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Veröffentlicht am 19.01.2020

Sci-Fi-Entdeckung

Neon Birds
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In der Regel benenne ich immer nur Fantasy als das Genre, bei dem es für mich wirklich passen muss, dass ich es lese. Aber eigentlich müsste ich Sci-Fi immer mitnennen. In diesem Genre ist so unwahrscheinlich ...

In der Regel benenne ich immer nur Fantasy als das Genre, bei dem es für mich wirklich passen muss, dass ich es lese. Aber eigentlich müsste ich Sci-Fi immer mitnennen. In diesem Genre ist so unwahrscheinlich viel möglich, was meine Vorstellungskraft übersteigt, oft auch, weil es sehr technologisierte Themen, da fühle ich mich dann einfach nicht so zu Hause, weil mir nicht alles logisch erscheint. Daher war der Griff zu Marie Grasshoffs „Neon Birds“ schon ein großes Risiko für mich. Aber die Leserstimmen waren alle so durchweg positiv, dass ich einfach ins kalte Wasser gesprungen bin.

Ins kalte Wasser springt man auch gleich mit dem Einstieg in den Roman, denn es geht gleich kräftig zur Sache. Für mich wie gesagt oftmals gefährlich, weil ich mich dann überhaupt nicht zurechtfinden kann. Aber hier war es auch der Anfang, für alle Mitleser galt also das gleiche, sie wissen ebenso wenig über das Geschehen wie ich. Das hat mich dann erst recht motiviert weiterzulesen und es hat sich gelohnt. Die Informationen über die Welt, die weit in der Zukunft liegt, werden nach und nach bereit gestellt und das geschieht so im Fluss, dass man weiterlesen will, da man ja ständig Neues erfährt.

Sehr gelungen sind dabei auch die Zwischenkapitel, die entweder militärische Akten, Dokumente oder Charakterporträts oder Infos zu ihnen sind. Da habe ich ehrlich gesagt irgendwann regelrecht drauf hingefiebert, denn diese haben prägnant alles Wichtige Preis gegeben. Klar, manche Sachen wie die Recherchen zum Impfstoff gegen KAMI kamen erst sehr spät vor, aber vorher konnte man sich zumindest Einzelheiten denken, die dann nur noch wissenschaftlich oder wie in einem Lexikon aufgeführt wurden

Die Charakterporträts waren ein wirkliches Highlight, aber auch ohne sie haben die vier Hauptcharaktere wunderbar funktioniert. Mit Luke und Flower und Andra und Okijen gibt es jeweils Zweiergrüppchen, die auch nicht wirklich etwas miteinander zu tun haben, die aber von zwei Seiten die Welt retten wollen. Auch jeder für sich funktioniert wunderbar, da sie höchst unterschiedliche Personen sind, aber sehr scharf gezeichnet und dadurch authentisch. Das ist sogar so gelungen, dass es schwer ist, Lieblinge herauszupicken. Alle haben traurige Schicksale hinter sich, alle haben dem Bösen ins Auge geguckt und trotzdem machen sie alle für etwas Besseres weiter. Vor allem sind sie alle empathische Menschen, was mir erst recht entgegenkommt und ich würde ihnen alle mein Leben anvertrauen, wodurch ich dann mit ihnen auch emotional verbunden bin.

Inhaltlich wird uns ebenfalls ein rasantes Erlebnis beschert. Durch die vier Perspektiven erleben wir das Geschehen jeweils durch andere Augen. Sie sind auch so geschickt aneinandergesetzt, dass sich Inhalte nicht immer doppeln, sondern dass sie einfach weitergehen und ständig etwas Neues passiert. Es passieren immer wieder spannende, neue Dinge, die ergründet werden wollen, es gibt Überraschungen, es gibt unerwartete Details, es ist wirklich ein Leseerlebnis ohne Atempause. All das ist dann auch noch angereichert durch einen wunderbaren Erzählstil, er ist weder zu einfach, noch zu schnörkelig. Er hält sich nicht an unwichtigem auf, sondern geht stetig in die Vollen. Das ist für eine Autorin, die zwar viel schreibt, aber noch recht wenig veröffentlicht hat, schon ungewöhnlich, sollte ihr aber Motivation sein, genauso weiterzumachen, denn dann ist sie auf einem meisterlichen Weg!

