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Veröffentlicht am 17.12.2019

Geschmacksache

Never Too Close
0

Inhalt:

Seit sie gemeinsam in einem Aufzug eingeschlossen waren, sind Loan und Violette beste Freunde. Das zwischen ihnen ist vollkommen platonisch - zumindest bis jetzt. Denn als Violette beschließt, ...

Inhalt:

Seit sie gemeinsam in einem Aufzug eingeschlossen waren, sind Loan und Violette beste Freunde. Das zwischen ihnen ist vollkommen platonisch - zumindest bis jetzt. Denn als Violette beschließt, dass sie nicht länger Jungfrau sein will, ist es Loan, den sie bittet, ihr auszuhelfen. Schließlich vertraut sie niemandem so sehr wie ihrem besten Freund. Loan ist von der Idee zunächst alles andere als begeistert, doch schließlich willigt er ein. Es ist ja nur dieses eine Mal ... oder?

Meine Meinung:

In vielen Dingen entscheidet der persönliche Geschmack, doch ich versuche immer möglichst objektiv zu bleiben. Die Geschichte war süß, leicht zu lesen und hatte den ein oder anderen liebenswerten Charakter parat- mehr nur leider nicht. Bei einem Buch, das solche Anerkennung genießt, geht man einfach mit einer höheren Erwartungshaltung an die Geschichte. Ich konnte einfach wenig ausmachen, das sich von den anderen üblichen 0815- Kitschromanen abhebt.

Die Charaktere

Das erste Problem, mit dem ich während des Lesens zu kämpfen hatte, war der Charakter Violette. Ich kann mich nicht nur nicht mit ihr identifizieren, ich empfand sie als wirklich unangenehme Protagonistin. Sie wirkt wie ein naives, verwöhntes Mädchen, das keinerlei Werte besitzt und nach sehr viel Aufmerksamkeit lechzt. Sie scheut nicht, andere Menschen zu hintergehen und schafft es dennoch, viele Menschen für sich einzunehmen. Etwas, das ich nicht so ganz nachvollziehen konnte.

Loan hingegen war ein wirklich angenehmer Charakter, ein bodenständiger, junger Mann, dessen Handlungen und Gedanken nicht fehlerfrei, aber menschlich sind. Er hat einen guten Kern, ist hilfsbereit und empathisch. Er wird nicht als der klassische Held aufgespielt, und das ist auch gut so. Man sympathisiert klar mit ihm, aber so soll es immerhin ja auch sein.
Die Nebencharaktere weisen eine bunte Mischung auf; von lieb und nett bis vollkommen irre. Manche mochte ich, manche waren mir etwas zu klischeehaft und aufgezogen.

Die Handlung

Eine wirkliche Handlungsentwicklung ist fast nicht möglich, da die Beziehungsebene zwischen Violette und Loan bereits zu Beginn befremdlich ist; man teilt sich ein Bett, eine Zahnbürste, kuscheln hier, Küsschen da, das war mir viel zu aufgesetzt. Eine enge Freundschaft kann man mit deutlich weniger physischer Nähe darstellen, hier war das Ganze einfach zu realitätsfern und unnatürlich. So blieb auch eine wirkliche Entwicklung aus, der Sex war eigentlich nur die Kirsche auf dem gigantischen Eisberg, der seit Seite 1 bereitsteht. Also an der Stelle wurde mein Geschmack definitiv nicht getroffen.

Auch im weiteren Verlauf ist die Geschichte sehr Klischee behaftet und hält keine wirkliche Überraschung bereit. Es gibt eine emotionale Stelle, aber auch die konnte mich nicht wirklich zu Tränen rühren, dafür wirkte das alles zu weit weg. Die „tragischen“ Vorgeschichten der Protagonisten, ohne die offensichtlich keine Geschichte dieses Genres mehr auskommt, öden mich mittlerweile nur noch an und erzeugen definitiv nicht das erhoffte Mitleid. Man bekommt vermehrt das Gefühl, Autoren dieses Genres greifen vor dem Schreibprozess in den üblichen Klischee-Topf und basteln sich etwas Neues aus all dem, was es bereits gibt. Auch hier ist das sicherlich Geschmacksache.

Sprachlich

Sprachlich habe ich nicht viel auszusetzen. Der Schreibstil war locker, einfach gehalten und leicht zu lesen. Die Dialoge waren nichts Besonderes, können so aber im Alltag ohne Weiteres vorkommen. Vor allem die Gedankengänge Loans habe ich sehr gerne verfolgt, da ich seine Einstellungen und Gefühle fast restlos geteilt habe. Bei Violette war dem nicht so, wie oben bereits beschrieben.

