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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.12.2019

Düster, melancholisch, erdrückend

Melmoth
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* "Brennen die Flammen weniger heiß, weil sie gerecht sind? Ist das Messer stumpf, nur weil der Stich zu Recht geschieht? Glaubst du, du würdest weniger leiden, nur weil du gesündigt hast?" *

Keine leichte ...

* "Brennen die Flammen weniger heiß, weil sie gerecht sind? Ist das Messer stumpf, nur weil der Stich zu Recht geschieht? Glaubst du, du würdest weniger leiden, nur weil du gesündigt hast?" *

Keine leichte Kost, der neue Roman von Sarah Perry und auch kein Roman, den man in eins wegliest.

Es geht um Schuld und Sühne, Verrat, die Last des Gewissens und Vergebung. Dabei gibt es nicht nur einen Handlungsort und eine Geschichte, die Briefe und Tagebuchauszüge entführen ins England des 17. Jahrhunderts, ins Tschechien der Nazizeit, nach Manila und Kairo. Und immer geht es um ungeheuerliche Vergehen, Menschen, die schwere Schuld auf sich geladen haben.

Diese Geschichten gingen mir zum Teil dermaßen unter die Haut... da zeigt sich das ganze Können der Autorin. Sie erzeugt eine wahnsinng beklemmende, aber auch emotionale Atmosphäre, die Gänsehaut durch eigentlich schlichte, oftmals sehr distanzierte Erzählungen erreicht.

Das funktionierte für mich in der Gegenwart nicht immer. Helens Passagen vermochten mich anfangs nicht unbedingt zu fesseln. Prag ist düster, melancholisch und erdrückend. Es gibt keinen Hoffnungsfunken, keinen Lichtschimmer jedweder Art, selbst im Momenten der "Heilung", nahm die Schwere keinen Jota ab.

Und Sarah Perry`s Schreibstil ist gemächlich. Er hat seine eigene Form und wechselnden Takt. Die Charaktere sind vom Leben gebrochene Personen, sehr individuell, menschlich, aber auch selten sympathisch. Es ist schon oft ein sehr schmaler Grad, der sehr zum Nachdenken über den Abgrund in jedem von uns anregt.

"Melmoth" ist ein Roman, der mich lange beschäftigt hat. Nicht nur, weil ich ein paar Tage länger zum Lesen brauchte. Es gab kurze Strecken, durch die ich mich fast quälen musste, andere Passagen wiederum haben mich dermaßen beeindruckt und mitgenommen.... Und je länger ich es sacken lasse, desto intensiver wirkt er nach.

Fazit: Kein Mainstream und mit Sicherheit auch nicht jedermanns Geschmack. Man sollte bereit sein, sich auf die melancholische, düstere Grundstimmung, den gemächlichen Schreibstil und seine Personen einzulassen. Ein atmospärisch dichter Roman für lange, dunkle Winterabende....

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Veröffentlicht am 15.12.2019

Das Schicksal der Sinti und Roma

Die Zeit der vergessenen Kinder
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* Ich saß hier neben dieser alten, verwitterten Frau, die einmal meine Mutter gewesen war und der Dreh- und Angelpunkt meines Fühlens und die mich eines Tages gezwungen hatte, jedes Gefühl zu ihr in mir ...

