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Veröffentlicht am 30.11.2019

Gute Geschichte

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat
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"Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat" stand bereits seit einigen Monaten auf meiner Wunschliste, da mich das wunderschöne Cover so begeistert hat und ich immer neugieriger ...

"Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat" stand bereits seit einigen Monaten auf meiner Wunschliste, da mich das wunderschöne Cover so begeistert hat und ich immer neugieriger auf die Geschichte wurde. Nun hatte ich endlich die Möglichkeit, dass Buch bereits vorab zu lesen, sodass ich mich direkt auf das Buch gestürzt habe. Ich muss schon sagen: Für ein Debüt ist dieses Buch wirklich grandios ausgearbeitet und mit interessanten Charakteren versehen, die mich unterhalten, aber auch zum Nachdenken angeregt haben.

Der Autor hat mit dieser Geschichte eine stellenweise sehr melancholische, aber oftmals auch recht schräge Geschichte geschaffen, die sich trotz der Thematik leicht und locker lesen lässt, aber gleichzeitig auch zum Nachdenken anregen konnte. Die Dialoge sind gut gewählt, das Alter der Figuren ist in ihren Worten zwar nicht immer erkennbar, aber genau das macht die Sache für mich so spannend. Auch sonst werden Gedanken und Gefühle so gut beschrieben, dass ich mich jederzeit in die Geschichte und dessen Figuren hineinversetzen konnte. Besonders in den Gesprächen zwischen Alex und Mr. Peterson merkt man auch schnell, wie ungewöhnlich Alex für sein Alter ist. Er philosophiert gerne über Gott und die Welt, hat klare Meinungen und wirkt dabei alles andere als naiv oder allzu kindlich.

Die Figuren sind allesamt auf ihre ganz eigene Art und Weise sehr eigen, sodass ich am Anfang ein paar kleine Probleme hat, mich an ihr Verhalten zu gewöhnen, jedoch konnte ich sie recht schnell in mein Herz schließen. Besonders Alex ist ein interessanter Charakter, den man (nach einiger Zeit) nur mögen kann. Im Alter von zehn Jahren wurde er von einem Meteoriten getroffen und ist seitdem anders. So muss er u.a. mit Epilepsie klar kommen und wird dadurch bei seinen Mitschülern zum Außenseiter, da diese nicht so ganz wissen, wie sie mit ihm umgehen sollen, was jedoch nicht nur an ihm, sondern auch an seinem Umfeld liegt. Besonders seine Mutter gilt als 'verrückt', da sie eine Hellseherin ist. Der einzige wirkliche Freund, den Alex in seinem Leben bislang hatte, ist Mr. Peterson, ein recht trockener und zurückgezogener älterer Herr, mit dem Alex am liebsten den ganzen sprechen würde. Durch ihn lernt er Bücher fürs Leben kennen und erlebt das Leben aus der Sicht eines alten Mannes.

Wer nun glauben mag, dass es in dieser Geschichte allein um Alex' Epilepsie und dem Meteoriten geht, der hat sich gewaltig getäuscht, denn hierbei spielt hauptsächlich die Freundschaft zwischen Alex und Mr. Peterson eine Rolle und der Aussage, dass man immer dann einen Freund findet, wenn man ihn gar nicht gesucht, bzw. nicht mit ihm gerechnet hat. Die Freundschaft zwischen Alex und Mr. Peterson ist rührend, aber gleichermaßen auch sehr skurril, was hier jedoch das gewisse Etwas ist. Ich fand die Gespräche zwischen den beiden höchst unterhaltsam, melancholisch und sehr intelligent.

Jedoch gibt es auch einen kleinen Kritikpunkt, um den ich nicht herum komme: Ich mag Alex wirklich sehr und sein Schicksal fand ich berührend, aber auch interessant. Der störende Punkt ist jedoch, dass ich recht lange gebraucht habe, bis ich mich an Alex und seine recht merkwürdige Art gewöhnen konnte. Er ist sicherlich ein liebenswerter und intelligenter Junge, aber dennoch hat er mich manchmal ein wenig genervt, sodass ich ihn nach einer gewissen Zeit zwar ins Herz schließen konnte, aber dennoch auch froh war, dass die Geschichte dann doch irgendwann beendet wurde. Aber dennoch ist die Geschichte grandios und ich habe fast jede Seite genossen.

Das Cover ist ein Hingucker, der mit einem grandiosen Farbton, Sternen und der Stadt im unteren Abschnitt überzeugen kann. Ich mag solche Cover, bei denen es erst auf dem zweiten Blick klar wird, wie toll sie eigentlich sind. Die Kurzbeschreibung ist ebenfalls gelungen und hat mich direkt angesprochen.

"Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat" ist insgesamt eine wunderbare Geschichte voller Melancholie und Momente, die zum Nachdenken anregen. Gleichzeitig besitzt die Geschichte sehr interessante Figuren, sodass ich mich bestens unterhalten gefühlt habe. Ich kann dieses Buch wirklich jedem ans Herz legen. Kaufen, lesen und genießen!

Veröffentlicht am 29.11.2019

Gute Geschichte

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
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Normalerweise bin ich kein wirklich großer Fan von Krimis, allerdings muss ich zugeben, dass mich dieser Roman schon sehr lange gereizt hat, da ich bereits so viele positive Stimmen dazu gehört habe. Außerdem ...

Normalerweise bin ich kein wirklich großer Fan von Krimis, allerdings muss ich zugeben, dass mich dieser Roman schon sehr lange gereizt hat, da ich bereits so viele positive Stimmen dazu gehört habe. Außerdem besitzt das Buch unglaublich schöne Zitate, sodass ich zu &

34;Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert&

34; nicht mehr &

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34; sagen wollte. Sicherlich ist das Buch keines der Bücher, die man immer wieder lesen möchte, aber dennoch so gut ausgearbeitet und sprachlich brillant, dass es eine Freude war, dieses Buch lesen zu dürfen.

Zugegeben: Den ganz großen Hype um dieses Buch kann ich dann trotz aller Begeisterung doch nicht so ganz verstehen. Sicherlich, es ist wirklich brillant geschrieben und das Werk besitzt so manch grandiosen Charakter, aber dennoch hat mir dann am Ende dann doch das gewisse Etwas gefehlt, um dieses Buch tatsächlich so zu feiern, wie es manch einer tat. Joël Dicker kann jedoch unglaublich gut mit Wörtern umgehen, die Geschichte so gut beschreiben, sodass man sich nahezu alles bildlich vorstellen kann. Die Geschichte liest sich recht flüssig, mal anspruchsvoll, dann mal weniger anspruchsvoll, aber immer gut, sodass ich es nur selten aus den Händen legen wollte. Die Dialoge sind gut ausgearbeitet und manchmal sogar recht humorvoll, aber auch immer mit einer Schwere versehen, was mich jedoch nicht sonderlich gestört hat. Auch die Charaktere sind mehr als gut ausgearbeitet, sodass ich diese nicht nur interessant fand, sondern auch immer mehr über sie erfahren wollte.

Besonders Marcus Goldman und Harry Quebert fand ich hierbei interessant. Beide sind auf ihre ganz eigene Art und Weise sympathisch, aber auch sehr eigen. Solche Figuren kommen sicherlich nicht immer gut an, ich fand die leicht trockene Art jedoch sehr unterhaltsam. Aber auch die anderen Figuren konnten mich zum Großteil überzeugen und fand die Vielseitigkeit der Charaktere nicht nur interessant, sondern auch stellenweise inspirierend.

Die Auflösung des Falls konnte mich dagegen nur bedingt überzeugen, weil mir dies dann doch stellenweise zu langatmig beschrieben wurde. An sich ist es wirklich interessant, spannend und nicht immer vorhersehbar, aber dennoch habe ich mir hierbei etwas mehr versprochen. Gleiches gilt auch für die Liebesgeschichte, die zwar ganz nett ist, aber mich nicht vollständig überzeugen konnte, da diese nicht so ganz zum Rest der Geschichte passen wollte. Die Liebesgeschichte wird zwar recht authentisch beschrieben, aber dennoch fand ich diese viel zu theatralisch. Ich hätte es von daher besser gefunden, wenn man sich weniger auf die Liebe und mehr auf den Fall konzentriert hätte.

Das Cover ist relativ schlicht, aber dennoch schön anzusehen, da man direkt einen Ausschnitt von der Stadt erhält, in der die Geschichte spielt. Dabei merkt man auch die Kleinstadtidylle, die im Laufe der Geschichte immer mehr zum Vorschein kommt. Die Kurzbeschreibung ist ebenfalls gelungen, hat für meinen Geschmack jedoch etwas zu viel verraten.

Insgesamt ist &

34;Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert&

34; sicherlich kein Buch, dass man immer wieder lesen könnte, aber dennoch so gut, dass ich von diesem dicken Wälzer begeistert bin. Vielseitige Figuren, ein interessanter Fall und eine wunderbare Sprache sorgten dafür, dass ich mich mit diesem Buch pudelwohl gefühlt habe und bereits auf weitere Werke von Joël Dicker gespannt bin. Empfehlenswert für alle, die mal wieder Lust auf einen Krimi haben.