Zusammenfassung

Empfehlen kann ich die Geschichte jedem, der einen Hang zum Kitsch hat. Wer eher etwas sucht, das mehr der Realität entspricht, sollte sich diesem Buch lieber nicht widmen. Für mich ein klassischer Jugend-Liebesroman, mit 16 hätte ich es sicher verschlungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.12.2019

Geschmacksache

Never Too Close
0

Inhalt:

Seit sie gemeinsam in einem Aufzug eingeschlossen waren, sind Loan und Violette beste Freunde. Das zwischen ihnen ist vollkommen platonisch - zumindest bis jetzt. Denn als Violette beschließt, ...

Inhalt:

Seit sie gemeinsam in einem Aufzug eingeschlossen waren, sind Loan und Violette beste Freunde. Das zwischen ihnen ist vollkommen platonisch - zumindest bis jetzt. Denn als Violette beschließt, dass sie nicht länger Jungfrau sein will, ist es Loan, den sie bittet, ihr auszuhelfen. Schließlich vertraut sie niemandem so sehr wie ihrem besten Freund. Loan ist von der Idee zunächst alles andere als begeistert, doch schließlich willigt er ein. Es ist ja nur dieses eine Mal ... oder?

Meine Meinung:

In vielen Dingen entscheidet der persönliche Geschmack, doch ich versuche immer möglichst objektiv zu bleiben. Die Geschichte war süß, leicht zu lesen und hatte den ein oder anderen liebenswerten Charakter parat- mehr nur leider nicht. Bei einem Buch, das solche Anerkennung genießt, geht man einfach mit einer höheren Erwartungshaltung an die Geschichte. Ich konnte einfach wenig ausmachen, das sich von den anderen üblichen 0815- Kitschromanen abhebt.

Die Charaktere

Das erste Problem, mit dem ich während des Lesens zu kämpfen hatte, war der Charakter Violette. Ich kann mich nicht nur nicht mit ihr identifizieren, ich empfand sie als wirklich unangenehme Protagonistin. Sie wirkt wie ein naives, verwöhntes Mädchen, das keinerlei Werte besitzt und nach sehr viel Aufmerksamkeit lechzt. Sie scheut nicht, andere Menschen zu hintergehen und schafft es dennoch, viele Menschen für sich einzunehmen. Etwas, das ich nicht so ganz nachvollziehen konnte.

Loan hingegen war ein wirklich angenehmer Charakter, ein bodenständiger, junger Mann, dessen Handlungen und Gedanken nicht fehlerfrei, aber menschlich sind. Er hat einen guten Kern, ist hilfsbereit und empathisch. Er wird nicht als der klassische Held aufgespielt, und das ist auch gut so. Man sympathisiert klar mit ihm, aber so soll es immerhin ja auch sein.
Die Nebencharaktere weisen eine bunte Mischung auf; von lieb und nett bis vollkommen irre. Manche mochte ich, manche waren mir etwas zu klischeehaft und aufgezogen.

Die Handlung

Eine wirkliche Handlungsentwicklung ist fast nicht möglich, da die Beziehungsebene zwischen Violette und Loan bereits zu Beginn befremdlich ist; man teilt sich ein Bett, eine Zahnbürste, kuscheln hier, Küsschen da, das war mir viel zu aufgesetzt. Eine enge Freundschaft kann man mit deutlich weniger physischer Nähe darstellen, hier war das Ganze einfach zu realitätsfern und unnatürlich. So blieb auch eine wirkliche Entwicklung aus, der Sex war eigentlich nur die Kirsche auf dem gigantischen Eisberg, der seit Seite 1 bereitsteht. Also an der Stelle wurde mein Geschmack definitiv nicht getroffen.

Auch im weiteren Verlauf ist die Geschichte sehr Klischee behaftet und hält keine wirkliche Überraschung bereit. Es gibt eine emotionale Stelle, aber auch die konnte mich nicht wirklich zu Tränen rühren, dafür wirkte das alles zu weit weg. Die „tragischen“ Vorgeschichten der Protagonisten, ohne die offensichtlich keine Geschichte dieses Genres mehr auskommt, öden mich mittlerweile nur noch an und erzeugen definitiv nicht das erhoffte Mitleid. Man bekommt vermehrt das Gefühl, Autoren dieses Genres greifen vor dem Schreibprozess in den üblichen Klischee-Topf und basteln sich etwas Neues aus all dem, was es bereits gibt. Auch hier ist das sicherlich Geschmacksache.

