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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.12.2019

Temporeicher Thriller

Die perfekte Strafe
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Die Leiche einer jungen Frau wird auf einem Berg gefunden. Die Todesursache ist zunächst nicht klar. Doch die Blutprobe gibt Aufschluss darüber, dass Drogen im Spiel waren. Allerdings war die Tote dafür ...

Die Leiche einer jungen Frau wird auf einem Berg gefunden. Die Todesursache ist zunächst nicht klar. Doch die Blutprobe gibt Aufschluss darüber, dass Drogen im Spiel waren. Allerdings war die Tote dafür bekannt, Medikamente und Drogen komplett abzulehnen. Die Leiterin einer Wohltätigkeitsorganisation, die stets auf ihren Körper geachtet hat, soll am Missbrauch von Schlankheitstabletten gestorben sein. Ist hier ein äußerst perfider Täter am Werk? Und hängen die Fälle zusammen? DI Callanach und DCI Turner nehmen die Ermittlungen auf. Die Zeit drängt, denn der Täter könnte schon das nächste Opfer im Visier haben....

"Die perfekte Strafe" ist nach "Die perfekte Gefährtin" und "Die perfekte Unschuld" bereits der dritte Band der Thriller-Reihe um die Ermittler Luc Callanach und Ava Turner. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, können sie unabhängig voneinander gelesen werden. Wenn man allerdings an der Weiterentwicklung der beruflichen und privaten Nebenhandlungen interessiert ist, empfiehlt sich, wie bei jeder anderen Bücherserie auch, die Einhaltung der Reihenfolge.

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Man beobachtet nicht nur die Ermittlungsarbeit, sondern kann auch dem Mörder bei seinem perfiden Treiben über die Schulter schauen. Dieses Mal hat es das Team nicht nur mit der Suche nach dem Täter zu tun, denn Ava Turner stößt auf Ungereimtheiten beim angeblichen Selbstmord ihres ehemaligen Chefs. Dadurch ist sie nicht nur von den aktuellen Ermittlungen ein wenig abgelenkt, sondern sticht in ein Wespennest mit äußerst gereizten Exemplaren. Dabei kommt etwas ans Tageslicht, das sie kaum mit ihrem Gewissen vereinbaren kann. Beide Handlungsstränge sind durchgehend interessant und bieten einige spannende Momente.

Der Schreibstil ist flüssig und äußerst angenehm lesbar. Handlungsorte und Protagonisten werden so lebendig beschrieben, dass man beinahe meint, selbst vor Ort zu sein und alles zu beobachten. Relativ kurze Kapitel, die oft an entscheidenden Stelle stoppen, sorgen für einen temporeichen Thriller, den man nach kurzer Zeit nicht mehr aus der Hand legen mag. Allerdings hat man gelegentlich das Gefühl, dass der Zufall hier ein wenig zu oft eingreift. Deshalb wirken einige Ereignisse etwas konstruiert. Wenn man darüber großzügig hinwegsieht, wird man mit spannenden Lesestunden, die in einem rasanten Finale gipfeln, belohnt.

Veröffentlicht am 01.12.2019

Für mich hätte es ruhig ein wenig spannender sein dürfen

Draussen
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Gemeinsam mit ihrem Anführer Stephan, leben die Geschwister Cayenne und Joshua außerhalb der Gesellschaft. Sie kennen kein Zuhause, leben meistens draußen und das Survival- und Outdoortraining nimmt einen ...

Gemeinsam mit ihrem Anführer Stephan, leben die Geschwister Cayenne und Joshua außerhalb der Gesellschaft. Sie kennen kein Zuhause, leben meistens draußen und das Survival- und Outdoortraining nimmt einen großen Teil ihrer Zeit in Anspruch. Freunde und Bekanntschaften gibt es für die beiden nicht. Stephan drillt sie und bereitet sie auf mögliche Bedrohungen vor. Den Grund dafür kennen die beiden nicht. Mittlerweile hat Cayenne genug von diesem Leben. Sie sehnt sich nach einem normalen Alltag. Als Cayenne im Wald brutal angegriffen wird, ahnen die Geschwister, dass Stephans Vorsicht und sein harter Drill einen Grund haben. Doch Stephan schweigt und lässt sich nicht in die Karten schauen. Der Kampf ums Überleben hat begonnen, doch wer ist hinter ihnen her? Und wem kann man eigentlich vertrauen?

