Ruhrpottkrimi mal unkonventionell :-)
KohlenwäscheDie Essener Kunstszene ist um einen Künstler ärmer, denn Claude Freistein liegt tot auf Zeche Zollverein. Wo einst die Kohle die Erde schwarz färbte, ist die Erde nun von seinem Blut befleckt. Doch damit ...
Die Essener Kunstszene ist um einen Künstler ärmer, denn Claude Freistein liegt tot auf Zeche Zollverein. Wo einst die Kohle die Erde schwarz färbte, ist die Erde nun von seinem Blut befleckt. Doch damit nicht genug, denn seinem Agenten wird auch das Licht ausgeknipst und diese beiden Morde stellen Hauptkommissarin Frederike Stier vor ein kniffliges Rätsel. Sie muss sich in der Kunstszene bewegen, sich mit Sammlern und Galeristen befassen und merkt bald, dass die Schönheit der Bilder nicht im Auge des Betrachters liegt, sondern, dass der Täter einen ganz anderen Blickwinkel hat….
„Kohlenwäsche“ ist ein echter Ruhrpottkrimi und er überzeugt durch ganz viel unterschwelligen Zynismus, Kunstfertigkeit im mehrfachen Sinn und einer Ermittlerin, die sich wie ein Pinscher in den Fall verbeißt.
Zu Beginn habe ich noch meine liebe Not mit Fredrike, weil sie gar so unbedarft mit ihrem Leben umgeht und keinen Deut auf die ärztliche Ermahnung hört, die der Kardiologe ihr mitgibt. Doch je mehr Seiten gelesen sind, desto sympathischer wird mir die resolute Frau und ich fiebere mit ihr gemeinsam der Lösung des Falles entgegen.
Thomas Salzmann lässt tiefe Blicke in die Kunstszene zu, weckt das Interesse an alten Meistern und gibt dem Leser durch seine akribische Recherche einen sehr detaillierten Überblick über die wahren Werte der ausgestellten Gemälde.
Sammler, Händler, Galeristen – all diese Figuren werden hier zum Leben erweckt, sind mal mehr oder weniger zwielichtig und alle haben nur eines im Sinn: den Besitz der Kunst. Dass dabei Macht, Gier und persönliche Befinden eine große Rolle spielen, lässt der Autor immer wieder in die Handlung mit einfließen. Seine Ermittlerin gibt nie auf, lässt sich nicht durch menschenunwürdiges Verhalten ihrer Kollegen aus der Bahn drängen und gibt nicht auf, ehe sie jeden noch so kleinen Fitzel des Puzzles gefunden und zu einem stimmigen, aber grausamen Gesamtbild zusammengesetzt hat.
Der Krimi lebt von der geradlinigen Schreibweise des Autors - er bringt alles auf den Punkt, ohne sich in ausufernde Nebensächlichkeiten zu verlieren. Das gefällt mir, denn so verliert er nie den Blick fürs Wesentliche und setzt den Fokus auf Ermittlerin und Lösen des Falles. Die Kombinationsgabe von Frederike ist beachtlich und lässt mich manchmal staunen, denn sie denkt wirklich um die Ecke und ist somit ihren ungeliebten Kollegen immer eine Nasenlänge, wenn nicht sogar zwei, voraus.
Die Auflösung des Falles lässt Salzmann in einen echten Showdown münden und ich kann nur hoffen, dass es genauso aufregend mit Frederike weitergehen wird, wie in ihrem ersten Fall. Mich hat das Ruhrpott-Frederike-Fieber gepackt und ich möchte gerne mehr von ihr lesen 😊