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Veröffentlicht am 02.01.2020

Leider nicht durchgängig spannend

Die Wälder
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Der neue Thriller von Autorin Melanie Raabe trägt den Titel "Die Wälder" und erscheint im btb Verlag.


Nina erfährt, dass Tim, ihr bester Freund aus Kindertagen, unerwartet gestorben ist. Kurz vor seinem ...

Der neue Thriller von Autorin Melanie Raabe trägt den Titel "Die Wälder" und erscheint im btb Verlag.


Nina erfährt, dass Tim, ihr bester Freund aus Kindertagen, unerwartet gestorben ist. Kurz vor seinem Tod hat er versucht, sie telefonisch zu erreichen.Tim hinterlässt eine Aufgabe, Nina soll seine vor Jahren in den Wäldern verschwundene Schwester Gloria finden.


Dieser Thriller beginnt mit einer bedrohlichen Stimmung, die man später auch in den Szenen im Wald spüren kann.

Ninas Kindheit mit ihren Freunden war durch die gemeinsamen Abenteuer im Wald geprägt. Wenn sich Freunde aus Kindertagen weiter entwickeln, hängt man dennoch an den alten Erinnerungen. Nina setzt alles daran, den letzten Wunsch ihres verstorbenen Freundes Tim zu erfüllen. Sie kehrt in ihr Heimatdorf zurück, dieses liegt eingebettet in einen tiefen Wald. Wird sie dort eine Spur zur vermissten Gloria finden?


Dieses Buch wechselt ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart, es werden viele Puzzleteile aufgedeckt, die sich allmählich zu einem Bild verdichten.

Bei den geschilderten Erinnerungen aus der Kindheit ist man sich als Leser nie ganz sicher, ob es der Wahrheit entspricht oder nur kindliche Einbildung sein könnte. Dieses Verwirrspiel sorgt für einige Wendungen im Handlungsverlauf, die der Leser nicht genau einschätzen kann. Die Kinder erleben in offensichtlich viele schreckliche Vorgänge mit, die sie aber nicht richtig einschätzen können.


Nina macht sich auf in ihre Heimatund damit auch auf die Suche nach ihrer eigenen Kindheit, die Kindheitserlebnisse machen ihr auch als erwachsene Frau noch Angst. Sie möchte sich Klarheit verschaffen, was damals wirklich passierte. Zu sehr sind ihre Erinnerungen an grausame Vorgänge in ihrem Heimatdorf verbunden. Diese bedrückende Angst hat Melanie Raabe perfekt als Untermalung für ihr Buch ausgeführt und verleiht ihrem Buch eine mysteriöse und düstere Stimmung.

Die Handlungsvorgänge sind durch die vielen Ungereimheiten anfangs spannend, dann wird es allerdings eher langatmig und sehr ausführlich geht es in die Details von vielfältigen Geschehnissen in der Kindheit. Auch die Auflösung verliert sich mir zu sehr in Details, das unheimliche Gefühl verschwindet dadurch und damit leider auch der Erkennungswert der Geschichte.


Die ständigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart haben einen Sinn, sie schaffen ständige Cliffhanger und bilden allmählich aus einzelnen Puzzleteilchen ein komplettes Bild der wahren Vorgänge.

Mich konnte die Geschichte jedoch nicht richtig packen, auch wenn sie tiefgründig versucht, mysteriös und geheimnisvol zu wirken und das Motiv der Rache als Grund für alles Handeln zu benennen.



Von diesem Buch hatte ich mir mehr versprochen, durch der Erfolgsthriller "Die Falle" liegt die Meßlatte der Autorin bei mir allerdings auch sehr hoch.


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Veröffentlicht am 19.12.2019

Eine humorvolle Mitteilung von Vaterfreuden

Der Ball ist nicht aus Kuchen!
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Im Holzbaum Verlag erscheint das Büchlein "Der Ball ist nicht aus Kuchen!" von Jan Dosenwerfer.

Jan Dosenwerfer stammt aus Preußen und wohnt heute in Wien. Er ist im Hauptberuf Bäcker und im Nebenerwerb ...

Im Holzbaum Verlag erscheint das Büchlein "Der Ball ist nicht aus Kuchen!" von Jan Dosenwerfer.

Jan Dosenwerfer stammt aus Preußen und wohnt heute in Wien. Er ist im Hauptberuf Bäcker und im Nebenerwerb Humorist. Seit 2016 ist er Vater eines Sohnes und schreibt auf, was der so macht und von sich gibt. Und das ist größtenteils sehr lustig!


