Profilbild von lielo99

lielo99

Lesejury Star
offline

lielo99 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lielo99 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2019

Hochmut kommt vor dem Fall

Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod
0

Schon auf den ersten Seiten wird der Leser des Thrillers Freefall: Die Wahrheit ist dein Tod in das unwegsame Gelände der Rocky Mountains geführt. Er ist hautnah dabei, wie eine junge Frau den Absturz ...

Schon auf den ersten Seiten wird der Leser des Thrillers Freefall: Die Wahrheit ist dein Tod in das unwegsame Gelände der Rocky Mountains geführt. Er ist hautnah dabei, wie eine junge Frau den Absturz des Flugzeugs überlebt, in dem sie mit ihrem Verlobten saß. Sie sieht die schlimmen Verletzungen ihres Partners, dessen Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verbrannte. Ally, so heißt die Frau, hat nur noch einen Wunsch: Sie will überleben und sehr schnell die Unglücksstelle verlassen. Zeitgleich beschreibt die Autorin, wie es der Mutter von Ally geht. Maggie wird nur wenige Stunden nach dem Vorfall von der örtlichen Polizei über das Unglück informiert. Und nein, sie glaubt nicht daran, dass ihre Tochter tot ist. Warum das so ist? Ihre Leiche wird nicht gefunden und Maggie spürt, dass ihre Kleine noch lebt.

Der Thriller ist in zwei Erzählstränge geteilt. Die Erlebnisse von Mutter und Tochter wechseln sich in regelmäßigen Abständen ab. Dabei wird bei Maggie nicht nur die Gegenwart beschrieben. Hier steht auch die Vergangenheit mit ihrem Verlobten im Fokus. Mutter und Tochter hatten zwar seit einigen Jahren keinen Kontakt mehr, ihre Verbindung besteht aber noch, wenn auch nur auf mentaler Ebene.

Nun ja, es ist ein Debüt und daher bin ich nicht so kritisch, wie es normal wäre. Das Buch ist nicht schlecht, mir persönlich fehlt allerdings die Spannung. Die ist nicht wirklich vorhanden und meiner Meinung nach hat dieses Werk den Begriff Thriller nicht verdient. Dennoch gebe ich vier Sterne, da das Lesen kurzweilig war und der Krimi mich gut unterhalten konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.12.2019

Was bedeutet "entartete Kunst"?

Die Malerin
0

Auf dem Cover des Buches Die Malerin steht der Satz: „Die Kunst war ihr Leben – Kandinsky ihr Schicksal“. Die Rede ist von Gabriele Münter, einer Frau, die dem Künstler Kandinsky verfallen war. Er behandelte ...

Auf dem Cover des Buches Die Malerin steht der Satz: „Die Kunst war ihr Leben – Kandinsky ihr Schicksal“. Die Rede ist von Gabriele Münter, einer Frau, die dem Künstler Kandinsky verfallen war. Er behandelte sie zwar zunächst zuvorkommend und war wohl selbst davon überzeugt, dass er sie liebt. Allerdings hielt seine Überzeugung nicht und Gabriele Münter hing einer Illusion nach. Dabei war es Kandinsky, der sie unterrichtete und von ihrer Begabung überzeugt war. Sie lernten sich als Schülerin und Lehrer kennen und gingen ein Verhältnis ein, obwohl Herr Kandinsky noch verheiratet war.

Gabriele Münter war eine Frau, die sich stets unterordnete und sich nicht gegen den Willen von Kandinsky durchsetzen konnte. Er fühlte sich wohl bei ihr und beide reisten durch die Welt. Er versprach ihr die Ehe und untermauerte das Versprechen dadurch, dass er die Scheidung von seiner Frau vorantrieb. Gabriele glaubte ihm und war von dem Wahrheitsgehalt seiner Aussagen überzeugt. Dass dieser Mann niemals den Wunsch hatte, sie als Ehefrau in das eigene Heim zu führen, erkannte sie leider viel zu spät. Und dennoch war die Zeit mit ihm für Gabriele keine verlorene. Sie lernte, wie sie die Farben mit all ihren Schattierungen einsetzen konnte und was es heißt, das eigene Empfinden in die Bilder einfließen zu lassen.

