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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.12.2016

Unterhaltung mit Esprit

Fast perfekte Heldinnen
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Mathilde, Lucie, Alice und Éva sind Freundinnen seit Jahren, obwohl sie ganz unterschiedlich sind, halten sie zusammen, sind sich auch oft Ratgeberin und Stütze.
Nach wunderschönen, zusammen mit ihren ...

Mathilde, Lucie, Alice und Éva sind Freundinnen seit Jahren, obwohl sie ganz unterschiedlich sind, halten sie zusammen, sind sich auch oft Ratgeberin und Stütze.
Nach wunderschönen, zusammen mit ihren Familien verbrachten Ferien, geht es viel zu schnell zurück in den Alltag.
Mathilde hat Eheprobleme, ihr Max ist seit längerem arbeitslos und hat sich sehr gut in der Situation eingerichtet. So trägt Mathilde ganz allein die Doppelbelastung als Familienmutter und Ernährerin der Familie.
Alice macht die Trennung von Adrien mehr zu schaffen, als sie sich eingestehen möchte, Èvas Kinderwunsch wird immer drängender, während Lucie grade ihr drittes Kind bekommen hat. Alle Freundinnen haben genug Probleme im Alltag, aber ihre Freundschaft hilft ihnen über alle Turbulenzen hinweg.
Das Buch ist wunderbar leicht und unterhaltsam geschrieben, mit einer Leichtigkeit werden Probleme beschrieben, wie ich es in französischen Roman so liebe. Lebensfreude und Charme helfen den vier Freundinnen über die Niederungen des Alltags hinweg. Wenn man erstmal alle Beziehungsgeflechte durchschaut hat, amüsiert man sich köstlich über das Quartett. Dabei wirkt natürlich alles wie aus einem Hochglanzmagazin über die Pariser Society, aber die Realitätsferne schadet nicht. Es ist gelungene Unterhaltung für einige kurzweilige Lesestunden.

Veröffentlicht am 21.12.2016

Ein solider Krimi mit realistisch geschilderter Polizeiarbeit

Tiefe Stiche
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Im beschaulichen Alkmaar wird eine Frau auf einem Supermarktparkplatz niedergestochen. Kurz danach trifft es eine Schülerin, die die Messerattacke nicht überlebt. Als sich die Überfälle häufen, spricht ...

Im beschaulichen Alkmaar wird eine Frau auf einem Supermarktparkplatz niedergestochen. Kurz danach trifft es eine Schülerin, die die Messerattacke nicht überlebt. Als sich die Überfälle häufen, spricht die Stadt bald von einem psychisch kranken Serientäter.
Die Polizistin Lois Elzinga steht unter Hochdruck, als die Überfälle in immer kürzerer Abschnitt geschehen, sie sucht fieberhaft nach Verbindungen und Querverweisen, um eine Spur zu finden. Dabei gerät sie selbst ins Visier des Täters.
Das Buch ist vollmundig als Thriller angekündigt und mit dem Hinweis auf einen Serienkiller werden Erwartungen geweckt, die das Buch nicht erfüllen kann. Schade, denn das Buch ist ein solide geschriebener Krimi, der realistisch und akribisch von der Polizeiarbeit berichtet und wirklich spannend geschrieben ist. Die Kommissarin Elzinga und ihre Kollegen sind sympathische Charakter und wie sie an den Fall herangehen hat mir gut gefallen. Wie sich allmählich Verdachtsmomente verdichten, die Polizei immer mehr über die Opfer und ihre Vergangenheit herausfindet und damit auch über die Tatmotive, ist wie im echten Polizeialltag ein mühsames Puzzle. Dabei wird die Balance zwischen privaten Problemen von Lois und ihrer Ermittlung sehr gut gehalten.
Als Krimi top – aber kein Thriller!

Veröffentlicht am 17.12.2016

Eingeschneit

Geheimnis in Weiß
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Zu Glühwein und Weihnachtsplätzchen gehört für mich auch immer ein Weihnachtskrimi. Mit der Neuauflage des Klassikers „Geheimnis in Weiß“ von J.J. Farjeon habe ich einen guten Griff getan.
Kurz vor dem ...

