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Veröffentlicht am 01.12.2019

Roadtrip zum Ich

Die Stille der Savanne
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Als ihr Freund Paul die lange geplante einjährige Weltreise kurzerhand mit einer anderen Frau antritt, trifft es Alex aus heiterem Himmel und lässt sie verzweifeln, denn sie versteht nicht, wie es dazu ...

Als ihr Freund Paul die lange geplante einjährige Weltreise kurzerhand mit einer anderen Frau antritt, trifft es Alex aus heiterem Himmel und lässt sie verzweifeln, denn sie versteht nicht, wie es dazu kommen konnte. Während sie Trübsal bläst, kümmert sich ihre ältere Nachbarin Magda rührend um sie und rückt schon bald mit einer Idee heraus, bei der sie Alex Hilfe dringend benötigt. Magdas Tochter Eva hat vor Jahren den Kontakt zur Familie abgebrochen, und Alex soll diese nun ausfindig machen, damit es eine Versöhnung geben kann. Um sich von den eigenen Sorgen abzulenken, begibt sich Alex auf Spurensuche und landet schon bald in einen Luxusresort in Kenia, zu dem es eine Verbindung zu Eva gibt. Während sie weitere Nachforschungen anstellt, trifft Alex auf sympathische Gäste und hat in der wunderschönen Natur endlich Zeit, ihre Gedanken und Gefühle zu sortieren. Wird sie Eva finden und vor allem, wird Alex ihr Leben wieder in klare Bahnen lenken können?
Heike Franke hat mit „Die Stille der Savanne“ einen unterhaltsamen und farbenfrohen Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur auf eine aufregende Reise nach Kenia schickt, sondern ihm gleichzeitig eine Protagonistin an die Seite stellt, deren Gedanken- und Gefühlswelt gut nachvollziehbar und glaubwürdig ist. Der Erzählstil ist flüssig und gefühlvoll, schnell findet der Leser sich an der Seite von Alex wieder und folgt ihren Spuren auf der Suche nach Eva und vor allem nach sich selbst. Die Autorin vermittelt dem Leser Alex‘ Gefühlschaos sehr empathisch, was eine besondere Nähe zu ihr schafft und gleichzeitig ihre fortlaufende Entwicklung während der Handlung umso realistischer wirken lässt. Die imposanten und farbenprächtigen Landschaftsbeschreibungen sowie die der Fußpirsch lassen beim Leser ein wunderbares Kopfkino anspringen und davon träumen, dies noch einmal in Natura zu erleben. Die Autorin zeichnet gleichzeitig ein Bild der Gegensätze, hält dem Leser den Spiegel vor, was sich u.a. am Verhalten der Touristen zeigt, oder an den kleinen Dingen, für die die Menschen dort so dankbar sind. Allein das Ende der Geschichte kam mit riesigen Schritten und recht überstürzt, wobei einige Fragen offen blieben und so manche Situation nicht nötig gewesen wäre.
Die Charaktere sind individuell gestaltet und in Szene gesetzt worden. Sie bestechen mit Lebendigkeit und Ecken und Kanten, die sehr authentisch wirken. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und ihnen bei ihren Handlungen folgen. Alex ist eine freundliche und offene junge Frau, die sich momentan in einer Achterbahn der Gefühle befindet, welche sie sehr verunsichern. Sie zweifelt an sich und ihren Empfindungen, sucht einen Weg aus dieser Endlosspirale. Im Verlauf der Geschichte lichtet sich der Nebel in ihrem Kopf und ihrem Herzen und sie sieht ihren Weg klarer vor sich, wirkt selbstbewusster und sicherer. Magda ist eine alte Dame, die über ihre eigene Geschichte selbst verschlossen wie eine Auster ist, sich aber in das Leben anderer drängt und so für einiges an Unruhe sorgt. Eva ist eine sympathische Frau, die sich mit viel Kraft, Mut und eisernem Willen ein neues Leben aufgebaut hat. Gabriel ist ein gutaussehender Arzt, der sein Leben gerade von Grund auf ändert. Aber auch Isaac, Waltraud, Irmgard oder Bernd sind interessante Personen, mit deren Hilfe so manche Wendung in der Geschichte eingeleitet wird.
„Die Stille der Savanne“ ist ein Roman voller wunderschöner Bilder, eine Art Roadtrip auf dem Weg zum persönlichen Ich. Exotische und farbenfrohe Einblicke in eine andere Kultur sowie eine interessante Spurensuche machen die Geschichte aus. Schöne Lektüre für dunkle Tage!

