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Veröffentlicht am 24.12.2019

Die Familienidylle der 1980er Jahre wird hinterfragt

Kampfsterne
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Gereizt hat mich die Buchbeschreibung auf dem Buchrücken. Denn die Achtzigerjahre habe ich als junge Erwachsene miterlebt und so habe ich gehofft, durch die Geschichte an die eine oder andere Begebenheit ...

Gereizt hat mich die Buchbeschreibung auf dem Buchrücken. Denn die Achtzigerjahre habe ich als junge Erwachsene miterlebt und so habe ich gehofft, durch die Geschichte an die eine oder andere Begebenheit dieser Zeit erinnert zu werden. Doch bis auf den nur am Rande erwähnten Sieg von Boris Becker in Wimbledon war das nicht der Fall. Eigentlich ist die Geschichte eher zeitlos, könnte auch heute noch Gültigkeit haben und ist nicht 80er-Jahre-typisch. Anhand dreier Familien, die in einer Bungalow-Siedlung in einer deutschen Vorstadt leben, wird thematisiert, wie seinerzeit die Generation von Eltern lebte und was sie bei ihren eigenen Kindern besser machen wollten. In kurzen Abschnitten kommen abwechselnd die Erwachsenen und ihre Kinder zu Wort, was anfangs nicht leicht zuzuordnen ist. Das für mich eigentlich Schockierende ist, welche Probleme doch alle Romanfiguren mit sich herumschleppen in einer Zeit, die doch eigentlich sorgenfrei war, und wie sie heuchlerisch das Erscheinungsbild einer heilen Familie präsentieren wollen.

Veröffentlicht am 12.12.2019

Über das Zerbrechen von Lieben in einer ungewöhnlichen Patchworkfamilie

Kintsugi
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Der Buchtitel ist eine Metapher und bedeutet das japanische Kunsthandwerk, zerbrochenes Porzellan mit Gold zu reparieren. In der Geschichte steht das Bild des zerbrochenen Porzellans für die kaputt gehende ...

Der Buchtitel ist eine Metapher und bedeutet das japanische Kunsthandwerk, zerbrochenes Porzellan mit Gold zu reparieren. In der Geschichte steht das Bild des zerbrochenen Porzellans für die kaputt gehende Beziehung des schwulen Enddreißigerpaares Max und Reik, die den 20. Jahrestag ihrer Vorzeigebeziehung gemeinsam mit ihrem ältesten Freund Antonio und dessen zwanzigjähriger Tochter Pega in ihrem Wochenendhaus begehen. Am Ende des gemeinsamen Wochenendes ist nichts mehr so, wie es vorher war. Alle bringen ihr Päckchen mit: Der Archäologieprofessor Max fühlt sich durch Reik eingeengt und will mehr vom Leben haben, der an seinem Drang zur Perfektion verzweifelnde Künstler Reik will ein Kind, Antonio war der Vorgänger von Max und wird immer noch von Eifersucht heimgesucht, Pega leidet unter dem eingeengt Sein durch gleich drei Väter.
Die Autorin beleuchtet einmal eine völlig anders geartete Patchworkfamilie. Das Interessante ist, dass jedes der „Familienmitglieder“ als Erzähler zu Worte kommt und von den Anfängen des gemeinsamen Lebens bis in die Gegenwart aus seiner Sicht erzählt. So erhält der Leser einen umfassenden Überblick. Dazwischen gibt es Dialoge der vier, die wie ein Theaterstück gefasst sind. Die Sprache des Buches wirkt zuweilen zu bildhaft/künstlerisch. Die Bedeutung der japanischen Kapitelüberschriften erschließt sich mir ohne ein wohl notwendiges Grundwissen zum Japanischen trotz der Erläuterungen am Ende nicht, wenngleich natürlich der Buchtitel bestens trifft.
Auf jeden Fall anspruchsvolle, sehr lesenswerte Literatur.

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Schöne Lektüre auch jenseits der Weihnachtszeit

Die Weihnachtsgeschwister
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Anders als der Buchtitel es vermuten lässt, ist diese Geschichte zu jeder Saison schön zu lesen. Denn ihr Thema ist allgemein gültig – drei Generationen einer Familie begehen gemeinsam ein Fest. Und wie ...

