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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.12.2019

Blutschande

Schweigegebot
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✿ Meine Meinung ✿
Lange habe ich (un)geduldig auf den neuesten Krimi vom Renate Eckert gewartet und jetzt war es endlich soweit. Aber ich muss gestehen, mit diesem Plot und vor allem mit dem Hintergrund ...

✿ Meine Meinung ✿
Lange habe ich (un)geduldig auf den neuesten Krimi vom Renate Eckert gewartet und jetzt war es endlich soweit. Aber ich muss gestehen, mit diesem Plot und vor allem mit dem Hintergrund einer wahren Begebenheit, hat die Autorin ein sehr "heißes Eisen" angefasst. Ein Lob auch an den Verleger Gerd Fischer, das er hier zugestimmt hat es zu veröffentlichen. Wie ich es zu Beginn von den Büchern gewohnt bin, wiegt mich man mich erstmal in Sicherheit, bis sich durch kleine, fast unmerkliche, Andeutungen das Grauen so langsam, Seite für Seite in das Bewusstsein einschleicht. Die Autorin verpackt dies sehr meisterhaft und man kommt immer so nach und nach dahinter, wo die Reise wohl hingehen mag und bei diesem Unterfranken-Krimi hat sie mich echt geschockt. Sie lenkt den Blick auf bestimmte Personen, die anderen Bewohner von Pfarrhofen im Hintergrund nimmt man zwar wahr, aber so wirklich zutrauen tut man ihnen nichts. Kurz gesagt: Sie schleichen sich so mit durch die Geschichte, sind immer wieder mal präsent und dann verschwinden sie wieder. Doch am Ende wurde ich in solchem Maße geschockt, das ich echt schlucken musste. Diese Tragweite breitet sich erst zum Schluss hin aus, aber dann gewaltig und unglaublich. Die Dorfbewohner waren mir von Beginn an nicht gerade sympathisch. Wie das eben so ist, man wird beäugt, es herrscht Klüngelei und der Tratsch wird von Haus zu Haus weitergetragen. Doch hier scheint nichts idyllisch und von einem ruhigen Leben auf dem Land ist man meilenweit entfernt. Hinter jedem Fenster scheint ein dunkles Geheimnis des Hausbewohners zu lauern.
✿ Mein Fazit ✿
Pfarrhofen kann überall sein, man kann den Menschen nicht in den Kopf schauen, sondern nur davor. Ich habe mich mit dem realen Fall beschäftigt und war schockiert, wie man so lange schweigen kann und wie unterschiedlich die Menschen etwas wahrnehmen, was einfach nur widerlich ist. Ein lesenswerter Krimi, der schreit: Öffnet die Augen, seht hin und greift ein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.12.2019

Unruhe in Ostfriesland

KüstenNetz
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✿ Meine Meinung ✿
Endlich ist der neueste Band der Ostfriesland-Krimi-Reihe von Gaby Kaden erschienen, denn darauf habe ich mich sehr lange schon gefreut. Ein tolles Team welches bei der Kripo Wittmund ...

