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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.06.2017

Gänsehaut in Mannheim

Die Bestimmung des Bösen
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Mit „Die Bestimmung des Bösen“ legt die Autorin Julia Corbin, die bereits unter ihrem Namen Kerstin Pflieger als Fantasy Autorin große Erfolge feiern durfte, ihr Thriller Debüt vor. Sie führt eine sehr ...

Mit „Die Bestimmung des Bösen“ legt die Autorin Julia Corbin, die bereits unter ihrem Namen Kerstin Pflieger als Fantasy Autorin große Erfolge feiern durfte, ihr Thriller Debüt vor. Sie führt eine sehr vielschichtige und interessante Protagonistin, Alexis Hall, ein. Alexis arbeitet bei der Kriminalpolizei in Mannheim und hat eine sehr schwere Kindheit gehabt. Ihre Eltern, die sie sehr früh verloren hat, waren beide Verbrecher. Alexis wurde von einer liebevollen Familie adoptiert. Dennoch trägt sie am Wissen um ihre Herkunft sehr schwer.
In Mannheim kommt es zu mehreren Doppelmorden, bei denen jeweils junge Frauen, die miteinander befreundet sind, umgebracht werden. Ihre Leichen werden auf sehr auffällige Weise drapiert, so dass sie gefunden werden müssen. Alexis Hall und ihr Kollege Oliver arbeiten eng mit der Kriminalbiologin Karen zusammen, die durch Bestimmung von Maden und Insekten Rückschlüsse auf Tatort und Tatzeit geben kann. In die Ermittlung eingeflossen sind interessante biologische Untersuchungsmethoden, für einmal (fast immer) realistisch und korrekt, was mich als Biologin besonders erfreut und gut unterhalten hat. Bei der Aufklärung der Fälle kann man sehr gut miträtseln und wird durch unerwartete Wendungen aufs beste unterhalten.
Sprachlich war der Thriller sehr angenehm zu lesen. Man spürt, dass jemand am Werk ist, der sich auf das Erzählen versteht. Von mir erhält dieser Thriller 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Ich freue mich schon jetzt auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 15.05.2017

Die Geschichte eines Münchner Kaufhauses

Das Haus der schönen Dinge
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Im Roman „Das Haus der schönen Dinge“ erzählt Heidi Rehn die Geschichte eines fiktiven Kaufhauses „Hirschvogl“ in München zwischen 1897 und 1952. Wie viele andere Kaufhäuser gehört das „Hirschvogl“ einer ...

Im Roman „Das Haus der schönen Dinge“ erzählt Heidi Rehn die Geschichte eines fiktiven Kaufhauses „Hirschvogl“ in München zwischen 1897 und 1952. Wie viele andere Kaufhäuser gehört das „Hirschvogl“ einer jüdischen Kaufmannsfamilie und so erzählt dieses Buch exemplarisch auf sehr herzerwärmende aber auch verstörende Weise das Schicksal einer jüdischen Familie in den lebhaften 20er Jahren und während der schrecklichen Zeit unter den Nationalsozialisten.
Die Schauplätze in München sowie des Kaufhauses sind sehr anschaulich beschrieben, so dass man richtig zum Träumen kommt. Liebhaber von Fernsehserien wie „The Paradise“ oder „Selfridges“ werden in diesem Schmöker voll auf ihre Kosten kommen.
Die Charaktere sind sehr sorgfältig und liebevoll ausgearbeitet, so dass auch der Zwiespalt, in dem viele Menschen in der Zeit der aufstrebenen NSDAP steckten, sehr deutlich wird. Sehr viele Informationen zur Geschichte Bayerns und Deutschlands sind eingestreut und auch viele wirtschaftliche Aspekte werden beleuchtet.
Mein Leseverlauf war so, dass ich die ersten etwa 150 Seiten wirklich faszinierend fand und mich immer wieder richtig gefreut habe, wenn ich mal für eine halbe Stunde in das Buch eintauchen konnte. Danach, etwa im mittleren Drittel ist mir etwas zu wenig passiert. Es war nach wie vor flüssig zu lesen, aber ich habe dennoch einiges etwas übersprungen, ohne dass mir wirklich viel Information zur Handlung gefehlt hätte. Das letzte Drittel war dann wirklich sehr mitreißend von der Spannung her, aber auch von der gefühlsmäßigen Bindung her, die man mit den Figuren aufgebaut hat.
Ich empfehle das Buch allen Liebhabern der etwas ausschweifenderen historischen Romane und natürlich Münchnern. Von mir erhält dieses Buch 4,5 Sterne. Da wo das nicht möglich ist, runde ich auf 5 Sterne auf.

