Das Gnadenjahr
The Grace YearMeine Meinung
Das Buch beginnt einen Tag vor dem Start des Gnadenjahres und wird erzählt aus der Ich-Perspektive der 16-jährigen Protagonistin Tierney. Tierney war schon immer anders als die anderen ...
Meine Meinung
Das Buch beginnt einen Tag vor dem Start des Gnadenjahres und wird erzählt aus der Ich-Perspektive der 16-jährigen Protagonistin Tierney. Tierney war schon immer anders als die anderen Mädchen ihres Alters, die sich schon früh vornahmen am sogenannten Schleiertag von einem Mann zur Frau auserwählt zu werden, um nicht ins Arbeitshaus zu müssen. Tierney hingegen strebt bewusst die Feldarbeit an und verheimlicht, dass sie nachts von einer Rebellin träumt, die für die Freiheit kämpft.
Auf den ersten Seiten gewinnt man zunächst einen Einblick in die Gesellschaft Garner Countys. Männer sind den Frauen übergeordnet. Sie dürfen sich jeweils vor dem Gnadenjahr ein junges Mädchen aussuchen und ihr einen Schleier mitgeben. Ab diesem Zeitpunkt sind die Mädchen dann der Besitz des Mannes. Sie sollen Kinder gebären, vorzüglich Jungen, und diese ganz im Sinne der Normen und Werte Garner Countys erziehen. Ihnen ist es verboten zu summen und sogar zu träumen, da es als Ausdruck ihrer Magie angesehen und hohen Strafen ausgesetzt wird.
Der Beginn des Buches hat mich sehr stark erschreckt und gefesselt. Der Schreibstil von Kim Liggett ist sehr angenehm und man fliegt nur so über die Seiten. Es gibt keine Kapitel, sondern nur Absätze, die sich über ein paar Seiten erstrecken und somit ermöglichen das Buch immer schon ggf. sehr schnell pausieren zu können.
Nach circa 100 Seiten verliert die Geschichte leider etwas an Spannung und ich hatte das Gefühl die Handlung dreht sich im Kreis. Dennoch fand ich die Entwicklung der Mädchen während des Gnadenjahres sehr interessant und schockierend, wenn auch vorhersehbar. Obwohl Tierney stets rebellische Gedanken hat und tatkräftig wirkt, kann sie sich gegen die Intrigen der anderen Mädchen nicht wehren, sodass die Geschichte erst einmal nicht weiter vorankommt.
Nach weiteren 100-150 Seiten steigert sich die Spannung glücklicherweise wieder bis zum Ende. Es gibt einginge unterwartete Twists, die mir sehr gut gefallen haben und der Geschichte auch eine Prise Liebe und Hoffnung schenkten. Des Weiteren gewinnt Tierney einige neue und aufschlussreiche Erkenntnisse über das Gnadenjahr, die interessant waren.
Das Ende fand ich sehr passend. Auch wenn ich denke, dass es andere Leser*innen nicht zufrieden stellen könnte, da es sich evtl. nicht in die gewollte bzw. erwartete Richtung entwickelt.
Etwas schade fand ich noch, dass der Handlungsraum sehr begrenzt auf Garner County, die Wälder und die Außenbezirke ist. Ich hätte gerne gewusst, was diese Welt darüber hinaus noch zu bieten hat. Gibt es die Unterdrückung der Mädchen und Frauen nur dort oder „überall“?
Zusammenfassend ist „The Grace Year“ trotzdem eine gelungene Dystopie, die aber doch einige Schwächen hat. Diese konnten mich aber dank der letzten Hälfte des Buches nicht weiter stören oder vom Lesen abhalten. Ich bin gespannt, ob es vielleicht eines Tages einen zweiten Teil geben wird