"Babys stehen gerne möglichst früh auf, damit sie rechtzeitig mit ihrem Tagwerk (Herumliegen) beginnen können." Zitat Seite 6

Wenn man Kinder hat, verändert sich das Leben schlagartig, schon allein die Anschaffung des Kinderwagens erweist sich teurer als gedacht und Schlafen möchte man als junger Vater eigentlich viel mehr als bisher. "Eine ziemliche Eltern-Quälerei ist das Spiel "Schlafen gehen." Zitat Seite 34



Diese und andere Erfahrungen teilt Protagonist Jan und seine Frau Katja mit seinen Lesern und lässt sie in sein Familienleben mit Baby hineinblicken. Einige euphorische Phasen als frisch gebackener Vater entwickeln sich zunehmend zu einem vom Baby in Beschlag genommenen Mann. Der kleine Bastian ist gerade mal 2,5 Monate alt, da hofft Felix, das der kleine Mann ihm im Laden hilft. Ja, da wird er sicherlich noch gut 20 Jahre warten können und auch dann ist die Mithilfe fraglich.

Aber und zu meldet sich auch Katja zu Wort und wir erfahren, wie ungnädig Bastian mit Hauskater Felix umgeht.

Die etwas leidvollen Aussagen des jungen Vaters Felix sind humorvoll zu lesen, wer noch keine Kinder hat, wird es sich spätestens jetzt gut überlegen. Die kurzen Textsequenzen sind einfach und verständlich, sie enthalten einige österreichische Begriffe, wie Grießkoch, Marillen und Ribiseln.

Die Aussagen des Sohnes Bastian, der mit drei Jahren auch häufig zu Wort kommt, sind kurz und knapp und Kindermund tut auch hier Wahrheit kund. Allerdings sind solche Aussagen immer nur für die eigenen Eltern von besonderer Bedeutung, der persönliche Bezug zu Bastian fehlt mir hier leider.



Unterhaltsame Einblicke in ein Leben mit Kind, wie es alle jungen Eltern gut kennen. Aber eben nicht durchgängig interessant genug, um den Leser dauerhaft zu fesseln.

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Veröffentlicht am 15.10.2019

Horrorszenario mit realistischen Anklängen

#KillTheRich - Wer Neid sät, wird Hass ernten
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Dieses Buch ist ein vorstellbares Szenario, denn Bürgerkriege entstehen dort wo verschiedene Interessen aufeinandertreffen und die Menschen sich gegen das politische System auflehnen.
Hier sollen die beiden ...

Dieses Buch ist ein vorstellbares Szenario, denn Bürgerkriege entstehen dort wo verschiedene Interessen aufeinandertreffen und die Menschen sich gegen das politische System auflehnen.
Hier sollen die beiden Protagonisten Conrada van Pauli und Bimal Kapoor die Menschheit zur Vernunft bringen und einen Krieg verhindern, doch sie geraten natürlich selbst in die Schusslinie und das bringt reichlich Spannung mit ins Buch.

Die Story ist durchaus gut durchdacht, es zeigt die Korruption und Manipulation von Menschen auf, die viele der genannten Vorgänge erst möglich macht. Für mich war das Buch nicht ganz einfach zu lesen, denn auch wenn mir der Schreibstil von Lucas Fassnacht gut gefallen hat und man seinen Ausführungen gut folgen kann, war es mir in der Menge und den Handlungssträngen einfach zuviel. Außerdem musste ich ständig Personen und ihre Funktionen, sowie Abkürzungen im Anhang nachschlagen. BKA und EZB kennt man, aber INTCEN (europäischer Geheimdienst) oder UNASUR (Union Südamerikanischer Nationen) sind mir einfach nicht geläufig.

Das geschilderte Szenario wirkt sehr authentisch und ist absolut vorstellbar. Die Unterschiede zwischen arm und reich werden immer extremer und das erzeugt zwangsmäßig Neid und Missgunst und vor lauter Elend werden Menschen zu Kriminellen und Gefährdern. Wenn man sich die Nachrichten so anschaut, sieht man ständig Anschläge, Unruhen, Straßenschlachten und besonders in einigen Ländern Polizeigewalt. An Brisanz gewinnt der Thriller auch durch viele genannte aktuelle Politiker-Figuren, die im Buch vorkommen.
Als persönliche Kritik möchte ich anführen, das hier viele politische Gespräche stattfinden und ich mich nicht in alle Themen hineindenken kann, weil mir gerade zu Themen aus dem Ausland Hintergrundwissen fehlt.