Veröffentlicht am 24.11.2019

Die Kraft der Frauen

Die Tränen von Triest
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Wien. Ihren 33. Geburtstag wird Johanna Silcredi wohl so schnell nicht vergessen, denn an diesem Tag überschlugen sich die Ereignisse. Während sie bei einem romantischen Essen einen Heiratsantrag ihres ...

Wien. Ihren 33. Geburtstag wird Johanna Silcredi wohl so schnell nicht vergessen, denn an diesem Tag überschlugen sich die Ereignisse. Während sie bei einem romantischen Essen einen Heiratsantrag ihres Freundes Roman erhofft, trennt er sich von ihr. Doch Johanna hat keine Zeit, diese große Enttäuschung zu verdauen, denn ihr Großvater Bernhard liegt im Krankenhaus und hat einen großen Wunsch, den Johanna ihm erfüllen soll. Sie soll nach Triest reisen, um dort in der Villa Costa Nachforschungen über seinen Vater anzustellen. So macht sich Johanna auf nach Italien und trifft in der Villa auf eine ältere aus Hamburg stammende Dame namens Charlotte von Uhlrich, die anscheinend ebenfalls nach Informationen aus der Vergangenheit sucht. Schon bald deckt Johanna nach für nach eine alte Geschichte auf, die viel Einfluss auf ihr eigenes Leben hat…
Beate Maxian hat mit „Die Tränen von Triest“ einen gefühlvollen und unterhaltsamen Roman vorgelegt, der den Leser mit ihrer Protagonistin ins malerische Italien reisen lässt, um dort in der mittelalterlichen Hafenstadt Triest nach einer alten Familiengeschichte zu suchen und diese Stück für Stück zu entblättern. Der Erzählstil ist flüssig, bildhaft und anrührend, der Leser taucht von Beginn an in die wunderschöne Geschichte ein und heftet sich an Johannas Fersen, um mit ihr gemeinsam das Unbekannte zu suchen. Die Handlung erstreckt sich über zwei Zeitzonen, wobei die erste die Gegenwart um Johanna wiederspiegelt, die andere sich mit der Vergangenheit um 1914 befasst, wobei beide auf ihre ganz eigene Art überzeugen können. Die Autorin verwebt ihre beiden Handlungsstränge sehr schön miteinander und versprüht dabei kraftvoll das typisch italienische Flair voller mediterraner Lebensfreude und den Farben des Südens, die immer ein Hauch von Fernweh wecken. Stück für Stück kommt der Leser gemeinsam mit Johanna der alten Familiengeschichte näher, wobei die Autorin geschickte Wendungen eingestreut hat, die die Spannung dauerhaft hoch halten. Auch die bildgewaltigen Schilderungen der Örtlichkeiten lassen beim Leser Sehnsucht aufkommen, die charmante alte Stadt bald wieder einmal zu besuchen-
Die Charaktere wurden sehr liebevoll und lebendig inszeniert, sie wirken glaubhaft und realistisch, so dass der Leser schnell Nähe zu ihnen aufbauen kann und mit ihnen fiebert, hofft und bangt. Johanna ist eine sympathische Frau, die an einem Scheideweg steht und sich selbstlos und fürsorglich um die Belange ihres Großvaters kümmert. Erst noch etwas mutlos, entwickelt sie sich im Verlauf der Handlung zu einer starken und selbstbewussten Frau, deren Neugier und Wissensdurst sie bis ans Ziel bringt, ihrem Großvater seinen Wunsch zu erfüllen, wobei sie auch vieles über sich selbst in Erfahrung bringt. Afra Silcredi ist eine Frau, die alles verliert und doch all ihre Kräfte mobilisiert, um ein gegebenes Versprechen zu halten. Ihr Kampfgeist ist bewundernswert und beeindruckend. Aber auch die Randfiguren wie Bernhard, Luca oder Charlotte überzeugen mit ihren Auftritten und geben der Geschichte zusätzlichen Input.
„Die Tränen von Triest“ ist ein anrührender und wunderschön erzählter Roman, der von der ersten Seite an zu faszinieren weiß und den Leser auf eine spannende Reise mitnimmt, an deren Ende man zufrieden seufzt und gar nicht ins Jetzt zurückkehren möchte. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.11.2019

Der Apfelgutshof im Alten Land

Morgentau
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Die 25-jährige Pia Storm stammt aus betuchtem Hause und soll, wenn es nach ihrem Vater geht, nach dem BWL-Studium in das Familienunternehmen in Berlin einsteigen. Aber Pia hat andere Vorstellungen vom ...