Ohne langatmiges Vorgeplänkel, wird man sofort mitten ins Geschehen geworfen. Die Atmosphäre ist düster, bedrohlich und man ist sich der Gefahr, die zwischen den Zeilen schwebt, von Anfang an bewusst. Da man nicht ahnt, was eigentlich los ist, verfolgt man gebannt die Ereignisse und kann sich keinen Reim darauf machen. Die Spannung ist sofort spürbar und das Interesse an der Handlung wird unmittelbar geweckt. Allzu zartbesaitet sollte man beim Lesen allerdings nicht sein, da es einige sehr brutale und actionreiche Szenen gibt, die detailliert beschrieben werden.

Die bereits früh aufgebaute Spannung kann allerdings leider nicht durchgehend gehalten werden, da das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet wird, die man zunächst nicht miteinander in Verbindung bringen kann. Es gibt Phasen, in denen man regelrecht an den Seiten klebt und es vor Spannung kaum noch aushalten kann, doch, gerade am Anfang, überwiegen die Szenen, in denen man zum Beobachter von Ereignissen wird, die scheinbar nichts mit dem Überlebenskampf der Geschwister zu tun haben. Man stellt sich zwar die Frage, wie sich das alles verbinden wird, doch zunächst hat man eher das Gefühl, dass man auf der Stelle tritt und dass die Handlung nicht vorangetrieben wird. Im Nachhinein ergibt alles einen Sinn, denn die unterschiedlichen Fäden verknüpfen sich schlüssig miteinander und gipfeln in einem hochspannenden, dramatischen Finale.

Ein Thriller, der mit einem hohen Spannungslevel startet, der aber leider nicht durchgehend gehalten werden kann, sondern zwischendurch stark abflacht, um dann am Ende allerdings wieder steil anzusteigen.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Mitreißend erzählt

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
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Die junge Engländerin Alice heiratet ziemlich überstürzt den Amerikaner Bennett Van Cleve. Sie hofft darauf, an seiner Seite ein aufregendes Leben in Amerika führen zu können, zumal Bennetts Vater ein ...

Die junge Engländerin Alice heiratet ziemlich überstürzt den Amerikaner Bennett Van Cleve. Sie hofft darauf, an seiner Seite ein aufregendes Leben in Amerika führen zu können, zumal Bennetts Vater ein reicher Minenbesitzer ist. Doch das bleibt nur ein Traum, aus dem Alice ziemlich unsanft erwacht. Denn ihre Heimat soll nun Baileyville sein, ein verschlafenes Nest in den Bergen Kentuckys. Hier führt Schwiegervater Geoffrey Van Cleve ein strenges Regiment. Das gilt nicht nur für seine Minen, sondern auch für sein Wohnhaus, in dem Alice und Bennett nun gemeinsam mit ihm leben. Veränderungen, die Alice durchführen möchte, sind ihr streng untersagt, denn alles soll so bleiben und weitergeführt werden, wie es immer war. Die Ehe mit Bennett verläuft auch nicht so, wie Alice es erhofft hatte. Schon bald beginnt sie sich zu langweilen. Als Helferinnen für die Satteltaschenbibliothek, eine Bücherei, in der Frauen in abgelegene Gegenden reiten, um die dort lebenden Menschen mit Lesestoff zu versorgen, gesucht werden, meldet sich Alice, sehr zum Entsetzen ihres Schwiegervaters, als freiwillige Helferin an.....

