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Veröffentlicht am 04.01.2020

Ruhrpottkrimi mal unkonventionell :-)

Kohlenwäsche
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Die Essener Kunstszene ist um einen Künstler ärmer, denn Claude Freistein liegt tot auf Zeche Zollverein. Wo einst die Kohle die Erde schwarz färbte, ist die Erde nun von seinem Blut befleckt. Doch damit ...

Die Essener Kunstszene ist um einen Künstler ärmer, denn Claude Freistein liegt tot auf Zeche Zollverein. Wo einst die Kohle die Erde schwarz färbte, ist die Erde nun von seinem Blut befleckt. Doch damit nicht genug, denn seinem Agenten wird auch das Licht ausgeknipst und diese beiden Morde stellen Hauptkommissarin Frederike Stier vor ein kniffliges Rätsel. Sie muss sich in der Kunstszene bewegen, sich mit Sammlern und Galeristen befassen und merkt bald, dass die Schönheit der Bilder nicht im Auge des Betrachters liegt, sondern, dass der Täter einen ganz anderen Blickwinkel hat….

„Kohlenwäsche“ ist ein echter Ruhrpottkrimi und er überzeugt durch ganz viel unterschwelligen Zynismus, Kunstfertigkeit im mehrfachen Sinn und einer Ermittlerin, die sich wie ein Pinscher in den Fall verbeißt.
Zu Beginn habe ich noch meine liebe Not mit Fredrike, weil sie gar so unbedarft mit ihrem Leben umgeht und keinen Deut auf die ärztliche Ermahnung hört, die der Kardiologe ihr mitgibt. Doch je mehr Seiten gelesen sind, desto sympathischer wird mir die resolute Frau und ich fiebere mit ihr gemeinsam der Lösung des Falles entgegen.
Thomas Salzmann lässt tiefe Blicke in die Kunstszene zu, weckt das Interesse an alten Meistern und gibt dem Leser durch seine akribische Recherche einen sehr detaillierten Überblick über die wahren Werte der ausgestellten Gemälde.
Sammler, Händler, Galeristen – all diese Figuren werden hier zum Leben erweckt, sind mal mehr oder weniger zwielichtig und alle haben nur eines im Sinn: den Besitz der Kunst. Dass dabei Macht, Gier und persönliche Befinden eine große Rolle spielen, lässt der Autor immer wieder in die Handlung mit einfließen. Seine Ermittlerin gibt nie auf, lässt sich nicht durch menschenunwürdiges Verhalten ihrer Kollegen aus der Bahn drängen und gibt nicht auf, ehe sie jeden noch so kleinen Fitzel des Puzzles gefunden und zu einem stimmigen, aber grausamen Gesamtbild zusammengesetzt hat.
Der Krimi lebt von der geradlinigen Schreibweise des Autors - er bringt alles auf den Punkt, ohne sich in ausufernde Nebensächlichkeiten zu verlieren. Das gefällt mir, denn so verliert er nie den Blick fürs Wesentliche und setzt den Fokus auf Ermittlerin und Lösen des Falles. Die Kombinationsgabe von Frederike ist beachtlich und lässt mich manchmal staunen, denn sie denkt wirklich um die Ecke und ist somit ihren ungeliebten Kollegen immer eine Nasenlänge, wenn nicht sogar zwei, voraus.
Die Auflösung des Falles lässt Salzmann in einen echten Showdown münden und ich kann nur hoffen, dass es genauso aufregend mit Frederike weitergehen wird, wie in ihrem ersten Fall. Mich hat das Ruhrpott-Frederike-Fieber gepackt und ich möchte gerne mehr von ihr lesen 😊

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Veröffentlicht am 04.01.2020

Wahre Freundschaft kann nicht wanken....

Winterfreundinnen
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Drei Freundinnen, die mit beiden Beinen mitten im Leben stehen, treffen sich zufällig in ihrer alten Heimat St. Peter-Ording wieder. Während die eine erfolgreiche Journalistin ist, hetzt die andere Anerkennung ...