Sprachlich

Sprachlich habe ich nicht viel auszusetzen. Der Schreibstil war locker, einfach gehalten und leicht zu lesen. Die Dialoge waren nichts Besonderes, können so aber im Alltag ohne Weiteres vorkommen. Vor allem die Gedankengänge Loans habe ich sehr gerne verfolgt, da ich seine Einstellungen und Gefühle fast restlos geteilt habe. Bei Violette war dem nicht so, wie oben bereits beschrieben.

Zusammenfassung

Empfehlen kann ich die Geschichte jedem, der einen Hang zum Kitsch hat. Wer eher etwas sucht, das mehr der Realität entspricht, sollte sich diesem Buch lieber nicht widmen. Für mich ein klassischer Jugend-Liebesroman, mit 16 hätte ich es sicher verschlungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.11.2019

Roter Faden bleibt aus

Für damals, für immer
0

Inhalt:

Evangelines Leben war perfekt: Sie war glücklich verheiratet und erwartete ihr erstes Kind. Aber dann kommt ihr Ehemann Eamon kurz vor der Geburt ihres Sohnes auf tragische Weise ums Leben. In ...

Inhalt:

Evangelines Leben war perfekt: Sie war glücklich verheiratet und erwartete ihr erstes Kind. Aber dann kommt ihr Ehemann Eamon kurz vor der Geburt ihres Sohnes auf tragische Weise ums Leben. In einem Sekundenbruchteil verwandelt sich ihr gesamtes Glück in einen Scherbenhaufen. In dieser schweren Zeit ist Eamons bester Freund Dalton ihr rettender Engel. Doch je besser Evangeline mit der Zeit die Trauer verarbeitet, umso weniger kann sie die Gefühle unterdrücken, die sie inzwischen für Dalton entwickelt. Aber können Evangeline und Dalton glücklich werden, ohne Eamon zu verraten?



Meine Meinung:

Ich werde meine Rezension in diesem Fall in zwei verschiedene Gewichtspunkte aufteilen, da ich meinen Leseeindruck in diesem Fall nicht schildern kann, ohne etwas ins Detail zu gehen.



Sprachlich:

Kommen wir zunächst zu einer der wenigen Stärken an diesem Buch. Der Schreibstil von Cross-Smith hat seine qualitativen Seiten, denn da das Buch in drei verschiedene Sichtweisen unterteilt ist (Eamon, Dalton und Evangeline), musste sich Smith der Herausforderung stellen und sich in drei verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Gedankensträngen hineinversetzen. Dies ist ihr gut gelungen, denn man nahm als Leser ganz deutlich die verschiedenen Erzähltypen war und konnte sie auch dem jeweiligen Charakter zuordnen.

Jedoch war vor allen Dingen Evangelines Anteil sehr gewöhnungsbedürftig; der Charakter, mit dem man am meisten sympathisieren sollte, war leider gar nicht zu fassen. Trotz ihrer Trauer und ihren Gefühlsausbrüchen wirkt Evangeline stellenweise emotionslos und unsympathisch. Während Daltons und Eamons Anteile gerade so vor Liebe sprühen, sei es die brüderliche, die sie zueinander empfinden oder ihre Emotionen gegenüber Evangeline, wirkt sie immer passiv und unnahbar. Auch die Dialoge zwischen ihr und Dalton wirken unnatürlich und haben mir so manches Stirnrunzeln entlockt. Ein kleines Beispiel (kein großer Spoiler): Nicht lange nach Eamons Tod, Dalton und sie sitzen auf der Couch und schauen sich gemeinsam etwas an, da fragt sie ihn aus dem Nichts heraus, ob er sich Pornos anschauen würde und wenn ja welche. Eine frisch verwitwete Frau fragt ihren „Schwager“, ob er Pornos schaut? Das fand ich schier geschmacklos und auch einfach unglaubwürdig. Eine frischen Witwe spricht man einen gewissen Anteil an „Wahnsinn“ zu, diese Stelle jedoch hat mich leider wirklich mit Unverständnis zurückgelassen. Die Thematiken, die die beiden in der Zeit nach Eamons Tod behandeln, sind ebenfalls nicht glaubwürdig. Evangelines Hauptfokus liegt auf ungerechtfertigter Eifersucht und so drehen sich die Dialoge immer wieder um dasselbe belanglose Thema, wobei man doch eigentlich erwartet, dass sie über ihre gegenseitigen Gefühle und der mit einhergehenden Problematik sprechen. Sie kommen nie zu einem Ergebnis, sobald man über einen vergangenen Kuss spricht, geht man eine rauchen, wechselt den Raum oder eine neue Erzählperspektive setzt ein.

