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Veröffentlicht am 08.12.2016

Wie weit sind wir Menschen wirklich?

Wir sind Cyborgs
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Was sind Cyborgs? Wie viele gibt es? Wo findet man sie? Alexander Krützfeldt geht diesen Fragen auf den Grund und verbindet Journalismus mit Literatur. Er versucht das wissenschaftliche, exklusive Thema ...

Was sind Cyborgs? Wie viele gibt es? Wo findet man sie? Alexander Krützfeldt geht diesen Fragen auf den Grund und verbindet Journalismus mit Literatur. Er versucht das wissenschaftliche, exklusive Thema auf eine gesellschaftliche Ebene herunterzubrechen und für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen. Wir sind jeden Tag mit Technik konfrontiert und kennen Filme, die die Zukunft sehr technisch sehen, aber wie weit ist unsere Gesellschaft wirklich, wie weit sind die Menschen wirklich?

Krützfeldt hat einige Pioniere in diesem Bereich getroffen und die entstanden Interviews in diesem Buch festgehalten. Das Buch liest sich teilweise wie ein Roman und teilweise wie ein richtiges Sachbuch. Die Fakten wurden in ein literarisches Setting verpackt. Seine Umgebung beschreibt der Autor oft sehr poetisch. Ich wusste oft nicht so richtig, was ich davon halten soll. Die Idee das zu verbinden ist nicht schlecht, mir war der Kontrast jedoch etwas zu viel gewollt. Außerdem kommen ziemlich viele Personen vor, die im romanhaften Teil des Buches zwar eine Rolle spielen, aber irgendwie konnte ich zu ihnen keine Verbindung herstellen.

Meine Fragen über Cyborgs wurden alle beantwortet. Ich wusste davor so gut wie nichts darüber. Das Buch hat mir einen tollen ersten Eindruck verschafft. Durch die Gespräche mit den Personen werden Ideen und Visionen aufgeworfen und durchdacht. Das Thema wird auch kritisch beleuchtet, was mir gut gefallen hat.

Sehr gelungen fand ich auch die Illustrationen, die man im Buch findet, und auf die man vom Cover einen Vorgeschmack bekommt. Das Buch liest sich sehr angenehm. Ich musste mich jedoch einige Seiten lang einlesen, bevor ich es richtig mochte. Den Prolog musste ich überspringen, da ich mit ihm überhaupt nicht klargekommen bin.


Fazit

Wir sind Cyborgs beschäftigt sich mit dem Gedanken, was passiert, wenn wir uns die Technik in den Körper einpflanzen. Ich empfehle es jedem, der sich für das Thema interessiert oder sich informieren will. Die Kombination aus Journalismus und Roman konnte mich nicht immer überzeugen, aber die Ansätze waren sehr gut. Das ganze Thema steht unter einem kritischen Blickwinkel, es werden aber auch einfache Fakten geklärt und banale Fragen gestellt, deren Antworten jedoch genauso interessant sind wie die, bei denen es um die Zukunft geht.

Veröffentlicht am 08.12.2016

Liebe verleiht Flügel

Metamorphose am Rande des Himmels
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Wenn Malzieu eine Geschichte erzählt, kann man sicher sein, dass sie von Liebe und Fantasie nur so überquillt. Nicht anders ist es in der Geschichte des Stuntman Tom, der den Traum vom Fliegen nicht aufgibt. ...

Wenn Malzieu eine Geschichte erzählt, kann man sicher sein, dass sie von Liebe und Fantasie nur so überquillt. Nicht anders ist es in der Geschichte des Stuntman Tom, der den Traum vom Fliegen nicht aufgibt. Die Geschichte hat einen traurigen Beigeschmack, was aufgrund des Themas nicht vermeidbar ist. Man vergisst den Tod in Form der roten Beete nie. Mir kommt vor, das Buch ist ernster, als seine anderen, hat weniger phantastische Elemente, ist aber trotzdem wunderbar skurril und verzaubernd. "Fliegen" eignet sich wunderbar für tolle Metaphern, für die Malzieu so berühmt ist. Seine sprachlichen Bilder sind unvergleichbar.

Die Geschichte plätschert an manchen Stellen leider ein bisschen vor sich hin und es fehlt an Spannung. Das Buch ist sehr kurz und doch hab ich länger gebraucht, da ich nicht immer nach Unterbrechung der Lektüre sofort wissen wollte, wie es weitergeht. Der leisen Schönheit des Gesamtwerkes tut dies aber keinen Abbruch. Malzieu hat wieder wunderbare Figuren kreiert, deren Unmöglichkeit zu existieren so selbstverständlich dargestellt wurde, als ob es das Normalste überhaupt sei. Malzieu verflechtet gekonnt Realität mit Phantastik und spielt mit den Möglichkeiten der Fantasie.

