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Veröffentlicht am 20.01.2020

Ohne Unterbrechung

The Chain – Durchbrichst du die Kette, stirbt dein Kind
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Die alleinerziehende Rachel glaubte, ihre Krebserkrankung sei überwunden. Doch die letzten Blutwerte machen weitere Untersuchungen notwendig. Ihre 13jährige Tochter Kylie ist Rachels Sonnenschein. Als ...

Die alleinerziehende Rachel glaubte, ihre Krebserkrankung sei überwunden. Doch die letzten Blutwerte machen weitere Untersuchungen notwendig. Ihre 13jährige Tochter Kylie ist Rachels Sonnenschein. Als Kylie eines Tages nicht von der Schule heimkehrt, ist Rachel äußerst besorgt. Die Gedanken an die Krankheit treten völlig in den Hintergrund. Schlimmer wird es noch als Rachel nur Kylies Handy findet. Und dann erhält Rachel einen Anruf. Eine ihr unbekannte Frau, behauptet, sie sei Teil einer Kette und sie habe Kylie nur entführt, damit sie ihr eigenes Kind wiederbekommt. Rachel ist entsetzt, welche Bedingungen ihr die Kette stellt, damit sie selbst ihre geliebte Tochter bald wieder in den Armen halten kann.

Gerade geschieden und nicht gesund, in solch einer Situation möchte man jeglichen Stress vermeiden. Rachel hat mehr als Streß während sie langsam realisiert, in was für seine Lage sie geraten ist. Ihre Gedanken laufen auf Hochtouren, ihre Gefühle spielen verrückt, sie ist so angespannt, wie man es nur sein kann. Und natürlich ist sie bereit, alles zu tun, was für die Freilassung ihrer Tochter verlangt wird. Ihr Ex-Mann darf nichts erfahren, er würde sofort zur Polizei gehen. Kann sie überhaupt irgendwen um Hilfe bitten. Zunächst muss sie alleine mit der Situation zurechtkommen.

Der Autor Adrian McKinty ist mit seiner Reihe um den irischen Bullen Sean Duffy vielleicht besser bekannt. Mit „Der Kette“ hat er seinen Schauplatz nach Amerika verlegt und einen rasanten Thriller herunter geschrieben. Ein spannendes Buch allemal, das ausdrucksstark vorgetragen wird von Sandra Borgmann. Allerdings muss man zunächst mit der Idee, die sicher ungewöhnlich ist, anfreunden, was nicht ganz einfach ist. Lässt man sich schließlich doch von der spannenden Handlung packen, so nimmt das Buch jedoch eine Wendung, die ihm noch mehr seiner Glaubwürdigkeit nimmt. Wenn man dann noch an die anderen Bücher (selbst wenn man nicht alle kennt) des Autors denkt, wird der vorliegende Roman es nicht ganz leicht haben, zu überzeugen.
Krude, aber spannend.

Veröffentlicht am 03.01.2020

Die Tagung

Hexeneinmaleins
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Sie sind alle gekommen nach Stratford-upon-Avon. Professor Thompson hat einen entscheidenden Vortrag angekündigt. Endlich soll klar sein, wer die Stücke Shakespeares wirklich verfasst hat. Doch am Vorabend ...

Sie sind alle gekommen nach Stratford-upon-Avon. Professor Thompson hat einen entscheidenden Vortrag angekündigt. Endlich soll klar sein, wer die Stücke Shakespeares wirklich verfasst hat. Doch am Vorabend des Vortrags wird Professor Thompson nach der Aufführung von Macbeth tot in seinem Zuschauersitz gefunden. Zwar sieht alles nach einem natürlichen Todesfall aus, doch als sich herausstellt, dass das Hotelzimmer des älteren Mannes durchwühlt wurde, beginnt Superintendent Ian Stokes zu ermitteln. Der freundliche alte Herr hatte bereits einen leichten Schlaganfall. Eigentlich kann niemand einen Grund gehabt haben, sein Leben zu verkürzen. Georgina, die vor langen Jahren bei Thompson studiert hat, ist entsetzt.

Wer hat die Stücke von Shakespeare geschrieben? Eine Frage, um die sich Legenden ranken. Möglicherweise war es tatsächlich der einfache Händler Shakesper, dem man solche herausragenden Leistungen kaum zutrauen kann. Oder vielleicht doch Christopher Marlowe oder gar der Earl von Oxford Edward de Vere? Fast wie ein Krimi lesen sich die Hinweise zur möglichen Autorenschaft. Für den Superintendent ist dies zunächst nebensächlich. Er will endlich herausfinden, ob ein dritter Schuld am Tod des Professors ist. Seine Befragungen der Tagungsteilnehmer und der Theaterbesucher bleiben zunächst ergebnislos. Aber locker lässt Ian Stokes nicht.