✿ Meine Meinung ✿
Endlich ist der neueste Band der Ostfriesland-Krimi-Reihe von Gaby Kaden erschienen, denn darauf habe ich mich sehr lange schon gefreut. Ein tolles Team welches bei der Kripo Wittmund arbeitet und immer wieder spannende Fälle, so konnte mich die Autorin bisher überzeugen. Hinzu kommen die mir bekannten Örtlichkeiten in und um Carolinensiel und der humorige, unkoventionelle Schreibstil, man fliegt förmlich durch die Geschichte. In diesem Band kam es mir erstmals so vor, das ich zu Beginn irgendwie verwirrt war. Zu viele Sprünge zu verschiedenen Orten und zu viele Menschen, aber mit jedem weiteren Kapitel hat sich meine Ratlosigkeit verflüchtigt und es wurde extrem aufregend. Den Tatort an der Schleuse hatte ich "live" vor Augen, denn wie oft bin ich selbst schon durch diesen Tunnel gegangen? Ich glaube beim nächsten Spaziergang werde ich mit einem mulmigen Gefühl hindurchgehen. Gaby Kaden versteht es einfach die Menschen der Region und ihre Eigenheiten sehr detailliert und haargenau darzustellen. Ich liebe ja diese ruppige und wortkarge Art der Ostfriesen sehr. Neben dem Mord an der Brücke wird ein Großteil der Story bezugnehmend zum letzten Band aufgearbeitet. Tomke Evers gerät ins Visier eines "Unbekannten", sie bekommt kleine Geschenke und muss um ihr Leben fürchten. In "KüstenNetz" hat die Autorin viele verschiedene Methoden angewandt um Action in die Geschichte zu bringen. Neben Mord und Betrug, kommt es zu einem folgenschweren Brandanschlag, Angriffe auf Polizisten und anderen Unfällen. So viel Blut und Verletzungen war ich bisher gar nicht gewöhnt, aber es fügt sich passend in den Fall hinein. Aber am meisten schockiert hat mich am Klappentext folgender Satz "wie kommt das Messer in Oma Jettchens Brust?" Oma Jettchen und Tant´Fienchen sind mir so ans Herz gewachsen und dann muss ich das lesen.
✿ Mein Fazit ✿
Die Ermittler der Kripo Wittmund bleiben eines meiner absoluten Lieblings-Teams und Carolinensiel eignet sich hervorragend als Tatort, was hier wieder einmal bewiesen wurde. Lesenswert, wie alle vorherigen Bände der Serie auch.

Veröffentlicht am 20.11.2019

Jonsvannsveien 46, Trondheim

Vergesst unsere Namen nicht
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✿ Meine Meinung ✿
Der Autor Simon Stranger erzählt hier die Familiengeschichte seiner Frau Rikke nach und dadurch bekommt der Roman eine Intensität und Realität, die mich sehr betroffen gemacht hat. Wir ...

✿ Meine Meinung ✿
Der Autor Simon Stranger erzählt hier die Familiengeschichte seiner Frau Rikke nach und dadurch bekommt der Roman eine Intensität und Realität, die mich sehr betroffen gemacht hat. Wir alle kennen ja die "Stolpersteine", die in den Boden eingelassenen kleinen Mahnmale. Sie sollen an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet und deportiert wurden. In Trondheim gibt es die Tafel mit dem Namen "Hirsch Komissar" und dies ist der Urgroßvater von Rikke gewesen. Es werden Einblicke in sein Leben gewährt und der Werdegang der Familie wird weitererzählt. Als Gegenpart zur Familie bringt der Autor Henry Oliver Rinnan ins Spiel. Der Lebenslauf von Rinnan nimmt einen Großteil der Geschichte ein und hier kann man geteilter Meinung sein, entweder empfindet man das ihm zu viel Raum gegeben wird, oder man ist erschrocken darüber, wie aus einem kleinen, in der Jugend nicht ernst genommen Jungen, solche ein Monster werden konnte. Im Jonsvannsveien 46, ließ er damals Gefangene foltern und quälen, zudem fungierte er als "Agent" der deutschen Sicherheitspolizei und hat sich heuchlerisch, freundschaftlich und nett an die Menschen rangemacht, um ihre Meinung zur politischen Lage zu erfahren. Hatte er jemanden ausgemacht der sich engagierte und aufmuckte, hat er diese Leute verraten. Was denen dann blühte, kann man sich vorstellen. Rinnan, der Mann mit den zwei Gesichtern. Der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund und haut dem Leser die damalige brutale Realität um die Ohren. Ich musst das Buch, an einigen Stellen, mehrmals zur Seite legen. Simon Stranger erzählt beeindrucken, manchmal sehr intensiv, manchmal aber auch etwas distanziert, eine wundervolle Mischung die seinen Schreibstil sehr lesenswert macht. Klasse recherchiert und sehr beeindrucken umgesetzt. Ein Roman, den man gelesen haben muss.
✿ Mein Fazit ✿
Eine wahre Familiengeschichte die mir Gänsehaut beschert hat und die mich nachträglich noch länger beschäftigen wird. Ein Roman gegen das Vergessen, einfach grandios geschrieben.