* Ich saß hier neben dieser alten, verwitterten Frau, die einmal meine Mutter gewesen war und der Dreh- und Angelpunkt meines Fühlens und die mich eines Tages gezwungen hatte, jedes Gefühl zu ihr in mir zu ersticken. *
Dies ist die Geschichte von Rubina, einem Roma-Kind, die 1941 als 8-jährige, vor Verfolgung und drohender Deportation mit ihrer Sippe in den Wald flüchtet; ohne Pferde, ohne Wagen, ohne Vorräte....
Und es ist die Geschichte ihres Sohnes Martin, der nach einem traumatischen Erlebnis in seiner Kindheit nie ganz zu sich selbst gefunden hat; der, wenn er in den Spiegel schaut, als erstes diese großen dunklen Augen sieht, die braune Haut... seine Zweifel und mangelnde Selbstliebe. ließen seine Ehe scheitern, der Kontakt zur Mutter nicht vorhanden. Als er Claudia kennenlernt, scheint sie etwas zu verbinden, eine schwierige Kindheit und unheilvolle Familiengeschichte...doch reicht das, um sich zu öffnen, fallenzulassen, wieder zu vertrauen?
Charlotte Kliemann nimmt sich einem oft vergessenen Thema an und erzählt anhand von Rubina, eine sehr emotionale Geschichte der Verfolgung, des Hungers, der Angst und auch des Todes und Verlustes. Rubinas Schicksal geht tief unter die Haut.
Abwechselnd wird aus den Jahren 1939-1943 und 2008 erzählt, wobei es aber auch ganz kurze, immer wiederkehrende Kapitel aus 1976 gibt, "Der Baum" genannt.
Der Anfang ist ein wenig komplex, man findet sich zwar gut zwischen den Zeitsträngen zurecht, sollte sich aber etwas Zeit zum einlesen nehmen. Grade Martin und Claudia sind mit ihrer Art und ihrem Denken zu Beginn nicht immer ganz einfach. Das tolle daran aber ist, sie machen eine sichtbare Entwicklung durch und als Leser spürt man, wie unheimlich schwer das für sie ist. Es gibt kein Friede, Freude, Eierkuchen von jetzt auf gleich, da bleibt die Autorin sehr realistisch, aber es bewegt sich etwas und zurück bleibt Hoffnung.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm. Manchmal mit kleinen, fast schon poetischen Stellen, die einen innehalten lassen und manchmal auch sperrig.
Ich hätte gern noch etwas mehr über Martins Vergangenheit erfahren, mehr über seinen Bruder und Vater ~ das blieb leider ein wenig aussen vor. Und auch Rubina bleibt in späteren Jahren als Mutter und Ehefrau, recht blass. Da hätten es gern noch 150 Seiten mehr sein dürfen, die ich verschlungen hätte.

Fazit: Ein dunkles Kapitel unserer Zeit, das viele Nachkommen immer noch in sich tragen. Ein absolut lesenswertes und packendes Buch! Lesen!

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Veröffentlicht am 13.12.2019

Etwas schwächer als Teil 1

New Promises
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* "Du schläfst doch auch mit Marissa, ohne mir etwas davon zu erzählen." Für einen Moment rutschte die Maske der Gelassenheit von seinem Gesicht, aber einen Wimpernschlag später zuckte er mit den Schultern. ...

* "Du schläfst doch auch mit Marissa, ohne mir etwas davon zu erzählen." Für einen Moment rutschte die Maske der Gelassenheit von seinem Gesicht, aber einen Wimpernschlag später zuckte er mit den Schultern. "Das ist etwas vollkommen anderes." *
Ryan und Lena haben mich in "New Beginnings" umgehauen, mit ihrem Charme, den Wortgefechten und einer gewissen Tiefe. Auch die Landschaft war traumhaft. Mit Will konnte ich da noch nicht so recht etwas anfangen, aber das Gefrotzel zwischen ihm und Izzy hat mich trotzdem neugierig gemacht. Und zu Recht.
Allerdings kam plötzlich mit Cole noch ein weiterer Charakter ins Spiel. Schön und erfolgreich. Ein gutgebauter Schauspieler, mit einem Ego, das Wills tatsächlich noch übertrifft und Izzy, die ihm das Skifahren für seine nächste Rolle beibringen soll.
Ich hab mich anfangs ein bisschen schwergetan mit den Skipisten, Stardoom, Instagram usw. Es hat dem Ganzen eine andere Richtung gegeben, aber eigentlich hätte ich die gar nicht gebraucht. Denn so wird aus Izzy und Will: Cole, Izzy und Will, die berühmte Dreiecksgeschichte. Fast schon ein bisschen schade....
Lilly Lucas kann schreiben, das beweist sie auch mit "New Promises" einmal mehr. Eine locker, leichte Lovestory, mit angenehmem Schreibstil und einem herrlichen Humor. Ihre Charaktere machen Spass, haben aber nicht ganz die Tiefe von Ryan und Lena. Izzy ist unheimlich authentisch und hat sich auch nicht groß verändert. Von Will hingegen hätte ich mir mehr gewünscht. Mehr Gedankengänge, mehr Tiefe.... für mich ist seine Wandlung so nicht ganz nachvollziehbar und auch ein wenig unglaubwürdig.
Green Valley ist und bleibt ein schnuckeliges Städtchen in den Rockey Mountains. Und ich freue mich schon auf den dritten Teil mit ganz frischen Charakteren.

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Veröffentlicht am 10.12.2019

Atemberaubendes Kenia

Die Stille der Savanne
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* So einfach ist das. Am Ende ist es völlig egal, wo wir herkommen und wohin wir unterwegs sind. Wir sind uns schlicht und ergreifend ähnlicher, als wir Unterschiede in uns tragen. *

Und plötzlich steht ...