#DieMalerin ist gut recherchiert und glänzt mit Fakten. Was mir persönlich fehlte, das ist der rote Faden, der dem Buch Struktur verliehen hätte. Etliche Passagen sind lang und andere wiederum recht kurz. Das sind aber die einzigen Kritikpunkte. Das Buch las ich gerne und der Autorin ist es gelungen, die Zeit der Nationalsozialisten so zu beschreiben, wie sie war. Also mit den Ängsten der Menschen, die von den Nazis verfolgt und gedemütigt wurden. Dass Frau Münter die Werke, welche als "entartete Kunst" bezeichnet wurden rettete, gefiel mir ebenfalls und ich habe Achtung vor so viel Mut.Vier Sterne gibt es von mir für dieses Werk und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.12.2019

Wie weit darf Zivilcourage gehen?

Tödlicher Halt
0

Zwei Studenten aus Bonn möchten einen Auftrag erledigen. Sie jobben hin und wieder als Kuriere und das heißt, dass sie Waffen von ihrem Auftraggeber zu dessen Kunden bringen. In dem Buch führt sie der ...

Zwei Studenten aus Bonn möchten einen Auftrag erledigen. Sie jobben hin und wieder als Kuriere und das heißt, dass sie Waffen von ihrem Auftraggeber zu dessen Kunden bringen. In dem Buch führt sie der Weg von Bonn nach Wolfenbüttel. Während der Fahrt bekommen sie Hunger und halten in einem kleinen Ort. Sie finden schnell ein türkisches Lokal und bestellen dort ihr Mittagessen. Leider begegnen sie dabei auch einer Gruppe von auf Krawall gebürsteten Skinheads. Die vergreifen sich am türkischen Wirt und töten ihn. Die beiden Studenten erinnern sich an die Waffen, holen sie und rächen den Ermordeten. Dabei töten sie alle sieben Nazis und fliehen danach in Richtung Wolfenbüttel. Eine abenteuerliche Flucht vor den Kameraden der Skins, der Polizei und ihrem Auftraggeber beginnt.

Tödlicher Halt ist ein Buch, welches zum Nachdenken anregt. Wie weit darf/muss Zivilcourage gehen und wie sieht es aus, wenn man sich selbst gefährdet? Ist es vielleicht sogar besser, wenn man wegschaut? Es ist actionreich aber in keiner Weise utopisch geschrieben. Leider ist es ja noch immer Realität, dass Rechte nach dem Leben von Flüchtlingen und Migranten trachten. Bis zum Schluss war ich gefesselt von der Story und dem angenehmen Schreibstil des Autors. Die verschiedenen Erzählstränge ergeben am Ende ein stimmiges Gesamtbild. Gut fand ich auch, dass sachlich geschrieben und ohne erhobenem Zeigefinger berichtet wird. Ich gebe gute vier Sterne und empfehle das Buch ausdrücklich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2019

Zurück zu den Wurzeln

Der kleine Strickladen in den Highlands
0

Es gibt nur wenige Bücher, deren Cover mir sofort auffällt. Ganz anders bei Der kleine Strickladen in den Highlands. Es ist so hübsch gestaltet, dass es mich als passionierte Handarbeitstante sofort beeindruckte. ...

Es gibt nur wenige Bücher, deren Cover mir sofort auffällt. Ganz anders bei Der kleine Strickladen in den Highlands. Es ist so hübsch gestaltet, dass es mich als passionierte Handarbeitstante sofort beeindruckte. Hier geht es aber nicht ausschließlich um Maschenproben und neuen Strickmustern.