Generell sind die Dialoge zwischen Dalton und Evangeline nach Eamons Tod nicht als solche zu bezeichnen, die man gemeinsam trauernden Menschen zuordnen würde.



Die Handlung:

Die Handlung ist von sehr vielen Zeitsprüngen und Perspektivwechseln geprägt. Sie beginnt mit einem Ereignis aus der Zeit nach Eamons Tod, einem Moment, in dem sich Evangeline und Dalton näherkommen und springt dann in die Vergangenheit, mit Beginn der Liebesgeschichte von Eamon und Evangeline, um zwischendrin aber immer wieder in die Gegenwart und in andere Teile der Vergangenheit zu springen. So kompliziert wie es sich hier anhört hat es sich leider auch im Leseverlauf angefühlt. Es kam einfach kein roter Faden zustande, denn anstatt die Geschichte nach dem Ereignis auf der Gegenwart chronologisch von Anfang an zu erzählen, mit der Intention, dass der Leser die Gefühlsentwicklung mitverfolgen und zuletzt die Annäherung Daltons und Evangelines verstehen kann, wird der Handlungsverlauf mehr und mehr zu einem Wirrwarr aus Perspektive und Zeit. Dazu kommt, dass der Teil, der die Annäherung Daltons und Evangelines beeinhaltet, fast restlos ausbleibt. Stattdessen bekommt der Leser eine Menge Randhandlung aufgetischt, die nur wenig Einfluss auf die Handlung hat. Dazu gehören zum Beispiel zwei Frauen aus Daltons leben, mit denen er über eine längere Zeit eine körperliche Beziehung pflegt, die eigentlich ins Nichts führen. Diese Kapitel habe ich nur sehr ungerne gelesen, denn sie wiederholten sich immer wieder und gaben keine Charakterentwicklung oder sonstiges wertvolles preis. So wartete ich von Leseabschnitt zu Leseabschnitt auf das, was der Klappentext versprach, aber die Annäherung der beiden wurde in nur wenigen Seiten abgetan und ballte dann zusätzlich so viel Kitsch auf einmal, dass es einfach nicht ernst zu nehmen war.



Zusammenfassung:

Wer nach dem sucht, was der Klappentext verspricht, nämlich nach einer emotionalen Geschichte, die aus dem echten Leben gegriffen scheint und dem Leser vielleicht einige Denkanstöße mitgibt, der wird hier leider enttäuscht. Die eigentliche Thematik geht leider durch Randhandlungen und Eifersuchtsdrama unter.

Veröffentlicht am 27.11.2019

Roter Faden bleibt aus

Für damals, für immer
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Inhalt:

Evangelines Leben war perfekt: Sie war glücklich verheiratet und erwartete ihr erstes Kind. Aber dann kommt ihr Ehemann Eamon kurz vor der Geburt ihres Sohnes auf tragische Weise ums Leben. In ...

Inhalt:

Evangelines Leben war perfekt: Sie war glücklich verheiratet und erwartete ihr erstes Kind. Aber dann kommt ihr Ehemann Eamon kurz vor der Geburt ihres Sohnes auf tragische Weise ums Leben. In einem Sekundenbruchteil verwandelt sich ihr gesamtes Glück in einen Scherbenhaufen. In dieser schweren Zeit ist Eamons bester Freund Dalton ihr rettender Engel. Doch je besser Evangeline mit der Zeit die Trauer verarbeitet, umso weniger kann sie die Gefühle unterdrücken, die sie inzwischen für Dalton entwickelt. Aber können Evangeline und Dalton glücklich werden, ohne Eamon zu verraten?



Meine Meinung:

Ich werde meine Rezension in diesem Fall in zwei verschiedene Gewichtspunkte aufteilen, da ich meinen Leseeindruck in diesem Fall nicht schildern kann, ohne etwas ins Detail zu gehen.