Veröffentlicht am 11.11.2019

Damals, als wir Flügen hatten

Sehnsucht nach St. Kilda
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✿ Meine Meinung ✿
In diesem Roman entführt uns Isabel Morland, wie schon in ihren beiden vorherigen Büchern, wieder auf die Äußeren Hebriden. St. Kilda ist eine Inselgruppe die zu Schottland gehört und ...

✿ Meine Meinung ✿
In diesem Roman entführt uns Isabel Morland, wie schon in ihren beiden vorherigen Büchern, wieder auf die Äußeren Hebriden. St. Kilda ist eine Inselgruppe die zu Schottland gehört und im Nordatlantik liegt. Bis zum Jahre 1930 war die Insel bewohnt, doch dann gaben die Bewohner das einfache Leben dort auf und mussten auf das Festland evakuiert werden. Genau an diesem Punkt beginnt der Roman. Annie McViccar, die damals 8 Jahre alt ist, kann das nicht verstehen. Sie denkt alle Bewohner der Insel machen einen Tagesausflug und am Abend wird wieder jeder in seinem eigenen Bett liegen.Doch so wird es leider nicht kommen. Die Kapitel wechseln sich ab und sind im "Damals" und im "Heute" geschrieben. Im "Damals" beschreibt die Autorin sehr genau und detailliert wie schwer und einfach das Leben der Inselbewohner gewesen sein muss, aber sie waren glücklich, denn niemand kannte es anders. Musste man einmal mit dem Schiff ans Festland und in die Stadt fahren, war man froh, dem Lärm und der Hektik wieder zu entkommen. Bis zum harten Winter im Jahre 1929, als Flora, Annies Schwester, vor Kälte und Husten mit 6 Jahren stirbt. Die Regierung drängt darauf das die Bewohner die Insel verlassen. Annie und ihr Freund Finlay schwören sich ewige Freundschaft und Liebe, doch an Land werden sie auseinandergerissen und sehen sich nie wieder. Diese Passagen gehen einem beim Lesen schon sehr nah, wenn man bedenkt, das die Menschen ihr ganzes Hab und Gut zurücklassen mussten, um irgendwo neu zu beginnen. Im "Heute" begleitet man die 34jährige Rachel, die alleinerziehend mit ihrem 7 Jahre alten Sohn Sam in London wohnt und die diverse Jobs hat um über die Runden zu kommen, bis sie die Reißleine zieht und zu ihrer Großmutter Annie McViccar aufs Land zieht. Durch einen glücklichen Zufall bekommt sie eine Stelle als Köchin auf St. Kilda und kehrt an den Ort zurück, an dem ihre Oma die ersten Lebensjahre verbracht hat. Rachel begibt sich auf Spurensuche und dabei verliert sie sogar ihr Herz an den berühmten Landschaftsfotografen Ailic Burnett. Man ahnt schon, das diese Verbindung nicht ohne Höhen und Tiefen aalglatt vonstatten gehen kann. Rachel hat schon so viel durchgemacht, das ich beim Lesen nur dachte, bitte lass sie endlich glücklich werden, mit einem wunderbaren Mann an ihrer Seite. Ob es geklappt hat? Keine Ahnung, das verrate ich nicht. Das Ende, in Bezug auf Annie, hat mir gut gefallen, sehr berührend und sehr liebevoll. Isabel Morland hat es wieder einmal geschafft mich dazu zu animieren, während des Lesens viel über St. Kilda und die erwähnten Sehenswürdigkeiten in Erfahrung zu bringen. Ich habe mir einige Fotos angesehen von Orten die im Plot erwähnt werden und eine wichtige Rolle spielen. So habe ich mir diese Bilder vor mein inneres Auge geholt und es noch mehr genossen abzutauchen und mich mit dem Klima und den Wetterkapriolen durch den Roman treiben zu lassen. Die mystischen, rätselhaften und magischen Beschreibungen überzeugen mich immer wieder und lassen den Plot so leicht und mit einem Nebelschleier versehen erscheinen. Dann kommt dieser unbeschreibliche kurze Moment bevor die Sonne durch die Wolken bricht und alles in ein lila Licht taucht. Ich liebe diese Vorstellung beim Lesen und es fasziniert mich immer wieder, wie Isabel Morland das schafft, es so genau zu beschreiben, das man es fühlt und sieht.
✿ Mein Fazit ✿
Auch mit ihrem dritten Roman konnte mich die Autorin wieder zu 100% überzeugen. Isabel Morland hat mich auf eine wunderbare Reise nach St. Kilda mitgenommen, so das auch ich dort mein Herz verloren habe.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Mutige Träume