Die 25-jährige Pia Storm stammt aus betuchtem Hause und soll, wenn es nach ihrem Vater geht, nach dem BWL-Studium in das Familienunternehmen in Berlin einsteigen. Aber Pia hat andere Vorstellungen vom Leben und möchte sich endlich in Hamburg als Fotografin ausbilden lassen, doch muss sie nun auf die väterlichen Zuwendungen verzichten. Als sie auf dem Weg nach Hamburg lernt sie bei einem Autounfall im Alten Land Tom Matthiesen kennenlernt, bietet der ihr nicht nur eine Unterkunft auf seinem Gut an, sondern Pia bekommt auch einen Job bei der Apfelernte. Tom gefällt Pia auf den ersten Blick, doch ist er ihr gegenüber oftmals sehr unnahbar und regelrecht unfreundlich. Was wohl hinter dieser Fassade steckt? Pia möchte es unbedingt herausfinden, zu sehr schon fühlt sie sich zu Tom hingezogen…
Valentina May hat sich nach den „Abendroths“ und den „Güldensteins“ mit „Morgentau-Apfelblütenträume“ erneut an eine Familiensaga gewagt, die diesmal ihr Setting im Alten Land vor den Toren Hamburgs hat und bekannt ist für seine großen Apfelplantagen. Mit flüssigem und gefühlvollem Erzählstil nimmt die Autorin den Leser mit in eine idyllische Landschaft auf den Gutshof der Familie Matthiesen, wo er an der Seite von Pia einige Zeit verbringen wird und nicht nur die recht harte landwirtschaftliche Arbeit kennenlernt, sondern auch ein Gefühlschaos miterleben darf. Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, so dass sowohl die Gedanken-und Gefühlswelt von Pia als auch die von Tom Matthiesen wie ein offenes Buch vor dem Leser liegen. Lebhafte Dialoge spiegeln das Innere der Protagonisten auf sehr schöne Weise wieder. Durch farbenfrohe Beschreibungen lässt die Autorin die wunderschöne Landschaft des Alten Landes vor dem inneren Auge des Lesers entstehen und den Geruch der reifen Äpfel in die Nase ziehen. Auch die Spannung wird gut angeheizt durch die bruchstückhafte Enthüllung des Familiengeheimnisses, das Pia hartnäckig zu ergründen sucht.
Die lebendigen Charaktere wirken aufgrund ihrer individuellen Ecken und Kanten glaubhaft und realistisch. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen. Pia weiß mit ihren 25 Jahren genau, was sie will. Sie setzt alles auf eine Karte, um ihre Lebensvorstellungen Wirklichkeit werden zu lassen, auch wenn das heißt, sich mit ihrem Vater zu überwerfen. Sie ist freundlich, hilfsbereit und kann zupacken. Zudem ist sie hartnäckig und geht den Dingen immer auf den Grund ohne Rücksicht auf Verluste. Tom wirkt wie ein einsamer Wolf, eigenbrötlerisch, in sich gekehrt, abweisend und unnahbar. Auch wenn er sie nicht zulässt, sehnt er sich insgeheim nach Nähe. Aber er hat auch Angst davor, nochmals verletzt zu werden. Aber auch Toms Schwester Imken und sein unerträglicher Vater spielen eine Rolle in dieser Familiengeschichte.
Mit „Morgentau-Apfelblütenträume“ ist Valentina May ein schöner Einstieg in ihre Familiensaga gelungen, der den Leser neugierig auf die Folgebände macht. Gefühlvolle Szenen, spannende Dialoge sowie ein wunderbares Setting machen die Handlung kurzweilig und lassen die Seiten nur so durch die Finger rinnen. Auf Band 2 darf man gespannt sein – verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.11.2019

Die Hanse im Mittelalter

Das weiße Gold der Hanse
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1232 Lübeck. Nach einem Piratenüberfall auf das Schiff seines Vaters überlebt der junge Bertram in letzter Sekunde. Allerdings kostet ihn der Vorfall sein Gedächtnis und seinen Namen. Nur mit Hilfe der ...

