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Veröffentlicht am 21.11.2019

Sommer, Sonne, Mord

Comisario Benitez und der Mord am Strand
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Comisario Pablo Benitez ermittelt dort, wo andere Urlaub machen. Sein Einsatzgebiet ist das schicke und mondäne Marbella. Doch wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten. Dort lebt nicht nur die High Society, ...

Comisario Pablo Benitez ermittelt dort, wo andere Urlaub machen. Sein Einsatzgebiet ist das schicke und mondäne Marbella. Doch wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten. Dort lebt nicht nur die High Society, sondern auch Menschen, die hart arbeiten und solche, die es gern würden, aber keinen Job finden. Zu dieser Sorte gehörte bis vor kurzem auch sein Neffe, Jaime, der Mathematik studiert hat und lange eine Arbeit suchte.

Jetzt arbeitet er seit kurzem in einer Strandbar, die eine Deutsche betreibt. Wenige Tage später wird sie tot in den Dünen gefunden. Zunächst scheint es ein privates Eifersuchtsdrama zu sein. Bald wird ihr unter Verdacht geratener Freund ebenfalls tot aufgefunden und es gibt Hinweise auf illegale Drogen. Dann verschwindet plötzlich Jaime und Comisario Benitez gerät unter doppelten Druck. Nicht nur seine Chefin möchte den Fall schnellstmöglich aufgeklärt haben, auch die große Familie setzt ihm ganz schön zu. Aber ist Jaime wirklich unschuldig?

Paula, die neue Kollegin von Benitez, ist auch nicht einfach und es dauert seine Zeit, bis aus beiden ein gutes Team wird. Schnell nimmt die Geschichte an Tempo auf und überraschende Wendungen bringend durchgehende Spannung. Bei diesem Krimi kommt auch der Humor nicht zu kurz, denn die Schwestern des Comisarios haben immer wieder ein Wort mit zu reden.

Das Buch ist so leicht, amüsant und unterhaltsam geschrieben, so dass es eine Freude macht, immer weiter zu lesen. Die Personen sind sehr gut charakterisiert und bildhaft beschrieben. Die Einbeziehung der Landschaft und örtlicher Gegebenheiten lässt Mittelmeeratmosphäre und spanisches Flair spüren. Doch die Autorin schildert auch das heutige Spanien mit seinen Problemen, wie Jugendarbeitslosigkeit und Immobilienspekulation. So erhält dieser Fall auch einen Realitätsbezug, der dem Buch einen Hauch von Tiefe verleiht.

Der Kriminalfall ist gut ausgedacht. Die Auflösung, nach einem Finale mit Hochspannung, ist in sich schlüssig. Mir hat die Lektüre gut gefallen und ich vergebe gern 4 Sterne. Die Familie die Comisarios hat sich für meinen Geschmack ein wenig zu sehr in den Vordergrund gedrängt und die eigentlichen Ermittlungen etwas gestört.

Veröffentlicht am 24.07.2019

Schicksalsjahre einer Frau

Die Saphirtochter
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2019 erschien „Die Saphirtochter“ von Dinah Jefferies in deutscher Übersetzung im Bastei-Lübbe-Verlag. Das englische Original, 2018 veröffentlicht, hat den Titel „The Sapphire Widow“.

Ceylon 1935. In ...

2019 erschien „Die Saphirtochter“ von Dinah Jefferies in deutscher Übersetzung im Bastei-Lübbe-Verlag. Das englische Original, 2018 veröffentlicht, hat den Titel „The Sapphire Widow“.

Ceylon 1935. In der Hafenstadt Galle an der Süd-West-Küste der Insel lebt Louisa Reeve, Tochter eines erfolgreichen Edelsteinhändlers. Sie ist glücklich mit Elliot verheiratet, aber die beiden haben keine Kinder. Darüber ist Louisa sehr betrübt und sie leidet psychisch noch immer unter einer Fehlgeburt.
Eines Abends verunglückt Elliot tödlich in einem fremden Wagen. Louisa ahnt noch nicht, dass ihre heile Welt in tausend Scherben zerbricht. Wer war ihr Mann wirklich?

Es tauchen dubiose Geschäftspartner auf bei denen Ihr Mann Schulden haben soll. Das gemeinsame Konto ist leer. Anteile an einer Zimtplantage, die er immer wieder aufsuchte, gibt es gar nicht. Bei einem ihrer Besuche dort lernt sie den Besitzer Leo, einen nachdenklichen Naturburschen, näher kennen.
Dort lebt auch noch seine Cousine, eine Malerin, die sehr krank ist und sich kaum um ihren Sohn kümmern kann. Louisa hat Mitleid und kümmert sich um die unzugängliche Frau, die mehr mit ihr gemeinsam hat, als es den Anschein hat.