Fazit: „Neon Birds“ ist für mich eine absolut positive Überraschung. Es ist wirklich kaum mein Genre, aber hiernach sehe ich das einfach gänzlich anders. Denn, wenn Sci-Fi immer so ist, dann habe ich wirklich etwas verpasst. Eine faszinierende Welt, extrem sympathische Figuren und ein Rausch an Lesestunden. Top!

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.12.2019

Im besten Sinne kurzweilig

Gar kein Plan ist auch eine Lösung
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Kyra Groh hat ungelogen eine der besten Instagram-Accounts, die ich je entdecken durfte, da ihr Humor so wunderbar auf meinen eigenen passt, so dass ich bei allen Beiträgen herzlich lachen muss. Ihr Profil ...

Kyra Groh hat ungelogen eine der besten Instagram-Accounts, die ich je entdecken durfte, da ihr Humor so wunderbar auf meinen eigenen passt, so dass ich bei allen Beiträgen herzlich lachen muss. Ihr Profil habe ich durch ihren Roman „Mitfahrer gesucht – Traummann“ entdecken dürfen. Es ist ihr bisher einziges Buch, das ich gelesen habe und es war gut, hat nur thematisch nicht ganz meinen Kern getroffen. Daher fand ich es toll, dass ich bei „Gar kein Plan ist auch eine Lösung“ dann noch zugegriffen habe, denn bei der großen Liebe zum Instagram-Profil muss es doch auch mal mit einem Buch von ihr zu großen Liebe werde.

Ich habe wunderbar in die Geschichte hineingefunden, denn der Humor, der Groh für mich so entscheidend ausmacht, war direkt in der ersten Zeile zu spüren und hat sich bis zum Ende durchgezogen. Wenn man ständig ein Grinsen auf dem Gesicht hat, dann wird man einfach regelrecht durch die Handlung getragen. Und auch die hat sich gelohnt. Zwar hat Mara unheimlich viele Eigenschaften, für die ich sie gerne schütteln würde, angefangen natürlich bei ihrer idiotischen Beziehung zu Sebastian, aber trotzdem gab es eine Verbindung und sicherlich die Ahnung, dass so viel mehr hinter ihr steckt.

Es war gelungen, wie man immer wieder einzelne Erlebnisse der Vergangenheit eingebunden bekommen hat, um so zu erkennen, warum Mara ist, wie sie eigentlich ist. Diese waren so geschickt platziert, dass die Handlung sogar als wendungsreich zu beschreiben ist, es ging nicht nur nach Schema F. Und von Seite zu Seite wurde ich mehr an Mara gebunden, an ihre Denkweise und habe daher mitgefiebert, wie sie wohl endlich zu den richtigen Erkenntnissen kommt.

Nicht nur diese Reise zu sich selbst war gelungen, sondern auch die ganzen Nebenfiguren. Sei es der Bruder Eugen/Veda mit seiner Mitbewohnerin Kitty oder sei es Anne, Silas und natürlich Marius, der sicherlich nicht der klassische männliche Herzensbrecher ist, der aber eine ganz eigene Art hat, die der Geschichte eine andere Wendung gibt, ein anderes Profil. Es war eine gelungene Komposition unterschiedlicher Charaktere, wo sich jeder seinen Platz in meinem Herzen verdient hat.

Gegen Ende hin hatte ich an einigen Stellen die Befürchtung, dass sich die Geschichte noch in die falsche Richtung entwickeln könnte. Auch wenn es die perfekten Enden nur selten gibt, gibt es auch logische und weniger logische Enden. Aber die Idee mit dem Alphabet war als Kapitelüberschrift raffiniert gewählt, ebenso nachher die Umlaute noch zu wählen und eine Art Nachgeschichte zu erzählen. Hier wird der Bogen dann wunderbar genommen und ich konnte mich sehr zufrieden von der Geschichte verabschieden.

Fazit: „Gar kein Plan ist auch eine Lösung“ hat sich ohne Frage mitten in mein Herz begeben, da die Geschichten die Authentizität, die Autorin Kyra Groh über ihre Profile in den sozialen Medien vermittelt, haargenau wiedergegeben hat. Dabei ist eine kurzweilige Lektüre entstanden, die auf eine locker-leichte Art und Weise mit tollen Figuren zu unterhalten weiß.