Maighread wurde erst vor wenigen Tagen von ihrem Freund verlassen und sucht bei ihrer Mutter Trost und Abwechslung. Gemeinsam räumen sie den Speicher auf und dabei findet Maighread ein altes Fotoalbum. Auf Nachfragen über die dort gezeigten Personen, reagiert ihre Mutter fadenscheinig und muss ihrer Tochter dann doch beichten, dass sie sie jahrelang belogen hat. Jetzt weiß Maighread auch, wo die Mutter ihre Kindheit verbrachte und die Großeltern leben. Kurzentschlossen packt sie einen Koffer und fährt mit ihrem Hund in die Highlands. Dort begegnet sie nicht nur Menschen, die zur Familie gehören. Sie lernt liebevolle Leute kennen, die bald ihre Freunde werden. Ihre Leidenschaft, das Stricken, wird hier von allen akzeptiert und ihre Muster bewundert.

Ein nettes Buch mit einigen Interessanten Ausführungen. Die Highlands bergen viel mehr Sehenswürdigkeiten als Heidekraut oder versteckte Seen. Die Autorin kennt sich so gut aus, dass sie darüber einiges zu berichten hat. Der Leser erfährt ebenfalls viel über die Schafsucht und die Verarbeitung von Wolle. Eine Liebesgeschichte gibt es ebenfalls und die ist zunächst von etlichen Missverständnissen geprägt. Der Roman bietet sich zum Lesen an kalten Winterabenden an und trägt gewiss dazu bei, dass Herzen erwärmt werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.11.2019

Wer ist jederzeit unbestechlich?

Codex 632. Wer war Christoph Kolumbus wirklich?
0

Tomás Noronha ist Historiker und lebt mit seiner Familie in Lissabon. Dort lehrt er an einer Universität und ist bei seinen Studenten beliebt. Er gehört ebenfalls zu den Codespezialisten und verfüg zu ...

Tomás Noronha ist Historiker und lebt mit seiner Familie in Lissabon. Dort lehrt er an einer Universität und ist bei seinen Studenten beliebt. Er gehört ebenfalls zu den Codespezialisten und verfüg zu diesem Thema über ein breites Wissen. Seine Tochter ist behindert, sie hat Trisomie 21 und das heißt, dass immer wieder hohe Arztrechnungen zu begleichen sind. Seine Frau ist Kunstmalerin und ihr Name ist Constance. Sie unterrichtet an einer Schule in Lissabon.

Tomás wird von einem ihm unbekannten Mann kontaktiert und darum gebeten, für eine Stiftung zu arbeiten. Er fliegt nach New York und erfährt dort die Konditionen für den Auftrag. Es geht darum, die Forschungen eines erst kürzlich und zudem sehr plötzlich verstorbenen Professors weiter zu führen. Angeblich war es die Frage nach dem Menschen, der Brasilien entdeckte, die den Professor fesselte. Tomás sagt zu, da ihm viel Geld versprochen wird. Das sieht es als willkommen Hilfe an, die Arztrechnungen für seine Tochter begleichen zu können. Sein Weg führ ihn nicht nur von Lissabon nach New York. Auch nach Israel reist er und alle Reisen führen ihn näher an ein großes Geheimnis.

J.R. Dos Santos, der Autor des Romans Codex 632, schrieb bereits mehrere Bücher und den Krimi Vaticanum las ich bereits. Auch dort ging es um Tomás Noronha, der immer wieder Verschwörungen auf der Spur ist. Also, Aluhut aufgesetzt und hinein ins spannende Abenteuer. Es sind viele Fakten rund um Kolumbus und die damals regierenden Könige, welche vom Autor dargestellt werden. Das ist interessant, zuweilen aber auch ermüdend. Die private Geschichte des Tomás soll dem Leser wohl zeigen, wie schwer es ist, stets nur seinen Prinzipien zu folgen. Zu oft machen Gefühle dabei einen Strich durch die Rechnung. Das Buch ist lehrreich und wer sich für die Zeit um die Entdeckung Amerikas und Brasiliens interessiert, wird Gefallen an dem Buch finden. Die Sprache ist gehoben und zeigt, dass der Autor weiß, wovon er schreibt.