Drei Freundinnen, die mit beiden Beinen mitten im Leben stehen, treffen sich zufällig in ihrer alten Heimat St. Peter-Ording wieder. Während die eine erfolgreiche Journalistin ist, hetzt die andere Anerkennung und Liebe hinterher. Die dritte im Bund betreibt ein renovierungsbedürftiges Restaurant auf der Insel und muss feststellen, dass sie es allein nicht schafft. Je mehr Zeit die drei miteinander verbringen, desto vertrauter werden sie wieder und stellen fest, dass es Zeit ist, eingefahren Wege zu verlassen und neue Routen zu entdecken. Doch kann man mit 50 noch einmal den Schritt nach vorne wagen? Es ist Zeit, den Veränderungen ins Auge zu blicken und loszulassen…

„Winterfreudinnen“ ist ein warmherziger Roman mit ganz viel Nordseeluft, Inselcharme und Dünenzauber, der den Leser von der ersten Seite an auf die winterliche Insel St.Peter-Ording bringt und dort vor Ort alles hautnah miterleben lässt.
Dörthe, Esther und Maj-Britt sind von der Autorin als echtes Kleeblatt dargestellt, das so schnell nichts aus der Fassung bringt. Der freundschaftliche Zusammenhalt ist sofort zu spüren, auch wenn manche Dinge noch im Verborgenen schwelen und unausgesprochen sind. Doch eine echte Freundschaft bringt so schnell nichts ins Wanken und man nimmt den dreien ihre herzliche Verbundenheit zueinander ab.
Dörthe ist impulsiv, aber auf ihre Art und Weise charmant, belebt mit ihrem Charakter die Szenerie und weiß den Leser mit ihrer Lebensgeschichte zu vereinnahmen. Wo Dörthe auftaucht, da ist Leben in der Bude. Manchmal möchte man ihr einfach nur den berühmten Tritt in den Hintern verpassen, damit sie endlich aufwacht und sieht, was bei ihr in der Beziehung falsch läuft. Doch sie kommt zum Glück selbst darauf und zieht ihre Schlüsse.
Esther ist das genaue Gegenteil – sie wägt immer sehr viel ab, hinterfragt viel und steht sich dabei selbst im Weg. Auf der Insel lernt sie, nicht immer vor jedem Problem wegzulaufen und endlich Nähe zuzulassen, denn sie hat sich immer abgeschottet, um ja nicht zeigen zu müssen, wer sie wirklich ist. Maj-Britt reibt sich für ihr Restaurant auf, das im wahrsten Sinne des Wortes kurz vor einer Bauchlandung steht. Sie lebt und arbeitet nur noch für den Erhalt des Restaurants und vergisst dabei, dass sie selbst das wichtigste Gut ihres Lokals ist. Ihre Freundinnen helfen ihr, wieder aus dem finanziellen Loch zu entkommen und ihr Einsatz, ihre nie enden wollende Schaffenskraft und ihr Einfallsreichtum werden am Ende belohnt.
Der Leser erfährt viel über die Gefühls- & Gedankenwelt der Figuren, denn kleine Sticheleien, große Gefühle, und das Hadern mit sich selbst sind nachvollziehbar geschildert. Die Freundinnen durchleben zusammen den Prozess der Veränderung, unterstützen sich gegenseitig und geben sich so Kraft und Halt, um einander durch die schwierige Zeit zu tragen. Über allem schwebt ein Hauch von Liebe und die tolle Botschaft, dass man auch mit 50 attraktiv, lebenslustig und ausgelassen durchs Leben tanzen kann.
Ein Buch voller Freundschaft, Herzenswärme und Nordsseflair.

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Veröffentlicht am 04.01.2020

Zeit ist immer relativ...

Diese ganze Scheiße mit der Zeit
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Hubertus Meyer-Burkhardt lädt mit seinem Buch Die Ganze Schieße mit der Zeit“ den Elser ein, einen Blick auf sein Leben, seine Zeit und den Umgang mit der Diagnose Krebs zu werfen und somit ein Gefühl ...