Zu Glühwein und Weihnachtsplätzchen gehört für mich auch immer ein Weihnachtskrimi. Mit der Neuauflage des Klassikers „Geheimnis in Weiß“ von J.J. Farjeon habe ich einen guten Griff getan.
Kurz vor dem 24. Dezember wird England von heftigen Schneefällen heimgesucht, das führt zu einer Zwangsgemeinschaft, als der Zug in einer Schneewehe stecken bleibt. Die Reisenden eines Abteils beschließen sich zu Fuß zum nächsten Bahnhof durchzuschlagen. Als sie sich verirren, kommt in das Licht eines Landhauses wie die ersehnte Rettung vor. Im unverschlossenen Haus scheint alles auf Gäste vorbereitet zu sein, in den Kaminen brennen wärmende Feuer, der Tee ist vorbereitet, sogar das Wasser scheint gerade erst gekocht zu haben. Doch kein Mensch ist zu sehen, niemand nimmt die Reisenden in Empfang und das sie alle durchnässt und durchfroren sind, gewähren sie sich mit seltsamen Gefühl selbst die Gastfreundschaft. Als sie noch ein großes Messer auf dem Boden finden, verstärkt sich ihr Unbehagen.
Die Reisegruppe ist bunt gemischt, ein Geschwisterpaar der besseren Gesellschaft, ein Nörgler und Besserwisser, eine Revuetänzerin auf der Suche nach einen Engagement, ein schüchterner junger Mann und natürlich Mr Maltby, ein kultivierter älterer Herr, der rasch zum Führer der kleinen Gruppe wird. Als dann noch ein grobschlächtiger Mann, der sich Smith nennt, auftaucht, rückt die Gemeinschaft noch etwas enger zusammen.
Natürlich strahlt das Haus etwas Geheimnisvolles und Gefährliches aus und abgeschnitten von der Außenwelt versuchen sie die unfreiwilligen Gäste so gut wie möglich zu arrangieren. Auch wenn bald klar wird, dass sich ein Mörder unter ihnen befindet.
Das Buch ist wirklich ein Klassiker, schon 1937 in England erschienen, es hat nicht von seinem Charme eingebüßt. Vielleicht merkt man es der Sprache an, die der Zeit entspricht und mir deswegen ganz besonders gefallen hat. Auch die Zusammensetzung der Gruppe ist ein Spiegel der damaligen Gesellschaftsschichten.
Ein spannendes Krimirätsel, voller Geheimnisse und mysteriösen Begebenheit, das mir sehr viel Spaß gemacht hat. Der Klett Cotta Verlag hat nicht nur das Buch neu für deutsche Leser entdeckt, er hat es auch durch eine besonders schöne Ausstattung (feines Leinen, Lesebändchen) hervorgehoben.

Veröffentlicht am 11.12.2016

Stimmungsvoller Nordseekrimi

Nebeltod
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Hauptkommissar John Benthien wird zu einem bizarren Mordfall gerufen. In der Nähe von Niebüll wurde ein Mann an die Gleise gefesselt und vom herannahenden Zug überrollt. Kurz danach trifft ein Foto bei ...