Veröffentlicht am 29.11.2019

Tolle Geschichte

Gold
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Ich habe bislang schon sehr viel Gutes über Chris Cleave gehört, aber leider noch nichts von ihm gelesen. Nun hatte ich endlich die Möglichkeit ein Buch von ihm zu lesen und ich habe mich für "Gold" entschieden ...

Ich habe bislang schon sehr viel Gutes über Chris Cleave gehört, aber leider noch nichts von ihm gelesen. Nun hatte ich endlich die Möglichkeit ein Buch von ihm zu lesen und ich habe mich für "Gold" entschieden - und ich habe es nicht bereut, denn "Gold" ist nicht nur spannend, sondern auch sehr emotionsgeladen geschrieben.

Ich habe selten einen so intensiven und gleichzeitig melancholischen Schreibstil erlebt. Die Melancholie wird dabei so gut eingebaut, ohne zu schwer zu wirken. Dazu gibt es eine Portion Humor, was der Geschichte ebenfalls sehr gut tut. Orte und Charaktere werden detailliert und sympathisch beschrieben, sodass es mir sehr leicht gemacht wurde, dieses Buch zu mögen. Dazu hat mich die Geschichte oftmals zum Nachdenken angeregt: Wie weit geht man für seine Träume und wie wichtig ist die Karriere, wenn man ein krankes Kind zuhause hat.

Mit Zoe und Kate lernt man zwei sympathische Frauen kennen, die sich bereits seit vielen Jahren kennen und miteinander befreundet, im Wettkampf jedoch große Konkurrentinnen sind. Während Zoe bereits große Erfolge bei den Olympischen Spielen einheimsen konnte, ist Kate da eher zurückhaltender, da die Krankheit ihrer Tochter Sophie immer im Wege stand. Sie musste auf den Start bei den letzten Olympischen Spielen verzichten und möchte nun in London endlich angreifen und Gold gewinnen, aber die Krankheit ihrer Tochter hält sie auch weiterhin zurück. Beide Frauen sind sehr unterschiedlich, privat aber dennoch unzertrennlich. Sie mussten bereits so manche Krise gemeinsam durchstehen, allerdings gibt es auch immer wieder Geheimnisse. Besonders ein Geheimnis könnte die gesamte Freundschaft zerstören.

Die Thematik ist dazu sehr gelungen und es stellt sich die Frage, was für einen Menschen wichtiger ist: Kinder oder Karriere? Schon allein das Thema Leukämie ist unendlich traurig, jedoch wird es ohne großes Mitleid in die Geschichte eingearbeitet, sodass neben der Melancholie auch oft Hoffnung zu verspüren ist. Aber auch die Szenen rund ums Training und der Rennen werden großartig beschrieben. Die Spannung ist deutlich spürbar und man merkt richtig, wie der Autor selbst mitgerissen wurde. Gleichzeitig merkt man aber auch, wie gut das Thema Training und Radrennsport recherchiert wurde, denn es wird alles sehr einfach und ausführlich erklärt, sodass keinerlei Fragen meinerseits offen blieben.

Das Cover gefällt mir sehr gut, weil London perfekt dargestellt wird, dazu die Hauptfiguren Kate und Zoe, die sich vertraut zueinander wenden und der goldene Hintergründ. Besser kann man eine Geschichte auf einem Cover kaum abbilden. Die Kurzbeschreibung hat mir ebenfalls gut gefallen und hat mich zum direkten Lesen animiert.

"Gold" hat mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Der Plot und die Figuren sind nahezu perfekt ausgearbeitet und der Schreibstil hat mich von der ersten Seite an direkt angesprochen. Chris Cleave wird in naher Zukunft sicherlich noch mehr Aufmerksamkeit von mir erhalten. Absolute Kauf- und Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.11.2019

Tolles Debüt

Zurück nach Hollyhill
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"Zurück nach Hollyhill" gehört zu den Büchern, die mich auf Anhieb ansprechen konnten. Die Kurzbeschreibung klang sehr vielversprechend und das Cover fällt durch seinen knalligen Gelbton sehr schnell auf. ...

"Zurück nach Hollyhill" gehört zu den Büchern, die mich auf Anhieb ansprechen konnten. Die Kurzbeschreibung klang sehr vielversprechend und das Cover fällt durch seinen knalligen Gelbton sehr schnell auf. Da ich dazu auch gerne Debütromane lese, war dieses Buch quasi wie für mich geschaffen und es hat sich definitiv gelohnt.

