war. Es gibt eine organisierte Regierung mit einem sehr komplexen Militärsystem und es stellt Bezug zu heutigen Zukunftsüberlegungen her, indem beispielsweise sehr auf Nachhaltigkeit und die Natur geachtet wird.
Der Handlungsverlauf war für mich nachvollziehbar und logisch. Es war interessant zu sehen, wie immer wieder Kleinigkeiten zu enormen Veränderungen führten. Etwas irritiert war ich nur an einigen Stellen, an denen etwas übersprungen zu sein schien. So blieben Beschreibungen manchmal etwas vage, da sie so kurz waren und ich hatte einmal auch das Gefühl, dass Okijens Anliegen ein wenig vergessen wurde. Aber im Grunde hatte es keinen Einfluss auf die Geschichte, da es sich trotzdem alles ineinanderfügte.
Außerdem musste ich mich sehr lange an das Alter der Protagonisten gewöhnen, da alle so jung sind^^ – aber das sorgt natürlich gleichzeitig auch für mehr Tragik und findet auch seine Begründung in der erzählten Welt.
Versüßt haben mir das Lesen schließlich die eingefügten Zeichnungen, Charakterakten und offiziellen Dokumente. Die Zeichnungen sind wirklich sehenswert.
Fazit:
Mir hat dieses Buch super gefallen. Es gab die ein oder andere Kleinigkeit, die perfekter hätte sein können, aber ich kann mich damit gut abfinden:) Der Schreibstil ist wunderbar, es ist leicht zu lesen und durchweg spannend. Die konstruierte Welt hielt viel Komplexität bereit und hat mich zum Mitdenken angeregt. Ich bin wirklich wirklich gespannt, wie es weitergeht und kann nur eine absolute Leseempfehlung für jeden Sci-Fi-Leser aussprechen!
5 von 5 Sterne von mir.