* So einfach ist das. Am Ende ist es völlig egal, wo wir herkommen und wohin wir unterwegs sind. Wir sind uns schlicht und ergreifend ähnlicher, als wir Unterschiede in uns tragen. *

Und plötzlich steht Alex allein da; ihr Freund ist kurz vor der geplanten Weltreise durchgebrannt, mitsamt dem Wohnmobil und einer anderen Frau. Vor ihr liegen ein Jahr Auszeit mit gebrochenem Herzen. Doch ihre Nachbarin weiß Abhilfe. Sie bittet Alex ihre Tochter zu finden, die den Kontakt zur Mutter vor Jahren abgebrochen hat. Die Suche führt sie tief in die Savanne Kenias. Findet sie an diesem traumhaften Ort auch die Kraft ihr Herz zu heilen?

Familiengeheimnis, Auszeit und Selbstfindung, vor der traumhaften Kulisse Afrikas.

Dieser Roman ist wie ein Kurzurlaub und weckt die überwältigende Sehnsucht Afrika mit eigenen Augen zu sehen. Dabei schildert Heike Franke Land und Leute sehr realistisch und verschweigt auch die Schattenseiten nicht. Mich hat die lebendige, bildhafte Beschreibung fasziniert. Die Geschichte lebt von atemberaubend schönen Tier- und Landschaftsbildern. Man sieht und erlebt alles hautnah mit, spürt die Weite und Stille der Savanne, die Erhabenheit und Schönheit der Tierwelt... Und das macht den großen Charme dieses Romans aus.

Die Autorin hat einen sehr angenehmen, flüssigen Schreibstil und authentische Charaktere. Alex ist eine sympathische Frau, ehrlich zu sich selbst, reflektiert und macht eine spürbare Entwicklung durch. Ich glaube jeder kann sich mit ihr identifizieren. Und auch die Nebencharaktere haben Tiefe und kleine Geschichten zu erzählen.

Vielleicht kam mir deshalb das Ende ein wenig zu überstürzt und nicht ganz so authentisch vor. Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt, denn "Die Stille der Savanne" ist ein wunderschöner Wohlfühlroman vor atemberaubender Kulisse.

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Veröffentlicht am 08.12.2019

bestrickender Wohlfühlroman

Der kleine Strickladen in den Highlands
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* "Wo ist das?" fragte sie und spürte ein ahnungsvolles Zittern in ihrer Stimme. Eine merkwürdige Unruhe hatte sie erfasst. "Wer sind die beiden?" *

Bei Maighread läuft grade gar nichts rund. Ihr Freund ...

* "Wo ist das?" fragte sie und spürte ein ahnungsvolles Zittern in ihrer Stimme. Eine merkwürdige Unruhe hatte sie erfasst. "Wer sind die beiden?" *

Bei Maighread läuft grade gar nichts rund. Ihr Freund hat sich von ihr getrennt und ihren Job ist sie auch los. Da erfährt sie durch einen Zufall, dass die Großeltern gar nicht verstorben sind, sondern ihre Mutter den Kontakt vor Jahrzehnten vehement abgebrochen hat. Sie packt kurzerhand ihre Sachen und fährt nach Loch Lomand in die Highlands. Doch die Annäherung gestaltet sich schwieriger als erwartet. Ablenkung und Trost findet sie im Stricken und den neugefundenen Freunden, Chloe und Joshua.

Ein absoluter Wohlfühlroman um Neuanfänge, Familie, Wolle und Stricken, vor einer traumhaften schottischen Kulisse, in den man versinkt. Einfach herrlich. Allein die obligatorische Liebesgeschichte konnte nicht ganz so überzeugen.

Die Autorin hat mit Maighread eine weibliche Hauptprotagonistin geschaffen, die, obwohl sie es noch nicht weiss, mehr als bereit für einen kompletten Neuanfang ist. In einer neuen Umgebung und mit neuen Freunden, findet sie zu sich selbst und dabei auch heraus, was ihre Träume sind.

Die Geschichte besticht durch ihre wunderschöne und sehr lebendig beschriebene Umgebung und die spürbare Liebe zu Wolle und Stricken. Selbst als Nicht- oder Gelegenheitsstrickerin packt einen das Wollfieber. Im Anhang befinden sich dafür auch gleich ein paar Anleitungen.

Die Familiengeschichte ist spannend und emotional, dagegen fällt die Liebesgeschichte, wie gesagt, ein wenig ab - für mich hätte da auch erstmal eine tiefe Freundschaft gereicht.

Fazit: Ein toller Wohlfühlroman, perfekt zum einkuscheln und abschalten an trüben Wintertagen.

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