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Veröffentlicht am 05.01.2017

Eher ein Familiendrama als ein Thriller - sehr langatmig und vorhersehbar

Es beginnt am siebten Tag
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Wenn es sich um ein Debüt handelt und man von einem Autor somit logischerweise noch nie etwas gehört hat, liest man natürlich den Klappentext, bevor man sich entschließt ein Buch zu lesen. Nur bei Büchern ...

Wenn es sich um ein Debüt handelt und man von einem Autor somit logischerweise noch nie etwas gehört hat, liest man natürlich den Klappentext, bevor man sich entschließt ein Buch zu lesen. Nur bei Büchern von mir bekannten Autoren verzichte ich darauf, den Klappentext zu lesen und lasse mich auf ein Buch ein, ohne im Vorfeld zu wissen, worum es geht. Bei diesem Buch wäre es vielleicht schlauer gewesen, den Klappentext nicht zu lesen, aber man will ja ungefähr wissen, was auf einen zukommt. Da der Klappentext von Es beginnt am siebten Tag äußerst vielversprechend klang und ich immer auf der Suche nach neuen Thrillerautoren bin, war ich also sehr gespannt auf das Debüt von Alex Lake.
Nach einem grandiosen Prolog, der auf einen äußerst fesselnden und beklemmenden Thriller hoffen ließ, wich meine anfängliche Begeisterung jedoch recht schnell, denn die Spannung war schon bald dahin, da der erste Teil des Buches bereits im Klappentext vorweggenommen wird. Auch ich habe in meiner Inhaltsangabe nicht darauf verzichtet, darauf hinzuweisen, dass das entführte Mädchen am siebten Tag seines Verschwindens wieder wohlbehalten auftaucht, weil es eben um nichts anderes als diese sehr verwunderliche Tatsache geht, aber die verzweifelte Suche nach dem vermissten Kind wird auf mehr als zweihundert Seiten geschildert und ist eben nicht mehr besonders spannend, wenn man ohnehin schon weiß, dass Anna wieder unbeschadet zurückkehrt. Allerdings stehen nicht nur die umfangreichen Suchmaßnahmen und die Sorgen der Eltern im Zentrum des ersten Teils, sondern vor allem die Ehe – und Familienprobleme der Crownes, und diese waren leider sehr ermüdend. Da die familiären Unstimmigkeiten so in den Fokus gerückt werden, würde ich das Buch auch nicht als Thriller bezeichnen, denn abgesehen von den letzten fünfzig Seiten ist es meiner Meinung nach einfach ein Familiendrama. Damit könnte ich durchaus leben, denn wenn eine Geschichte grandios geschrieben, gut erzählt und tiefgründig ist, habe ich kein Problem, wenn genretypische Thrillerelemente fehlen, aber diesem Buch fehlte es leider so ziemlich an allem, was für mich einen guten Roman ausmacht – Spannung, Tiefgang, einen gut durchdachten Plot, Logik und präzise ausgearbeitete Charaktere.
Auch Familienzwistigkeiten und Ehekrisen können in Büchern ja durchaus ihren Reiz haben, wenn die Charaktere fein gezeichnet sind und es wenigstens eine Figur gibt, mit der man mitfühlen kann. Julias ständige Selbstvorwürfe und ihr Gejammer, weil sie Beruf und Familie so gerne unter einen Hut bekommen würde, sich unbedingt selbstverwirklichen, aber gleichzeitig auch eine grandiose Mutter sein möchte und nun merkt, dass ihr das nicht so recht gelingen will, gingen mir mit der Zeit leider ziemlich auf die Nerven. Auch ihre Eheprobleme und die Gespräche mit ihrem Mann, die um die immergleichen Fragen kreisten, waren sehr ermüdend und anstrengend, denn die Diskussionen und die gegenseitigen Vorwürfe wiederholen sich unendlich.
