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Veröffentlicht am 27.11.2019

Bandenkrieg

Shootout
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Mit seinem grünen Daumen sorgt Grey Stevens für regelmäßigen Drogennachschub in Whistler, einem Ort in Kanada, der eigentlich mehr für seine Skigebiete bekannt ist. Es handelt sich um eine friedliche Koexistenz, ...

Mit seinem grünen Daumen sorgt Grey Stevens für regelmäßigen Drogennachschub in Whistler, einem Ort in Kanada, der eigentlich mehr für seine Skigebiete bekannt ist. Es handelt sich um eine friedliche Koexistenz, mit der alle zufrieden sind. Doch Nick Boscoes Vater ist scharf auf das Gebiet und er schickt seinen Sohn, um die Verhältnisse zu klären. Ähnliche Wünsche hegt eine indische Gang. Bei einer Begegnung mit Nick rettet Stevens die junge Dara aus den Klauen, des Gangsters. Die junge Frau sollte eigentlich für den Drogendealer arbeiten und noch mehr. Allerdings war sie mit den Zusatzleistungen, die sie bringen sollte nicht einverstanden und damit heilfroh bei Grey zu landen.

Drogengeschäfte laufen wahrscheinlich überall, auch wenn man es sich in so einem Urlaubsziel kaum vorstellen kann. Der Bandenkrieg, der hier bald ausbricht, ist brutal und mit viel Gewalt verbunden. Da kann schon mal ein Raketenwerfer losgehen. Kein Wunden, dass es zu etlichen Todesfällen kommt. Spätestens jetzt ist auch die Polizei am Start, die ihr Revier unter Kontrolle haben will. Zunächst etwas lustlos ermitteln die Beamten, von denen sich einer für besser hält als den anderen. Im Grunde streben sie nur eine Beförderung am liebsten verbunden mit einer Versetzung an.

Ist man an Bandenkriegen mit Teilnehmern verschiedenster Gruppen interessiert, wird man den Hergang dieses Romans bestimmt gespannt verfolgen. Ist es allerdings mit dem Interesse nicht ganz so weit her, beginnen die Schwierigkeiten schon mit dem Auseinanderhalten der unterschiedlichen Namen und Spitznamen. Hat man sich nach einer Weile einigermaßen reingefuchst, bietet dieser Thriller durchaus fesselnde Momente. Gerade auch die Geschichte zwischen Dara und Grey trägt mit ihrer Geradlinigkeit und den humorgespickten Wendungen dazu bei, dass man dem Roman doch so einiges abgewinnen kann. Ein hardboiled Thriller am besten geeignet für einen hardboiled Leser.

Veröffentlicht am 30.10.2019

Lüge und Wahrheit

Vater unser
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Weil sie erzählt, sie habe eine Kindergartenklasse erschossen, wird Eva Gruber in ein psychiatrisches Krankenhaus in Wien gebracht. Doch wird auch ihr Bruder Bernhard behandelt. Er ist der eigentliche ...

Weil sie erzählt, sie habe eine Kindergartenklasse erschossen, wird Eva Gruber in ein psychiatrisches Krankenhaus in Wien gebracht. Doch wird auch ihr Bruder Bernhard behandelt. Er ist der eigentliche Grund ihrer Einweisung. Bernhard will seine Schwester nicht sehen. Es erscheint ihr also am einfachsten, seinen Wunsch zu übergehen, wenn sie selbst therapiert werden muss. Auch im Krankenhaus legt sich Eva ihre Welt zurecht. Ihrem Therapeuten Dr. Korb macht sie das Leben nicht leicht. Mal widerborstig, mal kooperativ und unvorhersehbar. Wieso wurden die Geschwister so?

In ihrem auf knapp 300 Seiten komprimierten Roman konfrontiert die Autorin ihre Leser mit einer schwierigen Protagonistin. Kann man Eva glauben, dass sei das Beste für Bernhard will? Was ist in ihrer Kindheit wirklich geschehen? Wieso hadern die Geschwister so mit ihrem Leben oder ihrer Kindheit, dass sie schließlich in der geschützten Welt der Psychiatrie landen? Was ist Lüge, was ist Wahrheit? Gewitzt ist Eva alle mal und auch Humor kann man ihr nicht absprechen. Doch sie macht sich ihre Welt wie sie ihr gefällt, aber gefällt sie ihr wirklich? Kaum zu glauben. Jedenfalls duldet sie kaum jemanden außer sich selbst neben ihrem Bruder und es erscheint doch sehr zweifelhaft, ob dies ihm guttut.