Sprachlich:

Kommen wir zunächst zu einer der wenigen Stärken an diesem Buch. Der Schreibstil von Cross-Smith hat seine qualitativen Seiten, denn da das Buch in drei verschiedene Sichtweisen unterteilt ist (Eamon, Dalton und Evangeline), musste sich Smith der Herausforderung stellen und sich in drei verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Gedankensträngen hineinversetzen. Dies ist ihr gut gelungen, denn man nahm als Leser ganz deutlich die verschiedenen Erzähltypen war und konnte sie auch dem jeweiligen Charakter zuordnen.

Jedoch war vor allen Dingen Evangelines Anteil sehr gewöhnungsbedürftig; der Charakter, mit dem man am meisten sympathisieren sollte, war leider gar nicht zu fassen. Trotz ihrer Trauer und ihren Gefühlsausbrüchen wirkt Evangeline stellenweise emotionslos und unsympathisch. Während Daltons und Eamons Anteile gerade so vor Liebe sprühen, sei es die brüderliche, die sie zueinander empfinden oder ihre Emotionen gegenüber Evangeline, wirkt sie immer passiv und unnahbar. Auch die Dialoge zwischen ihr und Dalton wirken unnatürlich und haben mir so manches Stirnrunzeln entlockt. Ein kleines Beispiel (kein großer Spoiler): Nicht lange nach Eamons Tod, Dalton und sie sitzen auf der Couch und schauen sich gemeinsam etwas an, da fragt sie ihn aus dem Nichts heraus, ob er sich Pornos anschauen würde und wenn ja welche. Eine frisch verwitwete Frau fragt ihren „Schwager“, ob er Pornos schaut? Das fand ich schier geschmacklos und auch einfach unglaubwürdig. Eine frischen Witwe spricht man einen gewissen Anteil an „Wahnsinn“ zu, diese Stelle jedoch hat mich leider wirklich mit Unverständnis zurückgelassen. Die Thematiken, die die beiden in der Zeit nach Eamons Tod behandeln, sind ebenfalls nicht glaubwürdig. Evangelines Hauptfokus liegt auf ungerechtfertigter Eifersucht und so drehen sich die Dialoge immer wieder um dasselbe belanglose Thema, wobei man doch eigentlich erwartet, dass sie über ihre gegenseitigen Gefühle und der mit einhergehenden Problematik sprechen. Sie kommen nie zu einem Ergebnis, sobald man über einen vergangenen Kuss spricht, geht man eine rauchen, wechselt den Raum oder eine neue Erzählperspektive setzt ein.

Generell sind die Dialoge zwischen Dalton und Evangeline nach Eamons Tod nicht als solche zu bezeichnen, die man gemeinsam trauernden Menschen zuordnen würde.



Die Handlung:

Die Handlung ist von sehr vielen Zeitsprüngen und Perspektivwechseln geprägt. Sie beginnt mit einem Ereignis aus der Zeit nach Eamons Tod, einem Moment, in dem sich Evangeline und Dalton näherkommen und springt dann in die Vergangenheit, mit Beginn der Liebesgeschichte von Eamon und Evangeline, um zwischendrin aber immer wieder in die Gegenwart und in andere Teile der Vergangenheit zu springen. So kompliziert wie es sich hier anhört hat es sich leider auch im Leseverlauf angefühlt. Es kam einfach kein roter Faden zustande, denn anstatt die Geschichte nach dem Ereignis auf der Gegenwart chronologisch von Anfang an zu erzählen, mit der Intention, dass der Leser die Gefühlsentwicklung mitverfolgen und zuletzt die Annäherung Daltons und Evangelines verstehen kann, wird der Handlungsverlauf mehr und mehr zu einem Wirrwarr aus Perspektive und Zeit. Dazu kommt, dass der Teil, der die Annäherung Daltons und Evangelines beeinhaltet, fast restlos ausbleibt. Stattdessen bekommt der Leser eine Menge Randhandlung aufgetischt, die nur wenig Einfluss auf die Handlung hat. Dazu gehören zum Beispiel zwei Frauen aus Daltons leben, mit denen er über eine längere Zeit eine körperliche Beziehung pflegt, die eigentlich ins Nichts führen. Diese Kapitel habe ich nur sehr ungerne gelesen, denn sie wiederholten sich immer wieder und gaben keine Charakterentwicklung oder sonstiges wertvolles preis. So wartete ich von Leseabschnitt zu Leseabschnitt auf das, was der Klappentext versprach, aber die Annäherung der beiden wurde in nur wenigen Seiten abgetan und ballte dann zusätzlich so viel Kitsch auf einmal, dass es einfach nicht ernst zu nehmen war.