Eine schöne Idee Themen von Shakespeare in einem Kriminalroman zu verarbeiten. Etwas gekünstelt wirkt die auf britischen Cosy Crime gemachte Sprache und auch manche Wortspiele entziehen sich dem Verständnis. Dennoch ist ein durchaus interessanter Krimi gelungen. Lustig mäandert die Handlung hin und her zwischen Mordfall und der Frage, wer der wahre Autor von Shakespeares Werken ist. Vielleicht sollte man ein besserer Kenner von Shakespeare sein, um diesen Krimi würdigen zu können. Trotzdem bleibt die Lektüre unterhaltsam, wenn auch manche Motivation der Handelnden ein wenig im Dunkeln bleibt. Vielleicht hätte das Ganze noch klarer und geschliffener sein können, dennoch war die Lektüre durchaus lehrreich und unterhaltsam.

Veröffentlicht am 30.11.2019

Das Monster

Ich bin der Schmerz
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Noch immer ist die Shepherd-Gruppe auf der Jagd nach Verbrechern, denen die normale Polizei nicht beikommen kann. Dabei dürfen ihre Mitglieder Grenzen überschreiten, wie es der normalen Polizei nicht erlaubt ...

Noch immer ist die Shepherd-Gruppe auf der Jagd nach Verbrechern, denen die normale Polizei nicht beikommen kann. Dabei dürfen ihre Mitglieder Grenzen überschreiten, wie es der normalen Polizei nicht erlaubt ist. Im Moment haben sie es mit einem zu tun, der der Anstifter genannt wird. Dieser erpresst bis dahin unschuldige Menschen dazu, andere zu töten. Der Anstifter macht es sich grausam zu nutze, dass jemand zu vielem bereit ist, um seine Familie zu schützen. Marcus Williams hält die Verbrecherjagd kaum noch aus, er ist fahrig und findet keine Ruhe. Trotzdem setzt er alles daran, den Anstifter dingfest zu machen.

Auf der Suche nach dem Anstifter, gelingt es Marcus und seiner Partnerin Maggie fast, einen der angestifteten zu retten. Aber leider nur fast. Ihr Versagen zieht weitere Opfer nach sich und die Suche nach dem Anstifter gerät immer fieberhafter. Hilfe kommt von einer Seite, von der es nicht zu erwarten war. Marcus’ Bruder Francis, der Serienmörder, steht den Ermittlern bei. Allerdings auf seine ganz eigene Art. Und so nimmt der dritte Band um Francis J. Ackerman und die Shepherd Gruppe seinen Lauf. Wie schon gewohnt, geht es von einer Gewaltorgie zur nächsten. Allerdings erfährt der Leser auch einiges zum Familienhintergrund der Ackermans.

Man mag die Reihe oder man mag sie nicht. Wenn man eher zu Letzteren gehört, hat man es auch mit diesem Band der Reihe nicht ganz leicht. Als Leser von Kriminalromanen kann man sich mit der Ermittlung beinahe anfreunden, da zumindest anfangs recht geradlinig nach dem Täter gesucht wird. Ob man jedoch die Anwendung von Gewalt in vielen Formen auch durch sogenannte Gesetzeshüter gutheißen möchte, muss jedoch jeder für sich entscheiden. Einige Male treibt es der Autor vielleicht doch etwas arg. Und auch die Unkaputtbarkeit seiner benötigten Protagonisten wird schon sehr strapaziert. Auch wenn man nach der Lektüre eher zwiegespalten ist, so lässt sich dieser gemeine Thriller doch gut lesen und fesselt.

Veröffentlicht am 27.11.2019

Bandenkrieg

Shootout
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Mit seinem grünen Daumen sorgt Grey Stevens für regelmäßigen Drogennachschub in Whistler, einem Ort in Kanada, der eigentlich mehr für seine Skigebiete bekannt ist. Es handelt sich um eine friedliche Koexistenz, ...

Mit seinem grünen Daumen sorgt Grey Stevens für regelmäßigen Drogennachschub in Whistler, einem Ort in Kanada, der eigentlich mehr für seine Skigebiete bekannt ist. Es handelt sich um eine friedliche Koexistenz, mit der alle zufrieden sind. Doch Nick Boscoes Vater ist scharf auf das Gebiet und er schickt seinen Sohn, um die Verhältnisse zu klären. Ähnliche Wünsche hegt eine indische Gang. Bei einer Begegnung mit Nick rettet Stevens die junge Dara aus den Klauen, des Gangsters. Die junge Frau sollte eigentlich für den Drogendealer arbeiten und noch mehr. Allerdings war sie mit den Zusatzleistungen, die sie bringen sollte nicht einverstanden und damit heilfroh bei Grey zu landen.