Eine schwierige Entscheidung bahnt sich an. Je weiter man mit der Lektüre kommt, desto mehr beginnt man sich nach dem Sinn oder der tatsächlichen Geschichte zu fragen. Man möchte Eva und Bernhard verstehen. Man möchte ihre Verrücktheit erklärt bekommen. Oder werden Menschen einfach so so? Manchen Lesern mag gerade die Zerrissenheit der handelnden Personen gefallen und die verquere Weltsicht Evas. In anderen Lesern wächst möglicherweise der Wunsch nach der Erklärung, nach einer neutralen Sicht von außen, nach einem Rahmen, in dem sich die Ereignisse in gewissem Umfang ordnen lassen. Und so wird dieser durchaus neugierig machende Roman den einen mit seiner Konsequenz, immer bei Eva zu bleiben, begeistern und andere werden gerade darin einen Knackpunkt sehen, der die Begeisterung doch sehr einschränkt. Nach dem Umblättern der letzten Seite fühlt man sich vielleicht etwas im Stich gelassen.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Vreneli

Mobbing Dick
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Benannt nach Dick Cheney, dem ehemaligen Vizepräsidenten der USA, muss Dick Meier mit seinem Namen leben. Das Jura-Studium bringt ihm auch nichts mehr und dass er immer noch bei seinen Eltern wohnt, ist ...

Benannt nach Dick Cheney, dem ehemaligen Vizepräsidenten der USA, muss Dick Meier mit seinem Namen leben. Das Jura-Studium bringt ihm auch nichts mehr und dass er immer noch bei seinen Eltern wohnt, ist auch nicht gerade altersgemäß. Um endlich etwas anderes zu machen und sich abzunabeln, bewirbt sich Dick auf eine Stellenanzeige einer Schweizer Bank. Überraschend bekommt er den Job, in dem er sich erstmal mehr schlecht als recht macht. Sein Kollege Remo Bachmann hilft ihm ein ums andere Mal. Durch Zufälle fällt Remo bei den Vorgesetzten in Ungnade. Dies versucht Dick zu nutzen, um selbst die Karriereleiter herauf zu stolpern.

Zunächst leicht gleitet man in das Leben und das Umfeld Dick Meiers hinein. Man gewinnt den Eindruck, dieser Junge will erwachsen werden. Spitz und ironisch ist die Kommunikation mit seinen Eltern und so langsam fragt man sich, wie sind die denn drauf. Durch seine Arbeit bei der Bank erhält Dick überraschende Einblicke und obwohl er eigentlich keine Leistung erbringt, wird er zu einem Fortbildungskurs eingeladen. Immer tiefer gerät er in die Maschinerie des Bankwesens hinein. Weiterhin jedoch schludert er sich so durch. Doch wenn er bald in seine eigene Wohnung ziehen kann, wird alles besser werden.

Was zu Beginn leicht, witzig und ironisch scheint, wird doch bald zu einer recht bitteren Farce. Auch wenn man das Schweizer Banksystem nicht kennt, merkt man doch, wie verachtend und korrupt dieses System ist. Da werden Mitarbeiter zu Handlungen gebracht, die ihnen unter normalen Umständen nicht in den Sinn gekommen wären. Und wer sich wehrt oder auch nur etwas sagt, wird gedeckelt oder fliegt raus. Man muss schon sehr von sich überzeugt sein und darf keine Skrupel haben, um zu überstehen. Dick stellt fest, das sein Nervenkostüm den Anforderungen nur bedingt standhält und so mal er sich in seiner Phantasie immer eigenartigere Szenarien aus und erzählt seinen Eltern, Kollegen und Bekannten immer dreistere Lügen. Ob er oder sie diese schließlich bittere und düstere Satire, die vermutlich eine wahren Kern enthält, eher mit Widerwillen oder mit großem Amüsement liest, wird für jeden Leser oder jede Leserin gesondert entscheiden.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Die Wahrheit

Ich bin die Angst
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Und wieder ist Marcus Williams einem Monster auf der Spur. Immer wieder verschwinden junge Frauen und wenn sie wieder gefunden werden, sind sie tot. Ein normaler Mensch kann nicht so grausam sein. Der ...

Und wieder ist Marcus Williams einem Monster auf der Spur. Immer wieder verschwinden junge Frauen und wenn sie wieder gefunden werden, sind sie tot. Ein normaler Mensch kann nicht so grausam sein. Der Täter wird der Anarchist genannt. Ihm ist es bisher gelungen, sich gut zu tarnen, so dass er nie gefunden wurde. Möglicherweise hat er eine normale Identität mit einer normalen Familie. Wird Williams als Mitglied der Shepherd Organisation dem Täter auf die Spur kommen? Francis Ackerman jr. scheint der einzige zu sein, der ihm helfen kann und Ackerman wähnt sich im Besitz der ganzen Wahrheit.