Was dieser unbedachte Post #killtherich Post anrichtet, ist ein weltumspannender Bürgerkrieg und er zieht weltweites Chaos nach sich.

In diesem Buch vermischen sich Fakten und Fiktion zu einer angsteinflößenden Geschichte, die insgesamt weltumspannend angelegt ist. Von der Idee her genial, von der Umsetzung mit den Charakteren nicht ganz so gut gelungen. Ich konnte mit der karriereorientierten Conrada van Pauli keine Verbindung aufbauen, sie wirkt auf mich wie eine Superagentin, die ihre Arbeit vor ihre Familie stellt. Der indische Starjournalist Bimal Kapoor nutzt seine Kenntnisse und Beziehungen zur Presse und er wirkt um Längen sympathischer als seine Mitstreiterin Conrada.

Dieser Thriller trägt sehr realistische Züge, er ist rasant, erschreckend und bestimmt etwas für Politikinteressierte und Thrillerfreunde, aber leider nicht nach meinem Lesegeschmack.

Veröffentlicht am 03.10.2019

Leichte, locker-flockige und humorvolle Unterhaltung, nicht mehr und nicht weniger.

Doch, das passt, ich hab's ausgemessen!
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Der neueste Roman der Schauspielerin Elena Uhlig trägt den Titel "Doch, das passt, ich hab's ausgemessen!" und erscheint ab September 2019 im Knaur Verlag.

Frau Uhlig hat Geschmack und möchte ihre Einrichtung ...

Der neueste Roman der Schauspielerin Elena Uhlig trägt den Titel "Doch, das passt, ich hab's ausgemessen!" und erscheint ab September 2019 im Knaur Verlag.

Frau Uhlig hat Geschmack und möchte ihre Einrichtung auf den neuesten Stand bringen und erneuern, während ihr Gatte Herr Karl am liebsten alles so lässt, wie es ist. Um ihren Plan umzusetzen, braucht sie ein wenig weibliches Geschick und weil der Möbelschwede die richtige Adresse ist, findet sie einen Grund, ihren Gatten dorthin zu schleifen. Wie man das Elternschlafzimmer zu einem Familienmatratzenparadies umbaut, die richtigen Maße nimmt und nebenbei noch über Warteschleife mit dem Handyanbieter in Kontakt tritt, ist für Frauen kein Problem, die sind ja multi-tasking-fähig. Aber kann das auf Dauer gut gehen?

"Wir haben einfach zuviel Geschirr, Uhlig!" "Nein, wir haben einfach keinen richtigen Schrank, Karl." "Hätten wir weniger Geschirr, würde der Schrank reichen, Uhlig." Zitat Seite 100

Matratzenkauf, neuen Schrank, Umzug und nebenbei hat man Probleme mit dem Telefonanbieter. Alles typische Alltagsszenen, denen man im echten Leben schon einmal ausgesetzt ist.

Dieses Buch zeigt das Leben des Paares Uhlig und Herrn Karl, Frau und Mann und ihre Diskussionen über ein neues Bett und weitere Einrichtungsgegenstände. Wie diese Gespräche ablaufen, sorgt für Lacher, denn manches kommt einem bekannt vor. Es ist wie im normalen Leben, die Männer brauchen nichta und vor allem keine Veränderungen. Frauen müssen also Tricks anwenden, wenn sich etwas bewegen soll. Frau Uhlig ist so eine Frau und sie lässt sich nicht so leicht umstimmen.

Es kommt zu einem Matratzenkauf, dessen Originalsketch ja von Loriot persönlich schon beschrieben wurde. Auch bei Uhlig ist alles übertrieben dargestellt, aber gerade darin liegt der Witz. Auch die Handy-Hotline-Story finde ich einfach lustig, ebenso die Eskalation beim Einkauf bei Ikea, das kennen ja viele. Bei der Organisation des Umzugs muss Uhlig ran. Sie misst, sie plant und sie telefoniert, der Leser ist verwundert und amüsiert.

Insgesamt gesehen wirkt hier schon alles sehr klamaukig, doch der Erzählstil ist forsch und die Beziehung zwischen Herrn Karl und Frau Uhlig wirkt neben ihrer komischen Anrede, wie die meisten Paare. Einzelnen Szenen und Kapitel lesen sich noch sehr humorvoll, als ganzes Buch ist es dann doch aber etwas zuviel des Guten.