Leuchtende Tage
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✿ Meine Meinung ✿
Auf diesen Roman hatte ich mich schon seit Monaten gefreut und als ich ihn endlich in den Händen hielt, musste ich sofort anfangen zu lesen. Es ist Band 1 einer Trilogie die sich im engsten ...

✿ Meine Meinung ✿
Auf diesen Roman hatte ich mich schon seit Monaten gefreut und als ich ihn endlich in den Händen hielt, musste ich sofort anfangen zu lesen. Es ist Band 1 einer Trilogie die sich im engsten Sinne mit dem Thema "Tochter-Mutter-Großmutter" befasst. Das Gerüst der Geschichte ist die Beziehung der weiblichen Verwandten untereinander, jede Frau hat ihre eigene Sichtweise auf die Dinge, hat andere Vorstellungen vom Leben und Gedanken, die in den frühen Jahren des 19.Jahrhunderts unschicklich waren. Damals, im Abschnitt von Lisette Winter, sollten Frauen einfach "nur da sein", Kinder kriegen und die Speisepläne mit der Köchin erörtern. Etwas lernen, gar in eine normale Schule gehen mit Kindern die nicht aus den "höheren Kreisen" stammten? Unmöglich. Schicke Kleider tragen, keine eigene Meinung haben und möglichst im Hintergrund verweilen, so sah es damals aus. Sehr schrecklich zu lesen fand ich, wie Lisette von ihrer Mutter Dora behandelt wurde. Die Mutter ist nur auf ihre älteren Söhne fixiert, Lisette ist halt da und spürt keine Wärme und Liebe. Da war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie rebelliert, sich ihre eigenen Gedanken macht und ihr Leben in die Hand nehmen möchte. Das fängt schon damit an, das sie sich in den Schneider Emile verliebt und mit ihm abhaut. Bewundernswert wie die Beiden sich aus dem Nichts eine Existenz aufbauen und Erfolge feiern, bis der schreckliche Krieg ausbricht und alles durcheinanderbringt. Nichts ist mehr wie vorher. Die Gefühle und Überlegungen von Lisette, während dieser schweren Zeit allein mit 2 Kindern, haben so manches Tränchen fließen lassen. In den kürzeren Abschnitten begleitet man Maya im "Heute", die versucht die Geschichte der Frauen ihrer Familie zurückzuverfolgen. Lisette ist die Mutter von Maya´s Großmutter und auch hier merkt man, das nicht alles Heile Welt damals gewesen sein muss. Astrid Ruppert hat einen wunderbaren Schreibstil, sie hat gut recherchiert für die Kapitel im "Damals" und dieses Buch hätte wirklich nur von einer Frau ausgearbeitet werden können, die selbst Tochter-Mutter-Großmutter ist. Man ist so nah am (fast schon im) Leben der Frauen und alle Gefühlsschwankungen werden sehr berührend und intensiv erzählt. Einige Empfindungen, die Erwähnung finden, kennt man selbst aus der Sichtweise als Tochter.
✿ Mein Fazit ✿
Ein wunderbarer erster Band, der mir die Winter-Frauen sehr ans Herz gelegt hat und ich bin wirklich gespannt, wie es weitergehen wird.