Veröffentlicht am 28.03.2017

Eine Lehrerin auf Holmes´ Fährten

Das Haus in der Nebelgasse
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Wir sind im Jahr 1900. Matilda Gray ist ein junge Lehrerin an einer Londoner Mädchen-Privatschule. Die Schülerinnen sind Töchter aus besserem Hause und sollen auf eine Zukunft als Ehefrau vorbereitet ...


Wir sind im Jahr 1900. Matilda Gray ist ein junge Lehrerin an einer Londoner Mädchen-Privatschule. Die Schülerinnen sind Töchter aus besserem Hause und sollen auf eine Zukunft als Ehefrau vorbereitet werden. Sie sollen als interessante Gesprächspartnerin an der Seite eines wohlhabenden Ehemannes einen gepflegten Haushalt leiten können. Doch Matilda ist das nicht genug. Nach ihrer Vorstellung sollen auch Frauen über einen Beruf verfügen und dieses Streben nach Unabhängigkeit lässt sie mit Bedacht auch in ihren Unterricht einfließen.
Nach den Sommerferien kommt die Schülerin Laura nicht mehr zum Unterricht. Ihr Vormund erscheint an der Schule und lässt sein Mündel entschuldigen. Sie sei erkrankt und werde sich in seiner Begleitung auf eine Bildungs- und Erholungsreise auf den Kontinent begeben.
Matilda ist beunruhigt. Als sie eine Karte von Laura erreicht mit einer kryptischen Botschaft, macht sie sich auf die Suche nach Lauras Familiengeschichte. An der Seite eines Geschichtsprofessors begibt sie sich in Londons Unterwelt und Vergangenheit und entdeckt zahlreiche Geheimnisse, die man für immer verborgen glaubte.
Ich habe die Lektüre dieses Buches sehr genossen. Es kam für mich genau zur richtigen Zeit, als ich spanndende Ablenkung mit gefühlvoller Untermalung gut brauchen konnte.
Matilda ist ein sehr liebenswerter Charakter, mit dem man sich gerne und gut identifizieren kann. Besonders gefallen hat mir Matildas Vermieterin, Mrs. Westlake, die durch Schreiben von Groschenromanen ihren Lebensunterhalt verdient und über einen äußerst interessanten, wenn auch etwas verschrobenen Freundeskreis verfügt.
Da ich selber sehr gerne in London bin, fand ich es besonders spannend, die verschiedenen Schauplätze im Buch um 1900 aufzusuchen. Die Autorin versteht es vortrefflich die Stimmung in den unterschiedlichen Quartieren und zu den unterschiedlichen Tageszeiten zu beschreiben, so dass man sich förmlich ins Geschehen hinein versetzt fühlt. Ich habe auf jeden Fall einiges aus diesem Buch mitgenommen, was meine nächsten London-Aufenthalt zusätzlich beleben wird.
Von mich hat dieser spannende Roman seine 5 Sterne herzlich verdient.

Veröffentlicht am 28.03.2017

Erstaunlicher Debüt Thriller

Der Knochensammler - Die Ernte
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In London untersucht die Polizistin Etta Fitzroy mehrer Vermisstenfälle von Kindern. Bei zwei Kindern stößt das Ermittlerteam auf eine erstaunliche Gemeinsamkeit. Beide Kinder weisen Knochenanomalien ...