Zusammenfassung:

Wer nach dem sucht, was der Klappentext verspricht, nämlich nach einer emotionalen Geschichte, die aus dem echten Leben gegriffen scheint und dem Leser vielleicht einige Denkanstöße mitgibt, der wird hier leider enttäuscht. Die eigentliche Thematik geht leider durch Randhandlungen und Eifersuchtsdrama unter.

Veröffentlicht am 29.10.2019

Kissing(Sex) Lessons

Kissing Lessons
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Inhalt:

Stella leidet unter dem Asperger-Syndrom. Alles, was mit Zahlen und Logik zu tun hat, versteht sie mit einem Blick. Die Gefühle ihrer Mitmenschen sind für sie hingegen nur schwer zu durchschauen. ...

Inhalt:

Stella leidet unter dem Asperger-Syndrom. Alles, was mit Zahlen und Logik zu tun hat, versteht sie mit einem Blick. Die Gefühle ihrer Mitmenschen sind für sie hingegen nur schwer zu durchschauen. Deshalb hat sie auch recht wenig Erfahrung mit der Liebe. Theoretisch wünscht Stella sich einen Partner, aber praktisch fühlt sie sich beim Küssen wie ein Hai, dem Pilotfischchen die Zähne reinigen. Doch für jedes Problem gibt es ein logische Lösung: Stella muss einfach lernen, wie man richtig küsst – und mehr. Also erarbeitet sie akribisch einen Lehrplan und engagiert einen Profi: den Escort Michael. Und von ihm lernt sie tatsächlich viel. Vor allem, dass Liebe und Logik nichts miteinander zu tun haben ...

Meine Rezension:

Zunächst möchte ich Hoang für die Idee und die Umsetzung einer autistischen Protagonistin danken, denn es ist ein aktuelles und realistisches Thema, das nicht nur Unterhaltsamkeit innerhalb des Buches verspricht, sondern auch genutzt werden kann, um die Leser über ein Syndrom zu informieren, über das, trotz der Masse an Betroffenen, nur die wenigsten aufgeklärt sind.

Meine anfängliche Begeisterung hat sich nur leider während des Leseverlaufs schrittweise gemildert; ich erwartete einen frischen und realitätsnahen Roman, nur leider fand ich eine recht süße Liebesgeschichte vor, die sich trotz einer herausstechenden Thematik nicht von der Masse abheben konnte. Stella, die Protagonistin des Buches, zeigt zwar autistische Züge, doch verwirft ihre Prinzipien viel zu schnell, sodass der Handlungsverlauf schnell ins Unglaubwürdige gleitet. So wird zum Beispiel aufgeführt, dass sie Menschenmassen meidet, geht mit Michael aber widerspruchslos in einen Club. Für eine Person, die aufgrund des Autismus in ihrem Privatleben stark eingeschränkt ist, so wird es bei Stella anfangs auch dargestellt, sind Handlungen solcher Art leider schwer nachvollziehbar. Darüber hinaus sind die Dialoge viel zu kitschig und sexlastig; für manche mag dies natürlich erwünscht sein, meinen Geschmack hat es jedoch nicht getroffen.

Sprachlich war das Buch, ausgenommen von den mir zu eindimensionalen Dialogen, jedoch gut gelungen. Hoang hat einen erfrischenden und leicht lesbaren Schreibstil, der die Gefühlslagen schön einfängt und auf den Leser überträgt. Es handelt sich bei diesem Buch um einen allwissenden Erzähler, der sowohl die Gefühle Stellas als auch Michaels beschreibt, sodass dem Leser uneingeschränkte Kenntnis über deren Handlungsmotive gegeben wird. Ein Ich-Erzähler aus der Sicht von Stella hätte der Handlung sicherlich mehr Spannung gegeben, denn durch die Kenntnis beider Gefühlslagen war die fortlaufende Handlung leider schon ab Kapitel 2 genauestens herzuleiten.

Trotz der vielen Kritikpunkte gebe ich dem Buch 3 von 5 Sternen, da es definitiv alleine aufgrund der Thematik Potenzial hat, ein schönes Statement setzt und ich auf eine Besserung bezüglich mancher Schwächen in den Folgebänden hoffe.

Ich empfehle das Buch allen(n) Leser(innen), die sich mit leichter Lektüre zufriedengeben und zu kitschigen Romanen tendieren.

Ich stufe es zum Beispiel als Urlaubslektüre ein, mit der man etwas abschalten kann.