Anders als der Buchtitel es vermuten lässt, ist diese Geschichte zu jeder Saison schön zu lesen. Denn ihr Thema ist allgemein gültig – drei Generationen einer Familie begehen gemeinsam ein Fest. Und wie es bei Familienfeiern nicht ganz unüblich zu sein scheint, treten bei der gegenständlichen Familie Zwistigkeiten zu Tage. Vor allem die drei unterschiedlich veranlagten erwachsenen Kinder rivalisieren miteinander. Keines versteht, wo die Harmonie und Verbundenheit geblieben sind, die sie einst als Kinder zusammengeschweißt haben. Die Eltern leiten sie auf ungewöhnliche Weise auf den richtigen Weg.
Das beschriebene Problem wird manchen Leser betreffen, so dass das Buch einen größeren Kreis ansprechen dürfte. Es dürfte viele dazu animieren, darüber nachzudenken, wie sie ein friedliches Klima innerhalb ihrer Familie herstellen bzw. aufrechterhalten können. Ob die dargebotene Lösung die „Patentlösung“ ist, glaube ich weniger. Auf jeden Fall sind die Geschwister zu plötzlich auf Versöhnungskurs. Die Geschichte liest sich recht schnell. 144 Seiten Text – noch dazu großzügig zugeschnitten angesichts mehrerer Blankoseiten an Kapitelanfängen – waren mir allerdings zu wenig. Die Geschichte hätte noch weiter gesponnen werden können. So hätte ich etwa gerne noch erfahren, wie jedes Geschwisterkind die in seiner Kernfamilie bestehenden Probleme löst.

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Veröffentlicht am 19.11.2019

Wutrede über Klassenprivilegierte und Abstiegsängste

Schäfchen im Trockenen
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Viele Parallelen tun sich auf zwischen der Ich-Erzählerin Resi und der Autorin, so dass sich zwangsläufig die Frage stellt, wie viel Biografisches eingeflossen ist. Resi erzählt ihrer ältesten Tochter ...

Viele Parallelen tun sich auf zwischen der Ich-Erzählerin Resi und der Autorin, so dass sich zwangsläufig die Frage stellt, wie viel Biografisches eingeflossen ist. Resi erzählt ihrer ältesten Tochter Fragmente aus ihrem Leben. Scharfsinnig, belehrend, empört, wütend, kritisierend, trotzig beäugt sie Alltagssituationen und reflektiert vor allem den verpassten eigenen sozialen Aufstieg, der ihr - einen großen Freundeskreis aus der sog. Oberschicht hinter sich habend, selbst aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen kommend - eigentlich möglich gewesen wäre. Anlass ist ein Zerwürfnis mit ihren „besseren“ Freunden, mit dem sie sich immer wieder auseinandersetzt. Ich habe mir die Geschichte als Hörbuch direkt von der Autorin „vorlesen“ lassen und meine, dass die Geschichte als Hörbuch nicht unbedingt geeignet ist. Angesichts der Komplexität des Themas und dem Umstand, dass der formale Aufbau einer Collage ähnelt, weil z.B. Resis Gedanken, Briefauszüge, Gespräche mit Freunden, Fantasien zusammengefügt werden, die noch dazu auf verschiedenen Zeitebenen spielen, entgehen einfach zu viele Feinsinnigkeiten, denen ich, wenn ich das Buch visuell in gedruckter Form vor mir gehabt hätte, durch Zurückblättern und wiederholtes Lesen von Passagen nachgegangen wäre.
Dennoch sehr hörens- bzw. besser noch lesenswert.


Veröffentlicht am 06.11.2019

Ein Plädoyer für Bewegung

Runter vom Sofa!
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Gestaltet wie ein Tagebuch, soll dieses Buch dazu motivieren, sich jeden Tag etwas zu bewegen. Denn wie wichtig Bewegung zur Vorbeugung gegen Demenz im Alter ist, weiß gerade die Autorin als ausgebildete ...

Gestaltet wie ein Tagebuch, soll dieses Buch dazu motivieren, sich jeden Tag etwas zu bewegen. Denn wie wichtig Bewegung zur Vorbeugung gegen Demenz im Alter ist, weiß gerade die Autorin als ausgebildete Neurowissenschaftlerin sehr gut. Im Buch ist hinreichend Raum für persönliche Notizen zur Erfassung der eigenen Bewegung und des erlangten Ergebnisses. Es wird angereichert durch kurze wissenschaftlich untermauerte Passagen zum Gehirn, seiner Funktionsfähigkeit und -erhaltung. Als Laie habe ich hier angesichts vieler verwendeter Fachbegriffe nicht sogleich alles verstanden. Es klingt aber dennoch nachvollziehbar. Vertiefendes Wissen lässt sich durch das frühere Buch „Beweg dich. Und dein Gehirn sagt danke“ der Autorin einholen, auf das es zahlreiche Verweise gibt. Witzige Illustrationen insbesondere des inneren Schweinehundes runden das Ganze ab. Gelesen hat man das Buch an einem Nachmittag. Die entscheidende Nacharbeit hat zu folgen – sich aufraffen und wirklich regelmäßig bewegen.