Alexandra Pilz hat einen schönen Schreibstil, der mich relativ schnell an das Buch gefesselt hat. Das Dorf Hollyhill, aber auch die Charaktere werden sehr gut beschrieben und man lernt die meisten Charaktere recht gut kennen. Zwar gibt es auch Charaktere, die meiner Meinung nach viel zu kurz gekommen sind, aber da es eine Fortsetzung geben soll, bin ich guter Dinge, dass diese Charaktere dem Leser spätestens da näher gebracht werden. Die Autorin beschreibt die Hauptcharaktere und Ortschaften so genau, dass man sich vieles bildlich vorstellen kann, dazu wird man durch das Thema Zeitreise in das Jahr 1981 entführt, was für Großbritannien besonders interessant war, denn die Geschichte spielt genau zu dem Zeitpunkt, in dem Prinz Charles und Lady Diana geheiratet haben.

Die Charaktere sind gelungen, besitzen aber auch die ein oder andere Schwäche, die mich stellenweise sehr genervt hat. Besonders Emily war oftmals recht anstrengend. Zwar betont sie immer wieder, dass sie eigentlich nicht so ist und ihr Handeln oftmals selbst nicht verstehen kann, aber dennoch hat es mich sehr gestört, dass sie sich einfach nicht geändert hat oder zumindest freundlicher reagiert hat. Aber gleichzeitig ist sie auch sehr entschlossen und mutig, was bei mir wieder Pluspunkte gibt. Ja, sie ist wahrlich keine einfache Person, dennoch hätte ich mir keine andere Protagonistin gewünscht. Matt ist ebenfalls sehr gelungen und auf Anhieb sympathisch, allerdings merkt man bei ihm schnell, dass er oft launisch ist und so manches Geheimnis hat. Auch wenn er oftmals alles andere als freundlich gegenüber Emily ist, geben die beiden Protagonisten ein tolles Duo ab, das man sehr gerne auf ihren Abenteuern begleitet.

Sicherlich, Zeitreisen ist alles andere als ein neues Thema und mit Sicherheit wurde es auch schon mehrfach genauso umgesetzt, aber dennoch konnte mich "Zurück nach Hollyhill" sehr fesseln, da ich die Beweggründe für die Zeitreisen sehr interessant und vor allem spannend fand. In der Gegenwart wird Emily von einem Mörder bedroht und ihre beste Freundin Fee entführt. Mit Matt springt sie in die Vergangenheit, um den Mörder bereits dort zu fassen, damit weitere Taten erst gar nicht geschehen können und die Gegenwart verändert wird. Dabei gibt es jedoch ein großes Problem: Emily darf auf keinen Fall ihren Eltern begegnen, die gestorben sind, als sie vier Jahre alt war. Dabei lernt Emily ihre Mutter auch erstmals wirklich kennen, indem sie von den anderen Bewohnern aus Hollyhill einiges erfährt. Selbst ihr Vater und Emily haben zuvor nie etwas über ihre Heimat Hollyhill oder ihre Vergangenheit erfahren. Dementsprechend groß ist daher die Überraschung, was Emily alles über Hollyhill und die Zeitreisen erfährt.

Ein wenig enttäuscht bin ich über das Ende, das viel zu schnell kam und mich mit vielen Fragen allein gelassen hat. Klar, es ist immer schön, wenn noch Fragen offen sind und der Leser somit unbedingt am Ball bleiben möchte, allerdings war mir das Ende dann doch zu offen und mit viel zu wenigen Erklärungen bestückt. Aber da ich den Nachfolger sowieso lesen werde, hoffe ich einfach, dass ich dann endlich meine Antworten erhalten werde.

Das Cover gefällt mir sehr gut, allerdings hätte ich mir gewünscht, dass man Hollyhill etwas größer dargestellt hätte, denn allein durch die Beschreibung konnte ich mir das kleine Dorf leider nicht so gut bildlich vorstellen, wie es das Dorf verdient hätte. Die Kurzbeschreibung gefällt mir dagegen sehr gut, auch wenn sie stellenweise fast schon zu viel verrät.

Insgesamt hat mir "Zurück nach Hollyhill" gut gefallen. Die Geschichte ist relativ unvorhersehbar und auch die Charaktere sind trotz mancher Schwäche gelungen. Einen Punkt Abzug gibt es jedoch für das Ende, das nach meinem Geschmack etwas zu viele Fragen offen lässt. Dennoch: Ein tolles Debüt, das man sich nicht entgehen lassen sollte!

"Zurück nach Hollyhill" erscheint am 25. Februar 2013 als Hardcover und Ebook. Eine Fortsetzung ist bereits in Planung.