Der Einstieg in die Geschichte gelingt mühelos, denn Jojo Moyes versteht es vom ersten Moment an, die Handlungsorte und Charaktere so lebendig zu beschreiben, dass man alles sofort vor Augen hat und dadurch ganz ins Geschehen eintauchen kann. Die Hauptprotagonistin Alice wirkt sehr sympathisch, sodass man sich gerne auf ihr neues Leben, das sich ganz anders entwickelt, als von ihr erhofft, einlassen kann.

Die Satteltaschenbibliothek, in der sich Alice gemeinsam mit anderen Frauen engagiert, hat es als Pack Horse Library Projekt in den Jahren zwischen 1935 und 1943 tatsächlich gegeben. Der wahre Hintergrund, der diesem Roman als Kulisse dient, ist äußerst interessant und sorgt dafür, dass die Handlung authentisch wirkt. Die Ritte der Frauen werden so lebendig beschrieben, dass man sich die abgelegenen Strecken, die Leute, die mit Büchern versorgt werden und die Bindungen, die dadurch entstehen, mühelos vorstellen kann. Es werden außerdem Probleme der damaligen Zeit angesprochen, denn leicht hatten es die Frauen nicht. Dies kann man eindrucksvoll an den Beispielen der unterschiedlichen Protagonisten erleben. Jojo Moyes versteht es, die einzelnen Schicksale mitreißend zu erzählen und geschickt miteinander zu verbinden.

Die Liebe kommt natürlich auch nicht zu kurz. Auch wenn sie in diesem Roman zunächst etwas im Hintergrund bleibt und nicht so großen Raum einnimmt. Allzu romantische Begebenheiten braucht man hier nicht zu befürchten. Man spürt zwar, was die einzelnen Protagonisten bewegt und kann dies auch glaubhaft nachvollziehen, doch richtig emotional entwickelt sich dieser Strang nicht. Dennoch ist "Wie ein Leuchten in tiefer Nacht" ein Roman, bei dem man in abenteuerliche Welten eintauchen und den Pioniergeist der damaligen Zeit spüren und genießen kann.

Veröffentlicht am 07.11.2019

Einfühlsam und mitreißend erzählt

Schicksalssommer
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Den Tod ihres kleinen Sohnes Tim hat Regina nie richtig verkraftet. Nicht nur sie, sondern auch ihre Ehe zerbrach daran. Mittlerweile lebt sie mit ihrem besten Freund Daniel in dessen Haus. Als nebenan ...

Den Tod ihres kleinen Sohnes Tim hat Regina nie richtig verkraftet. Nicht nur sie, sondern auch ihre Ehe zerbrach daran. Mittlerweile lebt sie mit ihrem besten Freund Daniel in dessen Haus. Als nebenan Ben mit seinem Sohn einzieht, fühlen sich Regina und Ben sofort zueinander hingezogen. Dass Ben Witwer und sein Sohn etwa im gleichen Alter ist, wie Reginas verstorbener Sohn mittlerweile wäre, und dass er außerdem noch Tim heißt, muss ein Wink des Schicksals sein. Doch das muss man bekanntlich in die eigenen Hände nehmen, um Schwierigkeiten zu überwinden und die Vergangenheit zu verarbeiten....

Der Einstieg in diesen Roman gelingt mühelos, da man im Prolog miterleben muss, wie das Schicksal gnadenlos zuschlägt und Regina den Sohn entreißt. Dieser Einblick ist zwar nur kurz, aber so authentisch und mitreißend beschrieben, dass der Schmerz mitten ins Herz trifft. Die folgende Handlung wird aus wechselnden Perspektiven betrachtet. Dabei stehen Regina und Ben abwechselnd im Zentrum der Ereignisse. So kann man beide unabhängig voneinander, aber auch gemeinsam, betrachten und bekommt dadurch einen guten Überblick über die Ereignisse und die jeweiligen Gefühle.