1232 Lübeck. Nach einem Piratenüberfall auf das Schiff seines Vaters überlebt der junge Bertram in letzter Sekunde. Allerdings kostet ihn der Vorfall sein Gedächtnis und seinen Namen. Nur mit Hilfe der jungen Rebecca, die ihn Moses tauft, bleibt er am Leben und gelangt gemeinsam mit ihr nach schweren Jahren nach Lübeck. Bald kann Moses dort bei einem Kaufmann in die Lehre gehen. Als junger Mann heuert er dann auf einem Hanseschiff an, um möglichst viel Abstand zwischen sich und eine junge Frau zu bringen, in die er sich unglücklich und hoffnungslos verliebt hat. Viele Jahre kreuzt Bertram auf den Meeren und ist nicht nur den unberechenbaren Gezeiten ausgesetzt. Als er in einer brenzligen Situation keinen Ausweg mehr sieht, leistet er den Schwur, dass er, sollte er überleben, sich für die Schwächsten der Gesellschaft einsetzen und ihnen Obdach geben würde. Er regt den Bau des Heiligen-Geist-Hospitals an…
Ruben Laurin hat mit „Das weiße Gold der Hanse“ einen unterhaltsamen und informativen historischen Roman vorgelegt, dessen flüssiger und bildhafter Schreibstil den Leser sofort ins deutsche Mittelalter abtauchen lässt, um dort die Hanse sowie den ungewöhnlichen und spannenden Werdegang des Handelsherren Bertram Morneweg kennenzulernen, der als einer der Stifter und Initiatoren des Heiligen-Geist-Hospitals in Lübeck gilt. Über zwei sich wechselnde Zeitebenen erfährt der Leser zum einen von Bertrams Jugendjahren ab dem Jahr 1232, andererseits erlebt man ihn im Jahr 1275, wo er sein Leben Revue passieren lässt. In der dem damaligen Zeitalter angepassten Erzählstil darf der Leser sich aufgrund der farbenfrohen Schilderungen des Autors während der Lektüre ein genaues Bild über die Lebensverhältnisse der Bevölkerung, die Handelswege sowie über die Örtlichkeiten machen. Der Autor hat akribische Recherche betrieben und lässt die tatsächliche Persönlichkeit Bertram Morneweg mitsamt dem historischen Hintergrund wieder lebendig werden, wenn auch mit einiger künstlerischer Freiheit. Auch seine Verbundenheit zum christlichen Glauben ist sehr gut herausgearbeitet sowie seine sich selbst auferlegte Verpflichtung, etwas zurückzugeben. Die Geschichte wirkt nicht nur wie eine Art Biografie, sondern vereint auch einiges an Spannung und Abenteuer in sich. Der Titel des Romans ist allerdings irreführend und unpassend.
Die Charaktere sind zeitgemäß angelegt und ausgestaltet, sie wirken realitätsgetreu und vor allem glaubwürdig, weshalb es dem Leser nicht schwer fällt, ihnen gespannt auf ihren Wegen zu folgen. Bertram ist als junger Bursche schon ein zäher Kamerad, der sich allen Widrigkeiten in den Weg stellt und nie den Mut verliert, wenn das Schicksal ihn erneut beutelt. Er ist selbstbewusst und besitzt Ausdauer sowie eine gewisse Hartnäckigkeit. Trudi ist eine sture Frau, die immer und überall ihren Kopf durchsetzen muss, was sich am Ende für sie auszahlt. Zudem ist sie eine treue Seele, die diejenigen beschützt, die sie liebt. Aber auch Rebecca, Schwester Victoria oder Matthias spielen in dieser Geschichte eine große Rolle und sorgen für so einige Überraschungsmomente.
„Das weiße Gold der Hanse“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der einen guten Einblick in die Hanse und ihre Verbindungen gibt sowie das Leben im Mittelalter wiederspiegelt. Spannend erzählt und kurzweilig zu lesen, was eine Leseempfehlung verdient!