Leichte, locker-flockige und humorvolle Unterhaltung, nicht mehr und nicht weniger. Mit dem Matratzenkauf wurde der Leser ziemlich überstrapaziert.

Veröffentlicht am 30.09.2019

Eine herzergreifende Liebesgeschichte, die sich etwas in die Länge zieht

Das Wispern der Schmetterlinge
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In ihrem Liebes-Roman "Das Wispern der Schmetterlinge" entführt die Erfolgsautorin Susanna Ernst auf die exotische Insel Madeira, das Buch erscheint im Knaur Verlag.

Ava und Pacey sind seit ihrer Kindheit ...

In ihrem Liebes-Roman "Das Wispern der Schmetterlinge" entführt die Erfolgsautorin Susanna Ernst auf die exotische Insel Madeira, das Buch erscheint im Knaur Verlag.

Ava und Pacey sind seit ihrer Kindheit befreundet, erst später entwickelte sich zwischen ihnen eine Liebesbeziehung. Ava stirbt durch einen Unfall und Pacey leidet entsetzliche Seelenqualen und die Erinnerungen an den Vorfall bringen ihn an seine Grenzen. Deshalb rät ihm seine Therapeutin zu einer Reise. Er fliegt nach Madeira und trifft auf eine Frau, die wie seine Ava aussieht. Welche geheime Macht spielt ihm diesen Streich?

Die Geschichte ist sehr gefühlsbetont, der Verlust von Paceys Schwester macht ihm und ihrer Freundin Ava sehr zu schaffen. Doch beide kommen sich näher, es ist eine Liebe, die bei einem romantischen Picknick geschlossen wird. Später kommt Ava bei einem Unfall ums Leben, Pacey leidet unter ständig wiederkehrenden Alpträumen und gibt sich nach diesem tragischen Ereignis immer wieder die Schuld. Seine Psychotherapeutin rät ihm zu einem Urlaub, um den Erinnerungen einmal zu entkommen. Was dann geschieht gleicht einem Wunder, er trifft auf die Hotelangestellte Maria, die seiner Ava völlig ähnlich sieht.


"Das Wispern der Schmetterlinge" ist eine dramatische Liebesgeschichte, die Susanna Ernst mit viel Herz sehr wamherzig geschrieben hat und ihr auch einen Hauch Mystik verleiht.

Es gibt einige Perpektivwechsel und Rückblenden, die den Leser immer mehr über die Figuren in Kenntnis setzen und die Beziehungen zwischen Pacey und Ava und später zu Maria erzählen. Das gibt der Geschichte eine interessante Note und sorgt für Spannung in der eher ruhigen und sich ziemlich in die Länge ziehenden Erzählung.
Die eingebauten mystischen Elemente empfand ich anfangs noch auflockernd, doch sie nahmen im Verlauf der Handlung immer mehr zu und damit entwickelte die Story für mich einen merkwürdigen Beigeschmack.

Ava und Maria sehen sich ähnlich, warum fragt man sich da. Der Verdacht liegt nahe, dass sie Zwillinge sein könnten. Am meisten habe ich mit Pacey mitgelitten, dessen Schuldgefühle und Trauer man sehr stark nachfühlen kann. Mit dem Auftauchen von Maria gesellt sich ein neuer Hoffnungsschimmer in Paceys Leben, doch die Trauer und die Schuldgefühle sind weiterhin vorhanden.

Es gibt einige berührende Wendungen, die den Leser zwar nicht vollkommen überraschen, aber doch mitnehmen auf eine besondere Reise. Insgesamt ist das Thema Trauerbewältigung hier sehr emotional aufbereitet, einige Zufälle erscheinen mir ziemlich konstruiert und die liebevoll gezeichneten Charaktere spielen zwar eine emotionale Herz-Schmerz-Geschichte, mir war es aber teilweise zuviel und zu langatmig, weil doch relativ vorhersehbar. Leider konnte mich auch das Ende nicht ganz überzeugen.

Der Verlust einer Liebe, Schuldgefühle, Trauer und eine neue Hoffnung sind die treibenden Gefühle in diesem gefühlvollen Roman, der mich nicht wirklich erreicht hat, aber doch ganz sicher seine Leserschaft finden wird.