Ihr Mann Brian ist nun wahrlich kein Unmensch, allerdings ein furchtbarer Langweiler, der noch immer unter der Fuchtel seiner dominanten Mutter steht. Julia hat ihr eintöniges Vorstadtleben gründlich satt, und obwohl Brian sehr verlässlich und ein ausgesprochen fürsorglicher und liebevoller Vater ist, der seine Tochter über alles liebt, wünscht sich Julia einen Mann an ihrer Seite, der etwas Farbe, Leidenschaft und Abwechslung in ihr Leben bringt, ausgelassen mit Anna spielt und ihr die Abenteuer des Lebens zeigt, statt sie nur zu vergöttern und zu behüten. Teilweise hat Julia also Luxusprobleme par excellence, denn auch wenn Brian als Ehemann nicht unbedingt besonders prickelnd ist, gibt es an seinen Qualitäten als Vater eigentlich nichts auszusetzen. Das einzig wirklich Nervtötende an diesem Mann ist seine geradezu krankhaft enge Bindung an seine Mutter, von der er sich nach wie vor manipulieren lässt. Die aufgeblasene, arrogante und intrigante Edna Crowne ist allerdings die einzig interessante Figur im ganzen Buch, auch wenn sie äußerst verabscheuungswürdig ist. Um diese Schwiegermutter ist Julia wahrlich nicht zu beneiden. Erschütternd fand ich auch, wie sich die Presse auf den Entführungsfall stürzt, jede Information erbarmungslos ausschlachtet und Tatsachen verdreht, die ohnehin verzweifelte Mutter als Rabenmutter darstellt und damit in den sozialen Medien eine vernichtende Hetzjagd entfesselt, gegen die sich Julia nicht zur Wehr setzen kann. Wäre mir diese Frau nur ein bisschen sympathisch gewesen, hätte mich ihr Schicksal allerdings auch mehr berührt.
Dieser Thriller wird überwiegend aus Julias Perspektive erzählt. Zu Beginn jedes Kapitels kommt jedoch der Entführer zu Wort und schildert in einer Art innerem Monolog seine Beweggründe für die Tat. Diese Passagen haben mir ausgesprochen gut gefallen, denn man erhält sehr tiefe Einblicke in die äußerst gestörte Gedankenwelt eines Menschen, der die Entführung eines Kindes und die schrittweise Vernichtung seiner Mutter für ehrenhafte Taten hält, die einem höheren Ziel dienen und deshalb notwendig und richtig sind. Dass sich der Hass dieser Person nicht gegen die kleine Anna, sondern nur gegen ihre Mutter Julia richtet, wird schon zu Beginn des Buches deutlich und fast ebenso schnell wird jedem thrillererfahrenen Leser auch klar, wer der Entführer ist. Wie ein Autor schon im Prolog, der eigentlich wirklich sehr gelungen ist, so deutliche Hinweise auf den Täter liefern kann, ist wirklich beachtlich. Sobald der aufmerksame Leser die leicht überschaubare Anzahl an Charakteren kennengelernt hat, wird er jedenfalls wissen, wer der Täter ist. Abgesehen von einer wirklich winzig kleinen falschen Fährte, die der Autor eingebaut hat, kam ich jedenfalls nie ins Straucheln und wusste recht schnell, wer das Mädchen entführt hat, was dann auch das letzte Fünkchen Spannung im Keim erstickte.
Besonders verheerend sind jedoch die Logikbrüche und die Unglaubwürdigkeiten im Plot. Ich will in meiner Rezension nicht spoilern, aber der Plot enthält meiner Meinung nach einen ganz eklatanten Denkfehler. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass die Polizei wirklich so lausig und dilettantisch ermittelt und weder die Eltern noch die Ermittler auf die Idee kommen, dem Mädchen nach ihrer Rückkehr nur ein einziges Mal die nächstliegende Frage zu stellen, statt sie ständig mit Fragen nach ihrem Aufenthaltsort zu traktieren. Allerdings wäre das Buch dann schon nach zweihundert Seiten vorbei.
Das hätte man jedoch durchaus verschmerzen können, weil dem Leser dann wenigstens die endlosen Ehestreitigkeiten der Crownes und das ewige Hin und Her, ob sie sich nun trennen oder nicht, erspart geblieben wären. Den fulminanten Showdown hätte man dann allerdings auch verpasst, und um den wäre es wirklich schade gewesen, denn das Ende hat mir ausgesprochen gut gefallen und mich, obwohl die Enthüllung des Täters keine Überraschung mehr war, wieder ein bisschen versöhnlich gestimmt. Hier zeigt der Autor erstmals, dass er durchaus in der Lage ist, Spannung zu erzeugen, wovon das ganze Buch hinweg leider nur recht wenig zu spüren war.