Dinah Jefferies Roman entführt den Leser mit zauber- und sehr bildhaften Beschreibungen in eine ferne und exotische Welt. Wenn Louisa mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist, sehe ich das alte Fort in Galle oder ihren Garten mit betörenden Blumen direkt vor mir. Der Erzählstil macht den großen Reiz des Romans aus. Er ist sehr flüssig zu lesen und fesselt schnell. Die fremde Welt Ceylons ist plötzlich ganz nah.
Doch die Handlung entwickelt sich leider nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Viele der aufgeworfenen Fragen zu Louisas Leben nach dem Tod von Elliot werden nicht beantwortet. Anderes passiert zu schnell und zu glatt.
Louisa ist eine starke Frau mit vielen modernen Zügen. Sie hat den Traum ein kleines Kaufhaus zu eröffnen und verwirklicht diesen auch. Doch woher kommt das Geld trotz der vielen Schulden? Wie schafft sie es Bauarbeiten zu koordinieren, sich den Liebesproblemen ihrer Schwägerin Margo zu widmen und um ihre Schwiegermutter, die immer wieder zu längeren Besuchen kommt, zu widmen? Nicht zu vergessen die zarte Beziehung, die sich zu Leo entwickelt.

Die Autorin versucht eine komplexe und vielseitige Geschichte zu erzählen, die auch sehr interessante Nebenfiguren und –handlungen enthält, doch es ihr gelingt es nicht alle Fäden in der Hand zu behalten und zu entwickeln.
So ist das Ende leider etwas zu harmonisch und es bleiben noch viele Fragen offen.

Fazit:
Diese Lebens- und Liebesgeschichte einer Frau ist allen zu empfehlen, die mehr über ein fremdes Land und eine starke Frau, die Nichts entmutigen kann, erfahren möchten. Der Mut und die Kraft Louisas sind bewundernswert und zeitlos. Dennoch hat mich das Ende nicht wirklich überzeugt. Aber als Geschichte eines Lebens in exotischer Umgebung kann ich den Roman empfehlen, denn er entführt in ferne Welten und bietet gute Unterhaltung, die den Alltag vergessen lässt. Gern vergebe ich 4 Sterne.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Geschichte
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 04.06.2019

Unkonventionelles Ermittlerduo löst einen neuen Fall bravourös

Tod in Emden. Ostfrieslandkrimi
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Hedda und Enno sind nicht nur ein unkonventionelles Ermittlerpaar, sondern auch privat liiert. Es ist die ganz große Liebe für beide. Zunächst war ich mir nicht sicher, ob ich es wirklich einen Krimi ...

Hedda und Enno sind nicht nur ein unkonventionelles Ermittlerpaar, sondern auch privat liiert. Es ist die ganz große Liebe für beide. Zunächst war ich mir nicht sicher, ob ich es wirklich einen Krimi lese, denn am Beginn geht es hauptsächlich um die persönlichen Befindlichkeiten der beiden jungen Leute.

Doch dann nimmt die Story an Fahrt auf und es wird richtig spannend. Dank des flotten Schreibstils von Thorsten Siemens ist man als Leser schnell mitten im aktuellen Fall. Moritz Schepker wird brutal erschlagen – schnell gerät ein Jugendlicher, Navid, unter Verdacht. Er war mit dem gleichen Mädchen, der hübschen Tjalda, befreundet wie das Mordopfer. Doch ist er deshalb auch gleich der Täter? Sein Freund, der an die Unschuld von Navid glaubt, bittet Enno, der undercover als Streetworker für eine ostfriesische Geheimeinheit tätig ist, um Hilfe. Natürlich steht ihm bei diesem rätselhaften Fall Hedda tatkräftig zur Seite. Es macht Freude die beiden Ermittler bei ihren Recherchen zu begleiten. Sie gewinnen schnell das Vertrauen von Personen im Umfeld des Opfers. Bei Bedarf können sie auch ihre schauspielerischen Fähigkeiten zur Freude des Lesers einsetzen.

Sie treffen auf ganz unterschiedliche Menschen, wie die schwer kranke Mutter von Moritz oder den Dealer mit Pokemon-Ähnlichkeiten. Hedda und Enno beobachten genau und ziehen beim Kombinieren die richtigen Schlussfolgerungen. Bald verfolgen sie eine vielversprechende Spur, die zum wahren Täter führt. So gelingt dem Autor eine unterhaltsame und spannende Geschichte, die aus meiner Sicht leider auch einige Schwächen hat.