Drogengeschäfte laufen wahrscheinlich überall, auch wenn man es sich in so einem Urlaubsziel kaum vorstellen kann. Der Bandenkrieg, der hier bald ausbricht, ist brutal und mit viel Gewalt verbunden. Da kann schon mal ein Raketenwerfer losgehen. Kein Wunden, dass es zu etlichen Todesfällen kommt. Spätestens jetzt ist auch die Polizei am Start, die ihr Revier unter Kontrolle haben will. Zunächst etwas lustlos ermitteln die Beamten, von denen sich einer für besser hält als den anderen. Im Grunde streben sie nur eine Beförderung am liebsten verbunden mit einer Versetzung an.

Ist man an Bandenkriegen mit Teilnehmern verschiedenster Gruppen interessiert, wird man den Hergang dieses Romans bestimmt gespannt verfolgen. Ist es allerdings mit dem Interesse nicht ganz so weit her, beginnen die Schwierigkeiten schon mit dem Auseinanderhalten der unterschiedlichen Namen und Spitznamen. Hat man sich nach einer Weile einigermaßen reingefuchst, bietet dieser Thriller durchaus fesselnde Momente. Gerade auch die Geschichte zwischen Dara und Grey trägt mit ihrer Geradlinigkeit und den humorgespickten Wendungen dazu bei, dass man dem Roman doch so einiges abgewinnen kann. Ein hardboiled Thriller am besten geeignet für einen hardboiled Leser.

Veröffentlicht am 30.10.2019

Lüge und Wahrheit

Vater unser
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Weil sie erzählt, sie habe eine Kindergartenklasse erschossen, wird Eva Gruber in ein psychiatrisches Krankenhaus in Wien gebracht. Doch wird auch ihr Bruder Bernhard behandelt. Er ist der eigentliche ...

Weil sie erzählt, sie habe eine Kindergartenklasse erschossen, wird Eva Gruber in ein psychiatrisches Krankenhaus in Wien gebracht. Doch wird auch ihr Bruder Bernhard behandelt. Er ist der eigentliche Grund ihrer Einweisung. Bernhard will seine Schwester nicht sehen. Es erscheint ihr also am einfachsten, seinen Wunsch zu übergehen, wenn sie selbst therapiert werden muss. Auch im Krankenhaus legt sich Eva ihre Welt zurecht. Ihrem Therapeuten Dr. Korb macht sie das Leben nicht leicht. Mal widerborstig, mal kooperativ und unvorhersehbar. Wieso wurden die Geschwister so?

In ihrem auf knapp 300 Seiten komprimierten Roman konfrontiert die Autorin ihre Leser mit einer schwierigen Protagonistin. Kann man Eva glauben, dass sei das Beste für Bernhard will? Was ist in ihrer Kindheit wirklich geschehen? Wieso hadern die Geschwister so mit ihrem Leben oder ihrer Kindheit, dass sie schließlich in der geschützten Welt der Psychiatrie landen? Was ist Lüge, was ist Wahrheit? Gewitzt ist Eva alle mal und auch Humor kann man ihr nicht absprechen. Doch sie macht sich ihre Welt wie sie ihr gefällt, aber gefällt sie ihr wirklich? Kaum zu glauben. Jedenfalls duldet sie kaum jemanden außer sich selbst neben ihrem Bruder und es erscheint doch sehr zweifelhaft, ob dies ihm guttut.

Eine schwierige Entscheidung bahnt sich an. Je weiter man mit der Lektüre kommt, desto mehr beginnt man sich nach dem Sinn oder der tatsächlichen Geschichte zu fragen. Man möchte Eva und Bernhard verstehen. Man möchte ihre Verrücktheit erklärt bekommen. Oder werden Menschen einfach so so? Manchen Lesern mag gerade die Zerrissenheit der handelnden Personen gefallen und die verquere Weltsicht Evas. In anderen Lesern wächst möglicherweise der Wunsch nach der Erklärung, nach einer neutralen Sicht von außen, nach einem Rahmen, in dem sich die Ereignisse in gewissem Umfang ordnen lassen. Und so wird dieser durchaus neugierig machende Roman den einen mit seiner Konsequenz, immer bei Eva zu bleiben, begeistern und andere werden gerade darin einen Knackpunkt sehen, der die Begeisterung doch sehr einschränkt. Nach dem Umblättern der letzten Seite fühlt man sich vielleicht etwas im Stich gelassen.