Veröffentlicht am 04.11.2019

Perfekte Jugendbuch

Das Schicksal weiß schon, was es tut
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Manchmal bin ich richtig glücklich, wenn ich Autoren für mich entdecken, die eher unter dem Radar fliegen, aber trotzdem großartige Arbeit abliefern. Mainstream kann oft dafür sorgen, dass Talente des ...

Manchmal bin ich richtig glücklich, wenn ich Autoren für mich entdecken, die eher unter dem Radar fliegen, aber trotzdem großartige Arbeit abliefern. Mainstream kann oft dafür sorgen, dass Talente des Schreibens im Einheitsbrei verkommen. Das ist bei Brigid Kemmerer nun wahrlich nicht der Fall, die meine neue Lieblingsautorin im YA-Genre ist. Bereits „Der Himmel in deinen Worten“ und „Worte, die leuchten wie die Sterne“ haben mich überzeugen können, so dass „Das Schicksal weiß schon, was es tut“ ein Must Read für mich war.

Ich habe unheimlich schnell in die Geschichte hineingefunden, da beide Perspektiven, die von Meagan und Rob, transparent gestaltet waren, so dass ich mich sofort in ihre Situation und ihre Gefühlslage einfinden konnte. Aus ihren Geschichten wird kein großes Geheimnis gemacht. Natürlich liegen noch nicht alle Fakten auf dem Tisch, aber die wichtigsten Aspekte, um die Handlungsweisen der beiden nachvollziehen zu können, werden geboten und das erleichtert den Einstieg in die Geschichte ungemein.

Meistens hat man ja bei Perspektiven seinen Liebling, aber wunderbarerweise würde ich keinen Unterschied zwischen Meagan und Rob machen. Sie sind zwar sehr unterschiedlich und kommen aus anderen Welten, aber beide haben das Herz auf dem richtigen Fleck und sind trotz ihrer genügend vorhandenen Ecken und Kanten Menschen, mit denen man sofort befreundet sein wollen würde. Meagan ist extrem einfühlsam und denkt zuerst an die anderen, bevor sie an sich selbst denkt. Sie ist harmoniebedürftig und sehr loyal, aber durch die Erziehung ihres Vaters, der ein Polizist ist, denkt sie viel in schwarz und weiß und verurteilt vor. Rob wiederum ist als reicher Snob aufgewachsen, der das Glück in seinem Leben nie hinterfragt wird, bis seine Familie am Boden landet, woraufhin er erkennt, was im Leben wirklich zählt und dabei erweist er sich als gerecht, hilfsbereit und verletzlich.

Da die Charaktere alleine schon so wunderbar funktionieren, potenziert sich das Ganze natürlich in ihrer Beziehung zueinander. Zwischen den beiden ist von Anfang an eine Anziehung, die sich in schönen Szenen widerspiegelt. Hier geht s nicht in erster Linie um sexuelle Anziehung, sondern darum, dass zwei Außenseiter Gefährten ineinander finden, die einander so gut es geht akzeptieren, wie sie sind. Vielleicht kann man ab einem bestimmten Punkt sagen, es geht zu schnell zwischen ihnen, aber für den Erzählfluss und den Aufbau der Geschichte wirkte das passend.

Mir haben aber auch die ganzen Nebenhandlungen extrem gut gefallen. Sei es Samanthas Schwangerschaftsgeschichte, die von vielen Überraschungen geprägt war, aber auch von einem authentisch dargestellten inneren Kampf, wie man sich so jung für ein Baby entscheidet. Oder auch Owen, der ungewöhnlichste Charakter dieser Geschichte, der ein wenig der heimliche Held ist, gerade weil er nicht perfekt ist. Aber auch die Entwicklung der Haupthandlung war stimmig. Ich war doch überrascht über die harte Wendung, auch wenn es in sich logisch war. Dadurch entstand für die Geschichte eine noch größere Tiefe als ohnehin schon. Die Moral wurde hier noch einmal ganz schön herausgefordert und es gab schöne Entwicklungen.