In London untersucht die Polizistin Etta Fitzroy mehrer Vermisstenfälle von Kindern. Bei zwei Kindern stößt das Ermittlerteam auf eine erstaunliche Gemeinsamkeit. Beide Kinder weisen Knochenanomalien auf. Schnell wird klar, dass die Entführungen auf den gleichen Täter zurückgehen, weil er eine unverkennbare Signatur zurücklässt. Was für ein Täter hat es auf Kinder mit Knochenmissbildungen abgesehen? Was tut er mit den Opfern?
Diese Fragen führen Etta tief in die Familiengeschichten der Opfer, die mir teilweise wirklich ans Herz gewachsen sind. Vor allem der kleine Jakey, der an Fibrodysplasia Ossificans Progressiva leidet, einer Krankheit, bei der die Knochen unkontrolliert wachsen und der Patient im Verlauf immer unbeweglicher wird. Ich habe in den Thriller viel über diese seltene Krankheit erfahren, ohne dass die Autorin sich in Tränendrüsendrückerei verliert.
Durch Perspektivwechsel und Cliffhanger bleibt die Spannung immer auf einem bestimmten Level. Es gibt Abschnitte, die nicht einfach zu ertragen sind, wenn man empfindlich ist. Obwohl ich generell Mühe habe, mit Büchern, in denen Kindern Schlimmes zustößt, habe ich dieses Buch gerne gelesen, weil die Autorin genügend Abstand und Würde gegenüber den Opfern wahren lässt.
Mir hat dieser Thriller sehr gut gefallen. Ich vermute, dass es eine Fortsetzung gibt und freue mich jetzt schon darauf, die zu lesen.
Von mir erhält dieses erstaunliche Debüt 5 Sterne.


Veröffentlicht am 13.12.2016

Spannender Stuttgart Krimi

Tödliche Verdächtigungen
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Mit „Tödliche Verdächtigungen“ schließt Silvia Stolzenburg ihre Krimi-Trilogie um die Ermittlerin Anna Benz und Markus Hauer ab. Dieser letzte Fall ist für Anna sehr persönlich. Sie wird von ihrem Vater ...

Mit „Tödliche Verdächtigungen“ schließt Silvia Stolzenburg ihre Krimi-Trilogie um die Ermittlerin Anna Benz und Markus Hauer ab. Dieser letzte Fall ist für Anna sehr persönlich. Sie wird von ihrem Vater zu Hilfe gerufen, weil dieser seine Assistentin ermordet in einer Blutlache liegend in seiner Villa auffindet. Es sieht nicht gut für ihn aus. Alle Hinweise deuten aus Annas Vater als Täter. Erschwerend kommt hinzu, dass dieser überhaupt nicht mehr an den Ablauf des Abends erinnern kann.
Die Ermittlungen verfolgen verschiedene Richtungen. Wie die beiden Vorgängerbände „Tödliche Jagd“ und „Die Fliege“ besticht auch dieser Kriminalroman durch sehr detailreiche Schilderungen von Arbeitsabläufen bei der Polizei, die auf eine sehr gewissenhafte Recherchearbeit schließen lassen. Da ich in der Nähe von Stuttgart wohne, hat mir natürlich sehr gut gefallen, dass ich die Schauplätze so gut nachempfinden konnte. Besonders beeindruckt haben mich die Abschnitte, die von der Haftanstalt Stammheim erzählen. Da konnte die die beklemmende Stimmung richtig gut nachempfinden. Nicht weniger faszinierend war auch eine rasante Befreiungsaktion, in die Anna und ihr Vater verwickelt waren.
Die Auflösung am Ende war für mich unerwartet, aber dennoch schlüssig. Man kommt von alleine nicht wirklich auf die richtige Fährte.
Da die Handlung im Laufe der Trilogie rund um das Privatleben der Protagonistin Anna aufgebaut ist, empfehle ich die Einhaltung der Reihenfolge. Die Fälle selber sind aber in sich abgeschlossen, so dass der Krimi auch isoliert gelesen und verstanden werden kann.
Ich würde diesem Krimi gerne 4,5 Sterne geben. Da das nicht überall möglich ist, runde ich auf 5 auf.