Im zweiten Band der Reihe um Francis Ackerman jr. ist Marcus Williams schon eine Weile Mitglied bei Shepherd. Er zweifelt an sich selbst. Rechtfertigt seine Tätigkeit für die Organisation alle seine Handlungen. Was für ein Mensch ist er überhaupt. Sein Partner liegt schwer verletzt im Krankenhaus und seine Beziehung mit Maggie läuft auch nicht so. Die Taten des Anarchisten überschatten jede Nachdenklichkeit. Dieser Killer muss einfach gefasst werden. Doch wem kann Marcus trauen, wenn allem Anschein nach nicht einmal der Boss die ganze Wahrheit sagt. Und wieso scheint der Anarchist immer einen Schritt voraus zu sein.

Wenn man die Handlung von allen Gewaltschilderungen und Dämlichkeiten befreit, bleibt ein eigentlich geschickt konstruierter Fall, der mit einigen Überraschungen daherkommt. Allerdings bliebe dann auch nur ein recht dünnes Heftchen. Und so muss man sich von etlichen Grausamkeiten, Gewalttätigkeiten und Dummheiten ablenken lassen. Irgendwann wird das etwas zu viel. So hat man einen übertrieben wilden Wildwestroman, der in Chicago spielt, rasant und spannend und mit einem Twist in der Rahmenhandlung, der bei Erstveröffentlichung des Buches sicher für einen Knalleffekt gesorgt hat. Gut vorstellbar, dass diese Reihe gerade das Richtige für den Urlaub ist.

Veröffentlicht am 19.09.2019

Black Car

Einer wird sterben
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Seit sechs Jahren lebt Stella Johannsen unter einem Damoklesschwert. Sie fürchtet, es könnte etwas über den Unfall herauskommen. Und nun steht seit Tagen ein fremdes Auto in ihrer ruhigen Wohnstraße. Zwei ...

Seit sechs Jahren lebt Stella Johannsen unter einem Damoklesschwert. Sie fürchtet, es könnte etwas über den Unfall herauskommen. Und nun steht seit Tagen ein fremdes Auto in ihrer ruhigen Wohnstraße. Zwei Menschen sitzen eher reglos darin. Und nicht nur Stella, fragt sich, was Sinn und Zweck der Aktion ist. Versuche, diese Leute einfach zu fragen, führen nicht zu der gewünschten Antwort. Und Stellas Mann, ein Pilot, ist wie fast immer unterwegs. Er kann nicht so einfach seinen Flugplan ändern. Stellas Gedanken kreisen um die beiden im Auto, vielleicht sind sie tatsächlich ihretwegen hier.

Wieder und wieder scheitern Stellas Versuche, ihren Mann zu kontaktieren. In ihrer Not geht sie selbst daran, sich zu helfen. Zum einen spricht sie mit einem befreundeten Therapeuten, der ihr durchaus hilfreiche Ratschläge erteilt. Zum andern versucht sie die Nachbarn auszuhorchen. Vielleicht hat ja einer der anderen auch etwas zu befürchten. Seltsamerweise kommt sie den Nachbarn dabei näher als jemals in den letzten Jahren. Auch die Erinnerung an den Unfall vor sechs Jahren plagt sie. Sie hat doch gebüßt, wieso soll es denn noch nicht vorbei sein.

Dieses Buch lässt einen etwas zwiegespalten zurück. Natürlich bietet es eine spannende Lektüre. Schwierig wird es allerdings, dass außer dem älteren Nachbarn kaum eine der handelnden Personen große Sympathie weckt. Die sich an ihren Mann klammernde Stella nervt. Ihr Ehemann, der ihre Wünsche häufig kühl abwiegelt, kommt einem nicht gerade wie ein Traummann vor. Es fehlt der Moment, in dem man sagt, gut so. Dennoch fesselt dieser Thriller, man kann sich einer gewissen Neugier nicht erwehren. Was hat es mit den Nachbarn auf sich? Streitet da einer mit dem andern? Oder helfen sie sich? Bewundernswert ist es mit welchem detektivischen Geschick Stella daran geht, die Geheimnisse aufzudecken. Schließlich braucht sie ihren Mann kaum noch und doch bleibt er ihr ein und alles. Wenn man diese Art von Roman mag, bei dem man sich nicht mit den Protagonisten identifizieren möchte, und eine spannende interessant verwickelte Lektüre genießen kann, wird man hier die letzte Seite zufrieden umblättern.