Der Bezug zu aktuellen Entwicklungen in der Gesellschaft ist aus meiner Sicht ein wenig zu einseitig dargestellt. Hier könnte mehr differenziert werden. Die Idee an sich ist gut, aber leider gibt es einige Schwächen in der Umsetzung.

Wenig glaubhaft erschien mir auch der Einsatz von Enno in einer ostfriesischen Geheimeinheit sowie der schnelle Erfolg von Hedda als Autorin.

Fazit:
Mit „Tod in Emden“ ist Thorsten Siemens ein spannender und unterhaltsamer Krimi mit unvorhersehbaren Wendungen, trotz kleiner Schwächen, gelungen. Gern vergebe ich 4 Sterne und freue mich auf den nächsten Fall mit Hedda und Enno.

Mein Dank gehrt an den Klarant-Verlag, der mir kostenlos ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine ehrliche Lesermeinung wurde dadurch nicht beeinflusst.


Veröffentlicht am 11.04.2019

Gefährliches Wien

Todesreigen in der Hofreitschule
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„Todesreigen in der Hofreitschule“ von Edith Kneifl, erschienen im Haymon Verlag, ist bereits der 5. Fall für den Privatdetektiv Gustav von Karoly. Dieser historische Wien-Krimi spielt um die Jahrhundertwende. ...

„Todesreigen in der Hofreitschule“ von Edith Kneifl, erschienen im Haymon Verlag, ist bereits der 5. Fall für den Privatdetektiv Gustav von Karoly. Dieser historische Wien-Krimi spielt um die Jahrhundertwende. Das prachtvolle Wien, wie wir es kennen und lieben, ist im Entstehen. In der Innenstadt sind wunderschöne Paläste und Boulevards nach Pariser Vorbild zu finden.

Die Erbauer dieser Herrlichkeit sind arme Schlucker aus den Kronländern des Habsburger Reiches, die unter erbärmlichen Bedingungen in den Vorstädten hausen. Der Autorin gelingt es ein ausgezeichnetes Bild der sozialen Gegensätze zu zeichnen. Wien ist gar nicht so gemütlich wie es scheint.

Plötzlich geschieht am helllichten Tag ein Attentat. „Unter dem Michaelertor der Hofburg wird eine Kutsche, besetzt mit dem ungarischen Polizeichef und dem Wiener Polizeidirektor, von Anarchisten in die Luft gesprengt. Privatdetektiv Gustav von Karoly ist zufällig vor Ort und kümmert sich um eine schöne junge Frau, die Zeugin des Anschlages wurde: Emma von Zoloto. Schon bald verfällt Gustav ihren Reizen und beginnt eine Affäre mit ihr. Doch als der Fall rund um den Anschlag immer verzwickter wird und auch der nächste Mord nicht lange auf sich warten lässt, muss sich der Ermittler und Lebemann bald unangenehmen Fragen stellen: Welche Rolle spielt Emma in diesem Fall? Ist sie womöglich gar nicht die, für die sie sich ausgibt?“ (aus der Inhaltsanhabe des Verlages)

Edith Kneifls angenehm flüssiger und informativer Schreibstil lässt sich gut lesen. Ihre anschaulichen Beschreibungen, der Orte, die Gustav bei seinen Untersuchungen und in seinem turbulenten Privatleben aufsucht, edle Hotels, Palais und Ballsäle, k. u. k. Kaffeehäuser bis hin zu üblen Spelunken und einer Fischerhütte an der Donau, vermitteln authentisches Wien-Flair.

Der Protagonist Gustav ist für mich eine widersprüchliche Persönlichkeit. Er liebt das schöne Leben, vor allem schöne Frauen und gutes Essen. Manchmal erscheint mir seine Detektivtätigkeit mehr als Alibi für Nichtstun und Anteilnahmen an Klatsch und Tratsch. In diesem Fall gerät er sogar selbst unter Mordverdacht und muss in eigener Sache tätig werden. Wie ihm das gelingt und ob er zur Aufklärung des Attentats beitragen kann möchte ich hier nicht verraten.

Fazit:
Ein inhaltlich ansprechender Kriminalroman mit sozialkritischer Thematik, der etwas packender hätte umgesetzt werden können. Der Beginn war lange Zeit relativ gemächlich, doch im zweiten Teil wurde es merklich spannender.