Hauptkommissar John Benthien wird zu einem bizarren Mordfall gerufen. In der Nähe von Niebüll wurde ein Mann an die Gleise gefesselt und vom herannahenden Zug überrollt. Kurz danach trifft ein Foto bei der Polizei ein, das unmittelbar vor dem Mord aufgenommen wurde und mit dem Wort „schuldig“ überschrieben ist.
Kurz danach führt die Spur zu einer Künstlerkolonie auf Föhr, auch dort gibt es einen Toten, auch hier taucht wieder ein Foto auf. Gleichzeitig werden Pferde auf einer Weide grausam abgeschlachtet. Benthiens Truppe ermittelt außerdem in einem Anschlag auf den Wagen des Gutsbesitzers von Rentzow. Auch in Benthiens Haus auf Sylt passieren unerklärliche Vorfälle.
An allen Fronten ist das Ermittlerteam involviert, gibt es Verbindungen?
Nina Ohlandt nimmt sich viel Zeit die einzelnen Fälle zu beschreiben und in ihrem ruhigen, aber auch spannenden Stil entwickelt sich die Spurensuche zu einem fesselnden Puzzle. Die Ermittler und ihre Arbeit werden sehr realistisch und differenziert geschildert, ohne dass, wie oft üblich, privaten Verwicklungen zu viel Raum eingeräumt wird.
Die nordfriesische Winterlandschaft zwischen Küste und den Inseln Sylt und Föhr bietet einen idealen Hintergrund für diesen vielschichtigen Krimi mit stimmig geschilderten Charakteren.
Es ist der dritte Band um Benthien und sein Team, aber der Fall ist in sich geschlossen und auch ohne Vorkenntnis zu lesen.
Ein sehr stimmiger Krimi mit viel Atmosphäre, der in einigen Kapiteln vielleicht etwas mehr Tempo gut vertragen hätte.

Veröffentlicht am 08.12.2016

Mord auf der Pippilotta

Der Bulle von der Schlei
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In der Rah hängt ein Toter. Die Schiffsbesatzung starrt nach oben, eifrig kommt der Bulle von der Schlei an Bord und stolpert gleich über eine Taurolle. „Schnitt“ schreit der Regisseur.
Dreharbeiten also, ...

In der Rah hängt ein Toter. Die Schiffsbesatzung starrt nach oben, eifrig kommt der Bulle von der Schlei an Bord und stolpert gleich über eine Taurolle. „Schnitt“ schreit der Regisseur.
Dreharbeiten also, der Tote hängt laut Regieanweisung da oben. Aber seltsam, er regt sich nicht mehr, also doch Mord, oder?
So turbulent beginnt der amüsante Krimi. Kommissar Paul Beck und Kollege Nick Harder müssen doch ermitteln, denn auch der Bulle von der Schlei stammt aus dem Drehbuch. Es gibt viele Verdächtige auf dem Boot, die ganze Filmcrew war dort und der Schauspieler war kein angenehmer Mensch, Motive und Gelegenheit finden sich also genug. Vor allem, als dann auf der „Pippilotta“ noch ein präparierter Geldkoffer gefunden wird. Der stammt aus einem Entführungsfall in Dänemark, das Entführungsopfer ist die Schwester des toten Schauspielers. Zwei dänischen Kolleginnen, im Entführungsfall involviert, greifen Paul und Nick nur zu gern unter die Arme.
Das Setting bietet viel Gelegenheit zum Slapstick und zu amüsanten Blicken hinter die Kulissen einer Krimiserie. Der Polizisten-Darsteller geht so in seiner Rolle auf, dass die „echte“ Polizei ihn kaum bremsen kann. Die Grenzen zwischen Film und Krimi sind fließend, das macht richtig Spaß bei der Lektüre. Vor allem, da auch die beiden Beamten wie aus einem Drehbuch wirken. Nick Harder, als Actiondarsteller und Paul Beck besetzt die Rolle des Detektivs mit den grauen Zellen. Er kleidet sich mit Bowler und schwarzen Lodenmantel fast wie Hercule Poirot. Dass die Katze von Beck dann noch Watson heißt und ihm als Orakel dient, rundet die Exzentrik noch ab.
Mir hat dieser Krimi viel Spaß gemacht, die Atmosphäre auf dem Schiff und die Dreharbeiten boten viel Abwechslung und Unterhaltung, wobei für mich einige Szene schon fast etwas zu albern war. Die Spannung kam auch nicht zu kurz, die überschaubare Zahl der Verdächtigen lädt zum Miträtseln ein. Der richtige Krimi also für Leser, die beim Regionalkrimi auf Humor und Witz setzen.