Mich hat Es beginnt am siebten Tag leider sehr enttäuscht, denn für einen Thriller war es nicht spannend genug und einfach schlecht konstruiert und für ein erschütterndes Familiendrama war es nicht tiefgründig genug und hatte zu flache Charaktere. Für den Prolog, die Textpassagen aus der Sicht des Entführers und das überraschend actiongeladene Ende vergebe ich aber noch gut gemeinte zwei von fünf Sternchen.

Veröffentlicht am 05.12.2016

Ein sehr zähes, vorhersehbares und teilweise auch unappetitliches Leseerlebnis

YOU - Du wirst mich lieben
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Inhalt:
Als die Studentin und angehende Schriftstellerin Guinevere Beck, die der Einfachheit halber nur Beck genannt wird, die kleine Buchhandlung betritt, in der Joe Goldberg arbeitet, spürt er sofort ...

Inhalt:


Als die Studentin und angehende Schriftstellerin Guinevere Beck, die der Einfachheit halber nur Beck genannt wird, die kleine Buchhandlung betritt, in der Joe Goldberg arbeitet, spürt er sofort eine besondere Verbindung zu dieser jungen Frau, ist vollkommen hingerissen und weiß augenblicklich, dass sie geradezu perfekt für ihn ist. Sie ist wunderschön, sexy und intelligent, sodass er schon nach wenigen Minuten sicher ist, endlich sein passendes Gegenstück gefunden zu haben.
Da sie ihren Einkauf mit ihrer Kreditkarte bezahlt, kennt er ihren Namen, googelt nach ihr und findet schnell heraus, wo Beck wohnt. Außerdem hat sie einen öffentliches Facebook-Profil und einen Twitter-Account, auf dem sie die Welt an ihrem Leben teilhaben lässt. Jeden Abend bezieht Joe seinen Posten auf der gegenüberliegenden Straßenseite ihrer Wohnung und beobachtet sie. Er ist geradezu besessen von ihr und versucht alles, um immer in ihrer Nähe zu sein und ein vermeintlich zufälliges Wiedersehen zu arrangieren.
Beck merkt nicht, dass sie beobachtet wird, aber als sie sich in einer lebensgefährlichen Situation befindet, erweist sich der charmante Buchhändler, der gerade ‚zufällig‘ in der Nähe ist, als ihr Lebensretter. Sie ahnt nicht, dass Joe längst die Kontrolle über ihr Leben übernommen hat und ist sehr angetan von dem charismatischen Mann, der Bücher liebt und immer für sie da ist. Doch damit gibt sich Joe nicht zufrieden, denn er will Beck voll und ganz besitzen und ist bereit, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die zwischen ihm und seiner Angebeteten stehen – auch wenn er dafür töten muss…

Meine persönliche Meinung:


Ich habe You – Du wirst mich lieben von Caroline Kepnes im Rahmen einer Leserunde gelesen. Ich habe schon so viel Gutes von diesem Roman gehört, dass ich ihn nun unbedingt lesen wollte. Hätte ich dieses Buch alleine gelesen, hätte ich es vermutlich nach 100 Seiten abgebrochen, denn teilweise war es wirklich eine Zumutung. Dabei waren die ersten Kapitel noch außerordentlich spannend, und die Erzählung begann auch zunächst äußerst vielversprechend.
Das ganze Buch wird aus der Ich – Perspektive von Joe Goldberg erzählt, der einen inneren Monolog führt, bei dem er auch immer wieder das Wort an Beck richtet. Diese Form des Selbstgesprächs ermöglicht sehr tiefe Einblicke in die Gedankenwelt dieser gestörten Persönlichkeit und schafft eine Intimität, die ich als sehr unangenehm empfand, denn man will einem solchen Psychopathen eigentlich gar nicht so nahe kommen. Dennoch hat mir diese Form des Erzählens sehr gut gefallen und ist auch sehr raffiniert gewählt, denn obwohl sich Joe keineswegs als Identifikationsfigur eignet, ist man hin und wieder geneigt, sich auf seine Seite zu stellen und beginnt irgendwann seiner wahnhaften Logik zu folgen. Es ist äußerst verstörend, gezwungen zu sein, sich in diesen psychopathischen Charakter hineinzuversetzen und so unmittelbar in die Abgründe seiner Seele zu blicken. Leider waren seine Phantasien häufig so abstoßend, dass diese Nähe meistens nur schwer zu ertragen war.
Verliebte Menschen neigen ja häufig dazu, nach versteckten Botschaften zu suchen, mit denen das Objekt der Begierde ebenfalls Interesse signalisiert, aber aus welch banalen Verhaltensweisen Joe abzuleiten versucht, dass auch Beck sofort von ihm hingerissen ist, ist geradezu lächerlich und absurd. So ist er zum Beispiel davon überzeugt, dass sie ihren Einkauf in seiner Buchhandlung nur mit ihrer Kreditkarte bezahlt, damit er ihren Namen erfährt. Wenn man das liest und seinen Gedankengängen folgt, würde man am liebsten in jedem Ladengeschäft nur noch bar bezahlen. Sofort googelt er nach ihrem Namen, stößt auf ihr Twitter-Profil und ist verwundert, dass sie dort noch nicht die ganze Welt an ihrer geradezu magischen Begegnung mit dem charmanten Buchhändler teilhaben ließ. Den Gedanken, dass sie ihn längst wieder vergessen hat und diese alltägliche Begegnung für sie vollkommen bedeutungslos war, lässt er jedoch erst gar nicht zu und kommt deshalb schon im nächsten Augenblick zu der Überzeugung, dass sie über Dinge, die ihr besonders wichtig sind, ohnehin nie twittert, es also gerade ein Zeichen ihrer Liebe ist, dass sie die Begegnung mit ihm vor der Öffentlichkeit verbirgt. Da er auch herausfindet, wo sie wohnt, beobachtet er sie von nun an jeden Abend, dringt in ihrer Abwesenheit auch in ihre Wohnung ein und durchschnüffelt ihren Computer. Da er immer weiß, wo sie sich aufhält, gelingt es ihm auch, sie wieder zu treffen und es wie eine zufällige Begegnung aussehen zu lassen.
Bis zu diesem Moment war das Buch noch überaus spannend, denn in die Gedanken eines Stalkers einzudringen und hautnah mitzuerleben, wie er sich seinem Opfer nähert, war wirklich beängstigend. Allerdings handelt es sich dabei nur um die ersten 50 Seiten des Buches. Da Beck seine Annäherungsversuche gar nicht abwehrt, überhaupt nicht merkt, wie gestört ihr neuer Verehrer ist, sondern sich sogar noch zu ihm hingezogen fühlt, ist die Spannung danach nahezu dahin. Auch die Stalking-Thematik tritt vollkommen in den Hintergrund, denn Beck zeigt ja durchaus Interesse an Joe und sucht auch seine Nähe. Was Joe an dieser Frau findet, war mir jedoch ein Rätsel, denn sie hat nicht einen einzigen liebenswerten Charakterzug. Immer wieder lässt sie sich mit Joe ein, um ihn dann wieder am langen Arm verhungern zu lassen. Seine Besitzansprüche sind zwar äußerst bedenklich und die Mittel, zu denen er greift, um Beck an sich zu binden, sind beängstigend, aber sie merkt es eben nicht einmal. Hinzu kommt, dass Beck so selten dämlich, selbstverliebt, oberflächlich, sprunghaft und unsympathisch ist, dass man ohnehin nicht mit ihr mitfiebern kann und manchmal fast Mitleid für Joe empfindet. Obwohl man sie nur aus seiner Sicht kennenlernt und Joe natürlich stets ihre Vorzüge in den Mittelpunkt rückt, konnte ich nicht erkennen, was an dieser Frau so unwiderstehlich sein soll. Das Eigenartige ist jedoch, dass ihr offenbar niemand widerstehen kann, denn jeder in ihrem Umfeld vergöttert Beck.