„Todesreigen in der Hofreitschule " ist ein unterhaltsamer historischer Kriminalroman mit einem speziellen Protagonisten, der vor allem durch Atmosphäre, Lokalkolorit und die Charaktere zu überzeugen weiß. Ich empfehle den Krimi alles Freundes dieses Genres und vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 19.02.2019

Ein Schriftsteller taucht ab

Korsische Gezeiten
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„Korsische Gezeiten“ von Vitu Falconi, alias Thomas Thiemeier, ist ein neuer Krimi um den Pariser Schriftsteller Eric Marchand, der inzwischen auf Korsika lebt.
Hier fand man vor einigen Jahren eine Vielzahl ...

„Korsische Gezeiten“ von Vitu Falconi, alias Thomas Thiemeier, ist ein neuer Krimi um den Pariser Schriftsteller Eric Marchand, der inzwischen auf Korsika lebt.
Hier fand man vor einigen Jahren eine Vielzahl römischer Goldmünzen im Meer, den sogenannten Schatz von Lava. Hunderte Münzen wurden bereits von Plünderern geborgen und weltweit verkauft. Während die Archäologen nach dem Wrack suchten, ermittelte der französische Staat und Interpol mit dem Ziel, die Fundstücke zu beschlagnahmen und anschließend in französischen Museen auszustellen. Doch die Korsen sahen das ganz anders.

Plötzlich erschüttert ein Erdbeben die Insel und ihre Umgebung. Das zu dem Schatz gehörende Wrack taucht auf und weitere Münzfunde wecken Begehrlichkeiten unterschiedlicher Art. „Die Insel wird von einem regelrechten Goldrausch erfasst, "ehrenwerte" korsische Familien wollen unbedingt vor der Pariser Regierung an den Schatz gelangen. Das Wrack kann nur mithilfe eines Apnoe-Tauchers geborgen werden, der in der Lage ist, sich ohne hinderliche Sauerstoffflaschen durch die Felsspalten in der Tiefe zu zwängen.“ (Inhaltsangabe)

Die einzige Taucherin auf der Insel mit diesen Fähigkeiten ist Laurine, die eine gute Freundin von Eric geworden ist. Wird sie das Unmögliche wagen? Eric sieht sie in großer Gefahr und sorgt sich um sie.
Doch dann wird er von seiner Pariser Vergangenheit in Gestalt seiner Ex-Freundin Monique eingeholt. Wer hat ein Interesse an ihrer Anwesenheit auf der Insel? Warum wurde die Begegnung zwischen ihr und Eric arrangiert?

Der professionelle norwegische Schatzsucher, der das Erdbeben im Meer überlebt hat und den Fundort kannte, wird nach der Befragung durch den Santini-Clan ermordet. Chefinspektor hat Mahmoud Clément hat kaum Anhaltspunkte, um den Fall aufzuklären. Doch seine Scharfsinnigkeit bringt ihn bald auf die richtige Spur.

In rasantem Tempo entwickelt sich eine spannende Geschichte, die leider durch die akribische Beschreibung der Tauchgänge und ihrer Vorbereitung einige Längen aufweist. Musste Eric, der kaum Taucherfahrung hat, wirklich Laurine unter Wasser beobachten und das Team durch seine Selbstüberschätzung in Gefahr bringen?

Gern hätte ich mehr über die geheimnisvollen Personen erfahren, die Mateu Santini und seinen Vater bei einer Autofahrt überfallen. Genau wie im ersten Teil gibt es nur vage Andeutungen und ich bin auf eine weitere Folge gespannt.

Dem Autor ist ein ungewöhnlicher Krimi mit vielen Informationen über Erics Pariser Zeit und Wissenswertem aus der Welt der Taucher gelungen. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Aufgelockert wird der Fall durch umfangreiche private Geschichten um Eric, Monique und Laurine.
Die malerischen Beschreibungen der Insel mit ihrer wild zerklüfteten Granitküste wecken Fernweh, wenn der Autor sie so beschreibt: „… die Calanche. Eine Felslandschaft aus rotem Granit, die mit ihren bizarren Schlössern und Türmen eines der größten Naturwunder Korsikas darstellt.“

Fazit:
Die Spannung wäre bei kleinen Straffungen größer. Dennoch ist es eine abenteuerliche und unterhaltende Lektüre und ich vergebe gern 4 Sterne. Wer einen ungewöhnlichen Krimi mit viel Lokalkolorit und authentischen Charakteren auf der facettenreichen Insel Korsika lesen möchte, dem ist dieser neue Krimi von Vitu Falconi zu empfehlen.

Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.