Hubertus Meyer-Burkhardt lädt mit seinem Buch Die Ganze Schieße mit der Zeit“ den Elser ein, einen Blick auf sein Leben, seine Zeit und den Umgang mit der Diagnose Krebs zu werfen und somit ein Gefühl zu bekommen, was Zeit für den Moderator bedeutet und regt den Leser dazu an, ebensolche Gedankengänge über das eigene Leben, die eigene Zeit in Angriff zu nehmen.
Da Zeit, insbesondere Lebenszeit, ein relativer Begriff ist, setzt sich Meyer-Burkhardt mit dem Erlebten und den Erinnerungen auseinander. Vieles, was er damals für richtig und gut befunden hat, ist in der Nachbetrachtung zwar zum erlebten Zeitpunkt ok, aber mit dem Wissen von heute würde er manches doch anders machen. Der Begriff Zeit , gelebte Zeit, bekommt nach dem Erhalt der Diagnose eine ganz andere Bedeutung und Meyer-Burkhardt merkt, dass er nun die Gelegenheit hat, endlich sein Lebe zu entschleunigen, nicht mehr auf der Überholspur zu leben und das zu tun, was ihm gut tut, woraus er für sich positive Wirkung und Erinnerungen ziehen kann.
Der Blick zurück beinhaltet auch viele Begegnungen mit bekannten und berühmten Persönlichkeiten aus Film, Fernsehen und Politik, die seinen Weg säumen, bereichern und mit denen er eine gute Freundschaft pflegt.
Doch über allem steht immer die Frage: Was mache ich mit der Zeit, die bleibt? Viele philosophische Zitate bereichern dieses Buch, geben dem Leser einen Wink in die Richtung, wie der Autor tickt und man erfährt vieles aus seinem Seelen- & Gefühlsleben. Meyer-Burkhardt ist ein Mensch, der gelernt hat, an richtigen Stellen loszulassen, sich zu verabschieden und frei für neue Eindrücken zu sein….denn alles hat seine Zeit.

Ein interessanter Einblick in das Leben eines Mannes, der viel erreicht hat, aber noch viel vor sich hat, wenn ihm die Uhr des Lebens noch viele Stunden schenkt…

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Veröffentlicht am 28.12.2019

Wer erzieht hier wen ? :-)

Kriegt das Papa, oder kann das weg?
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„Kriegt das Papa, oder kann das weg“ ist die locker-amüsante Schilderung des ganz normalen Wahnsinns, der sich Familienalltag nennt. Tillmann Prüfer ist Vater von 4 Töchter und teilt seiner Leserschaft ...

„Kriegt das Papa, oder kann das weg“ ist die locker-amüsante Schilderung des ganz normalen Wahnsinns, der sich Familienalltag nennt. Tillmann Prüfer ist Vater von 4 Töchter und teilt seiner Leserschaft auf humoristische Art und Weise mit, wie sich der Alltag mit der Spezies Tochter gestaltet und welche Hürden es dabei zu überwinden gilt.
Egal ob mitleidige Blicke von Bekannten, nervigen Fragen, ob er sich mit vier Mädchen nicht überfordert fühle oder einfach nur die Tatsache, dass Kinder eher ihre Eltern erziehen, anstatt umgekehrt - viele Szenen erinnern an meinen eigenen Alltags Zuhause, an Machtkämpfe, genervtes Aufgeben, verfehlen von sogenannten Erziehungszielen- bzw. Strategien und hat doch nur wieder eines zum Ziel: die grenzenlose Liebe zu den Töchtern, die auf der einen Seite der letzte Nagel zum Sarg sein können und auf der anderen Seite die liebenswerteste Bereicherung im Leben eines jeden Elternteils. Es kommen, dank Prüfer Schilderungen seines Familienalltages, unendlich viele eigene Erinnerungen hoch und das macht das Buch zu einem Familienalbum der besonderen Art.
Prüfer lotst seine Leser geschickt durch die Alltagshürden, lässt tiefe Einblicke in sein Familien- & Seelenleben zu und spart nicht mit bildreichen Anekdoten.
Ein gelungener Lesespaß, der wirklich lesenswert ist

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Veröffentlicht am 28.12.2019

Weihnachten am Meer

Weihnachten in dem kleinen Haus am Meer
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Für Lizzy ist die Weihnachtszeit wirklich die schönste Zeit im Jahr – Geschenke einpacken, Plätzchen backen und das ganze Haus glitzert und funkelt im festlichen Kerzenschein. Aber dann kippt die Stimmung, ...