Der Wunsch dem gegenwärtigen Zustand zu entkommen, zieht sich durchs ganze Buch. Die Metamorphose zur Freiheit ist das Ziel. Einem Vogel wird ein gewisser Grad an Freiheit zugesprochen. Wer hat sich noch nicht gewünscht ein Vogel zu sein und einfach wegfliegen zu können, zu Orten, die unerreichbar scheinen. Tom hat Krebs und will ihm natürlich entfliehen, damit sein Traum vom Fliegen wahr wird.



Fazit

Wiedermal eine traurigschöne Geschichte, die mit einer bildhaften Sprache und schönen Metaphern über das Leben überzeugt. Zwischendurch fehlt es zwar an Spannung und es kommt einem langwierig vor, jedoch machen die Liebe und die Fantasie alles wieder wett. Malzieu versteht die Liebe auf eine besondere Art und Weise, er versteht es vor allem sie wundervoll in Worten auszudrücken.

Veröffentlicht am 08.12.2016

Mensch oder Tier?

Affenbruder
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Kenneth Oppel hat mit seinem Buch Affenbruder ein immer währendes heikles Thema aufgegriffen. Tierversuche gehen uns alle etwas an, da wir viele Produkte verwenden, die an Tieren getestet wurden und wir ...

Kenneth Oppel hat mit seinem Buch Affenbruder ein immer währendes heikles Thema aufgegriffen. Tierversuche gehen uns alle etwas an, da wir viele Produkte verwenden, die an Tieren getestet wurden und wir das oft gar nicht wissen. Ich hab gehofft, dass das Thema kritisch behandelt wird. Muss man irgendwie fast, um einen authentischen Roman zu schreiben. Anfangs fehlt der kritische Blick jedoch noch. Die Geschichte wird aus der Sicht des (anfangs) 13-Jährigen Ben erzählt und als Leser bekommt man auch nur das mit, was Ben mitbekommt. Ben reift im Laufe der Geschichte sehr und dadurch wird auch das Thema Tierversuche kritischer betrachtet.

In Bens Familie kommt ein Affenbaby namens Zan, das wie ein Mensch aufgezogen werden soll. Zuerst wird es wirklich in die Familie integriert, doch mit der Zeit kommt die Wissenschaft und das 'Versuchsobjekt', das Zan ist, immer mehr durch und zwar so von den Menschen gemacht. Wie es sich für einen 13-Jährigen gehört, spielen in Bens Leben natürlich auch noch andere wichtige Faktoren wie Freunde, Liebe, Zugehörigkeit etc. eine wichtige Rolle. Auch das bekommt einen großen Platz in der Geschichte, was ich sehr gut finde, da sich die Geschichte nicht nur um den Affen drehen kann.

Ben als Hauptcharakter hab ich sehr gern gemocht. Ich finde, er hat das richtige Verhältnis zwischen Kind und Jugendlicher und ich fand es sehr angenehm durch ihn durch die Geschichte geführt zu werden, da er dann doch einiges anders sieht als ein Erwachsener. Die Nebencharaktere waren wieder etwas klassisch verteilt. Da gabs den Ungustl, den Helden, den Groben, die Tussi, etc. aber es gab auch welche, wie zum Beispiel die Mutter, die mich dann wieder überrascht haben.

Der Schreibstil von Oppel war sehr angenehm zu lesen. Ich liebe seine Airborn-Serie und hatte da im Vorhinein keine Bedenken, dass ich da irgendwelche Probleme haben werde und ich wurde auch nicht enttäuscht. Er kann sich sehr gut in den Kopf eines Teenagers hineindenken. Außerdem finde ich es sehr gut, dass schwierige wissenschaftliche Begriffe im gleichen Kontext sofort erklärt werden.

Fazit
Affenbruder ist ein Buch, das den Leser/die Leserin dazu anregt über das heikle Thema Tierversuche nachzudenken und für sich selbst klar zu werden, wie man dazu steht. Es versucht durch die Sicht eines Teenagers die Gefühle, die damit immer zusammenhängen, aufzuzeigen und dass es viel mehr darum gehen sollte, was man fühlt und nicht, was das Richtige ist.

Veröffentlicht am 08.12.2016

Ein Verwirrspiel

Eine Rose für Putin
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Eine Rose für Putin - oder die unvollendeten Aufzeichnungen des Johann Stadt. Oft hab ich mich gefragt, wessen Geschichte hier nun wirklich erzählt wird und das ist dem Erzählstil des Autors zuzuschreiben, ...