Fazit: Kemmerer hat mit „Das Schicksal weiß schon, was es tut“ das nahezu perfekte Jugendbuch geschrieben, denn sowohl Charaktere als auch Handlungen wissen zu jedem Zeitpunkt zu überzeugen. Es ist einfach eine Erzählung, die tief in einen eindringt und dort bleibt.

Veröffentlicht am 20.09.2019

Samantha Young at her best

Boston Nights - Wahres Verlangen
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Ich erinnere mich gerne an die Veröffentlichung von „On Dublin Street“ zurück, weil es der Beginn einer tollen Reihe war, von der ich jeden einzelnen Band verschlungen habe. Leider ist sie anschließend ...

Ich erinnere mich gerne an die Veröffentlichung von „On Dublin Street“ zurück, weil es der Beginn einer tollen Reihe war, von der ich jeden einzelnen Band verschlungen habe. Leider ist sie anschließend etwas in der Versenkung verschwunden, was ich nicht richtig nachvollziehen kann, weil sie eine ganz wunderbare Erzählerin ist, der man Oberflächlichkeit nun wahrlich nicht vorwerfen kann, höchstens überdramatisierte Entwicklungen. Ich habe sie aber nie losgelassen, weswegen ich ihre Bücher nun auf Englisch lese, so auch „Fight or Flight“, das in diesem Jahr auch auf Deutsch unter „Boston Nights“ veröffentlicht wird.

Ich habe wunderbar in die Geschichte hineingefunden und mich insgesamt sehr an die Atmosphäre und an den Stil von „On Dublin Street“ erinnert gefühlt. Es war zwar gänzlich eine andere Geschichte, aber diese wunderbar kreierte sexuelle Spannung, dazu freche Wortgefechte und eine schöne Entwicklung, das waren eben die Elemente, mit denen mich Young von Anfang an begeistern konnte. Auch hier spielt sie ihre Stärken wieder gnadenlos aus, weswegen sich eine sehr kurzweilige Unterhaltung entwickelt hat, von der ich jede Seite mehr als gerne verschlungen habe.

Es ist wirklich keine leichte Aufgabe, die Chemie zwischen zwei Figuren so auf die Spitze zu treiben, dass man in jeder Szene mitfühlt. Oftmals kann man sich mit einem von beiden nicht so recht identifizieren, so dass sich auch manchmal Unverständnis unter den Eindruck mischt. Auch wenn Caleb nun wahrlich als liebster Schwiegersohn eingeführt wird, waren seine Szenen mit der deutlich sympathischer wirkenden Ava von Anfang an von einem gewissen Prickeln begleitet, dem man sich zu keinem Zeitpunkt entziehen konnte. Man ahnte, dass da etwas hinter Calebs Fassade ist und es war wunderbar, Schicht für Schicht seine Persönlichkeit aufzudecken. Und selbst im dunkelsten Moment dieser Geschichte hatte man noch Verständnis für ihn und wenn das geschafft wird, dann spricht das für eine überzeugende Charakterzeichnung.

Selbiges gilt für Ava, bei der auch nicht von Anfang an alle Karten auf dem Tisch liegen. Auch ihre Vergangenheit hat sie maßgeblich beeinflusst und uns wird durch Rückblenden auf spannende Art und Weise ein Mysterium geboten, das sich letztlich auflöst und das einige überraschende Entwicklungen mit sich bringt. Aber auch bei den Nebenfiguren wird viel gute Arbeit geleistet. Hier merkt man, dass Young möglicherweise schon wieder eine weitere Reihe im Sinn hat, auch wenn offiziell noch nichts verkündet ist, aber möglich wäre es mit den Nebenfiguren, von denen einige schon ein sehr scharfes Profil erhalten haben. Mir ist auf jeden Fall klar, dass ich gerne in dieses Buchuniversum zurückkehren würde.

Fazit: Wenn der deutsche Buchmarkt bei Samantha Young etwas schläft, dann hole ich sie mir eben auf Englisch zu mir und davon habe ich auch keine Sekunde bereut. „Fight or Flight“ aka „Boston Nights“ ist eine herrliche kurzweilige Unterhaltung, bei der die Chemie zwischen dem Paar die ganze Geschichte wunderbar trägt. Young at her best eben.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Familienroman Teil II

Für immer Rabbit Hayes
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Schon „Die letzten Tage von Rabbit Hay“ habe ich als absoluten Familienroman empfunden, selbst wenn er im Titel nur einen Namen beinhaltet. Daher habe ich mich auch überhaupt nicht gewundert, als mit „Für ...