Die Protagonisten wirken sehr lebendig. Es fällt leicht, sich auf sie einzulassen und die Höhen und Tiefen, die sie zu durchleben haben, nachzuvollziehen. Denn das Schicksal hält noch einige Schwierigkeiten bereit. Das mag klischeehaft und vorhersehbar klingen, doch in diesem Genre kann man das Rad ja nicht ständig neu erfinden. Es kommt viel mehr darauf an, die Situationen einfühlsam und emotional zu beschreiben, sodass man mit den Protagonisten mitfühlen kann und dadurch in den Sog der Ereignisse gerät. Und das ist Nelly Fehrenbach hervorragend gelungen. Denn bereits nach kurzer Zeit mag man das Buch nicht mehr aus der Hand legen, da man unbedingt erfahren möchte, wie alles endet. Auf dem Weg dahin gibt es noch einige Überraschungen, sodass es nicht langweilig wird.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Tragische Liebesgeschichte

We Will Fall
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Die sechzehnjährige Izzy zieht mit ihrer Familie von Manhattan nach Brooklyn. Ihr Leben ändert sich komplett. Sie muss neue Freunde finden, sich an der Schule einleben und im neuen Viertel orientieren. ...

Die sechzehnjährige Izzy zieht mit ihrer Familie von Manhattan nach Brooklyn. Ihr Leben ändert sich komplett. Sie muss neue Freunde finden, sich an der Schule einleben und im neuen Viertel orientieren. Nie hätte Izzy gedacht, dass sie ausgerechnet hier die berühmte Liebe auf den ersten Blick finden würde. Doch genau das passiert, als sie Tristan zum ersten Mal sieht. Bei beiden schlägt der Blitz sofort ein. Tristan führt ein komplett anderes Leben und schwimmt im Schatten seines Cousins Marcus. Marcus gibt den Ton im Viertel an. Allen ist klar, dass er der Boss ist. Seinem Willen beugt man sich, denn sonst muss man mit Konsequenzen rechnen. Und nun hat Marcus sich in den Kopf gesetzt, dass Izzy seine neue Freundin wird. Da Tristan nicht den Mut hat, seinem Cousin zu gestehen, dass er in Izzy verliebt ist, treffen sich Izzy und Tristan heimlich. Damit fordern sie das Schicksal geradezu heraus....

Diese Liebesgeschichte ist angelehnt an "Tristan und Isolde". Da man das beim Lesen stets im Hinterkopf hat, ahnt man bereits früh, dass Izzys und Tristans Geschichte kein gutes Ende nehmen wird. Da beide aber so sympathisch wirken und wahre Liebe doch eigentlich alles überwinden sollte, hofft und bangt man mit den beiden, dass es einen Ausweg geben wird.

Die Handlung wird aus drei unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, die auf dem Schachspiel, das in Tristans Leben und diesem Roman eine hohe Bedeutung einnimmt, beruhen. Das sind Izzy die Queen/Königin, Tristan der Knight/Springer und außerdem kommt Izzys neue Freundin Brianna der Rook/Turm zu Wort. Durch die verschiedenen Sichtweisen bekommt man einen guten Eindruck von den Gedanken und Gefühlen der Hauptprotagonisten. Die Akteure sind interessant und facettenreich beschrieben. Man kann sich zwar nicht unbedingt mit ihnen identifizieren, beobachtet aber dennoch fasziniert das Geschehen und fiebert mit ihnen mit. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Man kann sich sowohl die unterschiedlichen Handlungsorte, als auch die Protagonisten mühelos vorstellen. Zwischen den Zeilen schwebt eine weitgehend düstere und angespannte Atmosphäre, sodass mein beim Lesen das Gefühl hat, dass etwas Bedrohliches vor sich geht. Man hofft und bangt allerdings, dass man sich irrt. Das Ende erwischt einen unverhofft und eiskalt.

"We will fall" ist eine tragische Liebesgeschichte, die zum Nachdenken anregt. Die Charaktere wirken zwar facettenreich und interessant, allerdings beobachtet man sie eher distanziert. Das Ende kommt unverhofft und knallhart.