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Veröffentlicht am 03.11.2019

Kein Teil der Welt

Kein Teil der Welt
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Wenn man kein Teil der Welt ist, dann gehört man wohl nicht zum normalen Leben dazu. In diesem Buch von Stefanie De Valesco geht es um zwei pubertierende Mädchen, die in einer besonderen Gemeinschaft groß ...

Wenn man kein Teil der Welt ist, dann gehört man wohl nicht zum normalen Leben dazu. In diesem Buch von Stefanie De Valesco geht es um zwei pubertierende Mädchen, die in einer besonderen Gemeinschaft groß werden. Die der Zeugen Jehovas. Und da gehört man eben nicht zu der normalen Bevölkerung. Die Menschen in dieser Glaubensgemeinschaft grenzen sich selber aus und warten auf Harmagedon, auf das Ende der Welt und nur eine geringe Anzahl Gläubiger werden im Paradies leben. So lange glaubt man an das, was in ihrer Bibel steht.

Soweit so gut.
Unsere Mädchen werden also bei den Zeugen Jehova groß, halten artig ihre Bibelstunden und Treffen im Königreichssaal ab. Sie befolgen die Gesetze, die die Gemeinschaft festgelegt hat und glauben an Jehova. Satan ist in fast allem Weltlichen. Geburtstage, Weihnachten und co werden nicht gefeiert. Aber die Mädchen werden erwachsen und gehen zudem in eine weltliche Schule, treffen dort andere Jugendliche, die sie wegen ihrem Glauben zeitweise sogar aufziehen. Und dann passiert es, dass sich eines der Mädchen auch noch in einen Weltlichen verliebt. Plötzlich fangen die Freundinnen an zu hinterfragen. Stimmt denn das alles was die Brüder und Schwestern ihnen da die ganze Zeit erzählen? All das hat am Ende fatale Folgen.

Die Erzählerin,
ist Esther, eine der beiden Mädchen. Sie erzählt in einer recht bildhafter Weise von ihrem Leben und ihrer Freundschaft mit Sulamith. Sulamith ist diejenige, die sich besonders von der Glaubensgemeinschaft abkehrt. Lidia, Sulamiths Mutter, kommt damit gar nicht klar und hat Angst, dass ihre Tochter aus der Vereinigung ausgeschlossen würde. Was heißen würde, dass keiner mehr mit dem Mädchen redet, sie förmlich unsichtbar wäre. Esther ist hin und her gerissen. Einerseits bemerkt sie auch Unstimmigkeiten in ihrem Leben, trotzdem weiß sie nicht, wie sie sich daraus befreien könnte. Die große Gemeinschaft ist gleichzeitig eine Familie, die füreinander da ist. Erst als Sulamith aktiv wird, fängt auch Esther an „aufmüpfig“ zu werden.

Was mich bewegt hat
Mich hat das Buch sehr bewegt. Die beiden Mädchen leben in einer Welt, die ich so nicht kenne. Welche Gesetze die Glaubensschwestern und -brüder befolgen müssen, musste ich erst einmal erforschen. Kritisch las ich, was ich im Internet über die Zeugen Jehova fand. Ein Glauben, den ich nur von den Hausierern und Zeitungsverteilern in meiner Stadt kenne. Einerseits sah ich tatsächlich Positives in der Glaubensgemeinschaft. Aber immer wieder stieß ich auf Dinge, die ich nicht gutheißen mag. Am Ende ist aber jeder für sich selbst verantwortlich. Nur sind es wieder die Kinder, die in den Glauben gepresst werden. Eine eigene Entscheidung ist nur möglich, wenn sie sich von ihrer Familie abkehren. Und wer hat schon die Stärke auf seine Lieben gänzlich zu verzichten?

Veröffentlicht am 16.01.2019

Geheimnisse

Truly Madly Guilty
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Clementine und Erika sind seit der Grundschule „beste Freundinnen“. Erika fand bei der Freundin und deren Familie Sicherheit, während Clementine sich schon immer genötigt sah, Erika als Freundin anzunehmen. ...

Clementine und Erika sind seit der Grundschule „beste Freundinnen“. Erika fand bei der Freundin und deren Familie Sicherheit, während Clementine sich schon immer genötigt sah, Erika als Freundin anzunehmen. Als Erwachsene haben sie sich ziemlich auseinander gelebt, treffen sich aber immer wieder und halten den Kontakt. Clementine hat zwei kleine Kinder und einen chaotischen Haushalt, während Erika, ungewollt kinderlos, in sehr geordneten Verhältnissen lebt. Als Erika Clementine während einer Grillparty um einen besonderen Gefallen bittet, sollte alles anders werden. Doch wie stark ist eine Freundschaft, so eine Bitte auszuhalten.