Veröffentlicht am 10.11.2019

Anne, die Heilerin

Die Gabe
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1830 Norwegen. Anne lebt mit ihrer Familie in ärmlichen Verhältnissen auf einem großen Gut. Die ganze Familie kommt mit harter Arbeit kaum über die Runden. Annes große Hoffnung ist, dass ihr Jugendfreund ...

1830 Norwegen. Anne lebt mit ihrer Familie in ärmlichen Verhältnissen auf einem großen Gut. Die ganze Familie kommt mit harter Arbeit kaum über die Runden. Annes große Hoffnung ist, dass ihr Jugendfreund Jon bald eigenes Land pachten und bewirtschaften kann, dann steht einer Heirat nichts im Wege. Aber dann erkrankt Jons Vater, so dass die Hochzeitspläne in Rauch aufgehen. Anne ergreift die Möglichkeit, von der Heilerin Elseby alles über die Heilkunde der Pflanzen zu lernen, auch wenn dieser Beruf nicht sehr angesehen ist. Als Anne vom Land nach Oslo zieht, um dort als Hausmädchen zu arbeiten, gerät sie alsbald in Schwierigkeiten und steht völlig allein und mittellos da. Sie muss sich irgendwie ihren Lebensunterhalt verdienen und besinnt sich auf die von Elseby gelehrten Weisheiten, um für ihr Auskommen zu sorgen und ihren Traum zu verwirklichen, anderen Menschen zu helfen…
Ellen Vahr hat mit „Die Gabe“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen historischen Roman vorgelegt, in dem sie sehr eindrucksvoll das Leben einer ihrer Vorfahrinnen in ihrer Handlung verarbeitet. Der Schreibstil ist packend, bildhaft und flüssig, der Leser findet sich alsbald im 19. Jahrhundert in Norwegen wieder, um das recht karge und arbeitssame Leben von Anne und ihrer Familie sowie den ständigen Hunger kennenzulernen, und welche Sorgen und Nöte sie umtreiben. Zugleich zeigt sie auf, mit welchen Vorurteilen die Heilerinnen damals zu kämpfen hatten. Sie litten unter Verfolgung und schlimmstenfalls konnten sie sogar für die Ausübung ihrer Fähigkeiten bestraft werden, denn sie waren den damaligen Ärzten ein Dorn im Auge. Die einfache Bevölkerung konnte sich oftmals keinen Arzt leisten und suchte deshalb die Hilfe einer Heilerin. Was sich auch schon zur damaligen Zeit immer wieder bestätigt hat, gilt auch heute noch, denn manche Kräuter und Pflanzen tragen bei richtiger Anwendung sehr zum Wohlbefinden oder zur Heilung bei. Die Autorin lässt mit bildhafter Sprache die norwegische Landschaft vor dem inneren Auge des Lesers entstehen, auch der Spannungsbogen ist dauerhaft über dem Durchschnitt angelegt.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und mit den nötigen Ecken und Kanten versehen. Sie wirken sowohl glaubwürdig als auch authentisch, so dass der Leser sich die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse gut vorstellen und seine Sympathien gerecht verteilen kann. Anne ist eine junge Frau, deren Familie immer am Rand des Existenzminimums lebt. Sie kennt das entbehrungsreiche Leben und scheut sich nicht vor harter Arbeit. Auch als ihr Traum von einer Ehe platzt, lässt sie sich nicht unterkriegen und orientiert sich neu. Ihren Wunsch, anderen zu helfen, verfolgt sie mit einer gewissen Hartnäckigkeit. Sie ist eine Frau, die nach vorn blickt und sich auch von Schicksalsschlägen nicht unterkriegen lässt. Elseby ist eine weise Frau, die in der Kräuter- und Heilkunde sehr bewandert ist und diese mit einer großen Sorgfalt anwendet. Jon ist Annes Jugendfreund, dem nach der Krankheit seines Vaters aufgrund von gesellschaftlichen Gepflogenheiten die Hände gebunden sind.
„Die Gabe“ ist ein schöner historischer Roman, der durch das Verweben von Fiktion und Wahrheit interessant und kurzweilig zu lesen ist. Verdiente Leseempfehlung für alle, die Geschichten über die alte Heilkunst lieben.