Joe merkt jedenfalls recht schnell, dass er nicht der Einzige ist, der in sie verliebt ist und beschließt deshalb, jeden aus dem Weg zu räumen, der ihm gefährlich werden könnte. Da aber auch diese Personen so gestört, dämlich und unsympathisch sind, dass man sich geradezu wünscht, dass sie schnell wieder von der Bildfläche verschwinden, kann man mit Becks anderen Verehrern keinerlei Mitleid empfinden.
Völlig beiläufig und ohne lange Planung räumt Joe also alle Hindernisse aus dem Weg, um Beck endlich ganz für sich allein zu haben. Ein Mord wird in wenigen Sätzen abgehandelt, niemand stellt hinterher lästige Fragen oder scheint diese Morde mit Joe in Verbindung zu bringen, sodass es weder schockierend noch spannend ist, wenn wieder jemand zu Tode kommt. Leider wird die Geschichte damit auch vollkommen unglaubwürdig und geradezu lächerlich. Ich konnte das Buch jedenfalls nicht mehr ernstnehmen, sondern musste häufig einfach nur noch lachen. Ich glaube allerdings nicht, dass die Autorin beabsichtigte, eine schwarze Komödie zu schreiben, die den Leser amüsiert, sondern vermute, dass dieses Buch als ernsthafter und spannender Roman mit Thriller-Elementen gedacht war. Falls das beabsichtigt gewesen sein sollte, ist es jedenfalls gründlich missglückt, aber vermutlich habe ich auch einfach einen recht seltsamen Humor. Die Geschichte tritt leider ewig auf der Stelle, der Plot ist einfach nur langweilig, handlungsarm und auch vollkommen vorhersehbar. Ein Thriller ist dieses Buch jedenfalls nicht und auch als Roman ein äußerst zähes Lesevergnügen.
Eigentlich habe ich nur noch weitergelesen, weil es mir recht gut gefallen hat, wie Joe seine Mitmenschen analysiert. Seine Gedanken über Literatur, seine Liebe zu Büchern und seine zynischen Bemerkungen über manche Autoren, Leser und die Kunden in seiner Buchhandlung sind wirklich herrlich, denn sie strotzen nur so vor bösem Sarkasmus, waren äußerst amüsant und häufig auch sehr treffend. Da er sehr intelligent ist und eigentlich sehr hohe Ansprüche an seine Mitmenschen stellt, war mir noch schleierhafter, was er überhaupt an Beck findet.
Geradezu enttäuschend und leider auch sehr ekelerregend ist allerdings, dass er zwar immer von Liebe spricht und sich absurderweise auch für Becks Retter und Beschützer hält, aber sein eigentliches Interesse rein sexueller Natur zu sein scheint. Seine sexuelle Besessenheit, seitenlange Masturbationsphantasien und auch die recht ausführlichen Schilderungen seiner sexuellen Erlebnisse mit Beck nehmen leider einen sehr breiten Raum ein und sind ausgesprochen unappetitlich. Mit Erotik haben diese Passagen jedenfalls nicht das Geringste zu tun, und das Kopfkino, das beim Lesen unwillkürlich anspringt ist so abstoßend, dass ich manche Seiten nur noch überflogen habe und ganz froh bin, dass diese Bilder in meinem Kopf allmählich wieder verblassen. Auf blutige Details verzichtet Caroline Kepnes zwar in diesem Roman, aber ein solches Übermaß an anderen Körperflüssigkeiten ist wirklich eine Zumutung für jeden empfindlichen Magen. Leider ist das Buch auch sprachlich häufig kaum zu ertragen, denn die verwendete Vulgärsprache ist auf Dauer einfach anstrengend und auch nicht besonders erquicklich.
Bis auf die ersten Kapitel, die noch recht spannend waren und auf eine beklemmende Geschichte hoffen ließen, war dieser Roman leider sehr zäh und langatmig. Auch das Ende ist bedauerlicherweise schon sehr früh vorhersehbar. Die recht gut gewählte Erzählform des inneren Monologs hat mir allerdings gut gefallen. Auch die zynischen Gedanken von Joe, wenn er sich über den Literaturbetrieb und diverse Bücher äußert, sowie ein paar recht amüsante Textpassagen, die vielleicht auch nur unfreiwillig komisch waren, fand ich durchaus gelungen, aber ansonsten war dieser Roman leider eine ziemliche Enttäuschung.