Was ich gelesen habe

Im Grunde hatte Clementine überhaupt keine Lust, sich mit Erika abzugeben. Nur weil es schon immer so war, rüttelt sie nicht an der Beziehung zu ihrer Freundin. Erika geht ihr auf die Nerven, und dass ihre Mutter auch noch einen besonderen Draht zu der Freundin hat, stört sie noch mehr. Erika hingegen, findet es furchtbar in welchen Verhältnissen Clementine lebt. Dieser ungeordnete Haushalt macht sie nervös. In dem ersten Drittel des Buches wird auch schon bald klar, warum Erika solch eine „Unordnung“ nicht ertragen kann.
In dem Roman geht es aber nicht nur um die beiden Frauen. Sie sind das Grundgerüst, an der sich die Geschichte hochzieht. Da ist noch das Nachbarpaar von Erika und ihrem Mann, nebst Tochter und der brummelige Nachbar, der keinen ausstehen kann und ständig nur rumpöbelt. Die Eltern von Clementine und Erika, spielen eine ebenso wichtige Rolle.
Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr schwer. Ich fand keinen Bezug zu den Figuren. Erst, als ich über das erste Drittel hinaus war, riss mich die Geschichte mit. Spannend fand ich dann den Aufbau der Story. Ständig kommst du immer wieder zu dem Tag der Grillparty zurück, erfährst aber immer nur einen winzigen Teil des Verhängnis. Immer wieder springt die Erzählung in die Gegenwart, beschreibt die Handlungen nach der Grillparty. Eines wird dabei klar, jede der Personen hat ein Geheimnis, verschweigt einen Teil, ignoriert, versteckt oder verheimlicht, wissentlich oder unabsichtlich. Das macht den Reiz der Geschichte aus. Am Ende ist man ganz erstaunt, dass etwas ganz anderes dabei heraus kommt.

Wie seltsam, dass nur wenige Menschen sich zu ihren Gefühlen äußern können. Sie verstecken sich hinter Masken und machen lieber auf cool oder ignorant, als deutlich zu machen, welche Ängste und Bedenken sie haben oder wie schlecht es ihnen gerade geht. Am Ende, fand ich das Buch sehr inspirierend. Vielleicht sogar etwas aufrüttelnd.

Veröffentlicht am 05.11.2019

Was hat die Nebelfee mit dem Einhorn zu schaffen?

Nebelfee
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Wer wünscht sich nicht gern etwas? Vor allem, wenn Sternschnuppen vom Himmel fallen. Frida und Charlie, zwei mutige kleine Mädchen gehören auch zu den Wünschern. Als sie mit ihren Eltern, nachts auf einem ...

Wer wünscht sich nicht gern etwas? Vor allem, wenn Sternschnuppen vom Himmel fallen. Frida und Charlie, zwei mutige kleine Mädchen gehören auch zu den Wünschern. Als sie mit ihren Eltern, nachts auf einem Feld die Sternschnuppen betrachten, wollen sie sich auch etwas wünschen. Aber auf die Schnelle, fällt ihnen nichts ein. Erst als sie später im Bett liegen, kichern sie vor sich hin und wünschen sich ein Einhorn. Aber nicht einfach irgendeines. Vor lauter Albernheiten wird es ein besonderes Einhorn, ein pupsendes, stinkendes, ungeschicktes und winziges Einhorn. Aber so einfach ist das nicht, mit dem Wünsche-erfüllen. Der Wunsch dauert etwas, aber dann, mitten in der Nacht, taucht das stinkepupsige Einhorn auf. Haben die Mädchen sich verwünscht? Und nicht nur das. Eine Schildkröte und ein Weltenwurm, verhelfen den Mädchen zum Eintritt in eine Fantasiewelt. Sie erleben Abenteuer, treffen Fantasietiere, finden die Nebelfee, einen sprechenden reimenden Fuchs und überwinden ihre Ängste. Am Ende, wird, wie sollte es anders sein, alles wieder gut, und die Kinder finden in ihr zu Hause zurück.

Dennis Zemella hat einen schönen fantasiereichen Kinderroman geschrieben. Es finden sich auch immer wieder schöne (handgemalte !) Schwarz- Weiße- Bilder auf den Seiten, die dem Leser ein wenig, mit seiner eigenen Fantasie, auf die Sprünge helfen. Wie könnte man sich sonst einen Weltenwurm vorstellen. Oder, wie schön die Nebelfee sein könnte. Auch wenn die Abenteurerinnen Mädchen sind, können sich kleine Kerle mit den Abenteuern identifizieren.
Ich fand die Geschichte recht unterhaltsam und musste ein ums andere Mal schmunzeln. Dennis Zamella kommt nicht an einen Tolkien heran, aber seine Ideen um die Nebelfee und das pupsende, stinkige Winzlingeinhorn, haben mir gefallen. Für kleine Leute ab sieben ist das bestimmt eine schöne Abenteuer-Fantasie-Geschichte. Und wer zu faul zum lesen ist, der kann sich diese Geschichte sicherlich auch gut vorlesen lassen damit das stinkepupsige Einhörnchen, in den Kinder-Träumen herum springt. Auch die Vorleser werden ihren Spaß haben.