Eine Rose für Putin - oder die unvollendeten Aufzeichnungen des Johann Stadt. Oft hab ich mich gefragt, wessen Geschichte hier nun wirklich erzählt wird und das ist dem Erzählstil des Autors zuzuschreiben, der das gekonnt umgesetzt hat. Die Geschichte funktioniert auf mehreren Ebenen und am Anfang sind das viele lose Fäden. Erst ab der Mitte ungefähr entstehen Verbindungen und es fügt sich immer mehr zu einem großen Ganzen zusammen. Dieses Rätseln, wie jetzt alles zusammenhängt, macht auch ein bisschen die Spannung aus. Anfangs muss man sich da aber ein bisschen durchbeißen, damit man am Ball bleibt und die Sogwirkung einsetzt..

Die einzelnen Charaktere sind gut herausgearbeitet und ihr Handeln voll nachvollziehbar. Ich hab gern von ihrer Welt erfahren und ich könnte jetzt nicht sagen, welche Sicht ich am liebsten hatte. Die Perspektivenwechsel hatten einen angenehmen Rythmus, so das es nicht langweilig wurde. Man sieht durch ihre Augen in einige menschliche Abgründe.

Die Geschichte an sich gibt interessante Einblicke in die russiche Gesellschaft, es wird aber auch hinter die Fassade von Familien geschaut, bei denen nicht immer alles so glücklich ist, wie es scheint. Die Eltern des entführten Mädchens waren für mich etwas zu emotionslos. Vielleicht hat man als Leser auch nicht alles mitbekommen, aber etwas mehr Verzweiflung, wenn das eigene Kind plötzlich weg ist, wäre da angebracht gewesen.

Die Auflösung ist wirklich sehr gut. Selten liest man so gute Enden, die zum Buch und zur Geschichte passen wie Butter aufs Brot.

Der Aufbau des Buches ist sehr speziell und das macht es zu etwas Besonderen. Es ist wie eine Wiedergabe eines Manuskripts, die sogar Anmerkungen des Herausgebers (dem Autor) enthält und ein Kapitel ist je eine Blattseite des Manuskripts. Es wird aus unterschiedlichen Sichten erzählt, die, wie schon gesagt, am Anfang keinen Zusammenhang haben. Irgendwann kommt dann die Erkenntnis und dann macht alles irgendwie Sinn.

Sprachlich ist das Buch einwandfrei, flüssig zu lesen und alles sehr bildhaft beschrieben. Auch wenn ich anfangs mit der Geschichte noch nicht so viel anfangen konnte, hat mich der Schreibstil und die Erzählweise so beeindruckt, dass ich einfach weiterlesen musste.


Fazit

Ein ungewöhnliches Buch, das mit seinen Verwirrungen, die gekonnt in Szene gesetzt sind, und den Geschichten hinter den Geschichten den Leser an der Nase herumführt. Das Buch wir mir noch lange in Erinnerung bleiben und ich kann es auf jedenfall jedem weiterempfehlen, der nach intelligenten, herausstechenden Romanen sucht, die sich nirgendst so richtig einordnen lassen.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Selbst ist die Frau

Coming Soon
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Dania Schiftan ist Sexualtherapeutin und beschäftigt sich in diesem Buch mit einem Bereich, der in ihrer Praxis oft ein großes Thema bei den Patientinnen ist. Der Orgasmus beim Paarsex bleibt bei Frauen ...

Dania Schiftan ist Sexualtherapeutin und beschäftigt sich in diesem Buch mit einem Bereich, der in ihrer Praxis oft ein großes Thema bei den Patientinnen ist. Der Orgasmus beim Paarsex bleibt bei Frauen oft aus und anscheinend liegt es an den Frauen, dass sie daran was ändern müssen.

Üben, üben, üben heißt die Devise, denn Schiftan vergleicht Sex mit Klavierspielen und die Vagina mit den Fingern, die sensibilisiert gehören. Die Aufmachung des Buches fand ich sehr gelungen. Das Üben ist in 10 Schritte unterteilt, die mit Übungsbeispielen ergänzt und mit Erfahrungsberichten unterlegt werden. Es fängt zuerst mit Beschreibungen der Anatomie an, widmet sich dann der persönlichen und individuellen sexuellen Geschichte, um dann die praktischen Übungen genauer zu erklären.

Selbstbefriedigung ist das A und O für richtig guten Sex. Schiftan kann das in einem sehr umgänglichen Schreibstil vermitteln. Sie beschreibt alles sehr anschaulich und auf einer persönlichen Ebene, sodass man sich leicht wiederfinden kann. Manche Sachen klangen sehr verallgemeinernt, aber man weiß eh oft selber, wie es bei einem selbst aussieht und dass es überhaupt nicht schlecht ist, wenn etwas anders ist. Das wird aber auch im Buch vermittelt. Alles ist okay, wir sind hier zusammengekommen, um ein besseres Körpergefühl und Selbstbewusstsein für unseren Körper aufzubauen.
Das Buch ist ein guter Beitrag dafür. Es sollte aber jeder für sich nochmal hinterfragen, ob das etwas für einen ist und es nicht als das ultimative "Heilmittel" sehen.