Veröffentlicht am 29.11.2019

Überraschend gut

Vollendet – Die Flucht (Band 1)
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Dystopien sind für mich immer wie ein Überraschungsei: Man weiß nie, was drin steckt und manchmal wird man auch enttäuscht. Da ich allgemein dem Genre sehr skeptisch gegenüberstehe, fiel es mir zunächst ...

Dystopien sind für mich immer wie ein Überraschungsei: Man weiß nie, was drin steckt und manchmal wird man auch enttäuscht. Da ich allgemein dem Genre sehr skeptisch gegenüberstehe, fiel es mir zunächst schwer, mich auf dieses Buch einzulassen, allerdings verschwand dies immer mehr, je mehr ich über die Handlung und die Charaktere erfahren habe.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte liest sich spannend und flüssig. Trotz der Thematik wird die Geschichte nicht allzu dramatisch erzählt, vielmehr informiert sie stellenweise über das Thema Organspende, zum anderen beschreibt die Geschichte das Leben der Menschen, die darunter leiden müssen, dass der Staat seine Machtspielchen an ihnen auslässt. Neal Shusterman hat ein großes Talent, seine Leser an sich zu binden, nur selten konnte ich das Buch aus den Händen legen.

Gelungen sind auch die Charaktere, die mir zum Großteil sehr sympathisch waren. Connor, Risa und Lev sind alles andere als glücklich und müssen sich täglich mit Dingen befassen, die für andere Jugendliche relativ fremd sind. Connor gerät ständig in Situationen, in denen es zu Ärger kommt, Risa ist eine talentierte Musikerin und lebt in einem Waisenhaus und Lev muss sich mit strenggläubigen Eltern herumschlagen, die das Leben nicht unbedingt angenehm gestalten. Die drei Jugendlichen sind sehr unterschiedlich und haben keinerlei Gemeinsamkeiten, allerdings sind sie auf der Flucht, weil sie nicht in die Fänge des Organhandels geraten möchten. Trotz ihrer Lebensumstände haben sie nur einen Wunsch: Sie wollen leben! Ich konnte mit ihnen mitfühlen, konnte ihre Gedanken, Ängste und Argumente verstehen und man wünscht ihnen einfach ein besseres Leben, um auch einmal auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Obwohl jeder Charakter seine Macken hat und ich nicht direkt mit ihnen warm wurde, sind sie doch am Ende allesamt sehr sympathisch. Vor allem Risa ist eine Protagonistin, die man einfach ins Herz schließen muss. Alle Drei entwickeln sich während der Flucht gut, sie werden quasi erwachsen und können sich und das Leben anderer besser einschätzen und handeln nicht mehr nur aus dem Bauch heraus.
Die Flucht selbst ist relativ spektakulär geschrieben und hat mir so manchen Gänsehautmoment beschert.

Das Thema Organspende ist mit Sicherheit nicht neu, allerdings immer wieder interessant. Vor allem die Darstellung, dass man durch seine Organe in anderen Menschen weiterleben soll, ist interessant. Man versucht ein ernstes Thema, bei dem es um Leben und Tod geht, schön zu reden, indem man den Jugendlichen vermittelt, dass sie mit ihrer Spende und ihrem Tod etwas Wunderbares erreicht.
Gleichzeitig wird aber auch ordentlich aussortiert. Problemkinder, die entweder schlechte Noten haben, Streitereien erzeugen oder keine Eltern mehr haben, werden durch die Organspende ausgesucht. Für mich als Leserin ist diese Entscheidung nicht nachvollziehbar. Der Staat, der seine Einwohner mit dieser Methode mehr oder weniger bestraft, findet diese Vorgehensweise jedoch vollkommen okay.
Auch das heikle Thema Abtreibung wird in diesem Buch besprochen. Gleich zwei solcher Themen in einem Jugendbuch ist vom Autor sehr mutig, aber trotz mancher Zweifel sehr gut gelungen. Das Buch ist dadurch nicht nur ein einziger Fingerzeig, sondern auch informativ und dem Leser wird die Chance gegeben, sich selbst seine Gedanken zu machen.

Die Covergestaltung ist kaum der Rede wert. Das Cover ist sehr schlicht, leicht silbrig und der Titel springt direkt ins Auge. Allerdings ist bei dieser Geschichte auch kein großes Cover nötig, denn die Geschichte überzeugt einfach ohne kitschige Bilder. Die Kurzbeschreibung liest sich spannend und hat sofort mein Interesse geweckt.

Insgesamt ist "Vollendet" ein Buch, dass Dank der Thematik zum Nachdenken anregt und einen so schnell nicht wieder loslässt. Endlich mal wieder eine Dystopie, die mich überzeugen konnte. Empfehlenswert.