Für Lizzy ist die Weihnachtszeit wirklich die schönste Zeit im Jahr – Geschenke einpacken, Plätzchen backen und das ganze Haus glitzert und funkelt im festlichen Kerzenschein. Aber dann kippt die Stimmung, denn während der Vorbereitungen steht Lizzy plötzlich ganz alleine da- irgendwie hat jeder etwas anderes vor und Lizzy fühlt sich allein gelassen und unverstanden. Kurzerhand zieht die Reißleine und büxt aus, direkt ans Meer in ein kleines Haus, das ihr in den Weihnachtstagen zu einem gemütlichen Zuhause werden soll. Doch geht das überhaupt – Weihnachten ohne Familie?

„Weihnachten in dem kleinen Haus am Meer“ ist kein typischer Weihnachtroman mit Kitsch und Sentimentalitäten, sondern ein warmherziger Roman mit einer wundervollen Botschaft: Es soll ein Fest der Freude und der Freundschaft sein und genau diese Mission erfüllt dieser Roman vortrefflich.
Jedem ist der Stress und die Hektik gerade in den letzten Tagen vor Weihnachten bekannt und so findet man sich schnell in der Figur Lizzy wieder, nickt bejahend mit dem Kopf und weiß, wie sie sich fühlt, wenn sie Listen abarbeitet, hier noch schnell etwas besorgt, da noch etwas richtet und das alles nur, damit an Heilig Abend alles perfekt ist.
Doch bei aller Perfektion beliebt sie auf der Strecke und fühlt sich unverstanden, ungeliebt und unattraktiv. Sie tut wirklich das einzig Richtige und flüchtet bei Nacht und Nebel. Manchmal braucht es eben nicht nur einen Gang, den man runter schalten muss, sondern man muss sich wieder erden, um neu durchstarten zu können.
Das Setting am Meer ist dafür perfekt gewählt und man spürt richtig, wie die Meeresbrise nicht nur Lizzys Kopf frei pustet, sondern wie sie auch wieder langsam anfängt, durchzuatmen und wieder zu sich selbst findet. Dass ihr dabei ganz viele unterschiedliche Charaktere begegnen und ihre Auszeit bereichern, ist nicht nur ein wunderbarer Zufall, sondern von der Autorin eindrucksvoll geschildert. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und wirkt als Einzelperson verloren. Doch die bunt zusammengewürfelt Truppe gibt sich gegenseitig Halt, ist unvoreingenommen und daraus stricken sich neue Freundschaftsbande.
Rückblicke in die Vergangenheit der einzelnen Personen machen die Entwicklung für den Leser verständlich und geben so den Einblick in die Lebenswege der Menschen frei.
Das Fest der Liebe und der Freundschaft hält Einzug im kleinen Haus am Meer und es verbreiten sich würzige Aromen, Gemütlichkeit und das Gefühl, dazuzugehören.
Lizzy merkt, dass es Zeit ist, der Veränderung endlich einen Schubs in die richtige Richtung zu geben und die Autorin lässt den Leser an ihrer Entwicklung teilhaben. Nachvollziehbar werden ihre Gedanken und Gefühle geschildert, man nimmt ihr jede Handlung ab und merkt, dass Lizzy nicht nur mit offenen Augen und weit ausgebreiteten Armen, sondern auch mit einem großen Herzen, in dem jeder ihrer Freunde Platz hat, durchs Leben geht.
Ein Roman voller liebenswerter Momente, einigen spannenden Szenen, Denkanstöße und ganz viel Weihnachtszauber

Das Geheimnis der Weihnacht besteht darin, dass wir auf unserer Suche nach dem Großen und Außerordentlichen auf das Unscheinbare und Kleine hingewiesen werden.

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