Schon „Die letzten Tage von Rabbit Hay“ habe ich als absoluten Familienroman empfunden, selbst wenn er im Titel nur einen Namen beinhaltet. Daher habe ich mich auch überhaupt nicht gewundert, als mit „Für immer Rabbit Hayes“ nun der zweite Band angekündigt wurde. Rabbit mag tot sein, aber dass sie durch ihre Familie noch weiterlebt und daher immer noch mitten im Geschehen sein kann, daran hatte ich keine Zweifel und genau dieser Eindruck hat sich bestätigt.

Bei Familien Hayes ist wunderbar gelungen, dass sie aus höchst unterschiedlichen Charakteren besteht, die jeweils noch mal Anhang mit sich bringen, so dass ein regelrechtes Sammelsurium zusammenkommt, das uns einen höchst authentischen Blick auf eine chaotische, aber stets liebenswerte Familie ermöglicht. Bereits im ersten Band war das überdeutlich aufgefallen: die Thematik mochte noch so traurig sein, es war aber dennoch eine stetige Lebensfreude zu spüren und damit verbunden war eben eine lebensbejahende Botschaft. An diese Stimmung knüpft der zweite Band nahtlos an. Wir erleben den Todesmoment von Rabbit und trotzdem spürt man nicht nur Leere, sondern auch Hoffnung, weil die Familie zusammen ist und sich gegenseitig schützt. Da ich selbst aus einem Umfeld mit engen Familienverhältnissen komme und selbst schon belastende Situationen erlebt habe, in denen alle zusammengerückt sind, hat sich dieses Buch so nah für mich angefühlt. Fast als ob es meine Geschichte wäre und dennoch natürlich ganz anders.

Das herrliche an den Hayes ist natürlich auch, dass sie das Herz auf der Zunge liegen haben. Sie sagen, was sie denken, sie kennen keine Hemmungen und das führt natürlich zu aberwitzigen Situationen. Auch diese Mischung aus dem Ernst des Lebens und einfachem, simplem Humor geht mitten ans Herz. Lachen und Weinen sind ohnehin zwei Emotionen für mich, die eng miteinander verknüpft sind, von daher ist diese Mischung genau richtig. Gut gemacht ist ebenfalls, dass das Buch eine klare Gliederung hat, innerhalb derer das Gedankenkarussell der wichtigsten Hayes plus Majorie dargestellt wird. Diese Struktur bringt zwar viele Zeitsprünge mit sich, fand ich aber dennoch genau richtig, da sich so einige wichtige Entwicklungen ergeben konnten, ohne dass man diese aufgrund der Zeitraffung als überhastet empfindet. Das zentrale Ziel der Autorin war ja schließlich, dass verschiedene Formen der Trauerbewältigung dargestellt werden und so etwas löst sich nicht innerhalb weniger Monate auf. Daher waren die Zeitsprünge genau richtig.

Auch thematisch wird ein breites Spektrum angeboten. Neben der Trauerbewältigung sind dies auch das Krebs-Gen und seine Folgen, Missbrauch, Verantwortung, Entfremdung und weitere Schicksalsschläge. Dies klingt zugegebenermaßen alles sehr düster, aber ich fand es zwischen den Seiten gut umgesetzt, da eben immer der Positivismus dabei ist und man so sehr reflektiert auf die Themen schaut und am Ende doch eine Lösung dabei hat, die einen zufrieden stimmt. Dadurch ist der Wälzer von 500 Seiten wirklich flott zu lesen, zumal es auch sehr viele Dialoge gibt, die von Wortwitz sprühen.

Fazit: Für Anna McPartlin hat es sich in jedem Fall gelohnt, zu den Hayes zurückzukehren, da die Familienmitglieder auch ohne Rabbit in ihrer Mitte genug Geschichten bieten, die das Herz mit Tränen und Freude unterhält. Zudem ist Rabbit ja doch immer dabei, so dass sich bei mir ein rundum zufriedener Gesamteindruck ergeben hat.